Ukulelenboard

Ukulelenboard => Instrumente und Instrumentenbau => Bastlerecke => Thema gestartet von: kiwidjango am 18. Jan 2019, 14:49:18

Titel: Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: kiwidjango am 18. Jan 2019, 14:49:18
Muss es bei einer hawaiianisch klingenden Ukulele das immer seltener werdende Koa sein??

Ich denke, der europäische Nussbaum bietet eine Alternative, OHNE die überzogenen Preise für hawaiian Koa zu zahlen.
Klanglich tut sich meiner Meinung nach sehr wenig.

Wenn man die physikalischen Eigenschaften vergleicht......

Hier die Holzdatenblätter:

https://www.wood-database.com/koa/

https://www.wood-database.com/english-walnut/

Hat schon jemand aus dem Forum die Möglichkeit des direkten Vergleichens beider Hölzer an Konzert oder Tenor
gehabt und möchte darüber berichten?

Hört hier wieder das Auge mehr, als das Ohr ??


europ. Nussbaum/Juglans regia:

(https://up.picr.de/34863441ve.jpg)

(https://up.picr.de/34863442jg.jpg)

Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: torstenohneh am 18. Jan 2019, 17:49:23
ZitatMuss es immer Koa sein?
Ganz einfach: Nein, sicherlich nicht!
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Hummel am 18. Jan 2019, 18:27:03
Da käme dann auch gleich die Frage nach den tatsächlichen Unterschieden zwischen den verschiedenen Akazienarten. 
https://www.wood-database.com/australian-blackwood/
https://www.wood-database.com/gidgee/
https://www.wood-database.com/mangium/
https://www.wood-database.com/raspberry-jam/
https://www.wood-database.com/waddywood/
https://www.wood-database.com/black-wattle/


Was den Klang von Akazie angeht   kann ich allerdings im hochpreisigen Segment nichts beitragen. Ich kenne nur die Ruacca , die Ukumele - Herkunftsraum wohl Asien- und APC, europäische Akazie. Alle 3 fürs Preissegment klanglich gut, Ruaccas als einzige mit eher warmem Klang, Ukumele kühl- mittig, APC bisschen leise. Mir scheint, der Unterschied kommt hauptsächlich von der Bauweise.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Mick am 18. Jan 2019, 18:31:01
Zitat von: kiwidjango am 18. Jan 2019, 14:49:18
Muss es bei einer hawaiianisch klingenden Ukulele das immer seltener werdende Koa sein??
Nee, muss nicht, wäre aber manchmal vielleicht ganz geil. Grundsätzlich ist es aber sicherlich auch gut immer ne Alternative zu haben.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: HüpfenderFloh1976 am 18. Jan 2019, 20:05:16
Habe noch keine koa Ukulele in der Hand gehabt dafür aber Akazie und den Klang mag ich! Nussbaum finde ich von der Maserung richtig schön aber auch hier kenne ich den Klang nicht. Ich glaube nicht daß man koa braucht aber vom hören sagen meine ich mich zu erinnern das im Klang die vorhandene Wärme unschlagbar seie oder zumindest im Vergleich zur Akazie. Aber bei den Preisen würde ich mir sicherlich lieber ein Bugle bauen lassen oder eine unter Anleitung im Kloster selber herstellen.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: kiwidjango am 18. Jan 2019, 21:19:07
Bisher konnte ich nur eine massive Koa ( mit Koa-Decke ) mit einer Nussbaum mit Fichtendecke DIREKT vergleichen...zum Glück beide in Konzertgröße.
Sodaß man nicht Sopran mit Konzert vergleicht. Beide mit low G.

Koa(Akazie) klang weich, rund, nicht höhenbetont, gut im Bass . Die Nussbaum weich, akzentuiert,oberen Mitten betonter, strahlende(nicht nervige)
Höhenanteile...und , bedingt durch die Fichtendecke, viel schönere Obertöne.

Stellt man eine Ukulele aus massiver Akazie und Fichtendecke her, wird sie gut klingen . Punkt
Stellt man eine Ukulele aus massivem Koa und Fichtendecke her, wird sie gut klingen . Punkt

Kommt dann das Wort "hawaiianisch" dazu, ist der "akustische Laie" geneigt, diese Klangvorstellung als "schöner, besser, erstrebenswerter etc.etc."
zu empfinden.    ...so, wie ich es als Gitarrenbauer bei Thema " Riopalisander" oft,...zu oft erlebt habe.

