Ukulelenboard

Ukulelenboard => Theorie, Technik, Aufnahme => Spieltechnik => Thema gestartet von: blanki am 09. Nov 2014, 20:39:48

Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: blanki am 09. Nov 2014, 20:39:48
Kann man vereinfacht sagen, dass eine reine Quart-Stimmung besser geeignet ist für das Spielen von
Läufen/Riffs/Melodien und die Terz-Quart-Stimmung das Spielen von Akkorden vereinfacht?

In einem anderen Thread (http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=17783) ist die
Frage aufgekommen, welche Nachteile eine G-C-E-A-Stimmung auf einer Bass-Ukulele hätte.

Da ich nur die G-C-E-A gewohnt bin (von der Ukulele) und in unserem Ukulelen-Orchester gerade die Bass-Stimme bediene,
finde ich den Gedanken einer G-C-E-A-Stimmung für den Bass ganz reizvoll, da ich dann keine neuen Griffe
lernen muss.

Kann mir jemand die Vorteile der Quartstimmung erklären?
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: The Ukelites am 09. Nov 2014, 21:59:54
Ja, das kann man (IMHO). Der Vorteil: alle Saiten haben eine gleichbleibendes Intervall-Verhältnis zueinander:

Die meisten Bassisten denken in Intervallen: Man kennt zwar sein Griffbrett, d.h man weiß, wo die Prim (Grundton) liegt, besonders in den niedrigeren Lagen (Beispiel: G = 3. Bund tiefe E-Saite), aber ab da denke ich in Intervallen,  z.B. die

Dur Terz: 1 Saite rauf, 1 Bund nach links
Quinte: 1 Saite rauf, 2 Bünde nach rechts
Oktav: 2 Saiten rauf, 2 Bünde nach rechts
Major 7: 1 Bund links von der Oktav, Dominant 7: 2 Bünde links von der Oktav
Die 9 logischerweise 2 Bünde rechts von der Oktav (vermindert oder erhöht: einfach 1 Bund nach links bzw. noch rechts)

Das ist ein leicht zu merkendes grafisches Bild und dieses Bild kann ich bei der Quartenstimmung  auf jeden Bund verschieben oder (und hier liegt der Vorteil): nicht nur von der E-Saite (die tiefste), sondern auch eine Saite höher (von der A-Saite) und sogar (zumindest bis zur Quint oder Sext) von der nächst höheren Saite (D).

Mit diesem System kannst du mit ein wenig Übung auch schwierige Changes spontan improvisiert interessant begleiten. Dies würde auch mit jeder anderen Stimmung gehen, bei der alle Saiten das gleiche Intervall-Verhältnis zueinander haben (z.B. Quintenstimmung), aber der Fingersatz ist bei der Quartenstimmung recht angenehm.

Gruß
Steffen

Edit: Im Übrigen musst du ja keine \"Griffe\" lernen, am Bass spielst i.d.R. Einzeltöne.
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: stephanHW am 09. Nov 2014, 22:00:36
Selten spielt man auf dem Bass Akkordbegleitungen. Es kommt vor, ist aber eher die Ausnahme.
Sind die Intervalle der Saiten gleich (Quartstimmung), sind die Griffschemata oder Akkordbilder für alle Töne gleich und können vom jeweiligen Grundton ausgehend gespielt werden. Hat das Kleinhirn einmal diese Bewegungsabläufe intus, hat man von jedem Grundton ausgehend sofort einen Sack voll Töne zur Hand, die man für die Gestaltung der Begleitung nutzen kann, ohne das sich an der Form der Fingersätze im Prinzip etwas ändern würde.
Das gleiche gilt nun auch für Akkorde, so man sie brauchen sollte (i.d.R. wird man eher Zweiklänge, seltener Dreiklänge nutzen).
Die Stimmung ist also universeller, als eine Ukulelenstimmung, bei der die Fingersätze/Griffbilder variieren müssen, je nachdem von welcher Saite ausgehend ich die Tonleiter/Figur/Melodie spiele.  
Schon für einfache Variationen mit der Quinte/Oktave hätte ich variierende Fingersätze. Auf einem Bass mit Quartstimmung hingegen bekommt man das auch ohne Gehirn hin.

