Review Minibass

Begonnen von Guchot, 14. Jul 2014, 10:53:00

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Guchot

Vor dem Review mein Standardsatz:
Obwohl ich schon einige Instrumente hatte, sehe ich mich nicht unbedingt als Spezialist und meine \"Reviews\" sind alle höchst subjektiv und nicht von ultimativem Fachwissen begleitet. Ich schreibe einfach nur auf was mir persönlich an den Instrumenten auffällt, gefällt oder eben nicht gefällt

OK, ich versuche mich jetzt mal an einem halbwegs objektivem Review über meinen neuen Bass, was mir echt schwer fält...

Normalerweise habe ich ja entweder sowas

oder sowas

als Bass gespielt. Beide haben so ihre Vor- und Nachteile. Der kleine UBass punktet natürlich in erster Linie mit seiner geringen Größe und der besseren Handlichkeit. Auf dem großen sind mehr Spieltechniken möglich und man hat, dank Standardgröße eine große Auswahl an Saiten zur Verfügung. Der Sound der beiden Bässe unterscheidet sich natürlich auch deutlich, wobei ich mal das eine, mal das andere bevorzuge.

In letzter Zeit habe ich aber fast ausschließlich den kleinen UBass gespielt. Hauptsächlich aus dem Grund das man ja leider nicht jünger wird... eine Stunde mit dem großen Bass am Hals auf der Bühne, das merkt man (also ICH) schon recht deutlich. Wenn dann auch noch für An- und Abreise zu Fuß ne weitere Stunde drauf geht, ist mein Rücken durch :( Von daher habe ich mich vor einiger Zeit entschieden beim UBass zu bleiben. Eigentlich hatte ich geplant mir noch einen weiteren zuzulegen, einfach als BackUp. Daher habe ich darauf gewartet das der große T. wieder seinen hauseigenen UBass ins Angebot bekommt (was heute auch der Fall war. Leider ne Woche zu spät. Schade Thomann :mrgreen: ).

Beim routinemäßigen stöbern auf eBay ist mir dann allerdings letzte Woche dieser Minibass aufgefallen

Der Text dazu: Wenn das mal nicht wirklich mal ein reisetauglicher Bass ist! Von der Konzeption her erinnert es an den Höfner Shorty Bass, aber nochmal kräftig geschrumpft auf eine Mensur von 51 cm, also wie bei einer Bass-Ukulele. Aber eigentlich ein ganz normaler E-Bass mit einem kräftigen Humbucker am Steg und vernünftiger Hardware wie Mini-Bassmechaniken und Einzelreiter-Brücke. Die Elektrik beschränkt sich auf einen Volume-Knopf. Den Hersteller kenne ich nicht, es ist nur ein Logo zu sehen, aber es ist gut gemacht und anscheinend aus einem einzigen Stück Holz geschnitten. Man kann ihn wie einen normalen E-Bass spielen, nur eben bonsai-mäßig, mit einem mittenbetonten und gar nicht mal schlechtem Sound. Gut zum üben, für unterwegs, als Gag auf der Bühne (\"Guck mal, der Basser hat sich eine Zahnbürste vor den Bauch gebunden!\"), oder wenn man Kinder ans Bass-Spielen heranführen will. Der Zustand ist gut, nur wenige kleine Schrammen im Lack und ein kleines Loch, weil ich einen Gurtknopf versetzt habe für eine bessere Ergonomie. Wer also schon immer mit einer Bass-Ukulele liebäugelte, aber gerne Ton und Feel eines E-Basses behalten wollte, ist hier richtig. Läßt sich mit dünneren Saiten sicher auch als Sopran-Bass umrüsten.

Das hat mich neugierig genug gemacht um darauf zu bieten. Und siehe da, ich habe ihn auch bekommen :mrgreen: Wenn auch gerade mal 1,50€ unter meinem Maximalgebot.

Als der Bass ankam habe ich mir erstmal über die geringen Ausmaße gewundert. Das Ding ist nochmal ne Ecke kleiner als der Kala.