Es wird sich zu sehr auf : "...ich hab da mal gelesen",...man sagt ja im allgemeinen, dass...." verlassen.

Daher rege ich meine Kunden an, so oft es geht, Klänge einzelner Instrumente,verschiedenster Bauweisen genauer zu analysieren. Deren Ton für sich
selber zu definieren.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: kiwidjango am 19. Jan 2019, 07:19:34
...und ein Link zu einem "wood supplier", wo man ordentliche Ware findet:

https://www.cookwoods.com/collections/ukuleles?_=pf&pf_t_species=Species_Hawaiian%20Koa
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Hummel am 19. Jan 2019, 10:05:05
Gleich noch eine Frage allgemein: ist schön  gleich gut? Geriegelt gekräuselt getupft ... sieht alles toll aus , klingt es aber besser oder nur anders oder unter Umständen schlechter?
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: HüpfenderFloh1976 am 19. Jan 2019, 11:13:46
Nein meine gebrauchte Hora sieht nicht gut aus aber klingt sehr schön.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Dieter am 19. Jan 2019, 11:44:41
Nö muss es nicht, meine am besten klingende ist aus dem überaus seltenen Ahorn :)
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: kiwidjango am 19. Jan 2019, 12:06:04
Schon unser Oma wusste: Vom schönen Teller ist man nicht!

Wir Menschen lassen uns aber immer wieder dazu verleiten: Schaut man sich eine Streichinstrument an sieht man wunderschöne Riegelahorn-Böden und Zargen.

Aber wellige Wuchs behindert physikalisch gesehen eine saubere Schwingung. Gerade Fasern können dieses besser.
Trotz dieses Wissens erzielen toll gemaserte Hölzer höhere Preise, als schlichte.

Die Instrumentenbauer folgen dem Kundenwunsch...... und wie sieht der aus??

Seien wir ehrlich: Wir wollen schöne Instrumente und nehmen sogar Klangeinbußen billigend in Kauf...!

Dieses Phänomen zieht sich vom Holzhandel bis zum Endverbraucher durch.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Dieter am 19. Jan 2019, 12:37:38
Ich hab mein Holz ausschliesslich nach dem Klang ausgesucht, vor dem Bauen der Ukulele..


Standardinstrumente müssen halt vor allem gut aussehen, ist ja das einzige wonach die Leute bestellen können. Ob das Ding klingt ist Glücksache..
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Mick am 19. Jan 2019, 12:58:25
Ich muss jetzt mal eine Lanze brechen *knacks*
Egal welches Holz, aber wenn ich ein Instrument Spiele und ich die Möglichkeit habe, dann ist es meiner Meinung nach zu leicht zu sagen: Klang vor Aussehen. Das muss Hand in Hand gehen. Egal ob es ein richtiger Hingucker ist oder eher nach dem Wabi-Sabi Prinzip (Perfektion in der Imperfektion). Willy Nelsons Gitarre ist da das beste Beispiel.

Die Hölzer die Dirk hier zeigt, sind alle großes Kino und sehen phantastisch aus und klingen sicherlich auch gut. Dirk hat hier ja auch Fotos zu gezeigt und keine Soundfiles und das aus gutem Grind, weil er zeigen wollte wie es aussieht.

Was wollte ich sagen? Achja, Ich glaube das Auge spielt mit und das ist auch gut so. Das Gesamtpaket muss stimmen.

Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: kiwidjango am 19. Jan 2019, 13:15:39
Kurze Anekdote:

Lasse ich die Teilnehmer im Vorfeld der Klosterworkshops die Hölzer aussuchen, kommt IMMER die Frage:
Was würdest du denn empfehlen?

Dieses tue ich dann mit dem Hinweis, was besser klingt.....
...und wozu greift dann der Teilnehmer?  90 % zum gemaserten, 10% zum schlichten Holz.

...aber wie Mick schon sagt: Der Mittelweg ist zu suchen, aber manchmal geht Aussehen mit weniger Klang einher.

Man wird es aber nie so richtig ergründen, denn dazu müsste man parallel das gleiche Model in zwei Varianten bauen.

