Wann stimmt ihr nach?

Begonnen von Guchot, 13. Okt 2009, 09:49:45

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Guchot

Zitat von: Floyd Blue...Es gibt aber offensichtlich bei der Genauigkeit der Stimmung, genau wie beim Timing, verschiedene Toleranzschwellen bei verschiedenen Menschen....

Genau das wollte ich ja erfahren ;)

wwelti

Zum Thema Nachstimmen von Abweichungen von 2 Cent... die meisten Ukulelen haben schon im 1. Bund eine größere Abweichung... Aber wenn\'s glücklich macht ;)

Die meisten Ukulelen sind weiterhin nicht einzelsaitenkompensiert, und Abweichungen von weniger als 5 Cent übers gesamte Griffbrett sind somit eher ungewöhnlich.

Weiterhin sind die Saiten selbst normalerweise nicht allzu perfekt, was die Intonation angeht. Unterschiede in der Abweichung im 12. Bund von mehr als 5 Cent sind nach einem Saitenwechsel (auch bei Saiten desselben Herstellers) nicht selten.

Und schlußendlich sind viele Stimmgeräte nicht der Weisheit letzter Schluß. Wenn mir jemand ein Stimmgerät zeigt, das jeden Ton auf dem Griffbrett einer Ukulele zuverlässig auf den Cent genau bestimmen kann, werde ich es sofort kaufen. (Im Moment besitze ich kein Stimmgerät)

Im Prinzip ist eine Ukulele dann gut gestimmt, wenn sie gut klingt. Das ist meistens dann der Fall, wenn man den besten Kompromiss des gegenseitigen \"Verstimmt-seins\" zwischen verschiedenen, gegriffenen und/oder frei schwingenden Saiten gefunden hat, möglichst bei den Kombinationen, die in der gespielten Musik tatsächlich vorkommen.

Manche Ukulelen klingen deshalb nach Stimmgerät gestimmt krummer als nach Gehör gestimmt...

Für eine Ukulele mit wirklich guter Intonation benötigt man meiner Meinung nach:
- Als Grundvoraussetzung natürlich ein präzise gefertigtes Griffbrett und eine korrekt platzierte Brücke
- Einen perfekt gleitenden, aber auch perfekt in der Höhe eingestellten Sattel
- Einzelsaitenkompensation mittels segmentierter Stegeinlage, so daß man für jede Saite auch nachträglich die Kompensation korrekt einstellen kann (oder eine Einstellmöglichkeit wie bei E-Gitarren)
- Sorgfältige Auswahl der Saiten, sprich: Wenn eine Saite zu weit daneben liegt oder in sich krumm klingt, diese eben nicht verwenden. Gewisse Billigsaiten die ich mal hatte, hatten so eine starke Inharmonizität, daß es schon genügte, eine einzelne Saite zu spielen, und es klang schon krumm -- selbst wenn man die anderen Saiten abdämpfte.

Gruß
  Wilfried

charangohabsburg

Ich kaufe nur gestimmte Instrumente.

DerZopf

Zitat von: charangohabsburgIch kaufe nur gestimmte Instrumente.

Hahahaaaa!

gallier

Was habt ihr eigentlich für Ukulelen die nur alle 3 wochen gestimmt werden müssen?
Der nette Herr vom UOGB,der der den Redhouseblues singt (Name fällt mir im Moment nicht ein), stimmt nach jedem Stück nach. Er spielt eine alte Martin.
Ich besitze ein stimmgerät dessen Display sich auf den 10Cent Modus umstellen lässt. Trotzdem ist die Nadel immer wie verrückt am hin und her zappeln. Nicht dran zu denken auf 1Cent genau zu stimmen. Das Stimmgerät ist nur für das Grobe und den Rest mach´ich nach Gehör machen. Ich kann die Aussagen von Wilfried nur voll und ganz unterstreichen.....und die von Charangohabsburg auch.:-)

ukemouse

#20
Ich hab mich beim lesen des erstens Posting oben auch gefragt wie Guchot um Himmels Willen denn 1 oder 2 Cent Abweichung erkennt? Mein Stimmgerät zeigt das gar nicht soo genau an.
Außerdem denke ich außer Wwelti hört das sicher eh kaum einer.
Und dazu kommt noch, daß wenn die Uke gaaaanz genau stimmt ohne zu greifen, sie schon wieder nicht mehr gaaanz genau stimmt, sobald man einen gegriffenen Ton spielt. Denn daß eine Uke 100% in sich stimmt, so daß nirgens auch nur eine winzige Abweichung auf einem super tollen Centgenauanzeigenden Stimmgerät zu erkennen ist, hab ich bisher nicht erlebt und ich denke auch das gibts wohl nicht (außer man nimmt ein ziemlich unempfindliches Stimmgerät, das solche Schwankungen einfach nicht anzeigt)

