Einsteiger Review: Flea Ukulele

Begonnen von Guchot, 29. Sep 2010, 07:57:39

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Guchot

Vor dem Review mein Standardsatz:
Ich sehe mich nicht als Ukulelen-Spezialist und meine \"Reviews\" sind alle höchst subjektiv und nicht unbedingt von Fachwissen begleitet. Ich schreibe einfach nur auf was mir persönlich an den Instrumenten auffällt, gefällt oder eben nicht gefällt

Mir ist aufgefallen das die Reviews im Club häufig doch von recht teuren und/oder ungewöhnlichen Ukulelen handeln. Das ist für die \"alten Hasen\" die schon 47 Ukulelen haben vielleicht sehr interessant, aber der Einsteiger kauft sich wohl eher selten eine Glyph, Mya-Moe oder ähnliches. Deswegen habe ich mir gedacht ich schreibe mal etwas ausführlicher über eine Serie die gerne als Anfängermodel empfohlen wird, nämlich diesmal die

Flea Ukulele

Hier steht mir für den Test die Konzert-Größe zur Verfügung, auch hier habe ich allerdings schon die Sopran-Version besessen und kann sagen das die Unterschiede wirklich nur in der Mensur liegen, alles andere ist übertragbar. Bisher bin ich immer davon ausgegangen das es die Flea auch nur in Sopran- und Konzertgröße gibt, allerdings tauchen bei ebay.com in letzter Zeit ab und an Fleas mit Tenorhals auf. Ich vermute das sich weite Teile des Reviews auch auf diese Größe übertragen lassen, das kann ich aber nicht mit Sicherheit sagen, da ich noch keine in der Hand hatte.

Ein paar Worte zur Flea und ihrer großen Schwester, der Fluke. Hergestellt werden beide Modelle von der Firma \"Magic Fluke Company\", die seit 1999 die Fluke und seit 2003 die Flea herstellt und vertreibt. Das Prinzip der Ukulelen Ähnelt dem der bekannten \"Ovation\" Gitarren, mit einem Korpus aus Kunststoff und einer laminierten Holzdecke.
Die Preise für eine Standard-Flea fangen hier in Deutschland bei rund 160,- Euro an, somit sind sie also schon im oberen Bereich für eine Anfängerukulele anzusiedeln.

Optik:
Bei der Optik der Flea scheiden sich die Geister. Fest steht das sie sich nicht an die üblichen Konventionen beim Ukulelenbau hält. Am ehesten ähneln sie noch einer \"Boat Paddle\" Form. Die Flea (und auch die Fluke) gibt es in unzähligen Designvariationen. Natur, Hibiskus, Eukalyptus, Bubblegum Pink oder auch ganz in schwarz als \"Lava\". Zudem gibt es noch die Sondereditionen wie Denim, Surf, Tiki, usw. Den besten Überblick verschafft hier die Website http://www.fleamarketmusic.com/ . Allerdings steigen bei ungewöhnlichen Designs auch die Preise teilweise schon recht deutlich an.

