Banjolele einstellen

Begonnen von Uketeer, 22. Apr 2021, 14:52:39

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Uketeer

Hallo,

mich treibt seit über einer Woche eine Frage um und ich sehe mich außerstande, mein Problem ohne Hilfe zu lösen, darum hoffe ich hier unter den Experten jemanden zu finden, der mir weiterhelfen kann.

Kurz zum Hintergrund: Ich bin reiner Amateur und habe praktisch keine Erfahrung mit Saiteninstrumenten. Mein Können beschränkt sich auf einfaches Geschrumme auf meiner Ukulele. Das betreibe ich aber sehr gerne und relativ ausgiebig.
Aus diesem Grund bin ich vor einiger Zeit auch mit einer Banjolele beschenkt worden, und auch dieses Instrument macht mir sehr viel Freude. Darum hab ich mich im Überschwang dazu hinreißen lassen, einen neuen Satz Saiten für die Banjolele zu bestellen mit dem endgültigen Ziel, mich darauf auch im Melodiespiel zu versuchen. Die Saiten aufzuziehen hat auch gut geklappt (soweit ich das beurteilen kann, es kommen jedenfalls die richtigen Töne raus), aber jetzt stehe ich vor oben erwähntem Problem: Das Instrument "hallt" unglaublich. Vor allem, wenn ich auf der A-Saite spiele, schwingen alle anderen Saiten mit, wodurch alles, was ich spiele, unsauber klingt.

Auch als Laie ist mir klar, dass ich niemals nur rein den Ton zum klingen bringen werde, den ich zupfe, so funktioniert das halt mit den Schwingungen und der Physik und so, aber das, was ich beim Spielen höre, scheint mir doch ein bisschen viel zu sein. Darum hatte ich gehofft, hier jemanden zu finden, der das Problem vielleicht kennt und/oder Erfahrung mit dem Instrument hat und mir weiterhelfen kann.

Bei meiner Banjolele handelt es sich um eine Harley Benton BJU-15Pro Banjo Ukulele (soweit ich das dem Aussehen nach beurteilen kann, sie war, wie gesagt ein Geschenk), bei dem Saitensatz, den ich dafür gekauft habe, handelt es sich um Aquila-Concert-Low-G-Regular-Nylgut-Saiten.

Meine Vermutung ist, dass ich den Klang, den ich mir vorstelle, deswegen nicht erreiche, weil ich das Instrument falsch eingestellt habe, aber genau dabei stoße ich trotz Internet an meine Grenzen.

Den Steg zu platzieren habe ich hingekriegt. An der Feinjustierung über den Flageolettton arbeite ich noch, das braucht noch etwas Übung. Damit bin ich aber so weit zufrieden.

Meine Hauptsorge liegt in der Fellspannung. Ich weiß, dass die Spannung den Klang stark beeinflussen kann, und für mein Problem klänge es auch logisch, die Spannung zu erhöhen - je straffer das Fell, desto weniger schwingt es mit und desto weniger Schwingungen werden entsprechend über den Steg und die Luft auf die anderen Saiten übertragen. Als Laie habe ich aber keinerlei Gefühl dafür, wie viel Spannung zu viel Spannung ist. Es ist jetzt nicht so, als müsste ich übermäßig viel Kraft aufwenden, um die Spannschrauben anzuziehen, aber rein vom Bauchgefühl scheint es mir, als sei so langsam mal genug Spannung auf dem Instrument, und ich kann einfach nicht einschätzen, ab wann ich ihm Gewalt antue. Ich hab sogar schon versucht, das Fell zu stimmen, um zu sehen, ob ich wenigstens in der richtigen Richtung bin, das ist aber phänomenal in die Hose gegangen. Ich höre es einfach nicht.

Das zweite Problem, das ich in dem Zusammenhang habe, ist der Saitenhalter. Der lässt sich bei dieser Banjolele mit einer separaten Stellschraube anziehen. Leider hab ich keine Ahnung, wie genau der ausgerichtet sein sollte/muss. Ich hab ihn bisher einfach immer ein wenig mit angezogen, wenn ich das Fell gespannt hab. Ob das aber so soll, keine Ahnung.

Meine Frage wäre also, ob es hier jemanden gibt, der das Instrument kennt oder auch schonmal das Problem hatte, dass beim Spielen auch alle ungespielten Saiten die ganze Zeit mitsummen, und mir entsprechend Tipps geben kann, wie ich die Banjolele einstellen muss. Sollte ich die Spannung probehalber einfach weiter erhöhen? Gibt es einen Indikator, der mir sagt, wann ich die Spannung nicht weiter erhöhen sollte? Ich hab einfach Angst, aus Unwissenheit zu viel Spannung auf die Konstruktion zu geben, sodass sich der Korpus auf lange Sicht verzieht oder die Saiten zu schnell reißen oder so.

Zuletzt noch eine Entschuldigung für diese riesige Textwand gleich in meinem ersten Beitrag xD Ich wollte nur möglichst alle Fragen auf einmal stellen und möglichst alle Infos geben, die vielleicht relevant sein könnten. Jedem, der sich durch die Lektüre kämpft, schonmal ein Dankeschön, auch wenn's keine Antwort gibt :)

Knasterbax

#1
Hej Uketeer,

Erstmal herzlich willkommen bei den Ukulelenverrückten!

Ich habe und hatte schon so einige Banjolelen, unter anderem auch deine HB, kenne mich also schon ein bisschen aus.
Was mir also zu deiner Frage als erstes einfällt: Mit der Intonation, also der Justierung des Stegs auf dem Fell, würde ich mich als Letztes beschäftigen; solange du dich noch nicht für eine bestimmte Fellspannung entschieden hast, brauchst du dich noch nicht auf eine Stegposition festzulegen.