Aber ich gebe euch Brief und Siegel, dass die Masse zum Schöneren greift.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: HüpfenderFloh1976 am 19. Jan 2019, 16:04:03
Tolle Idee stell Mal zwei her und berichte 8)
Ich glaube auch das man erst zu der schönen greift aber nach dem anspielen? Das wäre interessant
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: kiwidjango am 19. Jan 2019, 17:52:15
...wenn ich mal gaaanz viel Zeit habe!
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Dieter am 19. Jan 2019, 18:19:25
Claus Mohri hat mir die Hölzer vor laufender Musik gezeigt wie sie schwingen : von fast nichts bis zum höchsten..


War sehr interessant und hat sich wie ich meinem Instrument sehe ausgezahlt.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Andreas Fischer am 19. Jan 2019, 22:45:21
Zitat von: kiwidjango am 19. Jan 2019, 13:15:39
Aber ich gebe euch Brief und Siegel, dass die Masse zum Schöneren greift.

Die Masse der Zielgruppe "Zuhörer" hörrt ja auch keinen Unterschied. Sieht aber einen.

Mir als Spieler und Zuhörer und Zuschauer ist das Aussehen sehr wichtig.
Den Klang kann ich selten als "aussergewöhnlich gut oder schlecht" wahrnehmen.
Gut gespielt ist mir eigentlich das wichtigste beim Zuhören.

Beim sammeln reicht eines, Aussehen oder Klang müssen mir zusagen. Wenn beides, dann ists umso besser.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Andreas Fischer am 19. Jan 2019, 22:52:21
Zitat von: kiwidjango am 18. Jan 2019, 21:19:07
Stellt man eine Ukulele aus massiver Akazie und Fichtendecke her, wird sie gut klingen . Punkt

Ich bin unwissend. Was ist mit Koa Decken? Macht man sowas nicht? Ich hätte jetzt beim dem schönen Holz gar nicht an Böden und Zargen gedacht (wenn dann zusätzlich) sondern an Decken
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: kiwidjango am 20. Jan 2019, 07:16:44
Laubhölzer als Decke mögen attraktiv aussehen, klingen aber meist "mittig".  Soll eine Laubholzdecke auch im Höhenbereich was bieten, muss man
sie recht dünn ausarbeiten und besonders beleisten.
Das macht aber kein industrieller Hersteller.

Dünne Laubholzdecken sind einbruchgefährdet, da sie vom Holzgefüge nicht die Stabilität einer Zeder/Fichtendecke haben.

Hätte man auf Hawaii Fichten oder Zedern gehabt, als die Portugiesen ihre kleinen Gitarren "importierten", wäre die trad. Konstruktion aus Koa
anders verlaufen. So mussten die ersten Ukulelebauer das nehmen, was da war. Daher auch die trad. Bauweise mit Koa-Decke.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Andreas Fischer am 20. Jan 2019, 07:57:23
Also nimmt man schon Koa für die Decke aber es klingt nicht gut? ZU mittig Höhen nur bei viel Aufwand und tiefere Töne eher mau?
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Ukebychance am 20. Jan 2019, 09:10:52
Muss es immer Koa sein?
Das folgende Filmchen beschäftigt sich mit eben dieser Frage:
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Hummel am 20. Jan 2019, 10:10:40
Ja und jetzt? Kommt wohl auch darauf an welchen Klang man will.
Was schlicht oder "hübsch" angeht bei Ahorn habe ich beides.
Ich hätte 2 fast gleiche im Angebot- schlichter Ahorn und Vogelaugenahorn. Die zweite hat allerdings ein Griffbrett und eine Stegeinlage. Die Maserung ist nicht so heftig, neben den Tüpfelchen ist immer noch eine deutliche Längsmaserung vorhanden. Nummer 1 ist lauter, knackiger, die Vogelaugenahorn etwas leiser aber schön im Klang und mit gutem Sustain. Was davon dem Holz geschuldet ist und was der etwas anderen Verarbeitung kann ich nicht sagen. Für mich passen sie perfekt zu ihren Aufgaben für die ich sie gewählt habe.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: karacho am 20. Jan 2019, 12:00:28
Mal ein anderer Aspekt:
Ich habe eine reine Koa-Ukulele und das Holz kommt mir sehr weich vor. Ich hatte im nu Kratzer drinn und schon leichtes anecken hat Dellen gemacht.
So hatte ich das bei noch keiner anderen.
Liegt das am Holz oder vor allem an der Lackierung?
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: kiwidjango am 20. Jan 2019, 15:11:20
....am Holz !

