Der Klügere gibt nach..in dem Fall- die Kopfplatte

Begonnen von kiwidjango, 21. Feb 2017, 17:46:47

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kiwidjango

Hallo Bastel-Gemeinde des Forums !

solche  Unachtsamkeiten bekomme ich häufiger auf die Werkbank:




Hab Ihr so was schon mit Ukulelen erlebt ? ...so richtig Kopfplatte ab??

Das an der 53er Mensur- Gitarre 42kg hängen ist klar, aber die Masse, die da im Fallen insgesamt bewegt wird, ist mehr
als bei einer Uku.
Mal sehen, wenn es dazu Fragen zu Reparaturmöglichkeiten gibt, könnte ja ein Bindfaden daraus entstehen.

Gruß aus der Werkstatt...
Dirk
Gruß aus der Werkstatt

Tuke

Kleinere Lackschäden sind ja häufig.
So, wie bei Fritz z.B.:
http://www.ukulelenboard.de/index.php?topic=10520.msg171598#msg171598

Du meintest aber wohl nur regelrechte Genickbrüche?
Kann ich im Moment nicht mit dienen.
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

kiwidjango

...so einen Bruch( wie im Link) habe ich Calum Graham an einer Bariton-Gitarre repariert. Er hat seinen Hardshell-Case
"Air Canada" auf dem Flug von Toronto nach Frankfurt anvertraut...das war 2014 und er hat ein Jahr auf Zahlung gewartet.

Die Gitarre sah nicht ganz sooo schlimm aus, aber nach vier Tagen konnte er seine Tournee fortsetzen....
Gruß aus der Werkstatt

Ukelix

Zwei Dübel, Propellerleim und orntlich Druck drauf!  ;)
mag: Brüko, Cheapo, Outlaw Country, Punkrock, (Anti-)Folk. Velvet Underground, Grateful Dead, Misfits, Jeff Lewis, Hank Williams I-III.
Käptn Offline bei Youtube

Old Boy

Man sagt doch, der Leim hält mehr als das Holz ... viel Bruch-Fläche wäre ja vorhanden.

Ob's aber die Krankenkasse übernimmt, bezweifle ich.

Bin schon sehr gespannt, wie der Fachmann das "Problemchen" richte wird ???
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

kiwidjango

So gerne, wie ich Bindan-Propellerleim in der Schreinerei verarbeite, so wenig hat er im Instrumentenbau zu suchen....

Die Bruchfläche ist so groß, daß eine eine Leimfuge reicht. Der Pressdruck kann durch die Anordnung zum Bruch ( ca. 80°) auch kein Verruschen
der Bruchhälften verursachen.
Hier ist Hautleim gefragt.....
Fotos folgen!
Gruß aus der Werkstatt

kiwidjango

...wichtig ist, die Passung zu prüfen. Was am meisten stört, sind herausstehende Splitter. Die verhindern oft ein nahtlosen Fügen...




so sehen die "trocken" zusammengehaltenen Teile aus.

Dann wird einseitig Leim angegeben und mit möglichst druckverteilenden Zulagen gepresst.
Wenn nötig die Teile mit vorsichtigen Schlägen nach Verutschen gerichtet.


...nächsten Morgen auszwingen..und: sich freuen!




heute Nachmittag wird beigearbeitet und die Vorderseite der Kopfplatte bekommt ein neues Deckfurnier, damit der Bruch nicht
sichtbar ist....

...und da soll es Leute geben, die Dübel setzen wollen!

Jede Reparatur ist fachlich! auszuführen UND unter Gesichtspunkten des Werterhaltes. Bei dieser 300€ 3/4 Gitarre( halbes Jahr alt) wird die
Reparatursumme ca. 95,-€ betragen.
Gruß aus der Werkstatt

kiwidjango

...Halsübergang zum Kopf ist beigearbeitet und das neue Furnier für die Vorderseite leimt vor sich hin.
Morgen kann ich auch vorne beiarbeiten und dann muss das Ganze bis zum Wochenende trocknen.
Man darf auf solche frischen Furnierflächen sofort Lack aufbringen. Die Feuchtigkeit des Leimes muss erst verdunsten.
Sonst kann es Probleme geben.

