Johnson Resonator Review

Begonnen von Guchot, 22. Sep 2009, 21:12:59

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Guchot

Ich hatte schon immer eine Affinität zu Resonator-Instrumenten, auch als ich Gitarre gespielt (versucht) habe, hatte ich 2 Stück davon. Leider sind Resonator-Uken ja noch seltener als Resonator-Gitarren. Und bezahlbar ist eigentlich nur die Johnson (bzw. ihre Kopien wie Ashbury und Recording King). Man hört wenig gutes über diese Ukulelen, aber ein richtiges Review WAS denn nun so schlecht daran ist, hab ich noch nicht gefunden. Nachdem ich vor einiger Zeit einmal eine Ashbury Probe spielen durfte, war für mich klar das ich es einmal mit der Johnson versuchen würde, wenn ich eine günstige kriege. Als dann hier im Forum eine solche angeboten wurde, mußte ich zuschlagen :)

Deswegen jetzt hier ein Versuch eines Reviews Meiner Johnson JM980 Resonator Ukulele

(Detailbilder gibts in dem Youtube-Video, Link weiter unten)

Fakten:
* Modell Single Cone
* Korpus Messing, Champagne Matte Finish
* Ahorn Hals, Ebenholz Griffbrett
* Mensur 37,8cm
* Sattelbreite 3,2cm
* Halsansatz 12 Bund
* incl. Koffer

Zuerst einmal die Optik: Eigentlich wollte ich ja das Model mit dem Hochglanz-Korpus haben und war etwas enttäuscht als sich herausstellte das \"mein\" Exemplar das Champagne Finish hatte. Im Nachhinein muß ich aber feststellen das es wahrscheinlich besser so war. Ich erinnere mich noch gut an die Fingertatschen die auf meiner Gitarre nach jedem spielen zu sehen waren. Was zu der dunklen Optik nicht so ganz paßt, ist die helle Kopfplatte mit dem Perlmutt-Imitat. Ansonsten finde ich das Äußere sehr gefällig, aber das ist ja (wie vieles) Geschmackssache.

Verarbeitung: Ich habe mehr als einmal die gesamte Ukulele abgesucht nach Verarbeitungsmängeln, aber ich habe keine gefunden. Klar, es sind kleinere Kratzer an der Oberfläche zu sehen, aber meine ist schließlich kein neues Instrument und ob die Kratzer ab Werk drin waren, wage ich zu bezweifeln. Ansonsten ist der Body ebenso sauber verarbeitet wie der Hals. Die Bundstäbchen sind sauber abgerichtet und auch die Intonation ist OK (Abweichung im 12. Bund knapp unter 5cent). Das Stimmen ist etwas schwierig, da durch den Resonator scheinbar die anderen Saiten stärker zum mitschwingen angeregt werden als bei \"normalen\" Ukulelen. Das Stimmgerät neigt zu heftigen Schwankungen, insbesondere bei der 1. und 2. Saite. Das Abdämpfen der anderen Saiten beim Stimmvorgang schafft hier aber Abhilfe. Zum Thema Stimmen: Serienmäßig hat die Johnson gerade Mechaniken, die zwar die Stimmung gut halten, aber mir von der Optik her überhaupt nicht gefallen. Da ich vorhabe irgendwann einmal Stahlsaiten aufzuziehen, habe ich die Mechaniken entfernt und durch gewinklete ersetzt die ich von einer alten Tennessee-Ukulele genommen habe. Die Mechaniken haben keine weißen oder schwarzen Plastikknöpfe, sondern sind komplett aus Metall, was der Optik m.E. sehr zugute kommt. Durch die ausladenderen Mechaniken stört mich auch die helle Kopfplatte nicht mehr so sehr. Das Stimmen geht nun wesentlich leichter und die Mechaniken halten die Stimmung erstaunlich gut. Ein Kritikpunkt der öfters zu hören war, war das die Saiten häufig reißen und zwar an der Stelle wo sie um die scharfen Kanten des Metallbody umgelenkt werden. Hier hat Johnson bei den neueren Modellen reagiert und eine kleine Holzleiste im Body angebracht, so daß die Saiten jetzt dort entlanglaufen und nicht mehr über das Metall. Ich habe das Instrument noch nicht lang genug um mir ein Urteil über die Haltbarkeit der Saiten zu machen, aber laut Vorbesitzer ist noch keine Saite gerissen.

