Intonationsprobleme

Begonnen von target, 19. Dez 2016, 10:59:58

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target

Hallo,
eine Frage an die erfahrenen und durch UAS vielgeprüften Kollegen, durch deren Hände schon unzählige Instrumente gegangen sind: Ich habe vor ein paar Wochen eine Cordoba CTE Tenorukulele erstanden (gebraucht), die hübsch aussieht, gut klingt und sich prima bespielen lässt, mich aber trotzdem zur Verzweiflung treibt. Sie hat ein massives Problem mit der Bundreinheit - Intonation wird das hier wohl auch oft genannt. Wenn ich die sauber gestimmten Saiten im 3. Bund oder höher greife, ergibt sich eine Abweichung von 6 ct bei der A-Saite (was zu verkraften wäre) aber zwischen 16 und 18 ct bei den anderen Saiten. Damit ist das Ding praktisch unspielbar, weil es immer schief klingt. Die Abweichung ist nicht immer gleich, sondern schwankt je nach gegriffenen Bünden, manchmal mehr, manchmal weniger, aber immer zu viel. Der Hals ist gerade, der Abstand zwischen Sattel und 12. Bund 21,5 cm, zwischen 12. Bund und Steg 21,6 cm, also im Rahmen. Bei meiner Martin CK, die perfekt intoniert. ist der Unterschied zwischen den Abständen größer. Ich habe Living Water High Gs aufgezogen, dabei festgestellt, dass der Sattel nicht festgeklebt ist, ich weiß nicht, ob das zum Problem beiträgt. Ich wäre euch für jede Hilfe und jeden Rat sehr dankbar, der mich davon abbringt, die eigentlich schöne Uke nur noch als wallhanger zu benutzen, zumal sie auch einen sehr gut klingenden Tonabnehmer hat.
Grüße aus Essen
Detlef
I've been living the blues, every night without you!
i.M. John Lennon, George Harrison, David Bowie....

UkeDude

Hattest Du VOR dem Wechsel zu den Living Waters auch das Problem?

Kann es sein, das Du beim Wechsel die Stegeinlage andersrum wieder eingesetzt hast? Ich lese das jetzt so, das der Abstand nicht (mehr) passt. Wenn das ein angepasster Steg ist und der jetzt andersrum sitzt passt es nicht mehr.

Du kannst Das messen, das im 12. Bund ist genau die Mitte (Sattel zu Stegeinlagen oberkante, also da wo die Saite aufliegt.

Ole Lele

Tatsächlich muss man für eine gute Intonation berücksichtigen, dass die Saite beim Greifen zusätzlich gespannt wird, so dass die Strecke zwischen nulltem und 12. Bund kürzer sein muss als die zwischen 12. Bund und dem Auflagepunkt auf der Stegeinlage. Bei einer Tenor ist der Effekt kleiner als bei einer Sopran und er hängt von Saitenlage, -stärke und -material ab. Typische Kompensationswerte für Tenors sind 1 mm (A-Saite) bis 4 mm (C-Saite), so dass mir die gemessenen 1 mm tatsächlich ein bisschen knapp scheinen.
Wie UkeDude schon schrieb, könnte die Stegeinlage verkehrt herum stecken. Man könnte sie auch durch eine kompensierte ersetzen. Und/oder die Saiten so zusammenstellen, dass A- und C-Saite sich nicht so sehr im Durchmesser unterscheiden (z.B. A aus Nylon, C aus Fluorocarbon).

wwelti

#3
Es ist zu bedenken, daß es immer sehr viele Ursachen für Intonationsprobleme geben kann.

Folgende Anhaltspunkte gibt es:

- Wie ist denn die Saitenlage? Schön gleichmäßig flach? Ist Barré im 1. Bund schwieriger zu greifen als im 5. Bund?
- Die Position der Stegeinlage UND die Formgebung der Stegeinlage (Einzelsaitenkopensation ist möglich) haben einen großen Einfluß auf die Intonation. Schau Dir das genau an. Wie ist sie geformt? Sitzt die Brücke möglicherweise schräg? (Habe ich alles schon gesehen, genau nachmessen!). Wenn die Stegeinlage falschrum steckt, ist das natürlich auch eine Fehlerquelle.
- Wie ist die Saitenlage im 12. Bund? Vergleiche auch Flageolett-Töne mit gegriffenen Tönen im 12. Bund.
- Beim Greifen bitte nicht die Saiten bis aufs Griffbrett 'runterdrücken, sondern mit Gefühl greifen, gerade so stark, daß der Ton klingt, und nahe am Bundstäbchen, an dem die Saite aufliegen soll.
- Die Saiten selbst können durchaus die Ursache schlechter Intonation sein. Das habe ich alles schon gehabt. Man muß jede Saite für sich einzeln prüfen. Wenn bei ansonsten sehr präziser Einrichtung und Bundierung der Ukulele die Saiten sehr unterschiedlich intonieren, liegt es wahrscheinlich an den Saiten. Es kann helfen, eine aus der Reihe tanzende Saite umzudrehen(!). Das hat schon ein paar Mal geholfen. Ansonsten, wenn eine Saite wirklich Mist ist, muß man sie halt ersetzen.
- Es kann auch aufschlußreich sein, zwei Ukulelen Griffbrett gegen Griffbrett aneinanderzuhalten. Unregelmäßigkeiten in der Bundierung werden so etwas offensichtlicher.

Die Intonation resultiert leider aus allen oben genannten Aspekten gleichzeitig. Es kann durchaus auch mehrere gleichzeitig auftretende Fehlerquellen geben, das macht die Sache dann nicht einfacher.

Ein nicht festgeklebter Sattel ist kein Problem, solange er sich nicht verschiebt.

Viel Erfolg bei der Fehlersuche.

Nachtrag: Ich muß Ole recht geben. Eine Kompensation von nur 1mm bei der Position der Stegeinlage ist sehr wenig. Das reicht normalerweise nicht.

Viele Grüße
  Wilfried

target

Vielen Dank für eure Tipps - ich hätte es auch selbst sehen müssen, aber man ist ja manchmal blind. Es war nicht die Stegeinlage, die verkehrt herum saß, sondern der Sattel, der beim Saitenwechsel heruntergefallen war und den ich dann falsch herum wieder eingebaut hatte. Jetzt hab ich ihn wieder umgedreht und alles ist gut!
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target

Zu meiner Entschuldigung muss ich noch sagen: Der Sattel ist nicht einer von der gebräuchlichen Art - eine Seite gewölbt und eine glatt, sondern beide Seiten sehen fast gleich aus - nicht dass mich hier alle für einen kompletten Idioten halten ;D
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