Stimmt man den Bass GCEA, verliert man das tiefe F. Das ist bedauerlich, da die ersten Zehntausend Ukulelesongs, die man spielen lernt, vermutlich in F oder C gesetzt sind. Manch einer stimmt den Bass für Ukulelenbegleitungen daher nur einen Halbton höher, die tiefe Saite leer gespielt wäre dann das F.  Songs in E sind in Ukulelenkreisen nach meiner bisherigen Erfahrung eher die Ausnahme.

Nach meiner Überzeugung ist das Instrument in Quartstimmung wesentlich einfacher zu lernen und zu spielen.
Das es im Einzelfall für jemanden, der ausschließlich Ukulele spielt und sich da auf dem Griffbrett gut auskennt, einfacher sein mag, die Ukulelenstimmung zu übernehmen, ist ja gut möglich.

Spieltechnisch würde ich das nicht empfehlen.

Tente Edit: Steffen war schneller und genauer  ;)
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: blanki am 09. Nov 2014, 22:36:31
Besten Dank für eure Antworten! Das ist sehr deutlich und anschaulich.
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: Malama am 10. Nov 2014, 08:46:03
Danke, Stephan und Steffen, das habt Ihr sehr gut beschrieben!! :D
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: kmklw am 10. Nov 2014, 12:56:17
Dennoch denke ich, dass alles möglich ist und es eine Frage des eigenen Herangehens ist. Manche Menschen denken beim Spielen in Bildern, andere wieder ganz anders - daher stelle ich die Frage: sind es wirklich die meisten Bassisten, die in Intervallen denken, wissen wir das?

Spiele ich Mandoline, in Quinten gestimmt, finde ich manche Stücke eben wegen der Stimmung einfach zu spielen - andere wieder nicht. So geht es mir bei Ukulele, Gitarre und Bass aber auch. Und so viele Gitarristen stimmen ihre Gitarren ja auch irgendwie, nur nicht in Standard-Stimmung.

Die jeweilige Standard-Stimmung bietet sich wohl auch deshalb an, weil man dafür das meiste Material/ die meiste Literatur finden wird.
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: ibongo am 10. Nov 2014, 14:53:27
Zitat von: stephanHWAuf einem Bass mit Quartstimmung hingegen bekommt man das auch ohne Gehirn hin.

 :mrgreen:
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: stephanHW am 10. Nov 2014, 15:18:36
Zitat von: kmklwDennoch denke ich, dass alles möglich ist und es eine Frage des eigenen Herangehens ist. Manche Menschen denken beim Spielen in Bildern, andere wieder ganz anders - daher stelle ich die Frage: sind es wirklich die meisten Bassisten, die in Intervallen denken, wissen wir das?
Wenigstens wissen wir, das zwei Musiker unabhängig voneinander vergleichbare Gedanken äußern und das spieltechnisch, nicht jedoch mit der verfügbaren Literatur begründen.  Als des Lesens unkundiger darf ich das sagen.
Und Steffen seinerseits dürfte als Saxophonist und Steel-Guitar-Spieler nicht-linearen Herangehensweisen durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen.
Andere Erfahrungen mit alternativen Stimmungen kann man vermutlich nur empirisch darstellen. Nicht selten sind alternative Stimmungen zweckgebunden und erleichtern die Umsetzung bestimmter musikalischer Ideen.
Spiele ich mit drop-D Tuning, habe ich eine Quinte und drei Quarten, was zunächst eine Umstellung bedeutet. Auch da ist es so, das manche Figuren einfacher, andere problematischer zu spielen sind. Es wird nicht wenig überraschen, das die einfacher zu spielenden Figuren jene sind, die in dieser Stimmung geschrieben wurden  ;) .
Mit der Stimmung flüssig zu spielen ist einmal mehr lediglich eine Übungsfrage.

In dem Zusammenhang sind z.B. aber auch die Linkshänder interessant, die ihr Instrument einfach umdrehen, ohne die Saiten zu tauschen. Auch das geht und vermutlich ergeben sich daraus Möglichkeiten, die Rechtshändern verschlossen bleiben.