Verarbeitung, Haptik und Handling
An der Verarbeitung gab es bei meinen Ukulelen nichts auszusetzen. Da der Korpus und das Griffbrett eh aus Kunstoff gegossen werden, ist in den Bereichen auch nichts negatives zu erwarten. Der Hals ist ebenfalls gut verarbeitet und in einem unten abgeflachten U-Profil gehalten. Das war für mich Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da meine anderen Ukulelen ein normales U bzw. teilweise sogar ein V-Profil haben. Ich habe aber schnell festgestellt das der abgeflachte Hals gerade bei Barree-Griffen sehr hilfreich ist. Der Kopf hat wie auf den Bildern zu sehen auch eine ungewöhnliche Form. Ich vermute diese Form ist leichter maschinell herzustellen als die üblichen abgewinkelten Kopfplatten. Um aber trotzdem eine gute Saitenspannung am Sattel zu erhalten, hat man die (direkten) Mechaniken einfach ins Innere der Kopfplatte verlegt. Somit haben wir eine Kopfplatte die eigentlich weder der \"Pro Ohren Fraktion\" noch der \"Contra Ohren Fraktion\" so richtig zusagt. Weil die Flea hat Ohren, aber trotzdem keine übersetzten Mechaniken :mrgreen: Hat man sich an die geraden Mechaniken einmal gewöhnt läßt sich die Flea gut stimmen und hält die Stimmung recht lange, sobald sich die Saiten (Aquila) einmal gesetzt haben. Das Handling ist je nach Spielweise leicht gewöhnungsbedürftig. Ich lege (wenn ich im Sitzen spiele) die Ukulele gerne auf dem rechten Oberschenkel ab, um etwas mehr Stabilität zu bekommen. Die meisten Ukulelen sind dort wunderschön angenehm abgerundet, aber die Flea hat da eine Kante und bohrt sich damit wunderbar in den Oberschenkel. Abhilfe würde hier ein Gurt schaffen, der aber auch nicht so einfach anzubringen ist wie bei \"normalen\" Ukulelen, da der Flea ein Endblock fehlt in den der Gurtpin normalerweise eingeschraubt wird. Abhilfe soll hier die Verwendung von Hohlraumdübeln schaffen, was ich aber noch nicht versucht (aber mir fest vorgenommen) habe.
Bei der Haptik weiß die Flea leider nicht zu punkten. Weder der Kunststoffkorpus, noch das serienmäßige Plastikgriffbrett machen einen sonderlich wertigen Eindruck sondern fühlen sich, so praktisch sie auch sein mögen, billig an.


Klang und Bespielbarkeit
Wie ich schon bei meinem letzten Review geschrieben habe, ist für mich ein sehr wichtiger Punkt die Bespielbarkeit des Instruments und hier zeigt die Flea eine ihrer Stärken. Durch das gegossene Griffbrett mit Nullbund gibt es kein Problem mit falsch eingesetzen Bundstäbchen o.ä. und somit ist die Flea absolut Bundrein. Kleiner Nachteil: Da die Bundstäbchen farblich nicht vom Griffbrett abgehoben sind, fällt einem die Orientierung manchmal etwas schwer, zumal die Flea auf dem Griffbrett nur 3 Markierungen hat (5., 7. und 12. Bund) und auf der Seite gar keine. Die Saitenlage ist extrem niedrig, so dass sie sich sehr leicht greifen läßt. Klang ist wie immer schwer zu beschreiben, aber wenn man sich das Ausgangsmaterial ansieht (Plastik und Sperrholz), ist die Flea geradezu unglaublich laut und hat einen für meinen Geschmack schönen und vollen Klang der einige weit teurere Ukulelen alt aussehen läßt.


Fazit
Die Flea bietet einen preiswerten, aber nicht billigen, Einstieg in die Ukulelenwelt. Der Basispreis von derzeit 179,- USD für das Sopran Basismodell läßt sich mit einigen aufwertenden Gimmicks (Design, Peghead-Tuner, Palisander-Griffbrett, Pickup) auf bis zu 600,- USD hochschrauben und erreicht damit dann einen Bereich wo mann schon wieder ins grübeln kommen könnte ob es woanders nicht mehr fürs Geld gibt. Bei dem Preis ist noch nicht mal ein passender Koffer eingerechnet. Die normale Flea kommt in einer gepolsterten Tasche, die ihren Zweck auch gut erfüllt. Ihr größter Vorteil liegt in dem wirklich überzeugenden Sound und der einfachen Bespielbarkeit. Die Kleinigkeiten die mir persönlich fehlen (Gurtbefestigung und Markierungen an der Halsseite) lassen sich relativ einfach nachrüsten, aber in der Preisklasse in der sich die Flea bewegt kann man sowas eigentlich schon serienmäßig erwarten. Unbestritten bleibt der Flea auch das innovative Konzept mit dem Kunststoffkorpus und -griffbrett sowie das eigenständige Design das sich von der Masse abhebt.
Einen Punkt möchte ich noch erwähnen, owohl ich  ihn selber (noch) nicht bestätigen kann: Die Flea und auch die Fluke sollen die unangenehme Eigenschaft haben das die Decke nach längerem Gebrauch einfällt. Vielleicht können andere Flea/Fluke Besitzer das bestätigen oder dementieren.

Pluspunkte:
+ in allen Größen außer Bariton erhältlich
+ Verarbeitung
+ Klang und Bespielbarkeit
+ Saitenlage
+ Aquila Saiten

Minuspunkte:
- Laminat
- relativ teuer
- nicht übersetzte Mechaniken und trotzdem Ohren
- Probleme mit einfallender Decke (?)