Dann mal ran ans Stimmen. Der Saitenzug ist natürlich etwas höher als beim UBass mit den Gummisaiten, aber durchaus moderat. Allerdings habe ich beim Stimmen schon den Eindruck das die E-Saite etwas scheppert. Das Griffbrett macht den Eindruck als wäre es etwas breiter als beim Kala. Ist auch so, wenn auch nur um 2 mm. 46mm gegenüber 44mm. OK, gestimmt isser nun, also mal ran an den Verstärker damit. Der ist normalerweise so eingestellt das ich beim Kala ne angenehme Zimmerlautstärke habe, ohne das sich die Nachbarn beschweren. Den kleinen eingestöpselt, mal die E-Saite angeschlagen und WUUUUUMMMM... ich hab gedacht mir springen die Lautsprecher aus dem Chassis. Mann ist das Ding laut! Also Lautstärke runter und weiter spielen :) Das Negative zuerst: Die E-Saite schepeprt tatsächlich wenn man sie zu stark anschlägt. Komischerweise habe ich das aber nach 5 Minuten spielen immer im Griff, dann hört es auf. Keine Ahnung ob ich da unbewußt meine Spieltechnik ändere oder woran es liegt. Klingt komisch, ist aber so, meint Peter Lustig dazu.
Ansonsten läßt der Kleine sich einwandfrei spielen, das ganze Griffbrett rauf und runter. Der Ton ist schön tief im Keller, kitztelt richtig im Bauch und trotz der geringen Größe hat der Bass Sustain von hier bis kurz hinter Frankfurt :mrgreen: Die eigenwillige Korpusform bietet genügend Möglichkeit um den Daumen angenehm zu plazieren. Die Hand locker auf dem oberen \"Hörnchen\" abgelegt ermöglicht einem einen sehr weichen Anschlag, schön \"laid back\" wie es auf Neudeutsch heißt :mrgreen: Mit dem Daumen in der Kuhle hat man mehr Attack und kann etwas rockiger zu Werke gehen. Mit dem Daumen auf dem hinteren Teil des Korpus kann man direkt über dem Humbucker, nahe am Steg spielen, was einen extrem harten, knochentrockenen Klang bringt.
Die Technik ist recht einfach gehalten. Mini-Bass Mechaniken, einzelne (und einzeln verstellbare) Saitenhalter sowie ein Humbucker. Bei allen gilt: Hersteller (mir) unbekannt. Einen verstellbaren Trussrod hat der Kleine auch noch. Als Einstellmöglichkeit gibt es nur einen Lautstärkeregler, wobei der etwas eigenwillig ist. Von der niedrigsten Stellung ausgehend kommt erstmal nix, nix, nix, nix, geht so, geht so, LAUT, LAUT, LAUT, LAUT, LAUT. Also sonderlich feinfühlig ist das Ding nicht.
Die aufgezogenen Saiten sind Roundwounds, Hersteller mal wieder unbekannt. Hersteller ist mir auch egal, die müssen auf jeden Fall runter. Roundwounds mag ich gar nicht.
Noch ein kleiner Minuspunkt: Das Ding ist leicht kopflastig. Mit Gurt allerdings ist das leicht in den Griff zu kriegen.

Zwischenzeitlich hatte ich den Hinweis bekommen das es sich möglicherweise um einen Bass der Fa. Travelguitars handelt. Die Form stimmt auch, trotzdem hatte ich Zweifel und habe Palmguitars direkt angeschrieben. Die haben mir auch nach kurzer Zeit geantwortet, Nein es ist definitv KEIN Bass von Palmguitars. Das beweisen unter anderem die verbauten Materialien. Es waren insgesamt 7 oder 8 Punkte die sie mir genannt hatten, aber ich glaube die brauche ich hier nicht alle zu wiederholen. Ich war aber nicht entäuscht, schließlich habe ich ihn nicht als Palmguitar gekauft, von daher isses auch nicht schlimm wenns keiner ist :mrgreen: Mittlerweile gehe ich davon aus das sich ein talentierter Bastler das Teil für den Eigengebrauch gebaut hatte. Ein Indiz dafür: Seitlich am Hals sind Bleistiftstriche zu sehen wo die Bundstäbchen eingesetzt werden müssen. Ich denke mal jeder Hersteller hätte die vor der Auslieferung entfernt.


OK, so weit, so gut aber Luft nach oben gibts immer :) Die Saiten mußten definitiv runter, ein anderer Gurt mußte her und ein bißchen was an Pepp konnte der dröge schwarze Body auch gebrauchen.
Zuerst also mit der Fa. Pyramid telefoniert und gefragt ob ihre \"Black Tape Nylon\" für den UBass genauso wie die für ausgewachsene Bässe über einen Stahlkern verfügen und somit auf einem Magnet Tonabnehmer funktionieren würden. Jo, tunse. Also bestellt, am übernächsten Tag geliefert und druff damit :) Die Saiten sind eigentlich speziell für den UBass der Fa. Stevens entwickelt, der eine Mensur von meines Wissens nach 53cm hat. Meiner hat aber nur 52cm. Deswegen läuft die Wicklung etwas auf die Mechanik auf. Macht nix, funktioniert trotzdem :) Der Klang hat sich durch die Saiten natürlich verändert. Er klingt etwas dumpfer, \"ploppiger\" als vorher. Gefällt mir gut. Leider ist auch etwas Sustain verloren gegangen, was zu erwarten war. Man kann nicht alles haben. Dafür greifen sich die Saiten super angenehm und auch bei schnellen Läufen entstehen keine Nebengeräusche mehr.