Bespielbarkeit und Sound: Die Jophnson ist eine Konzert-Ukulele, was mir sehr entgegen kommt, da das eh meine favorisierte Mensur ist. Die Saitenlage ist angenehm flach so das sich die Ukulele wirklich gut spielen läßt... im sitzen. Im Stehen wird das schon schwieriger da sie doch einiges an Gewicht hat und ein Gurtpin fehlt. Irgendwann werde ich mal sehen ob sich da was nachrüsten läßt.
Soundmäßig war ich überrascht das die Johnson doch recht dunkel und \"bauchig\" klingt. Ich hatte einen spitzeren Sound erwartet. Momentan habe ich braune Worth Low-G aufgezogen, aber mit den vorher montierten Aquillas (ebenfalls Low-G) war es nicht wesentlich anders. Ansonsten ist es für mich schwer den Sound zu beschreiben, zumal ich keinen Vergleich zu anderen Resonator-Ukulelen habe. Ich mag ihn jedenfalls sehr :) Aber davon kann sich ja jeder in dem zugehörigen Video selbst ein Bild machen (Link weiter unten). Was allerdings festzuhalten ist und in dem Video nicht so ganz rüber kommt: Das Aas ist Laut... und ich meine RICHTIG LAUT! Als Vergleich könnt ihr ja mal eines meiner anderen Videos bei Youtube anklicken, dann werdet ihr feststellen das ich bei der Johnson echte Probleme habe gegen das Instrument \"anzusingen\", bei anderen Ukulelen ist es eher so das ich zu Laut bin, hier ist es die Johnson.

Mein persönliches Fazit:
Die Johnson ist momentan für ca. 220,- Euro bei ePay erhältlich und meiner Meinung nach den Preis auch absolut wert, wenn man den Sound mag. Den sollte man sich aber wirklich erstmal persönlich Live anhören, er ist sehr Eigen. Zu meinen Country-Liedern paßt er aber ganz gut. Was man einkalkulieren sollte, sind vernünftige gewinkelte Mechaniken. Ein Minuspunkt ist definitiv der fehlende Gurtpin, der wohl auch nicht ganz so einfach nachzurüsten ist. Aber ich bleib da am Ball. Probleme die ich gerüchteweise gehört habe, bezüglich Saitenlage, Biskuit und reißenden Saiten sind an meinem Exemplar nicht vorhanden. Wobei gerade bei \"Billig-Instrumenten\" ja häufig eine große Serienstreuung vorkommt (meine Harley-Benton Reso war z.B. auch toll, es gab aber auch viel Schrottexemplare davon). Außerdem weiß ich nicht ob mein Vorgänger schon etwas optimiert hat.
Ich würde mir die Johnson auf jeden Fall wieder kaufen, allerdings nicht per Internet, sondern nur im Laden, wo man auch Probespielen kann.

Wenn noch Fragen sind, fragen :)

Und wie immer: Alles rein subjektiv und meine persönlichen 5cent ;)
Ne schöne Jrooss
Guido

Und hier ist auch der versprochen Youtube-Link:
Johnson-Resonator

Edit: Mittlerweile habe ich die Johnson von Herrn Attenberger optimieren lassen. Hier ist das Review dazu.

Jan

Schön ausführlich und aufschlussreich, danke.
Viel Spaß mit der Ukulele!

UkeDude

Ja, so eine Resonator steht auch noch auf meiner Liste.


Danke für den Bericht.

uschaurischuum

Danke für den ausführlichen Bericht! Bei der Marke Johnson könnte es sich um ein Label handeln, dass auf Instrumente geklebt wird, die an den verschiedensten Orten hergestellt werden. Ich kenne jemanden, der mit seiner E-Gitte, einem Fender Nachbau, sehr zufrieden ist. Der Ruf der Selmer-Maccaferri Nachbauten von Johnson ist dagegen sehr mies! Interessant zu hören, dass die Resonator Ukulele etwas taugt!

Poltergeist

Für meine Johnson steht noch ein neuer Resonator auf der Liste. Denn so, wie ich sie bekommen habe, taugt sie gar nix.

@Guchot: Wenn du Verarbeitungsängel suchst, dann schraub das Teil doch mal auf ud schau nach, ob deine innen besser verarbeitet ist als meine...  :?

