Review Harley Benton Bass Ukulele Kahuna fretless

Begonnen von bernie49, 22. Nov 2014, 00:42:47

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (7 Antworten, 3.253 Aufrufe)

bernie49

HB Kahuna CLU Bass-Ukulele fretless – viel Spaß mit einem Zwerg

Vorgeschichte
Vor einigen Jahren las ich zum ersten Mal etwas über den neuen U-Bass™ von Kala, dem bekanntesten Hersteller von Ukulelen. Es gibt ihn seit ca. 2008, ist also eine ziemlich neue Erfindung. Den Ashbory Bass (so etwas ähnliches, allerdings als solid body) gibt es ja schon seit 1986:
https://en.wikipedia.org/wiki/Ashbory_bass

Streng genommen sind U-Bässe keine echten Ukulelen sondern akustische Bässe im Mini-Format mit der normalen Stimmung in E-A-D-G. Sofort interessierte ich mich dafür, doch der recht hohe Preis ca. 400 bis 500 Euro war mir dann doch zuviel für ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Die Zeit verging...

Im September 2014 gab es im MB ein Review über den Kala U-Bass. Wieder erwachte das G.A.S. und ich entdeckte zufällig die preiswerten Modelle von Harley Benton, die thomann seit Anfang 2014 im Programm führt.

Bevor ich einen neuen Bass kaufe, versuche ich immer vor mir selbst den Kauf zu rechtfertigen, d.h. dieser Bass muß schon wirklich dringend notwendig sein. Ich fand genug gute Gründe dafür.  Also entschloß ich mich endlich, das Modell von HB zu bestellen. Offenbar war ich nicht der einzige, der sich an jenem Tag dafür interessierte, denn inzwischen war der Uku-Bass leider ausverkauft. Ein neuer Liefertermin Mitte Dezember wurde da genannt. So lange konnte ich unmöglich warten! Es gab aber noch Hoffnung, denn ein B-Stock Modell mit 10 € Nachlaß war noch verfügbar, also sofort bestellt. Wie üblich wurde er schon am nächsten Tag geliefert.

Erste Eindrücke
Als ich den Bass zum ersten Mal in die Hand nahm war mein Entschluß eigentlich klar: den behalte ich trotz der kleinen Mängel die mir auffielen; dazu später mehr. Rein optisch machte er einen guten Eindruck: Decke, Zargen und Hals haben eine seidenmatte Oberfläche mit schöner Maserung. Die laminierten Hölzer von Decke (Fichte) und Zargen (Mahagoni) sowie die massiven Teile wie Griffbrett und Brücke (Palisander) und Hals und Headstock (Mahagoni) wirken gar nicht ,,billig" sondern richtig edel und gut verarbeitet. Die Bundschlitze sind ausgefüllt mit Holzfurnier, das nicht zu sehr vom dunklen Palisander hervorsticht – gut so.

Elektronik
Der Bass hat das Pickup/Preamp System U1.5T der Firma B-Band. Der Preamp ist seitlich in die Zarge eingebaut. Es gibt Regler für Ton und Lautstärke sowie einen integrierten Tuner. Für den Strom sorgen zwei Knopfzellen 2032, die sogar ein Jahr halten sollen. Die Ausgangsbuchse befindet sich nicht im unteren Gurtpin sondern seitlich daneben, für mich ein großer Vorteil. Der eigentliche Pickup ist wie üblich unter dem Steg montiert. Es handelt sich nicht um Piezos (die gerne mal schrill klingen) sondern um einen speziell entwickelten Transducer. Mehr darüber kann man auf der Webseite von B-Band lesen.

http://www.b-band.com/index.php?page=company

Saiten & Mechaniken
Wegen der sehr kurzen Mensur von 21" werden auf U-Bässen keine normalen Saiten aus Metall verwendet sondern aus speziellen Kunststoffen. Je nach Firma handelt es sich um verschiedene Mischungen und Farben. Beim ersten Stimmen brauchen diese Saiten ein paar Tage oder Wochen, bis sie die Stimmung halten. Auch muß man fast endlos an den Mechaniken drehen, um sie in Stimmung zu bringen. Das Spielgefühl ist anfangs stark gewöhnungsbedürftig (,,Gummisaiten"), auch sind A- und E-Saite extrem dick. Mein Bass hat werksmäßig die elfenbeinfarbenen Aquila Thundergut aufgezogen. Nach Ansicht vieler User gehören sie zu denen, die am lautesten klingen und sich am besten spielen lassen.
Die Mechaniken (aus Alu?) sind Kopien von hipshot ultralite Tuners, sie lassen sich einwandfrei drehen und halten gut die Stimmung.