Die Lackschicht ist ja recht dünn und der mechanische Druck geht direkt an die Holzfläche. Nur Polyesterlacke
sind gegen Schlag oder Schmuckringeinwirkung unempfindlicher. Da diese Sonderlacke aber häufig zu dick aufgetragen werden,
kommen sie selten bei Ukulelen vor. Gesehen habe ich sie aber trotzdem schon bei diesen Instrumenten

Besitzer von polyesterlackierten Instrumenten kennen das leidige Thema des "milchig werden" der Lackfläche.
Ein Lackierfehler durch zu dicken Auftrag
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: hilli2 am 20. Jan 2019, 18:44:32
Zitat von: Andreas Fischer am 19. Jan 2019, 22:45:21

Die Masse der Zielgruppe "Zuhörer" hörrt ja auch keinen Unterschied. Sieht aber einen.


Da ist wohl was dran - und das gilt wohl auch für den gemeinen "Ukulele-Schrummler".

Ich finde es auch schön, eine hübsche Ukulele in Händen zu halten. Für mich steht an erster Stelle - noch vor dem Klang - das Spielgefühl. Fühlt sich eine Uke in meinen Händen falsch an oder komisch oder irgendwie nicht gut (auch wenn es  nicht immer klar zu definieren ist, woran das liegen mag), dann spiele ich diese Ukulele nicht! Egal, wie gut sie klingt, egal, wie hübsch sie ist.

Erst gestern habe ich eine Kiwaya KS-0 den ganzen Nachmittag ausprobieren dürfen vor einer Kaufentscheidung - und das ist für mich wichtig! Sie hat sich "richtig" angefühlt. Sie klingt richtig geil! Und sie sieht ......naja.....einfach aus  ;). Kein Schicki, keine Schnörkel, kein Curly, kein Koa, keine Maserung. Sie ist nicht mal aus Massivholz. Aber sie spielt sich richtig richtig toll und der Klang ist fantastisch!!! (Danke noch mal an Kat!!! :))
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: isso am 21. Jan 2019, 07:23:40
Aussehen ist mir weitestgehend schnurzpiepe (ein rosa-violettes Griffbrett käme allerdings nicht in Frage). Fast noch wichtiger als der Klang erscheint mir das Response-Verhalten: Nach dem Anschlag sollte der Ton unmittelbar, SOFORT erfolgen. Die beiden Ukulelen, die ich fast nur noch benutze (Mohri mit Fichtendecke und Kiwaya KS5 mit Laminatkorpus) sprechen sehr gut an, beide sind federleicht und haben eine dünne Decke. Diese Eigenschaften sind wohl, einem Beitrag von Kiwidjango nach zu urteilen, mit massiven Laubhölzern wie Koa, Mango, Ahorn und co. nicht ohne weiteres zu bekommen.

@Ukebychance
Dieses hübsche Carulli-Andante wäre einen eigenen Thread wert gewesen, hier geht der Beitrag evtl. im Meinungsgetümmel unter.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Ukebychance am 21. Jan 2019, 13:19:09
Danke, isso, für einen eigenen Thread muss ich wohl noch etwas feilen an dem Carulli Andante.
Ich wollte daran lediglich demonstrieren, dass, wenn sonst alle anderen Voraussetzungen gleich sind, der Klang zwischen verschiedenen Hölzern minimal ist. Dem ungeübten Ohr könnte man das als eine Ukulele unterjubeln. Bis zu Reprise wechseln sich die Kanile'a und die Pono brav ab, aber gegen Ende?
Welche der beiden kommt da zum Einsatz???
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: isso am 24. Jan 2019, 08:30:24
@Ukebychance
Entweder oder bzw. sowohl als auch meine Ohren und PC-Anlage sind wohl nicht geeignet, den Unterschied zwischen Deiner Pono und Kanile'a abzubilden. Ich habe allerdings eine Aufnahme von mir mit der Fichtendeckenuke mit denen Deiner Mangos verglichen und muß sagen, dass letzteren für meinen Geschmack die Spritzigkeit fehlt. Ich tippe, dass es am erwähnten Response-Verhalten liegt.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Pazukulele am 03. Feb 2019, 14:52:33
Das Phänomen heißt "Psychoakustik".