Guchot

@dschinges_kane: Ich muß ehrlich sagen das ich mit dem Klang meiner Johnson für meine Zwecke erstmal zufrieden bin. Und da ich eher ein Grobmotoriker bin, möchte ich die Uke lieber nicht auseinander nehmen, so lange alles in Ordnung ist. Ich nehm ja auch den Motor in meinem Auto nicht auseinander so lange alles läuft ;) Ich bin aber am überlegen ob ich der Uke zu Weihnachten nicht eine Reise in den bayrischen Wald spendiere, da sitzt ja ein Spezialist für Resos, kann gut sein das der da noch was rausholen kann. Und vieleicht kriegt der auch nen Gurtpin dran gefummelt :)

El_Adrenalid

#6
Danke für den Bericht!

Ich hab bislang nur 2 National-Modelle in der Hand gehabt, deren Klang  mir echt gefiel. Das Preis-Leistungsverhältnis der Johnson scheint ja echt zu stimmen - die Optik ist äußerst elegant.

Am besten gefallen allerdings mir die Fotos mit der jungen Dame. Hast Du die selber retouchiert?

Auf jeden FAll wünsch ich Dir noch viele erfüllte Countrystunden mit dem Schmuckinstrument!

El_Adrenalid

Zitat von: El_AdrenalidAm besten gefallen allerdings mir die Fotos mit der jungen Dame. Hast Du die selber retouchiert?


Ach, jetzt hab ich auch das andere Video gesehen - Du hast sie selber photgraphiert!
Meine volle Hochachtung. Aber was sind das für Maracas? Zinkblech mit Schrauben gefüllt? Klingen metallsicher als jede Resonatoruke - selbst mit Stahlsaiten präpariert!

Guchot

#8
Zitat von: El_Adrenalid
Zitat von: El_AdrenalidAm besten gefallen allerdings mir die Fotos mit der jungen Dame. Hast Du die selber retouchiert?


Ach, jetzt hab ich auch das andere Video gesehen - Du hast sie selber photgraphiert!
Meine volle Hochachtung. Aber was sind das für Maracas? Zinkblech mit Schrauben gefüllt? Klingen metallsicher als jede Resonatoruke - selbst mit Stahlsaiten präpariert!

Jo, ich fotografier selbst son bißchen ;-) Die Maracas sind nicht von mir, die hat die junge Dame selber mitgebracht. Und wie bei fast allem in nem Fotostudio kommts da in erster Linie auf die Optik an ;)

kurt

Andreas !
Wenn du innere Verarbeitungsmängel kritisierst, darfst du nie eine Guaneri oder Stradivari Geige aufmachen ! ;)

Guchot : Super Review ! Und der Klang ist auch überzeugend.

Naja , ich spar ja schon auf eine Risa . 8)

Guchot

Zitat von: kurt...Naja , ich spar ja schon auf eine Risa . 8)...

Das wollte ich eigentlich auch tun, aber bei dem anvisierten Preis mußte ich doch deutlich schlucken... :( Ich hab mich aber jetzt entschieden meine Johnson im Oktober in den bayrischen Wald zu schicken um eine Frischzellenkur durchführen zu lassen. Da werden dann u.a. auch 2 Gurtpins angebracht. Über das Ergebnis und die (finalen) Kosten werde ich dann berichten :)

fritz

Zitat von: Guchot... Und bezahlbar ist eigentlich nur die Johnson (bzw. ihre Kopien wie Ashbury und Recording King). ...

ist es richtig, dass die ashbury eine kopie der johnson ist?
oder sind beide kopien einer national oder so?
oder was?

und wer ist der experte im bayrischen wald?
www.fritzhermann.com    www.coaching-rz.de   www.music4brains.com

Guchot

#12
Ich habe eine Ashbury und eine Johnson in der Hand gehabt und die Dinger sind bis auf den Schriftzug absolut identisch. Wenn ich das nach Fotos richtig beurteile dann gehört auch noch die in den USA unter dem Label \"Recording King\" vertriebene Uke mit zu dem Trio. Ich denke mal die werden alle drei in der selben Fabrik hergestellt und dann entsprechend gelabelt.

Der Experte im bayrischen Wald ist http://www.atte.de/

fritz

www.fritzhermann.com    www.coaching-rz.de   www.music4brains.com