Ukulele aus Fichtenkiste

Begonnen von Mel Li, 29. Okt 2019, 16:36:00

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Old Boy

Da ich ja selber eine BUGLE CBU besitze (die Linke in meinem Avatar), die nach dem soeben geschilderten Grundprinzip aufgebaut ist, kann ich nur bestätigen, bei diesem Schnittmuster hat man garantiert einen guten Start ... das Ergebnis gehört zu meinen Ukulelen, die ich am Häufigsten zur Brust nehme und der Klang ist ... trotz der flachen Bauhöhe und so ganz ohne Rundungen eine akustischer Leckerbissen ... OK, die Tiefen sind weniger ausgeprägt, aber wo sollen die auch herkommen?
Allerdings, die Decke ist nicht aus einem Laminat, sondern aus feinjähriger Fichte ... und das ist sicher mit ein Grund für das toller Ergebnis!
Aufgrund seines inneren Aufbaus ist so eine Fichtenbrettchen extrem biegesteif und kann superdünn ausgehobelt/geschliffen werden, was dem Schwingungsverhalten zugute kommt!

Daneben habe ich auch - unter Dirk Jungbluths / Kiwidjangos  wachem Auge - selber eine CBU gebaut (die Rechte in meinem Avatar), die sogar auf die angesprochenen Längsrippen im Heck des Instruments komplett verzichtet. Das hat ebenfalls prima geklappt, denn die zugrunde liegende Zigarrenkiste ist ja relativ schmal und die dünne Stegunterlage kann sich ja fast unmittelbar auf den Seiten "abstützen"!
Auch diese CBU klingt übrigens erstaunlich gut, mit etwas mehr Wärme und Tieftonbereich, da die zugrunde liegende Kiste deutlich länger ist und wesentlich mehr Volumen zur Verfügung steht. Ein super Duo, meine beiden CBUs!

Eine Idee noch:
Wenn du die Kiste "aufklappbar beläßt, könntest du ja sogar den ersten Bauversuch ohne die Längsrippen vornehmen und nur bei Bedarf anschließend diese zusätzliche Versteifungsrippen der Decke nachrüsten  ... nur so ein dummer Gedanke.

Für mich steht jedenfalls fest, so eine CBU ist absolut kein Spielzeug, sondern ein ernstzunehmendes Instrument, mit dem man sich nirgendwo verstecken muß!
Eine BRÜKO tut sich da klanglich echt schwer (ich darf das sagen, da ich selber mehrere davon besitze!)

Kein Wunder also, dass BUGLES CBU meine Begeistrung für Ukulelen erst so richtig angefacht hat und ich neben diversen konventionellen  Ukulelen inzwischen natürlich auch eine "richtige" BUGLE Ukulele besitze, die jederzeit in Griffweite ist!
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Jos

Danke für die vielen guten Tipps, bin wieder 1 Schritt weiter. Baue mir zwar keine Fichtenkiste, sondern habe eine ganz andere Form geplant. Die Tipps für die "Deckenkonstruktion" kann ich auch dafür gut anwenden.

Mel Li

Lieber Volker,

lieben Dank für Deine Hilfe! Deine Tipps zur Begleistung sind großartig und helfen mir sehr weiter!

Hab mir Deine Ukulelen angesehen und bin absolut begeistert, vor allem von den unterschiedlichen Schalllöchern und den Designs allgemein! Ich bin großer Fan von allem, was sich von der herkömmlichen "Stange" unterscheidet.

Nochmals herzlichen Dank!

