Die einfachen Sachen

Begonnen von Jan, 07. Feb 2014, 16:56:08

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Jan

Das stimmt schon, es ist wie mit der Geschwindigkeit beim Spielen: das kommt als Nebenprodukt einer präzisen Spielweise von selbst. Wenn man schnell übt, muss man aufpassen, nicht \"rauszufliegen\" und hat keine Zeit, sich um exakte Rhythmik, Dynamik oder Phrasierungen zu kümmern.

Stefan Grossman, ein begnadeter Gitarrist und vor allem Pädagoge hat sinngemäß gesagt: \"Play it slowly and make it sound like music. If you can play it slow you will bw able to play it fast.\"
Andersrum funktioniert es nicht, zu schnelles Üben festigt auch die Fehler und führt zu einem schlampigen Spiel. Ketzer hat also recht, denke ich. Nicht umsonst üben auch Profis immer wieder die \"Basics\" - Skalen und Tonleitern, technische Übungen, Paradiddle usw. und spielen Stücke, die eigentlich keine technische Herausforderung darstellen.

Meg

Da stimme ich Jan voll zu. \"Play it slowly and make it sound like music. If you can play it slow you will bw able to play it fast.\" Besser kann man das gar nicht auf den Punkt bringen. Soviel Zeit muss sein.

allesUkeoderwas

Ja, stimmt - Zumindest ist was dran...

Ein einzelner, wohlgeformter Ton ist mehr wert, als 100 nichtssagende...

So oder ähnlich hat es Stephan mal hier im Forum umschrieben.

Aber auch 100%ig perfektes Handwerk ist öde, wenn nix bei rüberkommt!

Mir fallen da diverse Blueslegenden ein, die mit schrägen Tönen auf verstimmten, Billigst- Instrumenten mehr hermachen, als heutige perfekte Studiomusikanten.
Ukulelen: Nur Schrott

howein

#3
Zitat von: JanStefan Grossman, ein begnadeter Gitarrist und vor allem Pädagoge hat sinngemäß gesagt: \"Play it slowly and make it sound like music. If you can play it slow you will bw able to play it fast.\"
Andersrum funktioniert es nicht, zu schnelles Üben festigt auch die Fehler und führt zu einem schlampigen Spiel. Ketzer hat also recht, denke ich. Nicht umsonst üben auch Profis immer wieder die \"Basics\" - Skalen und Tonleitern, technische Übungen, Paradiddle usw. und spielen Stücke, die eigentlich keine technische Herausforderung darstellen.
Witzig dass du das gerade jetzt sagt ... ich schlage mich gerade zur Zeit mit Grossman-Transcriptionen rum (Early Bluesmasters-Reihe) ...
Und hab grad eben - wider besseres Wissen - wieder mal viel zu schnell geübt ... und  bin prompt wieder an den üblichens Stellen hängengeblieben ... die Musik reißt einen einfach mit ...  ;)
Grossman hat hundertprozentig recht ...
(Und die Alten haben keineswegs nur schlampig vor sich hingespielt, egal ob auf einfachen \"Sperrholzkisten\" oder durchaus auch hochwertigen Instrumenten, da steckt wirklich Substanz drin, auch wenn bei Auftritten alles so easy wirkt ...)

allesUkeoderwas

Zitat von: howeinUnd die Alten haben keineswegs nur schlampig vor sich hingespielt...

Hat auch keiner behauptet.  ;)

Strumming my pain with Your fingers...
Ukulelen: Nur Schrott

howein

Ich wills mal so sagen ... sinnvoll üben, die  Erfahrungen von Könnern nutzen, ist einfach effektiver. Und steht dem \"was rüberkommt\" (so denn da was ist) sicher nicht im Weg, im Gegenteil ...
Wenn man wie ich mehrere Instrumente relativ intensiv lernt/spielt, ist das schon auch wichtig, ich habe nur begrenzte Zeit fürs Hobby zu Verfügung ... und letztlich machts (mir) auch mehr Freude, wenn dann auf systematischem Weg schneller und mit weniger frustrierenden Dauerstolperstellen aus Lernen/Üben Musik wird ...
Aber ich gebe zu, ich schaffe das auch nicht immer, manchmal geht\'s mit mir auch einfach durch und alle Systematik ist vergessen ...

hilli2

Zitat von: naduIn dieser Woche kam mir folgendes aus dem Radio entgegen: \"Die einfachen Sachen müssen stimmen, das Komplizierte kommt von selbst.\" Schon wieder so ein banaler Spruch könnte man meinen, doch er stammt von Willy Ketzer, einem gestandenen Profidrummer. - Wie das umsetzen? Einfache Stücke spielen - klingen sie wirklich sauber und gut? Den Anschlag prüfen - holt er wirklich das Optimale aus dem Intrument? Langsamer spielen, bei Geschwindigkeit huscht man doch sehr leicht über Unsauberkeiten hinweg. Usw. usw.