Nein, Katerchen gehört nicht zum Lieferumfang, ist aber vielleicht als Größenvergleich zu gebrauchen ;)

ukeulv

#1
Danke für die schöne Beschreibung. Habe neben etlichen anderen Ukulelen auch eine Flea-Sopran und muss feststellen, dass das die Uke ist, die ich am häufigsten zur Hand nehme. Sie lässt sich wirklich prima bespielen, ist robust und klingt - meines Erachtens - sehr schön und voll.

ZitatAbhilfe würde hier ein Gurt schaffen, der aber auch nicht so einfach anzubringen ist wie bei \"normalen\" Ukulelen, da der Flea ein Endblock fehlt in den der Gurtpin normalerweise eingeschraubt wird. Abhilfe soll hier die Verwendung von Hohlraumdübeln schaffen, was ich aber noch nicht versucht (aber mir fest vorgenommen) habe.
Bei der Haptik weiß die Flea leider nicht zu punkten. Weder der Kunststoffkorpus, noch das serienmäßige Plastikgriffbrett machen einen sonderlich wertigen Eindruck sondern fühlen sich, so praktisch sie auch sein mögen, billig an.

Ich finde Gurte an Ukulelen zwar indiskutabel, aber auf Plastik lässt sich leicht etwas ankleben mit Sekundenkleber oder Epoxidharzklebstoff, dann ist zumindest kein Loch im Korpus.

Die Haptik ist Geschmackssache, billig fühlt sie sich - finde ich - gar nicht an, anders halt. Aber gut. Ich mag die Flea sehr. Menschen, die ein paar Euro mehr für eine erste oder zweite Ukulele ausgeben wollen, würde ich die Flea empfehlen.

Guchot

Zitat von: ukeulvDie Haptik ist Geschmackssache, billig fühlt sie sich - finde ich - gar nicht an, anders halt. Aber gut. Ich mag die Flea sehr. Menschen, die ein paar Euro mehr für eine erste oder zweite Ukulele ausgeben wollen, würde ich die Flea empfehlen.

Ich mag die Flea auch sehr und es ist die Uke die ich, abgesehen von meinen Baritons, am häufigsten benutze ;) Haptik ist nun mal eine Geschmackssache und darüber läßt sich nicht streiten ;) Ist ja auch nur mein subjektiver Eindruck.

ukeulv

Zitatnicht streiten ;)

Auf gar keinen Fall...

Ollie75

Wie immer ne tolle und sehr informative  Rezi von dir, ist bestimmt ne gute Entscheidungshilfe,
vielen dank dafür!
Sind schon klasse Instrumente die Fleas/Flukes.
LG

Fischkopp

Danke für den guten Bericht.

Ich bin auch Flea und Fluke-Fan. Eingefallene Decken konnte
ich nicht feststellen.

Soweit ich weiß, gibt es die Flea aber nur als Sopran oder Concert.

Anmerken sollte man noch, dass man jedes Modell bei
http://www.fleamarketmusic.com/ gegen Aufpreis auch mit
Holzgriffbrett ordern kann.
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  171 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 305 Videos)

Tuke

Klasse Beschreibung!

Zur Gurtanbringung: Erinnere nochmal an meine Einfachst-Anbringung, die ich bei meiner Fluke auch habe (inzwischen spiele ich nur noch ohne Gurt):
http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=6647
Kleines Loch reinbohren, (Leder-)Band durchfädeln, Schlaufe knoten, feddich.
Das ruiniert den Plastik-Korpus nicht und ist bei Nichtgefallen praktisch unsichtbar.

Übrigens: Meine Fluke hat keine Haptik  :roll:
Kost\' das extra?

Ich fahr jetzt in Urlaub und überlass Euch Eurem Schicksal...
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

Guchot

@Fischkopp: Ich war auch der Meinung die Flea gäbe es nur als Sopran oder Concert, aber seit neuestem kann man bei Fleamarketmusic auch die Option \"Tenor\" anwählen. Scheint recht neu zu sein.

Fischkopp

Zitat von: Guchot@Fischkopp: Ich war auch der Meinung die Flea gäbe es nur als Sopran oder Concert, aber seit neuestem kann man bei Fleamarketmusic auch die Option \"Tenor\" anwählen. Scheint recht neu zu sein.
Asche auf mein Haupt, ich nehme alles zurück und behaupte seit 2010 kann man die Flea auch in Tenor bekommen ! ;)
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  171 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 305 Videos)

Valerius

#9
Zuerst danke für den Bericht! Ich bin seit kurzem Besitzer einer Flea Concert und bin begeistert.

Mich würde aber noch genauer interessieren wie es mit den eingefallenen Decken aussieht. Meine hat gewissermassen als Werkseinstellung eine - ich will nicht sagen eingefallene - leichte Wölbung nach innen zwischen Steg und Schalloch. In Groß-Umstadt habe ich bei Rigk mehrere neue Fleas angeschaut und alle hatten diese leichte Wölbung. Sie ist nicht auffällig, wenn man ein Lineal parallel zu den Saiten über den Korpus legt sollte sie aber sichtbar sein. Ausserdem habe ich dann diesen Post von Paniolo gefunden: http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?post=127518#post127518
Ein wenig besorgt mich das Thema...

Ist das nun die normale Statik der Flea? Sackt sie immer weiter ein? Hat sie ein Mindesthaltbarkeitsdatum? ;)
Vielleicht kann ja jemand etwas dazu sagen, der schon länger eine Flea hat?

Danke + Gruß
Valerius

losguidos

Danke für den Review, Guchot! :D

Mich würde interessieren ob\'s unter den Flea Spielern auch Low-G Spieler gibt, die über Ihre Erfahrungen mit umwundenen Saiten berichten können. Ich könnte mir vorstellen das die Plastikbundstäbchen nach einiger Zeit unter einer umwundenen Saite abnutzen.

VG

Guchot

Zitat von: losguidosDanke für den Review, Guchot! :D

Mich würde interessieren ob\'s unter den Flea Spielern auch Low-G Spieler gibt, die über Ihre Erfahrungen mit umwundenen Saiten berichten können. Ich könnte mir vorstellen das die Plastikbundstäbchen nach einiger Zeit unter einer umwundenen Saite abnutzen.

VG

Rigk hatte dazu irgendwann einmal was geschrieben, finde ich jetzt auf Anhieb nicht mehr. Aber da stand in der Tat drin das die Bundstäbchen sich bei umwundenen Saiten relativ schnell verflüchtigen. Alternative im Low-G Bereich: Woth-Saiten, die sind nicht umwunden, auch nicht die Low-G. Waren auf meiner Sopran drauf (allerdings als High-G) und harmonierten gut mit der Flea.

torstenohneh

Zum Thema eingefallener Decke / verformungen in der Decke mal einen lesenswerten Link:
Gropius Gitarren dann weiterklicken nach \"Wissenswert->der Gitarrensteg\"

OK die Verformung der Decke wird nur am Rande erwähnt...
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Jan

Schön geschrieben!

Zu Low-G und umwundenen Saiten empfiehlt FleaMarketMusic irgendwo auf ihrer Seite, dies nicht mit dem Kunststoffgriffbrett zu probieren, sondern entweder eine Uke mit Palisandergriffbrett zu kaufen oder unumwundene Saiten zu verwenden.

Meine Fluke Tenor ist jetzt ein gutes halbes Jahr alt, viel in Gebrauch und mit Worth bespannt. Bereits nach wenigen Wochen hatte sich eine Delle in der Decke gebildet, aber nicht schlimm und verstärkt hat sich die Wölbung in der letzten Zeit auch nicht. Es gab bislang keine Auswirkungen auf Intonation oder Saitenlage.
Im Extremfall würde man die Flea/Fluke ganz bestimmt ersetzt bekommen, behaupte ich einfach mal.

Earlyguard

Schöner Bericht! :D

Du schriebst, dass die Flea mit Aquila-Saiten geliefert werden. Ist das neu? Soweit ich weiß, handelt es sich bei den Standard-Flea-Saiten um schwarze Hylo-Saiten. Irgendjemand hat hier mal geschrieben, dass die zu den wenigen Saiten bei Einsteigeruken gehören, die man beruhigt drauf lassen kann (aber nicht muss) :mrgreen:

Freue mich schon auf weitere Reviews von Dir!  :D

Viele Grüße
Thomas