Potiknöpfe aus Holz selber herstellen

Begonnen von gukarie, 31. Okt 2009, 16:27:40

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gukarie

Hallo zusammen !

Da ich für mindestens drei Ukulelenprojekte Potiknöpfe benötige, fasse ich in diesem Thread einmal zusammen, wie ich meine Potiknöpfe herstelle. Damit werden die jeweiligen anderen Projektthreads nicht unnötig überlastet.

Meine bevorzugte Herstellungsmethode benutzt kleine Stellringe, die man in Modellbaugeschäften kaufen kann. Da ich in der Regel normale Potis aus dem Elektronikgeschäft benutze, benötige ich Stellringe in den Innenmaßen von 4mm und 6mm. Daraus resultieren die Außenmaße 8mm und 10mm. Die Feststellschraube ist in beiden Fällen eine Innensechskant-Madenschraube M3. Der benötigte Innensechskantschlüssel für die Madenschraube liegt den Stellringpackungen bei. Ferner benötigt man noch Holzbohrer 10mm, 8mm, 6mm, 4mm, 3mm und Metallbohrer 3,2mm oder 3,5mm und einen mit 2mm. Die Bohrer sind im Baumarkt erhältlich. Nur der 3,2mm Bohrer ist im Werkzeughandel zu beziehen (den hatte ich zufälligerweise noch und mein 3,5mm Bohrer ist weg). Dieser ist aber nicht unbedingt erforderlich. Das wichtigste Werkzeug ist eine Bohrmaschine mit Ständer.
Für meine Methode benutze ich zusätzlich noch eine Mini-Bohrmaschine und für die große Bohrmaschine eine selbstgebaute Schleifwalze mit Staubabsaugung nebst \"Industriesauger\". Die Schleifwalze(n) sind meine Lieblingsbearbeitungsmittel, da sie für viele Bearbeitungsschritte beim Hobbyinstrumentenbau eingesetzt werden können. Dann benötige ich noch Schleifpapier, feine Stahlwolle (000), 2mm Sidedot-Material und dünnflüssigen Sekundenkleber. Zum Messen benötigt man eine Schieblehre.

So, nun folgen meine Bearbeitungsschritte.
Teil 1 :

1. Zuerst zeichne ich die Mitten der Knöpfe auf das ausgewählte Holz auf. Dabei ist neben dem erforderlichen Knopfdurchmesser auch etwas Zugabe für den später nötigen Sägeschnitt erforderlich. Das Holz sollte planparallele Flächen haben, um sich die Arbeit nicht unnötig zu erschweren. Dies kann man mit Hilfe der Schleifwalze und einem Anschlag vorbereiten. In diesem Fall war das aber nicht nötig, da das Holz schon die erforderiche Bearbeitungsgüte einschließlich er benötigten Dicke (Knopfhöhe) hatte (Stegholz vom Tonholzhändler).

2. Als erste Bohrungen werden die Bohrungen für den Außendurchmesser der Stellringe, 8mm oder 10mm, gefertigt. Die Bohrungstiefe beträgt im Normalfall mindestens 6mm. Damit verschwindet der Stellringe mit 5mm Dicke vollständig in der Bohrung. Damit die Stellringe schön auf einer Linie liegen, Wird das Holz gegen eine Anschlag gedrückt.

Bild 1 : Stellringbohrung


3. Nun kommen die Bohrungen (3mm Holzbohrer) für die Stellschrauben dran, damit wir später auch die Knöpfe an den Potiachsen befestigen können. Die Mitte dieser Bohrung ist natürlich von der Dicke des Stellringes und der Tiefe und Lage der Stellringbohrung abhängig. Wenn die 3mm Bohrungen gebohrt sind, wird die Bohrung mit dem 3,5mm Bohrer etwas erweitert. Dies ist nötig, da der Stellschraube meistens nicht genau mit der Bohrung fluchtet. Die Bastlertoleranz ist halt etwas größer als bei CNC-Bearbeitung. Damit auch hier die Bohrungen möglichst auf einer Linie liegen, wird das Holz an einem Anschlag mit einer Klemme fixiert.

Bild 2 : Stellschraubenbohrung.


4. Nun nochmal die Bohrungstiefe für den Stellring und die Anbringung der Stellschraubenbohrung kontrollieren. Die Stellringe klemmen manchmal in der Bohrung und lassen sich nur sehr schwer oder garnicht daraus entfernen. Die Madenschrauben werden aus den Stellringen entfernt und an einem sicheren Ort aufbewahrt. Die kleinen Biester sind manchmal schneller verschwunden als man sehen kann. Die Stellringe werden jetzt so platziert, daß die Gewindebohrung der Stellschraube und die Bohrung im Holz auf einer linie liegen. Dann werden die Stellringe in die Bohrung je nach Passung gelegt oder gedrückt. Mit einer etwas längeren M3 Schraube wird die Lage des Ringes zur Stellschraubenbohrung ausgerichtet. Dann die Schraube wieder entfernen und den Ring mit einem Tropfen Sekundenkleber verkleben. Da der Sekundenkleber meistens nur die Finger etc. innerhalb von einer Sekunde verklebt, wartet man nun bis der Kleber ausgehärtet ist.