ZitatLassen Sie uns zunächst ... die Vorstellung verwerfen, daß einige Holzarten gut für Instrumente sind und andere nicht. Das Konzept von Klangholz ist ein Scherz.

John Calkin: The Heretic's Guide to Alternative Lutherie Woods
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: isso am 03. Feb 2019, 15:25:19
Wirklich Psychoakkustik? Vielleicht sollte sich hier nochmal ein Ukulelenbauer zu Wort melden. Ich als Laie denke mir das so: Das Einschwingverhalten einer Decke hängt doch wohl nicht unwesentlich von deren Dicke ab, je dünner, desto schneller die Reaktion der Decke auf den Anschlag des Tons. Wenn nun, wenn ich Kiwidjango recht verstanden habe, Laubhölzer eher ungünstig für die Herstellung einer dünnen Decke sind, eignen sie sich im Punkt Reaktion/Response (oder wie immer man das nennen will) weniger als z.B. Fichte oder Zeder.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Pazukulele am 03. Feb 2019, 15:58:49
Man beachte hierzu, was The Leonardo Guitar Research Project in einer gut dokumentierten Studie mit akustischen Gitarren herausgefunden hat:

ZitatErfahrene Gitarrenspieler und Hörer konnten tropische und nicht tropische Hölzer lediglich zufällig unterscheiden. Alle Blindtests zeigen, daß es möglich ist, sowohl aus tropischen als auch aus nicht-tropischen Hölzern gleich gut klingende Gitarren herzustellen.
(https://sites.google.com/site/leonardoguitarresearch/research-report-lgrp)

Nur wenn Gitarrenspieler und Hörer die Instrumente sahen, konnten sie die Unterschiede auch verläßlich hören ...



Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Hawe49 am 03. Feb 2019, 17:26:31
Wie sollte man Holz auch "hören" können ...
Aber wenn man das Instrument spielt, kann man es spüren und hören wie es anspricht, wie es schwingt, wie dynamisch es reagiert, wie laut es bei dezentem oder kräftigem Anschlag ist, im Vergleich zu einem anderen.
Ob das nun mit bestimmten Hölzern oder einer gekonnten Bauweise oder beidem erreicht wurde - wie sollte man das heraushören können, und wozu überhaupt ...
Klingen muss es (und natürlich gut bespielbar sein), sonst garnix  :)
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Hummel am 03. Feb 2019, 21:28:17
Hm der Test besagt aber auch dass die Spieler Unterschiede eher warnehmen konnten als die Hörer- direkt unter Result. Ausserdem muss ich unterscheiden über welche Unterschiede ich diskutiere- die zwischen Tropenhölzern und Nichttropenhölzern oder die zwischen Laub- und Nadelholz. Fichte und die im Gitarrenbau verwendete Zeder sind beides nichttropische Nadelhölzer.  Ausserdem wird ja selten ein Intrument nur aus einer Holzart hergestellt- Koa- Uken und Mahagoni- Uken zum Beispiel. Eine Uke nur aus Fichte gab es auch mal von Barnes & Mullins. Akustikgitarren haben meist eine Fichten- oder Zederndecke. Faith ( durfte mal bei Kiwidjango hören, lecker!) baut einmal eine Serie Fichte/Trembesi und eine ganz aus Trembesi. Das ist jetzt übrigens  wieder um 3 Ecken mit Koa verwandt. Das wäre ein sinnvoller Vergleich- hört man die gut eingespielte Fichtendecke  raus gegenüber der Komplett- Trembesi? Da wäre wenn man die gleiche Form nimmt alles andere wirklich gleich.
Da laut wikipedia Trembesi = Monkeypod gibt es hier im Forum zumindest eine Uke komplett aus dem Holz inklusive Hörbeispiel.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Pazukulele am 04. Feb 2019, 00:29:06
Zitat von: Hawe49 am 03. Feb 2019, 17:26:31
wozu überhaupt ...
Vielleicht, um gut klingende Instrumente bauen zu können?
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Pazukulele am 04. Feb 2019, 00:47:31
Zitat von: Hummel am 03. Feb 2019, 21:28:17
Hm der Test besagt aber auch dass die Spieler Unterschiede eher warnehmen konnten als die Hörer
Und dennoch im Bereich des Zufalls ...