Jeff Healey konnte mit der Gitarre auf dem Schoß Akkorde spielen, die in konventioneller Spielweise unmöglich sind.

Was ist jedoch sinnvoll zu empfehlen?
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: kmklw am 10. Nov 2014, 18:51:48
Zitat von: stephanHW........

Was ist jedoch sinnvoll zu empfehlen?


Das ist ja meine Frage.
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: stephanHW am 10. Nov 2014, 19:55:39
Zitat von: kmklw
Zitat von: stephanHW........

Was ist jedoch sinnvoll zu empfehlen?


Das ist ja meine Frage.
Meine Antwort steht ja oben ;)
Und nicht ohne Grund hatte ich im Nachbarthread flora in ihrer Herangehensweise, eine Bassukulele zu nutzen, durchaus unterstützt. Sie macht es so, hat es sich so erarbeitet und ist damit zufrieden. Prima!
Möglicherweise entwickelt sich daraus eine sehr eigene und interessante Spielweise, die sich von anderen unterscheidet, möglicherweise ist es ab irgendeinem Punkt eine Sackgasse. Interessant ist es auf jeden Fall.

Ein System, das variabel auf die Verschieden Anlagen der Menschen/Musiker eingehen könnte, wäre eine reizvolle Vorstellung, dürfte für den Lehrer auch eine echte Herausforderung sein.

Als Ukulelenspieler, die sich mit der Schönheit einer wirklich absurden Stimmung beschäftigen (zwei Leersaiten im Sekundenintervall???), lassen wir uns die Spiel- und Experimentierfreude hoffentlich nicht von Empfehlungen wie meiner oben gegebenen austreiben.
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: Miguelito am 10. Nov 2014, 23:50:49
Ich kann mich Stephan und Steffen nur anschliessen. Ich denke auch in Intervallen, die ich mir visuell so wie von Steffen beschrieben eingeprägt habe. Einmal gemerkt, kann man das Muster auf dem ganzen Griffbrett anwenden und das ist dann viel einfacher und schneller in die Praxis umzusetzen, als bei der normalen aber nicht \"linearen\" Ukulelenstimmung. Für das Instrument Bass ist die Quartstimmung absolut sinnvoll und einem Anfänger würde ich auch keine andere Stimmung empfehlen, was nicht heisst, dass es keinen Spielraum für Experimente mit anderen Stimmungen gibt. Was wohl immer wieder irritiert ist die Bezeichnung Bass-UKULELE, denn trotz der 4 Saiten ist es keine \"tiefe\" Ukulele mehr, das endet bei der Baritonukulele. Ein UBass ist keine Ukulele auch wenn es so aussieht.
Die Ukulele ist in der Art in der sie gespielt wird mit der Gitarre verwandt,  also eher ein Melodieinstrument, der Bass eher ein Rhythmusinstrument, der das Bindeglied zwischen Beat und Melodie schafft. Das sind obwohl es natürlich viele Überschneidungen gibt, in der Tat zwei paar Schuhe. Heutzutage gibt es unheimlich viele Tipps und Anleitungen für Bassisten auf Youtube etc., das alles verbaut man sich wenn man eine ganz andere Stimmung verwendet. Da man aber nicht festgelegt ist auf eine Stimmung kann man ja auch alles mal ausprobieren. Ich hätte allerdings nicht den Mut meine Bass Ukulele auf G hochzustimmen, da hätte ich Angst dass mir alles um die Ohren fliegt, oder sich der Hals krümmt. Das sind dann schon ein paar Kilo mehr Zug, das kann nicht jedes Instrument vertragen.

Hier im Forum gibts übrigens eine super Anleitung für die Grundlagen mit dem normal in EADG gestimmten Bass ... guckst Du unter Workshops.

