Steg schnitzen, Maserungsverlauf

Begonnen von howein, 11. Jul 2014, 16:01:32

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howein

Hallo!

Mal paar grundsätzliche Fragen an die \"Holzspezialisten\":

Wenn ich einen neuen Steg \"aus dem Vollen schnitze\" (für normale Uke, ohne Stegeinlage), ist es da für die Übertragung der Schwingungen besser wenn die Maserung (also die einzelnen Schichten) im Steg eher parallel zur Decke verläuft, oder ist es besser senkrecht zur Decke?

Ist das dann bei verleimten Steg und bei verschiebbaren Stegen (Jazzuke, Cigarboxuke) gleich?

Und wie wäre das  bei einer Reso mit Bisquitsteg ... Bisquit und eingesetzter Steg Maserung in der gleichen Richtung, oder unten parallel und oben senkrecht oder umgekehrt?

Juku

Bei meinen gekauften Ukulelen verläuft die Maserung in Längsrichtung und ich meine auch senkrecht zur Decke, was aber bei Tropenholz nur schwer zu erkennen ist.

howein

Ja, bei meinen eigenen habe ich auch schon nachgeschaut ... aber es ist teilweise  nur sehr schlecht zu erkennen, und scheint uneinheitlich zu sein. Mich interessiert einfach die Theorie, wie wäre es richtig, wenn ich beim selber basteln schon die Möglichkeit habe darauf zu achten.

faltukulele

Also in der Theorie  :mrgreen: ist das so:

Bei einer Archtop-Ukulele sind die Saiten an der Zarge aufgehängt - mit einem angeschraubten oder wie bei der Geige am Endknopf aufgehängten Saitenhalter. Auf den Steg wirken daher hauptsächlich Druckkräfte.

Bei der gemeinen Ukulele drücken die Saiten natürlich auch auf die Stegeinlage (oder die schallochseitige Stegkante). Sie sind aber auch daran aufgehängt, der Steg ist also auch Zug- und Torsionskräften ausgesetzt.

Das Stegholz wiederum ist je nach Lage der Jahresringe unterschiedlich leicht spaltbar: am leichtesten radial, also quer zu den Jahresringen.
Das gilt im Prinzip auch für die meisten Tropenhölzer, obwohl die Jahresringe da je nach Breitengrad wenig bis gar keine Strukturunterschiede haben.

Wenn Du einen klassischen Knüpfsteg mit Bohrungen oder gar Doppelbohrungen parallel zur Deckenebene hast, ist es also jedenfalls schlau, die radiale \"Rißebene\" quer zu den Bohrungen zu legen (Jahresringe parallel zu Decke wie beim Geigensteg). Das vermeidet auch das Ausreißen des schmalen Holzes zwischen der Stegeinlage und der schallochseitigen Stegkante.

Für einen Steg mit gesägten Schlitzen brauchst Du ein Holz, das in keiner Richtung gut spaltbar ist - das sind meistens stark wechseldrehwüchsige Hölzer. In der Praxis sind die meisten dichten Exoten in beiden Richtungen ausreichend stabil und auch so gleichmäßig strukturiert, daß sie in aller Regel nicht im Hinblick auf eine vermeintlich bessere Schallübertragung, sondern so herum aufgeschnitten werden, wie sie am schönsten aussehen. Oder schlechtstenfalls so, daß es den geringsten Verschnitt gibt :roll:.

Viele Grüße

Christoph

howein

Klingt logisch ...

Wenn ich das also richtig verstehe, geht\'s dabei in erster Linie um die mechanische Festigkeit, weniger um die Übertragung der Schwingungen.

Wenn ich mal die reine mechanische Festigkeit außer acht lasse, gibt\'s da ein Vorzugsrichtung der Jahresringe in der die Schwingungen besser  übertragen werden, bzw. eine die man meiden sollte weil sie evtl. sogar dämpft? Ich denke da vor allem an einfache Instrumente mit losem Steg (wie z. B. einfache alte Wandergitarren, oder Cigarboxinstrumente), wo man bauartbedingt ohnehin nur relativ wenig Kraft über den Steg auf die Decke bringt. Oder ist der Unterschied so gering das man das vernachlässigen kann?