Klang & Lautstärke
Der Klang ist unverstärkt zwar leise doch erstmal überwältigend, weil man so tiefe Töne nicht für möglich hält aus so einer kleinen Kiste! Tatsächlich erinnert er an einen gezupften Kontrabaß, besonders bei walking bass Linien. Zum Üben in ruhiger Umgebung reicht die Lautstärke, für mehr Power oder ein Zusammenspiel mit anderen muß ein Amp angeschlossen werden. Das geht ohne weiteres Zubehör weil der Preamp integriert ist. Auch verstärkt kann sich der Zwerg hören lassen, ich empfinde den Klang als warm, weich und bassig aber nicht mumpfig. Je nach Stellung des Tonreglers kann er aber auch etwas härter und spitzer sein.

Mängel & Kritik
Wie schon erwähnt, mein Bass ist ein ,,B-Stock" Exemplar. Ich konnte zunächst keinen großen Mangel entdecken, nur erst nach Tagen eine winzige Delle in der oberen Zarge – also sehr unauffällig. Auf die weiteren Mängel war ich schon vorbereitet, wie so oft wenn es ein preiswertes Modell bundiert UND fretless gibt:

1. Sattel zu hoch für einen fretless
2. falsche Punkte seitlich auf der Griffbrettkante
3. einige der Holzeinlagen in den Bundschlitzen ragten etwas über

Ein potenzieller Kritikpunkt: ein Wechsel der Saiten durch das Schalloch kann ein wenig Geduld und Geschick erfordern. Der teure Kala hat auf der Rückseite eine ,,Serviceklappe", beim HB ist das etwas umständlicher. Doch sollen die Saiten sehr lange halten, sodaß vorerst ein Wechsel nicht nötig ist.

Pluspunkte
+ günstiger Preis
+ feine Verarbeitung mit schönen Hölzern
+ guter Klang mit und ohne Amp
+ sehr gutes eingebautes Pickup/Preamp System

Fazit
Die kleinen Mängel 1. und 2. konnte ich leicht selber korrigieren. Ich habe schon Erfahrung darin, mache das nun zum dritten Mal. Auch Nr. 3 war kein Problem, in einer Minute war der Fehler beseitigt.

Das Preis-/Leistungsverhältnis finde ich ausgezeichnet. Zum Spaß mache ich das deutlich anhand einer ,,Milchmädchenrechnung":
B-Band Pickup/Preamp U1.5T: 98,00 €
Aquila Thundergut Saiten: 24,00 €
macht zusammen: 122,00 €
bezahlt habe ich: 119,00 €
das macht einen ,,Gewinn" von 3,00 €. Dazu erhalte ich noch GRATIS die Bass-Ukulele incl. Mechaniken!

Insgesamt kann ich dem HB Uku-Bass vier volle Sterne verleihen. Wenn nicht die kleinen Mängel wären hätte er sogar fünf verdient.

Zum Schluß noch einige Maße:
Gesamtlänge...... 840 mm
Mensur............... 537 mm ~ 21\"
Griffbrettlänge.... 380 mm – 20 \"Bünde\"

Weitere Fragen und Anregungen sind willkommen!

PS
Ich würde gerne noch Fotos hochladen, weiß aber noch nicht, wie das hier funktioniert.

-Jens-


bernie49

#2
Danke für den Hinweis, Jens. :)

Natürlich hatte ich fast alle Beiträge hier schon gelesen. Besonders die von Guchot, der ja auch einen Harley Benton Uku-Bass besitzt. Seine Erfahrungen decken sich größtenteils mit meinen.

Noch ein Nachtrag zum meinem Review:
Bisher spielte ich immer nur unverstärkt, dabei hörten sich alle Saiten gleich laut an. Dann diese Woche die Enttäuschung: die G-Saite wurde extrem leise verstärkt, die anderen waren OK. Zum Glück wurde ein Montage-Heftchen von B-Band mitgeliefert, da wurde das Problem angesprochen mit Lösungsvorschlägen. Gestern also machte ich mich an die Reparatur. Die Ursache war schlicht ein schlampig gefeilter Steg, der unten nicht ganz plan war. Eine völlig glatte Fläche ist aber unbedingt nötig, damit der Transducer richtig funktionieren kann. Obwohl ich das vorher noch nie gemacht hatte, ist die Reparatur gut gelungen. Alle Saiten klingen nun auch mit Verstärkung gleich!

Vielleicht ist das ein Tip, falls jemand ein ähnliches Problem hat?

bernie49

#3
Nun habe ich es geschafft, meine Fotos hochzuladen, ist schon etwas umständlich, wenn man\'s nur selten macht.