Wenn euch der Spruch etwas sagt und euch noch mehr dazu einfällt, schreibt. Wenn ihr den Spruch beschissen, banal oder abgedroschen findet, schreibts halt auch.
Hallo Nadu,

vielen Dank für diesen einfach klingenden, aber eigentlich tiefsinnigen Beitrag!

Das Ganze gilt nicht nur fürs Instrumentalspiel, sondern fürs ganze Leben! Reduziert könnte man auch sagen:

\"Auf das Wesentliche besinnen\". Dann können auch komplizierte Dinge, die nicht gleich funktionieren, besser ausgehalten werden.


DANKE für diesen sehr schönen Beitrag, gerade heute kann ich den sehr gut gebrauchen!!

Kristina
***Music was my first love...***

Tuke

#7
In der Formulierung \'einfache Sachen\' steckt der Widerhaken dieses Satzes.
Die sind ja oft gar nicht so einfach, wie sie uns scheinen!

Irgendwo dieses Zitat dazu gefunden:

\"Zum Schwierigsten in der Kunst gehört: das scheinbar gar nicht Schwierige, das Schlichte,
das Einfache.\"

Ich ergänze mal: nicht nur in der Kunst ist das so.

Auch in der Küche.
In der Liebe.
Im Leben.

Happy strummin\'
Tuke
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

kmklw

Peter Fischer (deutscher E-Gitarren-Guru) gab uns für eine Prüfung den Tipp:
\"...spielt schön einfach aber einfach schön!\"

wwelti

Ihr habt sowas von recht. Es ist besser einfache Stücke mit Freude und Genuß zu spielen, als sich ständig krampfhaft durch zu schwieriges Material zu kämpfen.
Trotzdem -- manchmal suche ich auch die Herausforderung.

Gruß
  Wilfried

howein

#10
Zitat von: wweltiIhr habt sowas von recht. Es ist besser einfache Stücke mit Freude und Genuß zu spielen, als sich ständig krampfhaft durch zu schwieriges Material zu kämpfen.
Was ist \"schwieriges Material\" ...?  ;)
Immer das nächste Stück das man lernt, das Dinge enthält die man noch nicht kann ...  :D
Deine kleinen Solosachen z. B. waren/sind für mich als relativer Ukulelenneuling erst mal \"schwieriges Material\" ... und irgendwann sind sie auch für mich \"einfache Stücke die ich mit Freude und Genuss spiele\" ... und so ist es mit allem, egal auf welchem Level ...

Nachtrag ... wobei mir grad auffällt dass ich eigentlich immer auch \"mit Freude und Genuss\" lerne und übe .... das ist für mich kein Unterschied ...

Uhu

Meine Sicht der Dinge: Wenn\'s mühsam wirkt, ist\'s (noch) nicht gut. Gilt - danke, Tuke - für\'s Leben und für die Musik.

wwelti

Was \"schwierig\" ist, ist immer relativ. Schwierig ist das, was man nicht oder nur mit großer Mühe kann.
Man kann auch \"schwieriges\" Material mit Freude und Genuß üben, aber das ist dann Üben, nicht spielen. Was natürlich nicht schlecht ist. Nur, das ist vielleicht das, was ursprünglich gemeint wurde: Man sollte vor lauter Üben das Spielen nicht vergessen. ;) Optimal ist natürlich, wenn es so klappt, daß man beides tut: Erst mit Genuß üben, und dann mit Genuß spielen 8)

Übrigens: Den Hanon konnte ich damals nie leiden, als ich mal 2 Jahre Klavierunterricht hatte. Das war für mich keine Musik.

Frolicks

Also mal aus Zuhörer-Sicht: Ich höre lieber jemandem zu, der ein einfaches Stück GUT, also RICHTIG GUT spielt, als jemandem, der irgendwas Vertracktes dahinnudelt.
Weniger ist mehr, das ist zumindest mal in der Musik defintiv mein Motto. Die Basics müssen sitzen, d.h. Timing darf nicht wackeln, Töne müssen sitzen, Strumming konsistent und Akkordwechsel flüssig sein. Für improvisierte Solos gilt die goldene Regel von Miles Davis: Nicht viele Töne spielen, sondern nur die wichtigen.

Und fürs Üben gilt: Das Ganze    L    A     N      G      S       A      A          A             A            A           A                   M...................

Am besten noch langsamer, dafür präzise. Und natürlich gibt es defintiv einen Unterschied zwischen SPIELEN und ÜBEN... und klar macht spielen einfach mehr Spaß. Und wer keinen Bock hat zu Üben... ok, Einstellungssache.

Ich habe schon den Anspruch, immer mal was Neues auszuprobieren. Auch wenns Mühsam ist, und inzwischen auch leider die Zeit dafür knapper wird.
I plink, therefore I am.