Verstorbene Legenden / Helden / Idole

Begonnen von torstenohneh, 29. Jun 2016, 20:21:15

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torstenohneh

Hallo ihr Lieben,

Die Liste unserer toten Idole wird ja über die Jahre länger und länger (leider).
Prince, Bud Spencer, BB King, Götz George, Lemmy etc.

Nun frug ich mich im stillen Kämmerlein welche Idole kommen denn eigentlich nach?
Wer sind die zukünftigen Legenden und Helden?
Können Musiker und Schauspieler in unserer heutigen schnelllebigen Zeit und in der harten Unterhaltungsindustrie es überhaupt noch schaffen so hoch zu steigen?
Oder werden Sie von derselbigen Industrie fallengelassen? Beständigkeit ist ja nun nicht deren Stärke.
Oder habe ich einfach nur die falsche Sichtweise?

Freue mich auf eure Antworten
Liebe Grüße
Torsten
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Ukebychance

Der leider schon 2003 verstorbene großartige Songwriter Warren Zevon meinte zum Thema Kunst:

"I have a theory. It's a long, boring, and ultimately depressing one. Which is that all art forms evolve, and die. There's nothing you can do about it. I wanted nothing more than to be a classical composer and conductor. That's what I wanted. That's what was exciting to me. That's what I believed would be rewarding, and every thought of it was fun and exciting, romantic, swashbuckling, whatever. The problem was that there was no such thing. And there really hasn't been any such thing since a cat named Anton von Webern [Austrian composer, 1883-1945] was around. He was like "the last classical composer," in the same way that maybe Samuel Beckett was the last traditional writer, or something. This is my theory, and I told you it was boring and depressing.
   So, what I'm getting at is, maybe rock 'n' roll is just running out. See, I think that these art forms, they run out. If you want to be a classical guy today and you want to write symphonies, like I wanted to do, then you pick the decade of the past that you want to write like. And you do some gimmick to "put a spin on it," as the critics say. And that's what you do. And I don't think that's so very vital. "I'm gonna write like Mahler, but with radios playing."
     For some kind of multi-media, ah ... That's not what I mean. I'm getting carried away with my analogy. So, I don't think there's gonna be another Bob Dylan. I don't think there's gonna be another guy with an acoustic guitar and a leather jacket that comes out of the folk tradition. I do think there's gonna be another guy, or gal, certainly. But I think that they'll be a songwriter/filmmaker. I don't know who the last painter is that matters. Julian Schnabel? But he's still like some other guy, or whatever. So now you've got painters where half the canvas is op art and the other half is some style from 1910. It's just fragmented, post post-modernism."

Mit anderen Worten: die Zeit der Rockstars ist vorbei, das Medium Plattten verliert an Bedeutung, statt dessen schwärmen die Kids heutzutage für irgendwelche Youtube-Fritzen.

Meiner Meinung nach bietet das Medium Internet auch die Chance der Diversifizierung, also der stilistischen Vielfalt, wo sich jeder das rauspicken kann, was ihm gefällt.
Dadurch haben auch eher unkommerzielle Künstler die Chance sich ein Nischenpublikum zu erspielen.
Aber die Zeit der Legenden ist in der Musik definitiv vorbei.

Augustine

#2
Ich glaube, jede Zeit, jede Generation hat ihre eigenen Idole und Legenden. Es ist eine nostalgische Verklärung, die eigenen als größer und bedeutender einzuschätzen als die nachkommenden. Künstler, die einen besonders berühren zu idealisieren ist ja menschlich. Und die jüngeren Menschen und die noch später geborenen Menschen, die heute vielleicht noch gar nicht geboren sind, sind ja nicht weniger menschlich und werden auch bei anderer Prägung und Umwelt trotzdem die menschliche Natur haben, sich von bestimmter Musik und Kunst berühren und verzaubern lassen und ihre Idole haben.

Zu sagen, die Zeit der Legenden ist vorbei ist genau so, als würde man sagen, die Zeit der Liebe ist vorbei. Vorbei ist vielleicht die Zeit der eigenen Legenden. Aber das liegt wohl eher daran, dass unsere eigene Zeit sich langsam neigt. Vielleicht auch daran, dass die beschriebene Idealisierung irgendwann aus Lebenserfahrung nicht mehr so häufig vorkommt.

