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Ukulelenboard => Instrumente und Instrumentenbau => Bastlerecke => Thema gestartet von: Ukulehrling am 04. Mär 2017, 20:09:13

Titel: Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Ukulehrling am 04. Mär 2017, 20:09:13
Meine neulich erworbene Baton Rouge U3-S hat an der Zarge eine eingedrückte Stelle (ja, wusste ich vor Kauf). Ist nicht sehr groß, aber relativ sicher alle Schichten des Sperrholzes betroffen (siehe Foto).

(https://www.ukulelenboard.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.123upload.de%2Fimage.php%3Fid%3Dfe67fbe79bd2f1548e4c85aa02b9e7f8%26amp%3Bshow%3Draw&hash=64dfd1dc93644c2b36a371c287b8c00afa72a87e)

Kann man das mit vertretbarem Aufwand wieder rausdrücken und leimen? Einfach zuspachteln mit "künstlichem Holz" (k.a., wie das Zeug in den Tuben richtig heißt)? Oder lassen?

Andreas
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Ukelix am 04. Mär 2017, 21:38:59
In welchem Bereich der Zarge ist denn der Detsch? oben, unten, vorne, hinten? Bau doch einfach ne Klinkenbuchse an die Stelle.  :)
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Ukulehrling am 05. Mär 2017, 00:12:05
In der "Taille" des Körpers. Ne Klinkenbuchse wäre da ziemlich unmotiviert - vor allem, da kein AMP drin ist :)
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Ukelix am 05. Mär 2017, 00:36:45
Sieht aber besser aus als ein Loch.  ;D

Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Old Boy am 05. Mär 2017, 01:30:51
Vielleicht suchst du mal bei YouTube nach guitar repair , da gibt's massig Videos für alle möglichen Problemfälle!


z.B.:

https://www.youtube.com/watch?v=0gjhTYHRtMg
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: kiwidjango am 05. Mär 2017, 07:12:03
Moin Andreas,

die Druckstelle in der Zarge wäre ein geringeres Problem, wenn sie aus Massivholz wäre....und wenn es eine Gitarre wäre.
Hier kommt man durch´s Schalloch fasst! überall gut hin und kann von INNEN mächtig gegen solche Stellen drücken.
Du beschreibst, daß die Stelle an der Taille liegt....hier könnten die Finger noch reichen + einen harten Gegenstand(Fingerkuppe ist meistens zu weich,
um genügend Punktdruck aufzubauen.

Sperrholz ist eine andere Liga. Das Material ist meistens stabiler und durch die Schichtung ist die Bruchstelle sehr komplex " verzahnt" und streubt
sich gegen "Zurückdrücken.
Arbeitsschritte:
- versuche von innen so viel, wie möglich die Stelle nach außen zu pressen !!!!
- setze dann einen Wassertropfen auf die Stelle . Die Holzfaser, wird sie aufsaugen. Sorge für eine gute Sättigung der Stelle mit Wasser.
- heize dein Bügeleisen auf "Baumwolle/Leinen auf
- mach einen kleinen Zipfel! eines weißen ! Baumwoll-Lappen ein wenig feucht(nass)
- leg ihn nur auf die Schadstelle und mit der Spitze!!!!! des Bügeleisen geh auf den Lappen....es muss Zischen...du musst Dampf erzeugen
  Die Holzfaser quellen jetzt....beobachte, wie die Stelle reagiert.
  Immer nur mit der Spitze des Eisens auf die Druckstelle gehen
- die Faser wird dunkler werden, da sie Wasser aufsaugt
- jetzt mit einer trockenen Stelle des weißen Lappen auf die gedämpfte Stelle und mit kurzen Hitzestößen die Stelle "trocken" bügeln

Du wirst die Stelle wahrscheinlich nicht ganz herausgedämpft bekommen. Die Rest-Delle kannst du mit ein paar Tropfen zähflüssigem
Sekundenkleber oder schichtweise mit Nitrolack-Tropfen auffüllen. Die Nitro-Prozedur muss du nur mehrfach wiederholen, da der Lack nach dem
Trocknen immer stark befällt.
Auch der Sekundenkleber zieht sich zusammen, füllt aber besser. Abschließend wird mit einer Rasierklinge der Überstand des Füllstoffes abgeschabt.
Wenn man Glück hat kann man die Stelle dann mit Stahlwolle so mattieren, daß sie optisch nicht mehr so auffällt.

Auf die gleiche Art und Weise repariert man Druckstellen in massiven Tischplatten und Parkettböden.

Solche und andere Reparaturtipps sind auch Inhalt meines Zupfinstrumenten-Anatomie-Workshop...

Gruß aus der Werkstatt......
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Ukulehrling am 05. Mär 2017, 18:59:48
N'Abend, Dirk.

