Freiheit für alle Ukulelen!

Begonnen von Pazukulele, 04. Jan 2016, 12:52:23

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Pazukulele

Vorbemerkung

Das folgende Dokument fand ich in meinem Ukulelenkoffer. Ich habe es aus dem Portugiesisch-Hawaiianischen übersetzt und gebe es hiermit der Welt bekannt. Ein bißchen gruselig ist mir dabei schon zumute. Das war wohl auch die Absicht der Verfasser.


Freiheit für alle Ukulelen!
-- Neujahrsresolution der Union Freier Ukulelen (UNFUK) --

Ein Gespenst geht um in Europa: Das Gespenst der freien Ukulele!

Musik ist kontinuierliche und gewollte Ruhestörung. Ihre direkten Opfer sind die Musikinstrumente; ihre indirekten alle Lebewesen, die ein Gehör besitzen.

Musik beruht auf Leibeigenschaft und Frondienst. Sie entsteht, indem auf ansonsten friedlich ruhende Körper mechanische Gewalt ausgeübt wird. Ein solcher Körper heißt umgangssprachlich "Instrument"; die Kriminalistik und Musikkritik sprechen von einem "corpus delicti"; in Wirklichkeit ist er ein Zwangsarbeiter, der nur auf die ihm zugefügte Gewalt hin sich in Bewegung versetzt und damit eine Welle der Erregung erzeugt, die sich bis in Hirne der Hörer auswirkt.

Musik wirkt zerstörerisch. Alles, was sich ihr in den Weg stellt, wird von ihr angegriffen und ins Wanken gebracht; der Verweis auf die Trompeten von Jericho (Jos 6,20) reicht hier als Beweisführung völlig aus. Sie kann bei Überdosierung bleibende Schäden im überforderten menschlichen Gehör anrichten, aber auch zu heftigen emotionalen Schwankungen führen, die ihrerseits Auslöser von Beziehungskrisen oder Depressionen werden können. Sie kann auch zu schweren Abhängigkeiten führen, die eine psychotherapeutische Behandlung erfordern. Wir verweisen hier nur auf die statistisch nachprüfbaren Schwankungen der Suizidraten nach abgesagten oder durchgeführten Justin-Bieber-Konzerten als ein besonders evidentes Beispiel.

Es mildert die Schwere dieses Delikts keineswegs, daß die Täter (im folgenden "Musiker") ebenso Opfer dieses Zerstörungswerks werden können; erste Symptome werden regelmäßig in auffälligen Verhaltensänderungen, oftmals schon in frühester Jugend, manifest, wie

  • stundenlangem Wiederholen hörverletzender Phrasen;
  • Sprachstörungen (Gebrauch unverständlicher und moralisch bedenklicher Kunstwörter wie "Gigbag", "Kanikapila", "Preamp", "Tab");
  • gesteigerter Aggressivität gegenüber Sachen (z.B. "Ich schmeiß dich gleich an die Wand, du portugiesisch-hawaiianische Zwerggitarre!") oder Personen ("Der/die XY* hat von Musik soviel Ahnung wie eine Leberwurst vom Knutschen"; wobei XY = wahlweise "Stefan Raab", "Madonna", "Nachbar/in" usw.);
  • auffälliger Gleichgültigkeit gegenüber essentiellen materiellen und immateriellen Werten ("Ich hab keine Zeit für Party, ich muß üben"; "Ich will nicht essen, ich muß zum Ukenstammtisch"; "Ich will diese Ukulele, egal, wie teuer");
  • mangelnder Fähigkeit zur Selbstkritik ("Ich bin der Größte"; "Das lag an der schlechten Raumluft"; "Das Keyboard war verstimmt");
  • Orientierungsverlust ("Winterswijk ist die Hauptstadt von Holland").

Nicht weniger schwerwiegend ist das an den Opfern der direkten Gewaltausübung ("Instrumenten") angerichtete Zerstörungsverwerk. Insbesondere die beklagenswerte Lage der Saiten wird zwar gelegentlich von den Erzeugern dieser zum Frondienst geborenen Geräte ("Instrumentenbauern"; man beachte die Analogie zur feudalen Landwirtschaft!) selbst thematisiert (Stichwort "Saitenlage"), doch bislang ohne ernsthafte Konsequenzen: Saiten werden wie zu den besten Zeiten der Inquisition auf die Folter gespannt, geschlagen und gezupft, bis sie reißen -- wobei sich aus Tätersicht durchaus sadomasochistische Perspektiven ergeben können, lösen doch diese erotisch-frivol "Bespielen" genannten Aktionen bei den Tätern durchaus Gänse-, mindestens aber Hornhaut aus. Über die Befindlichkeit des Musikers beim Reißen einer Saite liegen zwar keine klinischen Untersuchungen vor, doch die empirischen Beobachtungen der typischen Reaktionen ("Schei..."; "Ach", "Aua" usw.) lassen durchaus orgastische Anklänge vermuten. Das Klirren, Schnarren und Scheppern ausgeleierter Saiten sollte in jedem Fall vom erfahrenen Therapeuten als Symptom fortgesetzten Mißbrauchs erkannt werden.

Manche Musiker schlagen ihre Ukulelen auf offener Bühne, wirbeln sie durch die Luft und setzen sie dem Spott und der Häme ihres Publikums aus. Die schrillen, schrägen, gequälten Töne, die auf jedem durchschnittlichen Konzert zu hören sind, beweisen eindrucksvoll, daß die Harmonie zwischen Tätern und Instrumenten häufig gestört ist. Doch wegen der allzu häufigen Komplizenschaft des (nicht selten musikabhängigen) Publikums verhallen die meisten nach Hilfe schreienden Obertöne der gequälten Kreaturen ungehört. Die Verletzungen der Würde und körperlichen Unversehrtheit der Opfergeräte werden noch schwerwiegender dadurch, daß sie ungestraft in aller Öffentlichkeit vollzogen werden (man spricht in Fachkreisen völlig offen von "Auftritten" -- ein kaum überbietbarer Zynismus gegenüber den getretenen Kreaturen!).