Und ich glaub im Übrigen auch nicht, dass mehr gestorben wird, als früher. Aber früher gab es diese mediale Bekanntheit nicht in dem Maße, weil es Medien nicht in dem Maße gab. Als Johann Sebastian Bach gestorben ist haben es einfach viel weniger Menschen mitbekommen.

Just my theory...

Ukebychance

ZitatVorbei ist vielleicht die Zeit der eigenen Legenden. Aber das liegt wohl eher daran, dass unsere eigene Zeit sich langsam neigt.

Als Legenden würde ich eher Künstler vor meiner Zeit bezeichnen, deren Werk die Zeit überdauert hat, wie zum Beispiel die Beatles.

Ob Idole meiner Generation wie Prince mal diesen Status mal erreichen werden halte ich für zweifelhaft. Der hat musikalisch zu wenig Eigenes, Stilbildendes gemacht.

In der Klassik sind die Legenden Bach oder Mozart, aber Ligety oder Stockhausen??

Krispy

#4
Lemmy war ja auch letztes Jahr :-/
Denke das aber auch. Wird schwierig.
Jemanden wie Bruce Springsteen, The Clash, Buddy Holly, auf zu bauen / sich zu halten...
Wogegen rebellieren? Punk, Grunge, Metal war schon ...
Was neu erfinden? Buddy Holly und die Beatles z. B. haben so viel analoges Erfunden, das hast du heute oft per Mausklick ...
schwierig, da noch "besonders" zu sein ...
Auf Jake Bugg (angeblicher neuer Bob Dylan - Singer songwriter und anti mainstream typ) bin ich z. B. auch reingefallen.
Die meißten "grandiosen Songs" von dem jungen Talent sind doch nicht von ihm gewesen ... hm hm hm
Alleine die Headliner bei Rock im Park... wie oft das Metallica, Ozzy oder eine "alte Band" ist. Schwierige Sache ...
Was ist wenn die nicht mehr sind? We will see, aber denke eben nicht, dass wir wirkliche Größen wieder haben werden.
Schon garnicht wirkliche "Kunst" - wenn dann von Plattenfirmen aufgebaute Künstler wie Lady Gaga ... aber das ist schon sehr traurig

Bebopalula

Ich denke, jeder Künstler kann zu einer Legende werden, wenn er das jeweilige Genre der Kunst 1. mit seiner Arbeit beeinflusst hat und 2. wenn viele Menschen der Meinung sind, dass er eine Legende geworden ist. Dass wir uns im Moment mit dem Thema beschäftigen, weil viele bekannte ältere Interpreten sterben, zeigt, dass offensichtlich ein längerer Zeitraum der künstlerischen Produktion oder der Bekanntheit nötig ist, um zu einer Legende zu werden. Das schließt dann Produzenten kurzzeitiger Moden, also z.B. alles unter 25 Jahren, aus.

Lege ich diese Kriterien den Werken der Literatur, der Bildenden Kunst, der klassischen Musik, dem Jazz oder der jeweiligen modernen Unterhaltungsmusik zugrunde, dann wird mir klar, dass es immer schon Legenden gab, aktuell verstorbene oder noch lebende Künstler als Legenden gelten und es auch in der Zukunft weiter solche geben wird. Und das unabhängig davon, welche Vermarktungsformen gerade aktuell sind.

Erfreuen wir uns also weiter der uns persönlich gefallenden Musik. Vielleicht wird unser Geschmack auch einmal legendenprägend... :)
___________________________________________
https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

uhol

Es wird immer Legenden geben. Die Frage ist doch nur, wer sich eine erschafft. Bud Spencer z.B. wird als Legende gesehen, aber nüchtern betrachtet für was? Für seine Schauspielkunst? Für seine sportlichen Erfolge als Schwimmer? Oder weil er eben einen großen Teil meiner Jugend mit seinen Filmen begleitet hat? Jeder macht sich seine Legende selber.