Zitat von: kiwidjango am 05. Mär 2017, 07:12:03
die Druckstelle in der Zarge wäre ein geringeres Problem, wenn sie aus Massivholz wäre....und wenn es eine Gitarre wäre.

Ich hab' mir auch schon gewünscht, das Schallloch wäre größer. :)

ZitatDie Rest-Delle kannst du mit ein paar Tropfen zähflüssigem
Sekundenkleber oder schichtweise mit Nitrolack-Tropfen auffüllen.

Zähflüssigen Sekundenkleber kenne ich nicht. Gibt's da irgend welche empfehlenswerten oder sind die alle gleich?

ZitatSolche und andere Reparaturtipps sind auch Inhalt meines Zupfinstrumenten-Anatomie-Workshop...

Anatomie - so mit Aufschneiden und Blutspritzern und Formalin und so?  ;D
Bin dabei!

Im Ernst: Vielen Dank, Dirk, für Deine super detaillierten Tipps! Und sobald mein Sohn mal etwas älter ist, finde ich sicher mal eine Möglichkeit, zu einem Deiner Workshops zu kommen - aber nur, wenn's auch Ananas(-Uken) gibt! :)

Wenn ich die Reparatur mache, gebe ich auf jeden Fall hier Rückmeldung. Kann aber dauern, bis ich dazu komme.

Andreas
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Ukulehrling am 05. Mär 2017, 19:01:53
Zitat von: kiwidjango am 05. Mär 2017, 07:12:03
die Druckstelle in der Zarge wäre ein geringeres Problem, wenn sie aus Massivholz wäre....

PS: könnte es nicht auch sein, dass bei gleicher Ursache die Druckstelle in Massivholz größer wäre, weil in einer Richtung viel weniger Widerstand da wäre?
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Ukelix am 05. Mär 2017, 19:18:11
Zitat von: Ukulehrling am 05. Mär 2017, 19:01:53
PS: könnte es nicht auch sein,
Doppelposting ist hier nicht so gern gesehen. Editiere doch bitte beim nächsten Mal einfach dein letztes Posting, statt dir selbst zu antworten. Sieht immer leicht nach Selbstgespräch aus. ;)
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: apfelrockt am 05. Mär 2017, 19:33:38
Zitat von: Ukulehrling am 05. Mär 2017, 19:01:53
Zitat von: kiwidjango am 05. Mär 2017, 07:12:03
die Druckstelle in der Zarge wäre ein geringeres Problem, wenn sie aus Massivholz wäre....

PS: könnte es nicht auch sein, dass bei gleicher Ursache die Druckstelle in Massivholz größer wäre, weil in einer Richtung viel weniger Widerstand da wäre?


denkbar ist vieles. So könnte es auch sein dass es bei einer Massivholz Zarge erst gar nicht zu einem Schaden gekommen wäre weil der Besitzer besser auf das gute Stück aufgepasst hätte?


Du kannst ja mal eine Versuchsreihe starten und die Ergebnisse hier veröffentlichen?
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: kiwidjango am 06. Mär 2017, 06:33:35
...suche bei ebay nach Sekundenkleber...dort werden einige in verschiedenen Viskositäten und Fläschchengrößen angeboten. Ich glaube, da
gibt es eine 5g-Version...die sollte für dein Vorhaben reichen.

Bei den Anatomie-Workshops geht es(wie in der Pathologie) um die einzelnen Hölzer, Bauteile und deren Zusammenspiel am Instrument.
Das Einzige, was bisher rote Flecken hinterlassen hat, sind die Spritzer des Chili con Carne, welches wir traditionell zum Mittag
beim Workshop essen.... Ananas könnte man mal als Bowle anbieten( mit ganzen Früchten).

Bei Massivholz kommt es auf den Einzelfall an, ob der Schaden größer oder geringer ausfällt.
Ich muss mal suchen...vielleicht habe ich noch Fotos einer beschädigten Zarge an Massivholz.

Aber ich muss Apfelrockt recht geben: Der sorgsame
Umgang mit Instrumenten ist rückläufig...... deren Neu-Beschaffung nach "Unfall" wird durch den Riesenmarkt leider vielen Leute ZU einfach gemacht.
Siehe "Leihinstrumente bei JeKi" (jedem Kind ein Instrument).....da wird OFT, ja ZU oft, die Achtung und Wertschätzung eines Instrumentes dem
Kind nicht beigebracht. Wenn manche Eltern dann auch noch spitz kriegen, daß die Instrumente versichert sind, ist mutwilligen Beschädigungen Tür und Tor geöffnet. 
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: kiwidjango am 07. Mär 2017, 09:08:52
...hab die Bilder einer Zargenreparatur gefunden...
Schadensbild:
Klinkenbuchse an einer Lakewood, Korpus Ovangkol angerissen( Kabel steckte, seitlicher Druck auf den Stecker, Bruch)
(https://www.ukulelenboard.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fup.picr.de%2F28519870kn.jpg&hash=07fd5849de89d0b35e52ded4f501589422ad68a4)