Wer will, kann ja mal sich folgendes anhören und dann sagen, wie viele verschiedene Gitarren zu hören sind:



Die Auflösung gibt's hier:

https://www.youtube.com/watch?time_continue=78&v=RPgpioRTO34 (https://www.youtube.com/watch?time_continue=78&v=RPgpioRTO34)

Es gibt übrigens noch weitere Untersuchungen, die in dieselbe Richtung weisen. Das Institut für Musikinstrumentenbau in Zwota hat 2001 eine Untersuchung mit Gitarrenbauern, Gitarristen und Laien durchgeführt, deren Ergebnisse zeigen, "dass der Einfluss des Ausgangsmaterials auf die Fertiginstrumente deutlich geringer ausfällt als allgemein angenommen." Auch dort wurden die Instrumente letztlich nach Optik bewertet.

Die Studie weist außerdem noch auf etwas anderes hin: "Man kann leicht nachrechnen, dass die bei Gitarren oft verwendete Hauptdiagonalleiste allein bereits ein höheres Flächenträgheitsmoment aufweist als die Decke selbst." Die Beleistung spielt also eine ganz wesentliche Rolle bei der Resonanz. Eine noch so schwingfähige Decke ist nichts wert, wenn sie wegen der Leisten nicht schwingen kann.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: ukelmann am 04. Feb 2019, 09:48:58
Zitat von: hilli2 am 20. Jan 2019, 18:44:32
Erst gestern habe ich eine Kiwaya KS-0 den ganzen Nachmittag ausprobieren dürfen vor einer Kaufentscheidung - und das ist für mich wichtig! Sie hat sich "richtig" angefühlt. Sie klingt richtig geil! Und sie sieht ......naja.....einfach aus  ;). Kein Schicki, keine Schnörkel, kein Curly, kein Koa, keine Maserung. Sie ist nicht mal aus Massivholz. Aber sie spielt sich richtig richtig toll und der Klang ist fantastisch!!! (Danke noch mal an Kat!!! :))
Die hätte ich auch genommmen, tolle Uke!
Und da sie mich so überzeugt hat, habe ich sie wie Tuke  in Japan geordert. 8) :D 8)
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Hawe49 am 04. Feb 2019, 10:03:18
Zitat von: Pazukulele am 04. Feb 2019, 00:29:06
Vielleicht, um gut klingende Instrumente bauen zu können?

Du hast doch selbst zuvor geschrieben:

Zitat von: Pazukulele am 03. Feb 2019, 15:58:49
Man beachte hierzu, was The Leonardo Guitar Research Project in einer gut dokumentierten Studie mit akustischen Gitarren herausgefunden hat:

ZitatErfahrene Gitarrenspieler und Hörer konnten tropische und nicht tropische Hölzer lediglich zufällig unterscheiden. Alle Blindtests zeigen, daß es möglich ist, sowohl aus tropischen als auch aus nicht-tropischen Hölzern gleich gut klingende Gitarren herzustellen.
(https://sites.google.com/site/leonardoguitarresearch/research-report-lgrp)

Nur wenn Gitarrenspieler und Hörer die Instrumente sahen, konnten sie die Unterschiede auch verläßlich hören ...

Warum jetzt das reine Heraushören ohne gleichzeitig zu sehen, das lt. deinem eigenen Beitrag eigentlich nicht möglich ist, plötzlich DOCH wichtig oder zumindest sinnvoll sein soll "um gut klingende Instrumente bauen zu können", verstehe ich nicht.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Louis0815 am 04. Feb 2019, 10:22:53
Zitat von: ukelmann am 04. Feb 2019, 09:48:58
Und da sie mich so überzeugt hat, habe ich sie wie Tuke  in Japan geordert. 8) :D 8)
Soll ja jetzt unter dem neuen Freihandelsabkommen richtig günstig sein.....