Zitat von: Old Boy am 05. Nov 2019, 15:21:30
Eine Idee noch:
Wenn du die Kiste "aufklappbar beläßt, könntest du ja sogar den ersten Bauversuch ohne die Längsrippen vornehmen und nur bei Bedarf anschließend diese zusätzliche Versteifungsrippen der Decke nachrüsten  ... nur so ein dummer Gedanke.
Das war mein ursprünglicher Plan, aber dann kam das Furnier. Da ich gleich fünf dieser Platten als Paket bekommen habe und das auch sehr doof verpackt war, Wellen sich die äußeren Platten ziemlich, so dass ich lieber gleich alle vorgeschlagenen Leisten anbringen, um der Decke keine Chance zu geben auch Wellen zu werfen.

Zitat von: Old Boy am 05. Nov 2019, 15:21:30
Für mich steht jedenfalls fest, so eine CBU ist absolut kein Spielzeug, sondern ein ernstzunehmendes Instrument, mit dem man sich nirgendwo verstecken muß!
Schön, dass Du das sagst! Bis auf mein selbst fabriziertes "Spielzeug" hatt nicht leider noch keine bin der Hand und bin darum schon sehr gespannt, wie meine CBU klingen wird.

LG Melli
"Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit." H. W. Longfellow

Mel Li

Hallo Ihr lieben Bastler,

leider dauert das ganze Projekt doch länger, als ich dachte. E

Es hat sich etwas schwieriger gestaltet, den Boden der Kiste zu entfernen. Jetzt ist er aber ab. Den Hals habe ich bereits geschliffen und die Schalllöcher gebohrt.



Heute hab ich die Decke beleistet und sie dann auf die Kiste geleimt. Wirkt auf den Fotos aufgrund der Winkel leider sehr schief, passt aber alles genau.




Jetzt darf der Leim erstmal trocknen, dann wird die Kiste geschliffen und der Hals angebracht.

Lieber Volker vielen Dank für alles! Bin schon so gespannt, wie sie sich anhören wird  ;D

Einen schönen Advent und liebe Grüße,
Melli
"Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit." H. W. Longfellow

kiwidjango

Heissa !!! da hast du aber den Begriff " Deckenbalken" recht wörtlich umgesetzt!

Den Halsbalken zur Unterstützung des Griffbretts ist OK. Aber die Parallelverbalkung wird dir die Decke ganz schön dämpfen.
Schon mal sie aus Nuss und nicht aus Fichte ist.

Alte Regel: Masse schwingt nicht gern!  Wenn es noch werkzeugtechnisch möglich ist, solltest du die drei Deckenbalken verjüngen, d.h. im
Querschnitt einen gotischen Bogen erzeugen....und die Enden der Leisten kannst du mit dem Stecheisen bis auf 2 mm Stärke Richtung Decke beiarbeiten(ausfedern)....

Ist aber alles noch zu ändern, wenn du noch an die Leisten heran kommst.

beste Grüße,
Dirk
Gruß aus der Werkstatt

Jos

Mir gefällt der Hals sehr gut, ist schön geformt !

kiwidjango

JOS: Ich erwähnte den Halsbalken, nicht den Hals. Der Halsbalken hat nix mit DEM Hals zu tun. Es ist der Querriegel unterhalb der Schallöcher.

Bei Gitarrendecken liegt er auf der Höhe des Oberbug.

Gruß aus der Werkstatt

Jos

@ kiwidjango: Ich meinte schon DEN Hals, ist schön geformt

kiwidjango

...normal geformt!...ganz normal!
Gruß aus der Werkstatt

HüpfenderFloh1976


Mel Li

Habe die Parallelverbalkung etwas "ausgefedert". An der Feinmotorik mit dem Stechbeitel arbeite ich noch etwas, aber es ist ziemlich was weg und die Decke fühlt sich deutlich leichter an. Danke, Dirk für die Anmerkung.



Als nächstes wird das Griffbrett geschliffen und angepasst und dann wird sie dunkel gebeizt.

Leider bin ich Aufgrund meines privaten "Zoos" nicht so gut im weit voraus Planen, sonst hätte ich mich längst wenigstens auf die Warteliste für den Klosterukulelen Workshop setzen lassen. Liebäugel damit schon so lange. Falls derart Mal in München oder näherer Umgebung stattfände, wäre es für mich einfacher.