Falls jemand Fragen zu Kopfplattenbeschädigungen hat,..... the Doctor is in!
Gruß aus der Werkstatt

Anke

Hi Dirk,

Gott sei Dank habe ich (oder meine Ukulelen) derzeit keine Wehwehchen, die einen Doc erforderlich machen würden  ;)

Dennoch sehr interessant auch diesem "How-to-do" zu folgen, man weiß ja schließlich auch nicht, ob man es mal nicht selbst anwenden muss. Wobei, ehrlich gesagt, würde ich mich mit so einer Reparatur auch eher an den Fachmann wenden - deine Telefonnummer habe ich ja  8)

Liebe Grüße von Anke

kiwidjango

....die Reparatur ist geglückt.

Die Rückseite muss noch ein wenig lackiert und rutuschiert werden,


....aber die Vorderseite sieht recht ansprechend aus.



vielleicht noch eine Schicht Lack drauf, aber nächste Woche geht das Ding wieder in die Musikschule.


Übrigens: Heute habe sehr schöne Hölzer reinbekommen(Konkursmasse alte Schreinerei)
feinjährige Esche


quietsch-orange-rotes Padouk



und franz. Nussbaumm aus Grenoble...sehr alt und furztrocken



evtl. Holz für den nächsten Klosterworkshop!
Gruß aus der Werkstatt

Old Boy


Prima gelungen Operation, Erfahrung und handwerkliches Können ist vielleicht doch ganz hilfreich  ;)

Das Padouk könnte mir gut gefallen, vielleicht zusammen mit einer Fichtendecke für einen schönen Kontrast und besten Klang  :)

Ich hatte ja die Gelegenheit, vor einigen Tagen deine Werkstatt für einige Stunden besuchen zu dürfen und mich dabei über die Herstellung von Ukulelen und die verwendbaren Hölzer ausgiebig zu informieren.
Dabei ist mir endgültig klar geworden, wie dringend wir "alternative" und zugleich erschwingliche Hölzer für den Bau von Zupfinstrumenten brauchen, denn die Palisanderarten sind ja kaum noch greifbar und besser wird es auch nicht werden.

So ein "knackiges" ROT könnte ich mir traumhaft vorstellen!
Daraus eine DIY Ukulele unter deiner Leitung zu bauen, das wäre ein Traum.
Schade nur, daß zu deinem nächsten Workshop Termin mein Kalender bereits umverschiebbar zu ist  :(
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

kiwidjango

mercy vielmals!
Alles kein Hexenwerk und wenn man es ein paar Mal gemacht hat, ist es Standard. An dem glatten Bruch waren auch keine Fallstricke.

Mit ostindischem Palisander war es auch nie ein Problem...es wurde in Plantagen mit Teak angebaut, da sich beide Bäume positiv beeinflussen.

Wenn aber TÄGLICH seit 20 Jahren TONNEN von Palisander nach China exportiert werden, ist irgendwann Schluss mit lustig.
...und wir Gitarrenbauer konnten uns seit Jahren den Mund bei Kunden fusselig reden und beraten: Wenn sich jemand "seine" Gitarre
bauen ließ ...na dann sollte es auch Palisander sein! Da konnte man das schönste Nussbaum anbieten...nix!..keine Chance!

Ich denke, daß sich der Kloster-Workshop etablieren wird. Ich habe jetzt das Angebot aus Friesland bekommen, aber der Preis für die Unterbringung
und Verpflegung ist einfach zu teuer. Die 480,- für das Instrument und die ganze Logistik, die ich stemmen muss sind gut kalkuliert. Die Nacharbeiten und das Lackieren kosten mich NACH dem Workshop nochmals 5 Stunden....Aber wenn dann noch 78,-/Tag in Friesland dazu kommen, ist manche Schmerzgrenze erreicht.
Außerdem die Atmosphere, die das Kloster bietet, die kurzen Weg und die sehr, sehr lieben Schwestern, sind ein Zugewinn für den ganzen Workshop.

Wenn du es also dieses Jahr nicht schaffst, dann im nächsten. Bei evtl. Nachfrage, würde ich auch noch im Frühjahr 2018 einen weiteren Kurs anbieten.

Gruß aus der Werkstatt
Gruß aus der Werkstatt