Viel Freude mit dem Instrument - wie auch immer Du es stimmst  ;)  Michael
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: FriendlyFred am 11. Nov 2014, 00:50:08
Hier die Auflösung der Diskussion:

http://www.youtube.com/watch?v=P3iCeBAmmbo

Reicht völlig.
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: Miguelito am 11. Nov 2014, 01:13:27
Naja nicht ganz - auch der Bass ist in Quarten gestimmt - auch wenns nur zwei Saiten sind. Aber Danke für den Videotipp - was wieder mal bezeugt dass zwei Saiten mehr als Genug sind. Super! Genial im Übrigen auch die Einsaitige Gitarre: http://youtu.be/WR3MHzCVJ0k
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: FriendlyFred am 11. Nov 2014, 01:31:32
Du wolltest es ja so.

http://www.youtube.com/watch?v=4If9s-gQ-aE
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: kmklw am 11. Nov 2014, 08:21:04
Zitat von: Miguelito......
Viel Freude mit dem Instrument - wie auch immer Du es stimmst  ;)  Michael

Ich bin nur gelegentlich überrascht, dass immer die Frage auftaucht, was eigentlich das Beste ist und viele Musiker dann so sichere Antworten parat haben. Mir geht es leider so, dass ich im Laufe meines Musikerdaseins immer wieder neue Ansätze kennenlerne und entdecke und dann immer zu dem Punkt komme, dass ich eigentlich - mit jetzt über 50 Lenzen - immernoch ganz am Anfang stehe.
Bei mir führt das Spielen nach Fingesätzen - was ich ja ebenso mache wie vielleicht die meisten Bassisten  ;) - häufig dazu, dass ich das Gefühl habe, dass ich eigentlich immer dieselbe \"Schei..\" spiele.
Und da will ich einfach meinen Kopf freimachen von Regeln und Mustern und Traditionen und eben neue Ansätze finden.
Da hilft mir dann eben auch das Lesen und Schreiben können und oft auch das Wissen um die Theorie (auch wenn ich weiß, dass man auch ohne all das ein genialer Bassist sein kann, Stephan - Du weißt, wie sehr ich Dich und Dein Spiel schätze!)

Im Unterricht merke ich, dass jeder Mensch seine eigenen Denkstrukturen und Herangehensweisen hat und möchte - das ist für mich die eigentliche Herausforderung des Unterrichtes - erkennen und helfen, diese zu nutzen. Und in diesem Sinne: \"Ich weiß, dass ich nichts weiß\" (Sokrates?) und je mehr ich meine zu wissen, desto schwieriger ist für mich eine eindeutige Antwort auf einfach Fragen.

Auweia, soweit zur Philosophie-Stunde mit kmklw  :?  und nicht, dass hier der falsche Eindruck entsteht - ich mache Musik, weil es mir Spaß macht.

Gruß aus Berlin,
Michael
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: -Jens- am 11. Nov 2014, 09:15:22
Hm, ich bin ja auch traditioneller Quarten-Fingersatz Denker am Bass. Aber, ein Solo-Gitarrist kommt auf seinen unteren vier Saiten auch mit dem Terz-Sprung klar, warum also nicht auch auf dem Bass.

Einmal ganz abgesehen von Stimmungsschwankungen am klassischen Orchester-Kontrabass (siehe Wikipedia), die selbst traditionell variantenreich erscheint.

Andere (spiel-)technische Frage: Böte sich nicht gerade die kurze Mensur des Ukulelenbasses (oder auch einer \"Solo\"-Ukulele) für die Quint-Stimmung wie bei einer Violine an, auch um den Tonumfang des kleinen Basses zu erweitern?
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: allesUkeoderwas am 11. Nov 2014, 10:12:24
Ich hatte ja meine Meinung schon im Nachbartröt kundgetan. Ich spiel den Bass zwar in EADG, hab es mir audiodidaktisch vor wenigen Jahren selbst angeeignet und nie in Frage gestellt. Würde mich selbst auch nur als gelegentlichen Freizeit- und Hobby-Bassisten bezeichnen, der auch in Intervallen nach Schema F in Grid\'s und Skalen denkt... Aber das tut ja der Lead-Gitarrist/Ukulist evtl. auch...  :roll:

Michaels Einstellung gefällt mir! Warum nicht das eingefahrene \"ist eben so\" hinterfragen und eigene Wege gehen? Zumal, wenn\'s der Sache dient ---> Bassbegleitung ohne viel lerntechnischen Aufwand.