Zitat von: faltukulele... daß sie in aller Regel nicht im Hinblick auf eine vermeintlich bessere Schallübertragung, sondern so herum aufgeschnitten werden, wie sie am schönsten aussehen. Oder schlechtstenfalls so, daß es den geringsten Verschnitt gibt :roll:.
Das hab ich mir schon fast gedacht ... das erklärt auch, warum bei den Stegen die ich mir daraufhin genauer angeschaut nicht wirklich eine einheitliche Richtung festzustellen war ...  ;)

apfelrockt

Zitat von: howeinWenn ich mal die reine mechanische Festigkeit außer acht lasse, gibt\'s da ein Vorzugsrichtung der Jahresringe in der die Schwingungen besser  übertragen werden, bzw. eine die man meiden sollte weil sie evtl. sogar dämpft?

Bei Ebbe oder bei Flut?
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem

S'Uke

nur bei Rückenwind und abnehmenden Mond

howein

Ok, lassen wir\'s.
Ich bin ja bestimmt keiner der zum Lachen in den Keller geht, aber einzelne \"Dauerlustige\" hier nerven einfach nur ...
Ich sehe es nicht als Schande sich mal bisschen mehr für was zu interessieren.

faltukulele

#8
Schmarrn. Wer hübsch aussehen will, muß auch Spott ertragen können.
Das Forum ist nicht nur zum Blödsinnmachen da, aber eben auch.
Was mich nervt, sind eher die beleidigten oder gar entrüsteten Reaktionen, wenn jemandem mal was querkommt. Warum schläfst Du nicht eine Nacht drüber, ehe Du antwortest?

Und was die Vertiefung der Schwingungstheorie angeht (ein in der Theorie in der Tat recht komplexes Unterfangen):
Schneid Dir doch einfach mal zwei Steglein aus Deinem Frühstücksbrettchen aus (wahrscheinlich ist es aus Ahorn), eines mit den Jahren parallel zur Decke, eines mit senkrechten. Vollmond ist auch gerade :mrgreen:

Nix für ungut, und viele Grüße

Christoph

lelopa

#9
S\'Uke ist gelernte  Schreinerin... mir ist klar, warum sie apfelrockt so geantwortet hat....
manchmal gibt es auch das Gegenteil von \"Dauerlustigen\"!  
Wenn apfelrockt MIR so geantwortet hätte, wäre ich wahrscheinlich AUCH zuerst leicht \"gekränkt\" - würde aber ins Grübeln kommen.... ;)
und dadurch evtl. die Antwort verstehen -zumal ich apfelrockt bisher nicht als \"dauerlustigen\" hier wahrnehme,
sondern durchaus eher als \"Mitdenker\".
Für mich gibt es einen Riesenunterschied zwischen \"zum Nachdenken anregenden Sarkasmus\" & Spotten/Ver... äppeln.

Just my two and a half Cents

ukuyeti

Allen Scherz bei Seite

Ich finde dass Faltukulele Christoph im ersten Post die Sache mit den Jahresringen sehr gut beschrieben hat.
Er hat auch richtig angefangen in den er geschrieben hat \"In der Theorie ist es so :\"

Ich finde dass man im Instrumentenbau sehr viel Wissenschaftlich (Physik usw. . .)  erklären kann  . . ..  aber die Praxis zeigt dann auch Überraschungen.
Diese Überraschungen widerlegen oft die Theorie  . . . und das ist auch das Schöne!!!
Ich finde es gut wenn es diese \"Mysterien\" gibt  . . . .  baue 2 Instrumente total gleich  . . .  und sie klingen anders !!! ???

Wieder einmal habe ich Lust nachzuforschen wieso das so ist  . . . .  andersrum liebe ich   \"Die Antwort mein Freund weiß ganz allein der Wind\"

Die Fragen von Howein sind schon richtig ! : Wie benutzt man die Jahresringe Richtung  . . . .was bewirken Liegende Jahresringe  . . . was bewirken Stehende  usw . . .

Viele Grüße aus Italien von Ukuyeti