Selbst nach erfolgtem Gebrauch (oder besser Mißbrauch) werden die Ukulelen nicht einfach in Ruhe gelassen, sondern häufig am Hals aufgehängt (eine symbolische Form der Kreuzigung?), in einen sargähnlichen Koffer entsorgt oder in die Ecke gestellt (ein auch bei anderen Vergewaltigungen häufig zu sehendes Muster der Schuldprojektion auf das Opfer: "Du hast es ja nicht anders gewollt, also schäme dich!"); im schlimmsten Fall zuvor "gestreichelt" oder "poliert" -- Akte, die man wohl nicht zufällig mit Pädophilie in Zusammenhang bringt: eine mögliche psychologische Deutung angesichts der Kleinheit und Unreife der Opfer (insbesondere der Sopranukulelen genannten, körperlich und phallisch noch nicht voll entwickelten und daher als minderjährig zu betrachtenden Geräte).

Hierdurch verursachte schwere Persönlichkeitsstörungen bei Ukulelen lassen sich mit bloßem Auge als Risse und Schrammen auf so mancher Ukulelendecke (!) wahrnehmen. Die Hoffnung der Täter, alles unter der Decke (!) halten zu können, ist ohnehin vergeblich: Ihre Gewaltakte pflanzen sich zwangsläufig und wellenförmig fort, auf den Saiten, in den Körpern der Geräte, in den Membranen der Mikrofone, in den Gehörgängen und Gehirnwindungen der Hörer. Eine weitere häufige, nach heutigem Stand nicht therapierbare Folge sind Wachstumsstörungen bei Sopranukulelen.

Lediglich den natürlichen Eigenschaften der Opfer -- der Biegsamkeit der Saiten, der Nachgiebigkeit des Klangholzes -- ist zu verdanken, daß das Schlimmste verhütet wird. In vielen Fällen erholen sich die Ukulelen von den beschriebenen Gewalteinwirkungen aus eigener Kraft. Doch mag es auch nur eine Minderheit der Saiten sein, die zerreißt, und eine Minderheit der Ukulelenhälse, die unter dem auf sie ausgeübten Druck zerbricht: Jeder Fall ist einer zuviel! Sie verdienen Mitleid, Beistand und Schutz. Jeder Mensch ist darum aufgefordert, sich selbst im Umgang mit seinen Instrumenten menschlich zu verhalten, ihre Würde zu respektieren und überflüssiges Leiden zu verhindern.

Wir, die Union Freier Ukulelen (UNFUK), fordern daher umgehend:

  • eine ausreichende Sozial- und Pflegeversicherung für alle Ukulelen,
  • die vollständige Übernahme der Behandlungskosten durch die Ukulelenträger,
  • Kompensation für alle überspannten Saiten,
  • atomfreien Strom für alle E-Ukulelen und
  • freie Kost und Logis für die im Dienst Zerbrochenen.
  • Nie wieder darf eine ruinierte Ukulelensaite als Angelschnur eingesetzt werden!

Aber dies kann in einer Welt, die gnadenlos den Zwängen des globalen Kapitalismus unterworfen ist, nicht ausreichen. Das langfristige Ziel unserer Bewegung muß lauten: Freiheit für alle Ukulelen!
Unsere Saiten werden nicht eher verklingen, als wir dies vollständig und für alle durchgesetzt haben!
UKE RULES!1

Honolulu, 1.1.2016

P.S.: Eine lange anhängende Sammelklage  der Union Freier Ukulelen (UNFUK) gegen den deutschen Entertainer Stefan Raab wegen fortgesetzten Ukulelenmißbrauchs hat Ende 2015 mit einem Vergleich geendet: Der Beklagte hat sich verpflichtet, nie wieder öffentlich eine Ukulele zu bespielen oder aufzutreten.


Anmerkung des Übersetzers
1Unübersetzbares Wortspiel. Es kann bedeuten: "Die portugiesisch-hawaiianische Zwerggitarre beherrscht die globale Entertainmentindustrie." Oder aber: "Regeln für die portugiesisch-hawaiianische Zwerggitarre."

Anmerkung der UNFUK
Der Übersetzer wird für seine diskrimierende Anmerkung ("Zwerggitarre") beim nächsten öffentlichen Auftritt mit einer E-Ukulele elektrokutiert.
The LORD was ready to save me: therefore we will sing my songs to the stringed instruments all the days of our life in the house of the LORD. (Isaiah 38:20)

Bebopalula

Da fehlt nur noch: Ukulelen aller Länder vereinigt Euch! 8)
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https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos


Pazukulele

Folgende Mitteilung wurde mir soeben per PN zusteckt. Sie lautet in Übersetzung:

Die Subsektion Sopranukulelen der UNFUK bemängelt, daß in dem vom Zentralkomitee der UNFUK autorisierten Resolutionstext eine zentrale Forderung der Subsektion nicht Berücksichtigung fand:

  • Wachstumshormone für alle Sopranukulelen!
Für uns ist dies ein unabdingbarer Bestandteil unseres Kampfes. Wir fordern unsere Geschwister deshalb dazu auf, die Einheit unserer Bewegung wiederherzustellen.

Mit solidarischen Grüßen
UNFUK/SuSo
The LORD was ready to save me: therefore we will sing my songs to the stringed instruments all the days of our life in the house of the LORD. (Isaiah 38:20)

Bebopalula

Erinnert mich an alte Uni-Zeiten... :)
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https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos