Deckenbebalkung (Bracings)

Begonnen von pasquale_de_ukulele, 15. Apr 2011, 21:25:46

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pasquale_de_ukulele

So Halloo,

vor ca 4 Wochen hab ich endlich angefangen den Bau meiner ersten eigenen Ukulele zu planen.
Mittlerweile ist das Holz gekauft, Decke (Fichte) und Boden (Ahorn) gefügt, Schalllochrosette hergestellt und eingelassen.
Der nächste Schritt ist die Ausarbeitung der Decke und das Aufleimen der Deckenbebalkung (die hier des öfteren Bracings genannt werden..).
Zuerst hatte ich vor, das ganze wie bei meiner Gitarre zu gestalten, ich glaube aber dass die Decke dann vieel zu steif wird.  
Jetzt ist meine Frage um wieviel ich die Bebalkung reduzieren kann, dass die Decke steif genug ist, um den Saitenzug auszuhalten, aber gleichzeitig flexibel genug um noch ein wenig schwingen zu können.
Oder gibt es eine (oder mehrere) speziell für Ukulelen angepasste Bebalkngsart?

Ich wäre sehr Dankbar über ein par Antworten! ;-)

Dass ihr sehen könnt worum es hier geht (und weil ich auch jetzt schon ein klein wenig stolz auf meine Arbeit bin ;)) stell ich ein par Bilder dazu rein, was ich bei Interesse auch im weiteren Laufe des Baus noch tun werde.

Unmittelbar vorm einleimen der Rosette (Palisander + Schwar-weiß-Schwarzer Zierspan)
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Und der Boden
[/img]

Also schonmal im Vorraus vielen Dank für eure Antworten

Liebe Grüße

pasquale

Tschebberwooky

#1
Hallo Pasquale, erst mal ein \"warm welcome\" hier im Forum.

Hier werden sie geholfen.....

Meine Bracings habe ich mit Leisten aus Kiefernholz gestaltet, das Holz ist relativ weich und elastisch, das heisst, es gibt genügend Stabilität und schwingt trotzdem recht gut mit. Sicherlich gibt es dazu noch viele andere Meinungen.

Bracings sind glaub ich reine Erfahrungssache und teilweise richtige Kunstwerke.

Meine Grundmaße:
7 mm hoch, 7 mm breit. Das ganze habe ich dann schön verlaufend auf Null beidseitig mit dem Stechbeitel hinuntergearbeitet und mit Schleifpapier geschliffen.

Wichtig für die Stärke der Bracings ist auch die Stärke der Decke und des Bodens. Bei mir sind beide 2,5 mm Stark, dh. es benötigt nicht all zu starke Bracings.

Viel Spass beim Basteln und Ausprobieren!

So sieht meine Bebalkung aus....noch grob und ungeschliffen....

gerald

Es gibt im Forum ein paar Beiträge zu Bracing etc., auch zu sehr speziellen Varianten.

Mit der Vorbemerkung, dass ich kein Experte im Bau bin...

Bei den Ukulelen der bekannten Hersteller kann man recht deutlich sehen, dass die Beleistung bei einem kleinen Korpus, also z.B. Sopran deutlich einfacher und sparsamer ausfält als bei Instrumenten mit großem Korpus. Nach meiner Beobachtung werden bei Sopran-Ukulelen oftmals nur zwei Querbalken angebracht, typischerweise einer vor und einer hinter dem Schalloch. Typisch ist auch eine Verstärkung unter der Brücke (falls man die zur Beleistung rechnen möchte).

Kohaloha setzt als Spezialität keine Leisten ein, sondern quasi komplette Rechtecke. Da ist dann der Boden auch gleich mit beleistet.

faltukulele

#3
Ciao, Pasquale, e benvenuto!

Wenn Du Deine Gitarrenplan 1:1 herunterkopierst, wäre Deine Deckenstärke vermutlich um 1,6 mm :shock: und könnte dann in der Tat ein wenig Verstärkung gut brauchen... Die Verleistung dient aber nicht nur der Stabilisierung, sondern speziell bei einer Nadelholzdecke auch dazu, die Schwingungen des Steges quer zur Faserrichtung zu verteilen.

Die meisten Sopranukulelen kommen in der Tat mit 2 - 3 Querbalken aus, am Boden gibt es meist nur 2. Das \"klassische\" Vorbild, die Martin, findest Du als dxf-file im Netz. Die dort gezeigten Querschnitte halte ich für ganz vernünftig (Profil flugzeugnasenförmig, Höhe = 1,4 bis 2 mal die Grundbreite). Gibsons . a. haben unterhalb des Schalloches unter etwa 60° gekreuzte Balken.

Die alten Gitarrenbauer nahmen hauptsächlich Fichte/Tanne als Leistenmaterial (weder Kiefer noch Lärche) und vermieden bei der Anordnung der Balken sorgfältig die Knotenpunkte der Decke (1/3, 1/4, etc. der Deckenlänge), damit nicht bestimmte Töne überdurchschnittlich gut klingen.
Die Enden der Balken waren immer entsprechend der Belastung ausgedünnt, Du findest aber im selben Instrument Leisten, die zur Stabilisierung in den Reifchen ausgespart wurden und bis zur Zarge reichen und solche, die um die Deckenschwingung möglichst nicht zu behindern, 2 mm vor den Reifchen enden.

Im Falle der Ukulelen mußt Du Dir in der Tat mit der Größe des Instrumentes zunehmend Gedanken machen. Da Sopran, Concert und Tenor anders als bei allen anderen Instrumenten gleich gestimmt sind, wächst die Saitenspannung mit zunehmender Größe beinahe auf das Doppelte an. Die Verbiegung der Decke (oder der Balken) wiederum nimmt quadratisch mit der Länge zu. Was bei einer Sopran sehr filigran wirkt, aber noch gar nicht hoch belastet ist, könnte bei einer Tenor schon grenzwertig sein.

Umgekehrt aber auch: Wenn ich die Größe Deiner Hände richtig einschätze, will das eine Tenor werden?
Das Foto des Bodens (schönes Holz übrigens, woher?) schaut mir aber nach mehr als 5 mm Materialstärke aus... Wenn dem so ist, brauchst Du natürlich gar keine Balken. Das Brett wird dann aber auch nicht mehr schwingen als die knapp 3 mm starke Sperrholzdecke einer Cigerbox-Uke - die auch noch eben so ohne Balken auskommt.

Viele Grüße

Christoph

kurt

Liebe faltukulele !
Leider nicht ganz richtig, \"alte\" Instrumentenbauer haben auch gerne Lindenholz für die Beleistung genommen.

Meine Decken sind zwischen 2 und 1,8 mm dick. Und ich baue nur Tenor. 2 Querleisten über und unter dem Schallloch (man beachte die neue Rechtschreibung ! 3L!!) und 4-5 Fächerleiste

faltukulele

Hallo, Kurt,

danke für die Nachhilfe :mrgreen:, ich kannte Linde (aus alten Quellen) nur als Reifchenholz und Klotzmaterial. Ich wollte auch nicht behauptet haben, daß alles außer Fichte nichts tauge, habe selbst schon alles mögliche verwandt (was halt gerade da war). Linde dürfte aber neben Cedro und eben Fichte zu den leichtesten und daher geeigneten Hölzern gehören.

Deine Fächerleisten reichen oben fast bis an den Querbalken à la Torres, und die äußeren liegen gerade noch unter den Enden des Steges?
Und - entschuldige, bitte, meine Neugier - wie hoch sind die Fächerleisten bei 1,8 mm Deckenstärke?

[size=8]OT: Mit der unsäglichen Rechtschreibreform muß ich (dank eines schulpflichtigen Kindes) zum Glück nur selten herumärgern. Im wirklichen Leben erlaube ich mir, sie zu ignorieren. Wer also Fehler findet, darf sie gern behalten. Schalloch mit 3 l, Gemse mit ä und verbleuen mit äu - da fällt mir der Griffel aus der Hand...[/size]

Viele Grüße

Christoph