Und was Kunst ist, oder nicht... darüber lässt sich jahrelang streiten.
Und wenn Du denkst Du brauchst nix mehr, kommt irgendwo ´ne Brüko her...

Fischkopp

Zitat von: Bebopalula am 01. Jul 2016, 08:06:10
Ich denke, jeder Künstler kann zu einer Legende werden, wenn er das jeweilige Genre der Kunst 1. mit seiner Arbeit beeinflusst hat und 2. wenn viele Menschen der Meinung sind, dass er eine Legende geworden ist. Dass wir uns im Moment mit dem Thema beschäftigen, weil viele bekannte ältere Interpreten sterben, zeigt, dass offensichtlich ein längerer Zeitraum der künstlerischen Produktion oder der Bekanntheit nötig ist, um zu einer Legende zu werden.

Da gibt es den berühmten "Klub 27", also Musiker, die mit 27 Jahren gestorben sind:

Brian Jones
Jimi Hendrix
Janis Joblin
Jim Morrison
Kurt Cobain
Ich würde auch Robert Johnson und Amy Winehouse dazu zählen.

Das sind für mich die jung(gestorbenen)en Legenden


https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  171 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 302 Videos)

gerald

Zitat von: Fischkopp am 01. Jul 2016, 13:31:32
Zitat von: Bebopalula am 01. Jul 2016, 08:06:10
Ich denke, jeder Künstler kann zu einer Legende werden, wenn er das jeweilige Genre der Kunst 1. mit seiner Arbeit beeinflusst hat und 2. wenn viele Menschen der Meinung sind, dass er eine Legende geworden ist. Dass wir uns im Moment mit dem Thema beschäftigen, weil viele bekannte ältere Interpreten sterben, zeigt, dass offensichtlich ein längerer Zeitraum der künstlerischen Produktion oder der Bekanntheit nötig ist, um zu einer Legende zu werden.
Da gibt es den berühmten "Klub 27", also Musiker, die mit 27 Jahren gestorben sind:

Brian Jones
Jimi Hendrix
Janis Joblin
Jim Morrison
Kurt Cobain
Ich würde auch Robert Johnson und Amy Winehouse dazu zählen.

Das sind für mich die jung(gestorbenen)en Legenden
Dabei stellt sich eher die Frage, ob einige trotz oder sogar wegen der Geschichte um
ihren Tod zu einer Legende werden oder auch von anderen Leuten dazu gemacht werden.

Der bereits genannte Buddy Holly starb noch jünger, war bei dem Flugzeugabsturz 22.
Viele seiner bekanntesten Lieder sind erst nach seinem Tod veröffentlicht worden und
viele sind nach seinem Tod bearbeitet und abgemischt worden. Er selbst hat sie in den
heute bekannten Versionen vermutlich nie gehört.
Ritchie Valens war erst 17, die Aufnahmen sind alle erst nach seinem Tod veröffentlicht
worden. Eine Geschichte, dass ein junges Talent durch Losglück den Platz in dem Flugzeug
bekommen hat, formt eine Legende, läßt sich kaum nachprüfen, aber sehr gut vermarkten.

Bei Kurt Cobain kann ich mich noch daran erinnern. Kurz nachdem sein Tod hier in
Deutschland bekannt wurde, habe ich in einer CD-Abteilung ein Gespräch eines genervten
Verkäufers mit einem anderen Kunden mitbekommen. Der Verkäufer sagte (ziemlich
pietätlos) etwas wie "die CD's sind alle ausverkauft, man muss einfach Selbstmord
begehen, dann wird man berühmt und die Platten verkaufen sich...".


apfelrockt

Zitat von: Krispy am 30. Jun 2016, 18:53:35

Schon garnicht wirkliche "Kunst" - wenn dann von Plattenfirmen aufgebaute Künstler wie Lady Gaga ... aber das ist schon sehr traurig


Sorry, aber das kann man so nicht stehen lassen. Stefani Germanotta hat von der Pike auf durch die Clubs getourt. In den USA musst du schon zu den besten gehören wenn du dich so durchgesetzt hast wie sie.
Man muss sie ja nicht mögen, aber deine Aussage ist grundfalsch.
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem