Kaufempfehlung Bassukulele

Begonnen von Ukulicious, 19. Sep 2012, 22:26:15

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Ukulicious

Hallo zusammen,

ich spiele gerade ernsthaft mit dem Gedanken, mir einen Ukulelen Bass zuzulegen.

Meine Fragen dazu:

Habt ihr Empfehlungen oder Erfahrungen mit bestimmten Bass Ukulelen?

Ist es schwer Bass-Ukulele zu spielen bzw. das zu lernen? Ich selber spiele bisher keinen Bass, aber recht lange und begeistert normale (Tenor) Ukuele.


Herzlichen Dank schon mal für Euer Feedback!

Herzliche Grüße,
    Mario

stephanHW

#1
Bisher ist die Auswahl bescheiden und der Preis für `mal ausprobieren´ hoch. Synonym für den U-Bass stehen die Kala-Bässe, Ortega bietet in der Lizard-Serie ebenfalls Bass-Ukulelen an. Beide nutzen gummiartige Saiten (PU oder Silikon o.Ä) in Verbindung mit Piezo-Pickups. Vorbild für diese Instrumente war der Ashbory-Bass, der wenig mit einer Ukulele gemein hatte.

Unter Bassisten scheint es zur Haptik dieser Saiten geteilte Meinungen zu geben, manche spielen sie und kommen gut damit klar, andere finden sich damit ab, weil sie den Ton in Verbindung mit der transportabilität brauchen, wieder andere mögen sie einfach nicht.
Der Vorteil der Gummisaiten ist, sie sind freundlich zu den Fingerkuppen. Der Anfänger investiert also Schweiß und möglicherweise Tränen, jedoch nicht notwendigerweise auch Blut.

Akustisch gespielt machen diese Instrumente wenig Freude, sie sind sehr leise. Es sind eigentlich elektrische Bässe. Möchte man in einer Gruppe spielen, ist die Anschaffung eines Verstärkers unumgänglich.
Ich empfehle dringend, vor einer entsprechenden Investition ein solches Instrument zu spielen. Die Haptik ist speziell, der (verstärkt) fette, kontrabassartige Ton kann viel Spaß machen.

Kala bietet bundierte sowie bundlose Versionen an. Die kurze Mensur verführt zu der Annahme, der bundlose U-Bass sei sehr leicht zu beherrschen, da man in einer Lage wesentlich mehr Töne erreicht, als z.B. bei einem großen E-Bass oder gar Kontrabass. Alles scheint so schön Übersichtlich. Die kurze Mensur ist jedoch besonders problematisch bezügl. der Intonation, kleine Ungenauigkeiten beim Greifen werden da hart bestraft, die Toleranzen sind gering, die Saiten dick und knubbelig. Ich würde ein solches Instrument keinem Anfänger empfehlen.  

Die Gitarrenbauer von Stevens bauen in Handarbeit einen Ukulelenbass, der mit speziellen stahlummantelten Saiten geliefert wird und insofern eine Sonderstellung einnimmt. Mir wurde berichtet, das gute Exemplare dieser Instrumente in kleineren Räumen durchaus akustisch mit anderen Saiteninstrumenten mithalten können. (Leider nicht von mir) erlebt bei einer after-show-party des UOGB.
Der Preis der Stevens-Bässe beginnt jedoch m.W. jenseits der 900 €.

Ist es schwer, ein Instrument zu lernen? Aller Anfang ist leicht!
Wenn es interessant werden soll, muss man blöderweise üben.

Selbstbau-Alternativen hat Floyd Blue jüngst in der Bastlerecke vorgestellt.

Ene andere Alternative ist die Besaitung einer Bariton-Ukulele mit den Bass-Saiten einer Konzert-Gitarre.
Man bekommt ein Instrument, das eine Oktave höher erklingt als ein Bass, kann sich an Begleitungen probieren und versuchen herauszufinden, ob einem das Bassspielen überhaupt zusagt.
Lt. Dr. Dick, der diese Form der Bass-Ukulele sehr propagiert (und möglicherweise erfunden hat), liegt ein weiterer Vorteil der Oktavierung darin, das das Loch, das ins Klangspektrum gerissen wird, wenn der Bass im Zusammenspiel mit Ukulelen bei einigen Stücken mal fehlt, nicht so extrem empfunden wird (konnte man den Satz jetzt verstehen?).


Viel Glück bei der Hohen Suche,   Stephan


p.s.  Kaufempfehlung? Den billigsten gebrauchten bundierten, den du finden kannst (wenn es ein Kala werden soll)

Kai

#2
Super, Stephan. Das ist mal eine umfassende Antwort, auf die man bei ähnlichen Fragen (zu Bässen) in der Zukunft immer wieder verweisen kann!

Ukulicious

Herzlichen Dank Stephan, das hilft mir sehr! :)

-Jens-

Wie ist das noch im Vergleich zu kleinen Bässen wie dem Kirkland? Wäre evtl eine nette Ergänzung zu Stephans den Ausführungen :)

stephanHW

#5
Zunächst mal vielen Dank für des nette Feedback. Meine Gedanken sind natürlich subjektiver Natur.
Über kleine Bässe oder sog. Reisebässe hatten wir uns u.a. an dieser Stelle unterhalten, da ist einiges an Information zusammengekommen:

http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=12153&page=1

Diese Bässe tragen kein U im Namen und sind z.T. deutlich größer als U-Bässe.

Man findet einerseits verkleinerte Akustikbässe, die mit stahlumwickelten Saiten und Piezo-Pickups ausgerüstet sind. Die Halsbreiten und Saitenabstände erinnern an ausgewachsene Bassgitarren und kommen daher `gelernten Bassisten´ sehr entgegen.
Die kurzen Mensuren in Verbindung mit den Saiten machen ein sehr gutes Setup notwendig, damit diese Instrumente halbwegs gut intonieren. Man sollte sie auch mit gut dosierter Kraft spielen, da schon etwas kräftigerer Druck auf die Saite den Ton deutlich erhöht.
Akustisch bieten diese Bässe etwas mehr Lautstärke als U-Bässe. Nach unserer Erfahrung kann man bequem unverstärkt mit z.B. zwei Ukulelen üben. Selbstverständlich produzieren diese Reisebässe eher wenig Bass.
Da man die etwas heikle Intonation und Spielgaräusche, die vom Piezo deutlich übertragen werden, unter Kontrolle bringen muss, sind diese kleinen Dinger nicht unbedingt eine Empfehlung für Anfänger. Ein Ortega Walker mit über 60cm Mensur könnte aber OK sein. Für Ukulelisten könnte der schon riesig wirken.

Andere Reisebässe (respektive `Kinderbässe´) sind geschrumpfte Solidbody E-Bässe mit Stahlsaiten und elektromagnetischen Tonabnehmern. Die klingen wie ein E-Bass, der Ton ist jedoch sehr knackig und direkt. Die Intonation war bei Jogis Piraten nie ein Problem, da die Saiten eben wie beim E-Bass individuell kompensiert sind.
Die Saiten haben i.d.R. eine höhere Spannung, da solche mit Stahlkern verwendet werden. Das ermöglicht sportlichere Saitenlagen, da die Saiten aufgrund der höheren Zugkraft nicht so schnell zum Schnarren neigen. Das wiederum kommt einer guten Intonation zugute.
Die mir bekannten Instrumente haben allesamt Mensuren deutlich über 60cm, wirken jedoch aufgrund des kleinen, flachen Korpus sehr kompakt.

Dann gibt es natürlich noch Hersteller, die normale Mensuren nutzen und nur das `Drumherum´ verkleinern.

LokeLani

ZitatIst es schwer, ein Instrument zu lernen? Aller Anfang ist leicht!
Wenn es interessant werden soll, muss man blöderweise üben.

Wow, dieser Satz ist wirklich zum Einrahmen!!

Ich finde diesen Thread auch sonst sehr interessant!