BTT: Insgesamt bin ich allerdings der Überzeugung, dass gerade bei Ukulelen und ihrer nicht vorhandenen Größe die Bauart und das Können des Spielers einen wesentlich messbareren Einfluß auf den Klang haben als das verwendete Holz.
Eine Ukulele muss vor allem gut in meiner Hand liegen und zu meiner Laune passend klingen (Achtung: hier kommen die Saiten als zusätzlicher Faktor ins Spiel) - wenn sie dann auch noch "toll" aussieht (was wiederum eine reine Geschmackssache ist), ist das ein netter Bonus.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Hummel am 04. Feb 2019, 15:36:32
Dass die Verarbeitung ein große Rolle spielt durfte ich feststellen als ich noch ernstlich versucht habe in die Welt der G--- zurückzukehren; einzige sinnvolle Option -3/4 . Aber bitte mit minnigstens 5 cm Sattelbreite, womit sämtliche Akustik/Westernteile aus dem Rennen sind. Klassische werden fast nur als Schülerinstrumente hergestellt mit der Notwendigkeit etwas robuster zu bauen. Endergebnis- die schönste LaMancha oder Ruben Schülergitarre mit toller Fichten- oder Zederndecke und spanischem Halsfuß klingt im Direktvergleich vor Ort schlicht lahmarschig gegen eine nicht eigentlich bessere teilmassive  "Senorita". Die 2 cm Mensurunterschied machen es wohl kaum, der Korpus ist bei beiden Arten etwas kleiner als normal. Aber Senoritas traut man wohl einen sorgfältigeren Umgang mit dem Instrument zu.  Neben Holzart spielen bei Bridgepin  die Pins durchaus eine Rolle. Da wußte ich bis vor kurzem auch nicht ob Voodoo oder Wahrheit. Aber meine Mini M brauchte neue Saiten und die Plastiknöppels waren nicht mehr die besten. Also bekam sie kurzerhand welche aus Glockenmessing. Ob die bei der Western Jumbo, die heute noch vergeblich auf sie wartet, einen Unterschied machen würden weiß ich nicht. Bei der Kleinen hauen. sie fast schon zuviel rein.  Jede Menge Sustain klingt allerdings ziemlich metallisch.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: isso am 04. Feb 2019, 18:14:43
@ukelmann, hilli2
Wenn die KS-0 eine ähnlich geringe Latenz-Zeit nach dem Anschlag hat wie meine KS-5, dann wäre zu bedenken, dass sie im Guten wie im Schlechten im Vergleich zu mittelmäßigen Instrumenten verstärkt: ein ausgerutscher Anschlag, den letztere vielleicht "verzeihen", wird bei den Instrumenten mit gutem Response (zumindest bei meinen) gnadenlos ehrlich wiedergegeben. Gut gespielt, bringt es die Kiwaya genau auf den Punkt, zumal auch die Bundreinheit stimmt. Es braucht indes ein wenig Geduld, um den entsprechenden Anschlag zu kultivieren - falls man nicht sowieso schon gut spielt. Für Leute, deren rechte Hand noch ungeübt ist, wäre dann eher ein mittelmäßiges, "gutmütiges" Instrument wie etwa die Ukumele Akazie II zu empfehlen, womit wir fast schon wieder beim Koa wären.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Bebopalula am 05. Feb 2019, 10:07:08
Gut, dass auch mal auf das spielerische Können eines Musikers hingewiesen wird. Gerade die Blindtests zeigen doch, wie subjektiv man meist entscheidet und wie anders es ist, wenn man nur hört. 8)
Nur wenige von uns interessieren sich für die Marke oder den Preis der Gitarre der gut gespielten Musik eines Sologitarristen. Da geht es ausschließlich um das Gehörte, das Berührende, der dem eigenen Empfinden gerecht werdende Hörgenuss.
Und seien wir einmal realistisch. Wenn ich in einem Klavierkonzert einem Solisten zuhöre, interessiert es mich nicht, ob der Flügel von Steinway, Bechstein oder Yamaha ist, sondern, ob der Virtuose gut spielt. Der Klavierspieler selbst hat eine ganz andere Empfindung. Aus sehr unterschiedlichen Gründen ist er vielleicht der Meinung, ein Bechstein klinge am besten, auf einem Bechstein würde er besonders gut spielen, sein Spiel sei heute schlechter, weil der Saal nicht über einen Bechstein verfüge...