Ich stimme lieber zwischendurch nach Gehör nach, wenn ich denke da passt was nicht (außer beim Zusammenspiel mit anderen Musikern) ;)  Und überprüfen tu ich immer bevor ich spiele.

Jan

Zitat von: gallierDer nette Herr ... stimmt nach jedem Stück nach. Er spielt eine alte Martin.

Wenn das kein Grund ist, das alte Ding endlich zu entsorgen... :mrgreen:  :mrgreen:

Floyd Blue

@gallier: Der nette Herr vom UOGB heißt Will Grove-White. Das Stück heißt (Hot Tamales) They\'re Red Hot. Er spielt in der Tat eine alte Martin. Ich durfte sie letztens mal anfassen. Sie sieht sehr, sehr mitgenommen aus. Lack heruntergespielt, die untere Kante ist nicht mehr eckig, sondern rund geschrubbt und sie hat nun auch einen Riss in der Decke. Ich habe ihm mal die Ken Timms nahegelegt, weil der ja sehr gute Martin-Klone baut.

@alle: Ich höre sehr wohl noch 1 Cent-Unterschiede und genau das ist ein Problem - ich bin selten zufrieden mit der Stimmung. Stimmgeräte sind nur zum grob Vorstimmen geeignet. Mein Gehör kann das besser. Andere Gründe dafür, dass eine Ukulele nie richtig stimmen kann, sind die Bünde. Man bekommt einfach keine reine Stimmung hin, in der alle Akkorde oder Intervalle ok sind. Es läuft immer auf einen Kompromiss hinaus. Ich muss mich einfach mit dem zufriden geben, was ich erreichen kann. Ansonsten hat Wilfried absolut Recht mit seinen Ausführungen.

Kay

Ein guter Kompromiss ist, die Akkorde C, a, G zu nehmen und zu schauen ob die passen. Denn C vergleicht die 1. und 3. Saite, a die 1. und 4. und G die 2. und 4. Wenn diese 3 Akkorde schon schief klingen, passt also ganz sicher etwas nicht. Und dann muss man eben weitersuchen, was da so nicht passen könnte ;)

Guchot

Also eigentlich gings mir nicht darum zu werten ob man 1, 5 oder 10 cent Abweichung hört oder nicht. Eigentlich wollte ich wissen was von der Aussage \"meine Ukulele hält die Stimmung über Wochen\" zu halten ist. Und da hat sich jetzt ja einiges ergeben :)

wwelti

Ich will ja niemandem nahetreten, aber man kann da ein paar interessante Dinge ausrechnen...

Was bedeutet eine Abweichung von 1 Cent? Z.B. wenn man die A-Saite leer spielt, und die G-Saite im 2. Bund gegriffen, und die Töne weichen um 1 Cent voneinander ab? Wie mag sich das wohl anhören?

Normalerweise hört man bei einer leichten Abweichung eine sogenannte Schwebung. Der Ton \"eiert\" dann rhytmisch (so könnte man es umschreiben). Störend bzw. deutlich hörbar ist dies jedoch nur bei einer ausreichend großen Abweichung.

Ach ja, ich wollte es ja ausrechnen.

Eine Erhöhung der Frequenz um 1 Cent bedeutet eine Multiplikation mit dem Faktor 2^(1/1200). Ausgerechnet ist dieser Faktor ungefähr 1,00057779.

Multipliziert mit 440 Hz (also der Grundfrequenz der leeren A-Saite) kommen wir auf ca. 440,25 Hz für die verstimmte Saite.

Damit haben wir einen Unterschied von 0,25 Hz im Frequenzgang. Die Schwebungsperiode beträgt somit ca. 4 Sekunden -- und ist somit de facto nicht mehr als Schwebung wahrnehmbar. Soviel Sustain haben viele Ukulelen ja nicht mal.