Bild 3 : Einsetzen und Kleben der Stellringe


5. Nachdem der Sekundenkleber ausgehärtet ist wird die Bohrung für die Potiachse mit dem passenden Bohrer vertieft. Vorsicht nicht den Knopf ganz durchbohren. Ein Bohrständer mit Tiefenanschlg ist hier sehr nützlich.
Außerdem kann danach auch getestet werden, ob die Madenschraube in ihre Gewindebohrung im Stellring einzuschrauben ist.

Bild 4 : Bohrung für die Potiachse vertiefen


6. Klappte bisher alles, werden nun die einzelnen Knöpfe ausgesägt.

Bild 5 : Gesägte Knopfteile


Ende Teil 1

gukarie

Teil 2 :

7. Die viereckigen Knopfteile werden nun auf einen passenden (4mm oder 6mm) Dorn gespannt und mit der Stellschraube fixiert. Danach wird der Knopf an der Schleifwalze annähernd achteckig geschliffen. Durch das Schleifen auf einen annähernd achteckigen Querschnitt wird verhindert, daß es nicht so sehr rattert beim weiteren Schleifen.

Bild 6 : Knopf \"achteckig\" geschliffen


8. Der Knopf wird nun mit der kleinen Bohrmaschine und der Schleifwalze an der großen Bohrmaschine fast auf Endmaß geschliffen. Hierbei immer wieder mit der Schieblehre den Außendurchmesser überprüfen. Den Knopf könnte man auch auf der großen Bohrmaschine drechseln, die kleine ist dafür zu schwach. Ich schleife lieber. Der Knopf wird beim Schleifen nach Oben und Unten in Richtung der Schleifwalze sowie auch in Richtung der kleinen Bohrmaschinenachse hin und her bewegt. Dies ist besonders wichtig bei Holzarten, die durch Holzinhaltsstoffe \"schmieren\", wie z.B. Palisander.

Bild 7 : Knopf vorschleifen


9. Nachdem der Knopf ungefähr das gewünschte Außenmaß hat, wird er mit der kleinen Bohrmaschine, diese eingespannt im Ständer, und einer rechtwinkligen Schleiflade unter öfterem Messen des Durchmessers auf Endmaß gebracht. Hierbei wird die Schleiflade leicht gegen den Knopf gedrückt und auf dem Bohrständerfuß aufliegend hin und her bewegt.

Bild 8 : Maßschliff


10. Als nächstes wird durch einen untergelegten Schleifklotz die Stirnfläche des Knopfes plangeschliffen. Dabei wird die Stirnseite des Knopfes leicht auf den Schleifklotz gedrückt und dieser hin und her bewegt. Anschließend wird die Oberkante des Knopfes mit Schleifpapier angefast.

Bild 9 : Stirnseite schleifen


11. In die Stirnseite wird ein 2mm Loch gebohrt und ein Stück Sidedotmaterial, wie es für die Bundmarkierung an der Griffbrettseite benutzt wird, mit Sekundenkleber eingeklebt. Damit hat man eine Markierung für die Stellung des Potis. Nach dem Aushärten des Sekundenklebers, wird die Markierung bündig geschliffen. Danach wird der Knopf noch locker in Stahlwolle (000) gedrückt und feinstgeschliffen. Dabei stellt sich an der gefasten Oberkante des Knopfes ein kleiner Radius ein

Bild 10 : Feinstschliff


12. So, damit sind die Knöpfe bis auf die Lackierung, Ölung etc. fertig.

Bild 11 : Fertige Knöpfe


Noch eine Anmerkung : Schleifstäube sollten aus gesundheitlichen Gründen möglichst abgesaugt werden. Einmal weil einge Holzarten im Verdacht stehen Krebserregend zu sein (Buche, Eiche) sowie einige andere Arten Allergie auslösend sind (u.a. Santos-Palisander) oder zu anderen Beschwerden führen können (z.B. Cocobolo, Wenge).

So, ich hoffe meine Ausführung kann dem einen oder anderen bei seinen Basteleien nützlich sein. Falls noch Unklarheiten sein sollten, einfach fragen. Ich versuche es dann je nach freier Zeit zu beantworten.

In dem Sinne, schöne Grüße
Günter

Floyd Blue


scrabble

Sieht Klasse aus!
Wahrscheinlich werde ich jetzt ungläubiges Kopfschütteln ernten-aber....was sind Potis-Knöpfe??? :roll:
Beim googeln stosse ich auf Gyros-Grills..... :shock:  :shock:  :shock:

vinaka

#4
Zitat von: scrabbleSieht Klasse aus!
aber....was sind Potis-Knöpfe??? :roll:


Poti\'s (Potentiometer) sind elektrische Regler. Bei Saiteninstrumenten zum Klang und Lautstärke einstellen. Natürlich nur für elektrisch Verstärkte.
@gukarie: Schöne Arbeit !

gukarie

Hallo !

Danke für die Blümchen!

@scrabble :
Jetzt war einer schneller als ich.
Gyros Grills ist nicht schlecht, wieso krieg ich da jetzt Hunger..... ;)
Besser nach \"wiki potentiometer\" kuukeln......

Für den aktuellen Fall meiner \"hollow-body-concert-uke\" sowie auch der Reiseukulele werden sie für die Einstellung der Lautstärke, Höhen und Tiefen benötigt latürnich mit Poti. ;)  Die beiden Ukulelen bekommen eine eingebaute Elektronik.
Hier mal ein Bild wo die Poti-Knöpfe schon mal Probesitzen dürfen  8)  allerdings ohne Potentiometer.

Bild 12 : Probesitzen


Schöne Grüße
Günter