Suche im Holzlager nach passendem Stück Ovangkol, Holz auf 2 mm Stärke ausarbeiten, biegen auf dem
Eisen bis der Radius der Zarge angeglichen ist.
"Nappo"-Form herstellen(sieht man als Flicker durch die schrägen Kanten weniger)
Loch in der Zarge nach Form des Flicker öffnen und von innen Auflageteile einleimen.
(https://www.ukulelenboard.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fup.picr.de%2F28519870kn.jpg&hash=07fd5849de89d0b35e52ded4f501589422ad68a4)

Überstand beiarbeiten, schleifen, Poren füllen, seidenmatt nachlackieren.
...und ganz wichtig : Eingangsbuchse in den Endklotz verlegen.....
(https://www.ukulelenboard.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fup.picr.de%2F28519872of.jpg&hash=13e735783810228c7bd620b7dd94246e33b95ac9)

viel Spaß und Ruhe beim Flicken,

Gruß aus der Werkstatt
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Ukulehrling am 07. Mär 2017, 18:59:53
@kiwidjango:

Ich bin sehr beeindruckt! Und vielen Dank, dass Du Dir die Mühe machst, das mit Fotos zu dokumentieren!

Habe mal in meiner Baton Rouge rumgefingert. Mit Mühe und Not komme ich von innen an die Bruchstelle. Fühlt sich da genau so an, wie vermutet: Bruch geht durch, nicht sehr viel. Vielleicht kann ich es tatsächlich mit einem abgerundeten Werkzeugstil oder etwas ähnlichem zurück drücken.

Vielen Dank!

Andreas
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Louis0815 am 11. Mai 2017, 14:39:40
Andreas,
evtl. lohnt sich damit auch mal ein Besuch bei bugle in Solingen, der kann sowas sicherlich auch reparieren (oder dir zeigen wie es geht)
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Ukulehrling am 11. Mai 2017, 19:49:07
Zitat von: louis0815 am 11. Mai 2017, 14:39:40
Andreas,
evtl. lohnt sich damit auch mal ein Besuch bei bugle in Solingen, der kann sowas sicherlich auch reparieren (oder dir zeigen wie es geht)

Hi Louis.

Danke für den Tipp. Allerdings ist das etwas weit zurzeit.

Die Ukulele und Material liegen bereit, sobald ich Zeit habe, das nicht nur zu probieren, sondern auch noch zu fotografieren, setze ich mich dran. Ist wirklich nur ein kleiner Schaden (siehe Foto).

Andreas
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: Andreas Fischer am 13. Mai 2017, 13:56:48
Ich finde ja Instrumente dürfen ihre Macken haben, ich hab meine ja auch.

Zitat von: kiwidjango am 07. Mär 2017, 09:08:52
...hab die Bilder einer Zargenreparatur gefunden...

Wow das ist toll gelöst. Sieht wie eine Verzierung aus, ich möchte fast sagen, sowas will ich auch in der Zarge ;-) Hut ab!

Wäre in diesem Fall hier , da die Delle so klein ist nicht auch eine Bohrung und dann ein Stück Rundstab einleimen eine Möglichkeit?
Ich seh mich schon rundum Löcher in meine Zupfinstrumente bohren ;-)
Titel: Antw:Eingedrückte Stelle in der Zarge - reparieren, kaschieren, lassen?
Beitrag von: kiwidjango am 14. Mai 2017, 07:02:45
...danke für Dein Lob, Andreas!

Wenn es sich bei Zargenbeschädigungen um, nennen wir es mal " Druckstellen" handelt, versucht man diese kosmetisch zu
behandeln. In Zeiten des dünnflüssigen Sekundenklebers sichert man die Stelle gegen weiteres Einreißen.....dann Auffüllen
mit Lack oder gelartigem Sekundenkleber...beschleifen, lackieren...fertig.

Besteht aber eine großer Schadstelle muss gegen weitere Durchreißen der Zarge, die Stelle geöffnet werden. Dann werden dünne Holzstreifen
quer zur Maserung eingeleimt und die Stelle mit einem Einleimer in der passenden Holzart verschlossen.
Der "Flicker" sollte schräge Kanten haben (Nappo-Form) weil diese Kanten weniger auffallen und die Leimkante länger wird...so wird vermieden, dass
Kopfholz auf Kopfholz geleimt wird, was weniger stabil ist

Gruß aus der Werkstatt und schönen Sonntag
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