Litt Goethes Faust unter UAS?

Begonnen von Tuke, 10. Feb 2010, 12:43:24

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Tuke

Litt Goethes Faust unter UAS?  

1.: Ja (Beweis s. unten)
2.: Was lernen wir aus dem Falle Faust? Macht mehr Musik!


Für den eiligen Leser: Die entscheidende Stelle kommt weiter unten und ist rot hervorgehoben.
Goethes Urfaust beginnt mit einem Monolog in einem (hochgewölbten) engen (gothischen) Zimmer.
Faust beginnt mit den bekannten Worten:

,,Hab nun ach die
Philosophey
Medizin und Juristerey,
Und leider auch
die Theologie
Durchaus studirt
mit heisser Müh.
Da steh ich nun
ich armer Tohr
und bin so klug
als wie zuvor."

...

Faust beschreibt dann weiter seine innere Unaufgeräumtheit, um dann auf sein Zimmer zu kommen:

,,Weh! Steck ich
in dem Kerker noch
Verfluchtes dumpfes
Mauerloch
Wo selbst das liebe
Himmels Licht
Trüb durch gemahlte
Scheiben bricht.
Beschränkt von all dem Bücherhauff
Den Würme nagen,
Staub bedekt
Und bis ans hohe
Gewölb hinauf
Mit angeraucht
Papier besteckt
Mit Gläsen Büchsen
rings bestellt

Mit Instrumenten
vollgepropft

Uhrväter Hausrath
drein gestopft,
Das ist deine Welt,
das heißt eine Welt!"


Da sitzt also der männliche Single (früher sagte man Junggeselle, noch früher Hagestolz) in seiner verqualmten, zugemüllten Bude, die mit Instrumenten vollgepropft ist, umgeben von leeren Bierdosen, sowie  Gläsern mit Resten geistiger Getränke und macht sich (trotz der vielen Instrumente) trübe Gedanken.
Statt Musik zu machen!
Und wozu führt das?
Er geht einen Pakt mit dem Teufel ein um ein unschuldiges Mädchen flachzulegen, das, um dem Manne ungestört beiliegen zu können seine Mutter für immer ruhig stellt und später das aus der Liäson entspringende Kind meuchelt und schlussendlich verrückt geworden im Gefängnis stirbt.
Auch nicht schön!

Alles nur, weil der Mann nicht zum Instrument griff und Musik machte!

Liebe Freunde! Lernt daraus. Viele Instrumente, gut und schön, aber mal  Aufräumen, Durchlüften und vor allem Musik machen!
Das rät Euch:

Tuke



Quelle: Urfaust, Miniaturbuchverlag, Leipzig, 2003
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

Jan

Eine völlig neue Interpretation des Faust-Themas!  :mrgreen:  :mrgreen:

Danke Tuke! 8)



P.S. In Hamburg gibt es doch viele Bühnen, auch kleinere, die für Neues offen sind. Hast du keine Lust, eine revolutionäre Fassung mit vollkommen mutig-innovativem Ausgang zu inszenieren? Vielleicht ist die Welt jetzt reif für den Happy-End-Faust?! Goethe war gestern!

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Ukulele spielen hätte ihm geholfen. Bevor man aus Langeweile verrückt wird ist das jedenfalls eine gute Alternative.

HEiDi

Zumindest hätte er wenigstens mal die Ukulele erfinden können...  :mrgreen:
HEiDi mit MAjA, UkuLily & wir_holen_den_cup

fritz

#4
hätte faust ukulele gespielt,
so hätte der teufel auf seine seele verzichtet
und ihn statt dessen in den club genötigt.
www.fritzhermann.com    www.coaching-rz.de   www.music4brains.com

aleo

ZitatTön fort, Musik, noch eine Weile so
Und rühr mein Innres also innig auf:
Leicht wähn ich dann mein Leben warm und froh,
Rücklebend so verzaubert seinen Lauf:
Denn alle süßen Flammen, Loh an Loh
Das Starre schmelzend, schlagen jetzt herauf!
Des allzu alten, allzu wirren Wissens
Auf diesen Nacken vielgehäufte Last
Vergeht, von diesem Laut des Urgewissens,
Den kindisch-tiefen Tönen angefaßt.

Offensichtlich hat Claudio, der Edelmann,am Ende seines Lebens Ukulelenmusik gehört.

Ukulelendackel

Zitat von: HEiDiZumindest hätte er wenigstens mal die Ukulele erfinden können...  :mrgreen:

Das kommt davon! Wäre er doch nur nach Portugal gereist, denn nach Italien....

Tuke

#7
@alle. Vielen Dank für Eure Reaktionen auf dieses nicht ganz aktuelle Thema!

Zitat von: aleo...
Offensichtlich hat Claudio, der Edelmann,am Ende seines Lebens Ukulelenmusik gehört.


Danke für das schöne Musik-Zitat.

Das ist jetzt aber nicht Jöthe, sondern Hugo von Hofmannsthal.

Dazu fällt mir eine Anekdote ein: Egon Friedell, der Autor der großen \"Kulturgeschichte der Neuzeit\" und Hofmannsthal spazierten durch den Wienerwald. An einer schönen Stelle meinte Friedell: \"Hier, lieber Hofmannsthal, wird man Ihnen später mal ein Denkmal setzten!\" \"Ach\", wehrte der Dichter bescheiden ab, \"das glaube ich aber nicht.\" \"Doch, doch\" beharrte Friedell, \"ein sehr schönes Denkmal. Und die Leute werden davor stehen und sagen Hofmannsthal? Hofmannsthal??\"

So ist es gekommen.
Das Denkmal weiß ich nicht, aber ich mußte Claudio den Ehrenmann googeln, um auf Hofmannsthal zu kommen.
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

aleo

#8
Schöne Anekdote!

ZitatDas Denkmal weiß ich nicht, aber ich mußte Claudio den Ehrenmann googeln, um auf Hofmannsthal zu kommen.

Wobei die Stimmung in \"Der Tor und der Tod\" nicht gerade ukulelentypisch lustig ist. Alles in allem ein großartiges Stück \"Fin de Siècle\"-Literatur. Trotzdem: Unbedingter Lesetipp!