Wer das tatsächlich als \"krummen Ton\" wahrnimmt, dem kann ich nur mein Beileid aussprechen. Musik dürfte für diesen armen Menschen nur schwer zu ertragen sein.

Ich persönlich empfinde Schwebungsperioden ab ca. 2 Sekunden nicht mehr als störend. Das macht den Klang eher ein bisschen satter. Finde ich. Wirklich störend wird aber erst bei weniger als 1 Sekunde. Und das sind dann schon 4 Cent Abweichung!

Man muß natürlich dazusagen, daß das Problem bei höheren Tönen größer wird. Bei 880 Hz (also A-Saite im 12. Bund gegriffen) haben wir bei 1 Cent nur noch 2 Sekunden Schwebung.

Hoffe niemanden gelangweilt zu haben ;)

Gruß
  Wilfried

taktlos

#26
Zitat von: wwelti... ausrechnen. Eine Erhöhung der Frequenz um 1 Cent bedeutet eine Multiplikation mit dem Faktor 2^(1/1200). Ausgerechnet ist dieser Faktor ungefähr 1,00057779. Multipliziert mit 440 Hz  kommen wir auf ca. 440,25 Hz für die verstimmte Saite. Damit haben wir einen Unterschied von 0,25 Hz im Frequenzgang. Die Schwebungsperiode beträgt somit ca. 4 Sekunden (...)

Wow! Ich lese in diesem Thread schon eine Weile mit, nun muss ich doch mal kommentieren. Vor einigen Tagen hatte ich eine Diskussion, ob Musik tatsächlich Gemeinsamkeiten mit der Mathematik hat. wwelti hat dies für mich nun eindeutig bejaht. Und nun bin ich doch tatsächlich froh, dass mein Gehör alles andere als diffizil ist, wenn es um Unstimmigkeiten geht. Ich verwende zwar ein Stimmgerät, aber das zeigt sowas wie Cent garnicht an (gibt\'s eigentlich auch Euro-Abweichung?). Brauch ich auch nicht. Wenn\'s quiekt, stimm ich ein bisschen nach, dann quiekt\'s nicht mehr. Fettisch.  :mrgreen:

Zitat von: wweltiHoffe niemanden gelangweilt zu haben ;)
Keinesfalls. Für mich persönlich war das zwar vollkommen unverständlich, aber dennoch hochinteressant.

gallier

#27
Zitat von: wweltiHoffe niemanden gelangweilt zu haben ;)

Gruß
  Wilfried

Nein, im Gegenteil. Vielen Dank für diese wissenschaftlich Bestätigung.

Zitat(gibt\'s eigentlich auch Euro-Abweichung?).

Ja, das ist wenn der Ton mehr als
 eine oktav abweicht. :)

-Jens-

Deswegen stimmen Gitarristen ihre Gitarren mit Obertonschwingungen, da hört man die Abweichung bzw. \"Schwebungen\" sehr gut.

wwelti

#29
Kleiner Nachtrag, nur um wieder on Topic zu sein:

Lustigerweise scheint das mit der langen Stimmstabilität stark saitenabhängig zu sein. Bei mir jedenfalls. Meine Brüko mit braunen Worths stimme ich tatsächlich nicht jedes Mal nach. Dasselbe gilt für die Schaepe auf der Worths sind. Wenn ich die Uke in die Hand nehme, und die Grundakkorde klingen alle richtig, lasse ich sie so wie sie ist.

Es kann dann natürlich trotzdem sein daß alle Saiten gleichermaßen \"nachgegeben\" haben... die Ukulele stimmt zwar \"in sich\", aber wenn ich versuche irgendwo mitzuspielen, gibt\'s ein Problem ;) -- aber solange ich nur für mich allein spiele ist das nicht so tragisch.

Mit Aquila Saiten passiert es mir viel öfter daß ich nachstimmen muß. Ich weiß immer noch nicht genau woran es liegt. Vielleicht sind Aquilas einfach wetterfühliger. Oder sie gleiten nicht so gut im Sattel, da sie rauher sind, und kriechen dann nach dem Stimmen hinterhältigerweise noch ein bisschen. Oder es trifft beides zu. Oder noch was anderes. Wer weiß...

Gruß
  Wilfried