Ein gutes neues Jahr und liebe Grüße,
Melli
"Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit." H. W. Longfellow

kiwidjango

#26
...du kommst der Sache näher...

Lass mal,..deine Stecheisenfähigkeiten sind gar nicht so schlecht...Versuche bitte KEINE Berührungspunkte zum Querbalken zu haben. Das Ende der Deckenleiste mit dem Cuttermesser durchtrennen und dann mit einem
3 mm Stecheisen den Überstand entfernen.

Vielleicht habe ich es überlesen, aber wie sieht dein Griffbrett im Rohzustand aus? Welches Holz?

Zum Beizen von Griffbrettern wurden früher Spiritusbeizen(Pulverbeizen) verwendet(Birne auf Ebenholz trimmen). Sie werden Anstelle von Wasser mit reinem(70% und höher)Ethanol(Weingeist; ohne  Vergällungsmitel) angesetzt. Sie dringen tiefer ein, als Wasserbeizen.    2. Möglichkeit bei Griffbrettern
ist das "Räuchern". Dabei wird gerbsäurehaltiges Holz, Ammoniakgas ausgesetzt(Eiche, Nussbaum, Mahagoni). Man baut sich eine luftdichte Räucherkammer, legt das Holzmaterial ein und gibt in die Räucherkammer eine flache Schale mit Salmiakgeist ein. Die Holzverfärbung ist so intensiv, dass man sogar nachhobeln kann. Aufgrund der chemischen Reaktion und der Ammoniak-Gas_entwicklung sind aber gute Kenntnisse im Bereich der Handhabung erforderlich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!   ( aber das sind die Gründe, warum ein Handwerk erlernt werden muss, ein Laie ist da aufgeschmissen)

Du siehst: Beizen ist nicht nur "ein bisschen Farbe auftragen"

Es freut mit sehr, dass du mit dem Gedanken spielst an "Kloster-Ukulelen-Workshops" teilzunehmen. Da das Kloster Esthal in der Pfalz als Kursort ausfällt, ist der südlichste Kursort die Abtei Himmerod in der Eifel. Weiter südlich, gar bis in die Region von München, würde die Kosten sprengen.

Eine sinnvolle Alternative für deine Selbstbauambitionen sind aber die Bausätze von Stewmac....was du dabei allerdings nicht vermittelt bekommst, sind die vielen handwerklichen Kniffs. Ansonsten sind Kits aber gut durchdacht und bieten ein gutes Preis/Leistungsverhältnis.
Gruß aus der Werkstatt

Mel Li

Danke für Deine ausführliche Antwort.

Habe die Berührungspunkte durchtrennt, mit deiner Anleitung super einfach. Vielen Dank!

Ich hab mich falsch ausgedrückt: Ich meinte das die Ukulele gebeizt wird. Das Beizen eine eigene Wissenschaft ist, weiß ich noch von meinem Vater, der Schreiner war und unglaubliche Sachen damit gemacht hat.

Das Griffbrett und den Hals hab ich mir als Einzelteile bestellt und so hatte das Griffbrett schon die Schlitze für die Bundstäbchen, die ich dann nur noch einsetzen musste. Alles war natürlich in einem sehr rohen Zustand und kaum passend, vor allem bei überstehenden und rauen Bundstäbchen bin ich sehr pingelig, also machte ich kaum was anderes als schleifen und feilen, aber wenigstens hab ich den Hals unten gerade bekommen, dass er in Waage auf die Kiste gepasst hat. Und das Griffbrett ist seitlich endlich auch schön weich. Es soll Palisander sein und ist sehr dunkel. Das wird ganz am Ende nur mit Zitronenöl behandelt werden. Ich habe auch noch eins aus Ahorn da, aber weil ich es so hell nicht lassen möchte und beizen an der Stelle ein paar Nummer zu groß ist (klingt jedenfalls sehr spannend und aufwendig), wird es das dunklere werden.