Dass leere Saiten verstärkt mitschwingen, ist bei der Banjolele  normal. Deshalb empfiehlt es sich auch, beim Stimmen einer Saite die anderen drei irgendwie abzudämpfen. Hilfreich ist auch, möglichst immer geschlossene Akkorde zu greifen, bei denen auf jeder Saite ein Finger liegt.

Zur Fellspannung: sie muss nicht zwangsläufig möglichst hoch sein. Versuche, eine Spannung zu finden, die dem Instrument einen schönen Ton verleiht, und versuche, das Mitschwingen eher über die Greifweise zu verhindern.

Viel Erfolg und schöne Grüße aus Berlin,
Matthias
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

Uketeer

Hallo Knasterbax,

vielen Dank für Deine Antwort, das hilft mir wirklich weiter. Die anderen Saiten durch Akkordgriffe abzudämpfen, wird mir noch einiges an Übung abverlangen. Ich spiele Melodien noch nach dem Zwei-Finger-Suchsystem. Da noch Akkordgriffe reinzukriegen wird schwierig xD Aber jetzt weiß ich, dass ein wenig Hall normal ist, kann mich drauf einstellen, vielleicht noch ein wenig mit der Fellspannung spielen, und dann halt üben. Mit der Zeit wird das sicher werden :D

ukelmann

Die Annahme "hohe Spannung = es schwingt weniger mit" ist falsch.
Eher ist es umgekehrt, denn harte Dinge (gespannte Dinge) werden i. A. weniger gedämpft, als weiche Dinge. Daher werden lange=stark gespannte und schwere Saiten auf harten Holzdecken viel weniger durch interne Dämpfung und  Luftreibung gebremst, als kurze, leichte Ukulelesaiten auf weichen Banjolele-Fellen.

I. A. ist es auch so, dass die anderen Saiten mitschwingen sollen, die Resonanz ist einer der gewünschten Effekte, die über die Frequenzvielfalt Volumen in den Klang bringen, und die Resonanz i. A. genau die Frequenzen (und Vielfache davon) anregt, die man gerade angezupft hat. Warum das jetzt unsauber klingen soll? Ich vermute, dass du einen "klaren Klang" einer Saite erwartest, aber andere Saiten mitschwingen.

Wie Knasterbax schrieb: Fellspannung ist erstmal weniger wichtig. Sofern du die alten Saiten nicht abgeknipst hast, steht ja nichts entgegen, diese wohl weniger dominanten Saiten einfach nochmal aufzuziehen (mach ich auch manchmal)

Bezüglich o. g. Justierung des Stegs auf dem Fell: Die ist durch die Mensur festgelegt (Flageolett/Oberton im 12. Bund = Oktave des Grundtons), d.h es gibt nur eine Position, wo der Steg hingehört (diese habe ich bei meinen Banjolelen markiert). Der Unterschied für weiches/hartes Fell sollte absolut minimal sein (< 1 mm). Sobald man davon abweicht (mm-Bereich) klingt's schräg.

Konzentriere dich einfach darauf, sauber zu greifen (nah am Bundstäbchen, nicht zu heftig drücken, nicht verziehen). Der saitenpressende Finger dämpft bei ungünstigem Einsatz auch stark, d. h. das, was du drückst, wird schneller leise, als das was frei schwingt.

Wie  beim Speichen von Fahrrädern gilt auch hier: Langsam kommt man schneller vorwärts  ;) (und das ist echt schwer 8) )

Plinke-ti plinke-ti plinke-ti PLING

Knasterbax

#4
Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, den Hall bzw. Sound deiner Banjolele zu verändern: Du könntest den Resonator, sprich den Holzdeckel auf der Rückseite, abnehmen und Open Back spielen. Oder du nimmst ihn ab, stopfst ein altes T-Shirt o. ä. rein und schraubst ihn wieder drauf...  ;)
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

Uketeer

@ukelmann: Stimmt, mit der Spannung hast Du natürlich recht, das war ein Denkfehler meinerseits. Ich hab daran gedacht, wie das ist, wenn im z.B. im Auto irgendwas lose ist. Da schwingt und klappert dann direkt alles mit, was dranhängt. Wenn man die richtige Schraube findet und festzieht, schwingt nichts mehr, was nicht schwingen soll, und es ist wieder Ruhe. Dass sich dieses Prinzip nicht auf ein Instrument übertragen lässt, das darauf ausgelegt ist, zu resonieren, da hätte ich auch selbst drauf kommen können xD
Und ja, ich hätte mir einen klaren Klang vorgestellt, eben in die Richtung des Knalligen, wie man (bzw. ich) es sich vorstellt, wenn man an ein Banjo denkt. Unsauber klang es für mich in erster Linie deswegen, weil je nachdem, welche Töne ich greife, durch die leer mitschwingenden anderen Saiten natürlich auch gerne mal Dissonanzen entstehen, die nicht so gut klingen. Aber ich hab ja inzwischen schon gelernt, dass das Problem mal wieder hinter dem Resonator sitzt und nicht davor ;) Und auf das Klangvolumen will ich natürlich auch nicht verzichten. Ich werd einfach üben müssen.

@Knasterbax: Danke für die Tipps, das werd ich mal ausprobieren. Schon allein, weil ich mir vorstellen könnte, dass es mir die Nachbarn danken werden. Ich wohne in einem Mehr-Parteien-Haus, und die Banjolele ist ja nun kein besonders dezentes Instrument xD