Zitat von: Miguelito...Ich denke auch in Intervallen, die ich mir visuell so wie von Steffen beschrieben eingeprägt habe. Einmal gemerkt, kann man das Muster auf dem ganzen Griffbrett anwenden und das ist dann viel einfacher und schneller in die Praxis umzusetzen, als bei der normalen aber nicht \"linearen\" Ukulelenstimmung...

Ansichtssache: Der Leadgitarrist verschiebt seine Riffs auch über das ganze Griffbrett und findet es logisch und einfach. Mal in DGHE, mal in EADG - Er kann also beides, sowohl Ukulele, als auch Bass und ein rythmisch wiederkehrendes Riff auf EADG (GCEA)  ist nix anderes als daß, was die Bassisten als Groove bezeichnen.  ;)

Bass muß auch nicht immer Groove nach Schema F (Rythmusinstrument) sein, Bass kann auch die tiefe Melodiestimme sein - dann spielt man eben Flöte, Gesang, Cello, \"Bass\"-Ukulele, ... auf dem Bass. Altes Volkslied, oder Klassik mit Groove  oder (und) mit zweiter Melodiestimme, alles ist Bass spielen - Zu dieser Erkenntnis bin ich aber auch erst in der jetzigen Freizeitkapelle gekommen.  ;)
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: stephanHW am 11. Nov 2014, 13:49:10
ZitatIch bin nur gelegentlich überrascht, dass immer die Frage auftaucht, was eigentlich das Beste ist und viele Musiker dann so sichere Antworten parat haben. Mir geht es leider so, dass ich im Laufe meines Musikerdaseins immer wieder neue Ansätze kennenlerne und entdecke und dann immer zu dem Punkt komme, dass ich eigentlich - mit jetzt über 50 Lenzen - immernoch ganz am Anfang stehe.
Bei mir führt das Spielen nach Fingesätzen - was ich ja ebenso mache wie vielleicht die meisten Bassisten  ;) - häufig dazu, dass ich das Gefühl habe, dass ich eigentlich immer dieselbe \"Schei..\" spiele.
So ähnlich hatte ich Dich verstanden und ich kann Deinen Gedanken sehr gut nachvollziehen.
Ich denke bei der Frage jedoch an die Ausgangssituation des Fragestellers. Jemand, der mit einem Instrument beginnt, hat in der Regel das Bedürfnis, ein gewisses Handwerk zu erlernen. Der Gedanke, Konventionen zu vergessen, sich einem Instrument spielerisch oder experimentell zu nähern ist toll und wichtig, es gäbe sonst keine Entwicklung (Insbesondere der E-Bass hat ja diesbezüglich eine fulminante Entwicklung genommen).

Wenn ich jedoch sehe, das jemand mit dem Instrument erste Schritte gehen, vermutlich einfache Liedbegleitungen erlernen möchte, gebe ich eine Empfehlung, die nach meiner Auffassung den Einstieg leicht macht.
So wie man einen sehr komplexen Sachverhalt zunächst mit einem stark vereinfachten Modell darstellen würde.

Sich aus Konventionen zu lösen ist wirklich eine Herausforderung, die jedoch eher ein Problem von uns alten Säcken sein dürfte. Natürlich ist es gut, frühzeitig entsprechende Strategien zu erlernen. Ich denke, Musiker, die dies im besonderen Maße geschafft haben, waren oft in der Lage, weit über den Tellerrand ihres eigenen Instrumentes zu schauen.


ZitatMichaels Einstellung gefällt mir! Warum nicht das eingefahrene \"ist eben so\" hinterfragen und eigene Wege gehen? Zumal, wenn\'s der Sache dient ---> Bassbegleitung ohne viel lerntechnischen Aufwand.
An dem oben beschriebenen Dilemma ändert sich mit einer anderen Stimmung ja nicht viel. Bewegungsabläufe müssen sich automatisieren, damit man flüssig spielen kann. Haben sie sich automatisiert, bewegt man sich in ihnen.