Vielleicht schaffe ich es irgendwann Mal zu einem Kurs in die Eifel, ich würde so gerne wenigstens ein paar handwerkliche Tricks und Kniffe lernen.

Einen Bausatz habe ich mir schon Mal von großen T. bestellt, aber außer dem Griffbrett und dem Hals ist der Rest nicht besonders, darum hab ich es damit erst gar nicht versucht und ihn an Kinder verschenkt, die vielleicht weniger Ansprüche haben als ich. Stewmac werde ich mir mal ansehen.

Obwohl ich sämtliche Anleitungen für das Bauen schon über das Netz gefunden habe, helfen am Ende nur echte Menschen, die Ahnung von der Materie haben, und konstruktive Vorschläge bringen.

Herzlichen Dank dafür!!!

"Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit." H. W. Longfellow

Lagerfeuerklampfer

Vielen Dank für diesen Thread! Macht wirklich Spaß und ist sehr lehrreich, wenn Selbstbau-Amateure (im besten Sinne!) auf Experten treffen. Ich freue mich jetzt schon auf meine erste Cigarbox Ukulele (aber erst nach dem Klosterworkshop).

kiwidjango

Bei der Griffbrettbearbeitung schleift man zuerst die Fläche , dann Punkte oder ähnl. einbohren, Einlagen mit Sekundenkleber sichern, dann Griffbrett in Form schleifen..entweder gerade oder gewölbt! DANN: Werden die Längskanten der Oberseite ordentlich verrundet,(kleinen Radius anschleifen). Dann Draht eintreiben, dann eine alte, lange Flachfeile mit feinem Hieb über die Drahtenden führen, bis nix mehr kratzt. Dann in einem ca. 35-40° Winkel nicht der Feile die Drahtenden schräg feilen,..dann die Drahtenden entgraten ( Bundendenfeile Radius 1mm und dann mit Bund"radiergummi" , Rockinger fein weiterarbeiten) Bleib da mit Schleipapier weg,..bringt nix außer Riefen im Griffbrett

Wenn du Pech hast, kannst du den ganzen Prozess wiederholen, denn die einzeln, billig zu kaufenden Griffbretter sind aus viel zu frischem Holz geschnitten und schwinden ohne Ende. Lass den Zitronenölkram.
Was du brauchst, ist säurefreies Öl und das ist Ballistol oder Olivenöl.
Ahorngriffbretter müssen lackiert werden, sonst hast du sofort Spielspuren drauf. Beizen bringt da gar nichts. Wasserbeizen bilden nur eine " Farbschicht " , durch die du mit " 2 x C-dur" wieder durch bist.

Die Bausätze von T sind unterirdisch. Stewmac  https://www.stewmac.com/Materials_and_Supplies/Instrument_Kits/Ukulele_Kits/StewMac_Ukulele_Kits.html
  ist passgenau und die Decken sind aus massivem Mahagoni. Ich habe sie mal in einem kleinen Schülerprojekt verwendet und war zufrieden. 5 von 8 Schülern haben aber Fichtendecken verwendet und lagen nachher ganz klar VOR den Mahagoni-Decken. Inkl. Fracht und Zoll liegt der Concert-Bausatz bei ca. 100,-€ ! Nachteil beim Kauf bei Stewmac : Kreditkarte oder Paypal erforderlich.
Trotz der guten Verarbeitung sind die Sperrholzzargen aber kein Vergleich zu den massiven, ausgesuchten  Hölzern der Klosterukulelen.

Alles, was du im WWW findest, ersetzt nicht das " Begreifen " : Sage es mir ..und ich werde es vergessen,..zeige es mir, und ich werde vielleicht behalten,...lass es mich selber machen und ich werde es können!
Gruß aus der Werkstatt