Hier mal Bilder mit den neuen Saiten:




Auf dem zweiten Bild sieht man recht deutlich wie die E- und die G-Saite auf die Mechaniken auflaufen.

Leider sieht man da auch deutlich warum ein neuer Gurt her mußte. Die Löcher bei dem alten waren nämlich so ausgeleiert das mir der Bass raus gesprungen und dezent auf den Boden geklatscht ist :( Es funktioniert zwar noch alles, aber der Dötsch ist doch sehr unschön.
Also mal flott mit Peanut von Ukestraps kommuniziert und ruckzuck hatte ich einen Zebragurt in Überlänge im Briefkasten liegen. Auch dafür mal wieder \"Daumen hoch\" :)

Schlußendlich noch die Optik... Als ich mir kürzlich einen Aufkleber für meinen Wohni bestellt hatte, war als \"Goody\" noch ein kleinerer Aufkleber dabei der mir ausgesprochen gut gefallen hat und der auch prima zu dem Bass gepaßt hätte. Nur leider war er etwas zu groß und in schwarz. Schwarz auf schwarz sieht aber nun mal doof aus. Also kurz mit dem Verkäufer kommuniziert ob das nicht etwas kleiner und in Silber geht. Geht! Und wieder mal ruckzuck am nächsten Tag lag was im Briefkasten :mrgreen:

Dann habe ich etwas gemacht was ich schon lange nicht mehr gemacht habe... Ich habe dem Instrument einen Namen gegeben :mrgreen: Let me introduce.... \"The Hornet\"  :mrgreen:


So, und nu ist Schluß mit Objektivität! Ich finde das Ding einfach Hammer! Über die Optik kann man sicherlich streiten. Anfangs fand ich sie auch nicht so toll, mittlerweile mag ich sie aber. Vom Klang und von der Bespielbarkeit ist \"The Hornet\" aber das Beste was mir in Sachen UBass jemals in die Finger gekommen ist. Wobei man sicherlich auch streiten kann ob das nun überhaupt ein UBass ist oder \"nur\" ein verkleinerter E-Bass. Ist mir aber auch völlig Latte, ich streite nicht :mrgreen: Der Kleine ist noch handlicher als ein Kala, aber gibt mir durch die anderen Saiten eine viel bessere Response. Schon mit geringer Veränderung der Anschlagstärke oder -technik erreicht man eine deutliche Änderung der Klangcharakteristik. Auch Bendings sind hier uneingeschränkt möglich, was ich beim Kala bei einigen Stücken aus unserem Repertoire schmerzlich vermißt habe.

Als Negativpunkte bleiben nur die scheppernde E-Saite und das er nach dem Aufziehen der neuen Saiten nicht mehr ganz bundrein ist. Das ist aber beides eine Einstellungssache, das werde ich im Laufe der Woche noch beheben.

Fazit: I\'m happy  :D

Guchot

Achso.... Ob die \"Black Tape Nylon\" von Pyramid auf einem \"normalen\" UBass funktionieren, weiß ich nicht. Ich denke mal es würde auf jeden Fall ein neuer Sattel benötigt, da die Saiten doch deutlich dünner sind als die originalen bzw. die Donnerdärme von Aquila. Der Saitenzug ist für einen E-Bass eigentlich sehr moderat, aber natürlich deutlich stärker als bei den Gummiseilen. Auf meinem Kala würde ich die auf jeden Fall nicht versuchen, da er keinen Trussrod hat. Zum einen hätte ich Angst das ich mir daraus einen Flitzebogen bauen würde und zum anderen denke ich das sich der Hals auf jeden Fall etwas neigt und durch die fehlende Kompensationsmöglichkeit die Bundreinheit dann nicht mehr stimmen würde. Die neueren Kalas haben soviel ich weiß nen Trussrod (obwohl ich nicht weiß ob der verstellbar ist), da könnte es funktionieren. Aber ne Garantie geb ich da nicht drauf ;)

kiagualuna

Du Glückspilz! So einen Minibass hätte ich auch gerne!

UkeDude

Danke für den Bericht, ließt sich wie immer sehr gut. :D

-Jens-

Nach allem, was das Netz hergibt, ist dieses Gerät wohl so einzigartig wie die Basteleien vom Dieter. Cool!