Benutz man eine von der Ukulele vertraute Stimmung und orientiert sich an den gewohnten Akkordschemen, muss man trotzdem fleißig lernen, man sollte dann schon genau wissen, welcher Ton aus dem Akkordschema welche Funktion hat (Ich müsste darüber bei vielen Akkorden erst mal eine Weile grübeln  :oops: ). Oder man überlässt es Gevatter Zufall.

Hinterfragen und ausprobieren darf man doch jederzeit. Es ist z.B. sehr leicht, die verschiedenen Stimmungen zunächst mal zu simulieren, ohne das Instrument wirklich umzustimmen. Das ist natürlich akustisch kein Genuss, aber man bekommt einen Eindruck von den unterschiedlichen Bewegungsabläufen, die eine Tonleiter in Quart-, Quint- oder Quart-Terz-Stimmung erfordern würde (letztere kann man ja leicht auch mit dem auf E gestimmten Instrument umsetzen, um einen Eindruck von den Bewegungsabläufen zu bekommen).
Abgesehen davon scheint mir Miguelitos Einwand, das man so ein Instrument nur begrenzt belasten kann, bedenkenswert.
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: allesUkeoderwas am 11. Nov 2014, 14:40:48
ZitatSich aus Konventionen zu lösen ist wirklich eine Herausforderung, die jedoch eher ein Problem von uns alten Säcken sein dürfte.

Ihr jungen Hüpfer, was soll ich da sagen...   :roll:

Ohne Halsstab würde ich von Experimenten, die von der Instrumentenkonstruktion und den Saitenzügen nicht vorgesehen sind auch die Finger lassen. Ein Hals kann sich auch zur Seite verziehen, selbst mit Halsstab, wenn die Saiten einseitig ziehen. Aber wenn man unbedingt will, kann man sich ja auch bei Pyramid Saiten anfertigen lassen, die das verhindern.

Als Anfänger und \"Querkopf\" hat man es auch nicht immer leicht, da empfielt sich schon das Bewährte und zigmal Erprobte.

Zu Bass in Quintstimmung hat noch jarkeena wat jesagt, jibt\'s hier keene Cellisten?
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: blanki am 11. Nov 2014, 14:58:07
Das Thema hat ja doch mehr Fahrt aufgenommen, als ich angenommen hatte!

Da wir für unser Ukulelen-Orchester bisher niemanden gefunden haben, der den Bass spielt, habe ich diese Rolle übernommen.
Angefangen habe ich mit einer Bariton-Ukulele und den Pyramid Copperwound Saiten mit Nylonkern. Damit mir die Brücke nicht wegreißt, habe ich einen Saitenhalter angebaut, um die Brücke zu entlasten.

Da ich mich einigermaßen schnell und einfach in die Bass-Rolle einfuchsen wollte (und das anfangs auch nur als Übergangslösung gedacht war, dass ich den Basspart spiele), habe ich das Ding auf G-C-E-A gestimmt, da ich so immerhin auf Anhieb die Grundtöne benennen/greifen  konnte und die Akkorde von der Uke kannte (spiele seit ca. drei Jahren Uke und habe keine Gitarren-/Bass-/Saiten-Vorkenntnisse o.ä.).
Titel: Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung
Beitrag von: Guchot am 11. Nov 2014, 16:48:14
Wow, das ist ja alles recht tiefgreifend, fast philosophisch geworden hier ;) Natürlich kann sich jeder seine Stimmung seber zusammen suchen und wenn er damit zurecht kommt, ist ja alles gut. Das hatte ich in dem anderen Thread ja auch geschrieben. Aber es gibt ja nun nicht umsonst eine Standardstimmung für jedes Instrument und das wahrscheinlich nicht weil sich seit Jahrhunderten nur Idioten damit befassen ;) Von daher würde ICH persönlich JEDEM Anfänger auf JEDEM Instrument zuerst die Standardstimmung empfehlen. Experimentieren kann man immer noch wenn man die Grundlagen drauf hat.
Wie immer, nur meine 10cent (wird ja alles teurer :mrgreen: )
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