Louis0815

Zitat von: bernie49Der Bass hat das Pickup/Preamp System U1.5T der Firma B-Band. Der Preamp ist seitlich in die Zarge eingebaut. Es gibt Regler für Ton und Lautstärke sowie einen integrierten Tuner. Für den Strom sorgen zwei Knopfzellen 2032, die sogar ein Jahr halten sollen. Die Ausgangsbuchse befindet sich nicht im unteren Gurtpin sondern seitlich daneben, für mich ein großer Vorteil. Der eigentliche Pickup ist wie üblich unter dem Steg montiert. Es handelt sich nicht um Piezos (die gerne mal schrill klingen) sondern um einen speziell entwickelten Transducer.
Ist ja witzig, den habe ich auch in meiner Concert Flea.
Irgendwie hätte ich damit gerechnet, dass es für den Bass einen speziellen Pickup gibt.
::===( o ו )  ( ו o )===::
Sopranino: Antica Ukuleleria Allegro
Sopran: Makala MK-S, Kala SSTU-FMCP, Makala Waterman, Firefly Banjolele, Flight TUS-50, Flight WUS-3, Kala Bambus
Konzert: Flea M-42, Blackbird Clara, ukuMele Akazie I (CGDA), Big Island KTO-CT, Noah 8string, Kiwaya KPC-5K, Risa Stick, Romero STC-X, Brüko K021
Tenor: Pono MTDX8, KoAloha KTM-25
Bass: Kala UBass EM-FS (Aquila Red)


(Jeder kann mitsegeln, auch ohne Vorkenntnisse: www.alex-2.de)

bernie49

Zitat von: louis0815Ist ja witzig, den habe ich auch in meiner Concert Flea.
Irgendwie hätte ich damit gerechnet, dass es für den Bass einen speziellen Pickup gibt.
Ich nehme an, der Pickup deckt das ganze Spektrum ab von Sopran bis Bass? Ich finde, er klingt recht natürlich. Interessant wäre ein Vergleich des B-Band mit dem Shadow oder Belcat. Allerdings habe ich keine große Erfahrung mit Pickups, weil ich den Kontrabaß immer unverstärkt spiele und den A-Bass nur ganz selten mal mit Amp.

Bist auch du mit dem verstärkten Sound zufrieden? Wie sieht\'s aus mit Rückkopplung und Batterielebensdauer?

Louis0815

Zitat von: bernie49Bist auch du mit dem verstärkten Sound zufrieden? Wie sieht\'s aus mit Rückkopplung und Batterielebensdauer?
Da kann ich dir leider nur sehr wenig zu sagen - ich benutze eigentlich nur das Stimmgerät. Die Flea ist mir unverstärkt schon laut genug.

Bei UU habe ich seinerzeit mal einen ganz kleinen Soundvergleich zusammengebastelt, vielleicht hilft das ja weiter.
Mangels Bühnenpräsenz kann ich zum Thema Rückkopplung nichts sagen; allerdings sind die Piezos unter der Brücke generell nicht (so) anfällig dafür wie Tonabnehmer an der Decke.
::===( o ו )  ( ו o )===::
Sopranino: Antica Ukuleleria Allegro
Sopran: Makala MK-S, Kala SSTU-FMCP, Makala Waterman, Firefly Banjolele, Flight TUS-50, Flight WUS-3, Kala Bambus
Konzert: Flea M-42, Blackbird Clara, ukuMele Akazie I (CGDA), Big Island KTO-CT, Noah 8string, Kiwaya KPC-5K, Risa Stick, Romero STC-X, Brüko K021
Tenor: Pono MTDX8, KoAloha KTM-25
Bass: Kala UBass EM-FS (Aquila Red)


(Jeder kann mitsegeln, auch ohne Vorkenntnisse: www.alex-2.de)

bernie49

#7
Zitat von: louis0815Bei UU habe ich seinerzeit mal einen ganz kleinen Soundvergleich zusammengebastelt, vielleicht hilft das ja weiter.
Auch ich spiele vorwiegend ohne Amp, zum Üben sowieso. Ich benutze den HB sogar beim Kontrabaß Unterricht und kann mich gut hören.

Deinen Soundvergleich fand ich sehr aufschlußreich. Natürlich klingt ein akustisches Instrument – egal welches – immer am besten ganz ohne Verstärkung. Sowohl deine Flea als auch mein HB haben mit dem B-Band Preamp/Pickup dennoch einen schönen, recht warmen Klang, nicht so schrill und spitz wie manche Piezos. Wenn\'s also mal laut sein muß finde ich den B-Band wirklich gut. Er hat übrigens keine herkömmlichen Piezos, sondern einen ganz speziellen Transducer, technisch kompliziert zu erklären. Auf der Webseite kann man\'s nachlesen.
http://www.b-band.com/index.php?page=company