Ähnlich verhält es sich bei der Ukulele. Höre ich ein Stück, dann lobe ich vielleicht den Stil, das Können, die Performance, den Gesang, das Feeling oder den Groove, den der Spieler rüberbringt, und mir ist es gleich, auf welcher Marke und auf welchem Holz er musiziert. Spielt jemand schlecht, dann wird die Ukulele nichts rausreissen, spielt jemand besonders gut, dann wird nicht die Ukulele ausschlaggebend sein. Für den Spieler selbst ist wichtig, dass ihm die Ukulele klanglich und haptisch liegt und beim Kauf auch optisch gefällt, alles andere ist seine Fähigkeit, ein Stück so, wie von ihm gewollt, aufzuführen.

Würde uns nur bestimmtes Holz oder besondere Hochwertigleit/Hochpreisgkeit gefallen, dann müssten 95% aller Uken auf dem Müll landen und die meisten Hobby-Ukler weltweit müssten mit dem Musizieren aufhören. Zum Glück ist das nicht so. Wir haben eine große Bandbreite an passabel spielbaren Instrumenten, an Preisen, an Materialien, an Fertigungstechniken. Jeder kann seine Wunschvorstellung verwirklichen. Wer Spezielles will und/oder es sich leisten kann, der sollte es tun. Aber auch ohne kann man ein glücklicher Ukulist werden. :)
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: Hawe49 am 05. Feb 2019, 11:18:05
Wichtig ist, das Instrument muss einem selbst gefallen, optisch, klanglich, und vom Anfass- und Spielgefühl her. Auf so einem Instrument spielt man einfach auch lieber, und auf einem solchen Instrument fällt auch das Üben leichter und man spielt ganz automatisch auch anders und besser ... Da braucht es keine (pseudo)wissenschaftlichen Beweise oder Erklärungen ... das Instrument muss einfach zu einem selbst "passen", und das ist völlig unabhängig von Preis, Edel- oder Bio-Holz oder Markennamen ...

(Ich erlebe das übrigens grad auch selbst wieder: Eine relativ preiswerte einfache aber bildschöne kleine Gitarre klingt und spielt sich überraschenderweise besser als eine mehr als eine doppelt so teure massive mit einem großen Namen ... ich spiele fast nur noch auf der, und werde die teurere wahrscheinlich sogar verkaufen ... wenigstens ist mit großen Namen ein guter Preis zu erzielen ...  ;))
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: isso am 05. Feb 2019, 15:11:03
Toller Rat, dass man sich eine Ukulele zulegen soll, die einem gefällt. Wäre man von allein nie drauf gekommen. Aber was genau sind es denn für Eigenschaften, die ein Instrument ausmachen, das man mit Freude spielen kann? Einfach nur zu äußern, dass man Spaß hat oder der Klang gefällt, ist doch sehr langweilig, beliebig und letzlich unkommunikativ weil gehaltsarm. Ich denke, dass der Austausch über Bauweisen, Holzarten und auch Marken im Verhältnis zu den Eigenschaften (Lautstärke, Sustain, Brillanz, Dynamik etc), die dem eigenen Spiel förderlich sind ergiebiger sind als Manifestationen einer Pseudoliberalität, die letzten Endes mit der immer gleichen Parole "die Geschmäcker sind verschieden" daherkommt.
Titel: Antw:Muss es immer Koa sein?
Beitrag von: HEiDi am 05. Feb 2019, 15:46:42
Zitat von: isso am 05. Feb 2019, 15:11:03Ich denke, dass der Austausch über Bauweisen, Holzarten und auch Marken im Verhältnis zu den Eigenschaften (Lautstärke, Sustain, Brillanz, Dynamik etc), die dem eigenen Spiel förderlich sind ergiebiger sind [...]

;D :D ;D
Ich fühle mich gerade in alte Zeiten zurückversetzt:
2008, mein erstes Ukulelentreffen.
Auf dem Schulhof von N.-Büssau stehen in der Pause zwei Grüppchen unter dem Ukulelenbaum:
die Männer, die Ukulele spielen und über Holz diskutieren,
und die Frauen, die "nur mit" sind und über die Männer schmunzeln.
Und dazwischen ich - unentschieden, welcher Gruppe ich mich anschließen soll.  ;D
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