Csakan

Begonnen von Poltergeist, 23. Jan 2010, 15:48:10

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Poltergeist

Weil ich die gerade in einem anderen Forum gepostet habe, gibt es die hier auch noch einmal:




(Keine Bilder? Dann hier gucken: http://www.ebt.kicks-ass.net/galerie/thumbnails.php?album=403)

Das ist mein Csakan, oder zumindest halte ich es dafür. War vor zwei Jahren ein Geschenk meiner besten Freundin.

Das Ding ist im wesentlichen eine Blockflöte aus Hartholz, vielleicht Ebenholz oder Grenadill. sie hat sechs offene Tonlöcher, die die gleiche Spielweise ergäben wie bei einer Tinwhistle. Das \"ä\" deswegen, weil für jeden Halbton eine Klappe angebracht ist. Für das \"es\" sogar zwei.

Die Blockflöte ist nach dem Barock also nicht komplett ausgestorben, wie man sieht, sondern wurde in der Klassik und Romantik weiterhin gespielt, allerdings in modernisierten Formen, die ein chromatischeres Spiel erlaubten, wie es für die Musik der Romantik unentbehrlich ist.

sapf

Interessant! Hab noch nie von diesem Instrument gehört. Gibts davon eine Hörprobe?

Poltergeist

Klingt wie eine alte, schlecht gelagerte Blockflöte oder Wood whistle. Hat leider Jahrzehnte lang ungeschützt in einer Schublade verbracht, das hat ihr nicht gut getan. Ich versuche mal, irgendwann was damit aufzunehmen, aber die Stimmung ist ein wenig daneben, und die Griffweise extrem ungewohnt. Wie eine Mischung aus Klarinette und Tinwhistle, das gute Teil! Ich weiß selber nicht, ob ich das jetzt für eine geniale Erfindung halten soll oder für eine kranke Idee...

Floyd Blue

Sollte da ein Bild sein?

Poltergeist

Sollte es. Sogar zwei. Und zwar die beiden aus diesem Album hier:
http://www.ebt.kicks-ass.net/galerie/thumbnails.php?album=403

Floyd Blue

OK, danke! Sieht hübsch aus.

LokeLani

#6
Wow, das ist ja ein Ding :shock:  Wurde das Serienmässig hergestellt oder ist es ein Einzelstück?

ZitatDie Blockflöte ist nach dem Barock also nicht komplett ausgestorben,
In England hatte die Bloflö eine ununterbrochenen Tradition, auf dem eruop. Festland wurde sie durch die lautere Querflöte ersetzt.
Um 1910 setzt die Wiederentdeckung der Blockflöte ein.  Etwa 1920 beginnen auch deutsche Instrumentenbauer den Nachbau alter Instrumente. Mit dem stets wachsenden Bestreben, alte Musik möglichst echt darzustellen, gewinnt das Spiel auf der Blockflöte im häuslichen Kreis und in starkem Masse auch im Konzertsaal an Bedeutung. Viel verwendet wird sie in der Jugend- und Volksmusik, da sie sich wegen ihrer anfangs leichten Spielweise gut zum Laienmusizieren eignet. Leider ist durch allzu dilettantischen Gebrauch gerade auf diesem Gebiete viel Schaden angerichtet und zeitweise das Instrument geradezu entwertet worden.
Bedeutende Komponisten der Gegenwart haben das Instrument in ihr Schaffen einbezogen und stellen Anforderungen an sie, die denen barocker Meister nicht nachstehen.

Poltergeist

Der Csakan war durchaus ein Modeinstrument in Österreich-Ungarn und wurde im 19. Jahrhundert in Serie produziert. Es gibt auch sehr schöne Kompositionen für den Csakan, vor allem von Ernest Krähmer. Die 12 Divertimenti von ihm (gibt es bei Moeck) sind wundervolle klassisch-romantische Literatur für Blockflöte.

Nicht vergessen sollte man auch das Flageolett, das in Frankreich und England ziemlich beliebt war, und für das es auch einiges an Literatur aus der Klassik/Romantik gibt. Flageolets.com hat außer Informationen über das Flageolett auch einiges an Downloads zu bieten.

Und nicht vergessen: als Instrument der Volksmusik war die Blockflöte immer quicklebendig! Nicht im deutschsprachigen Raum vielleicht, aber als Flabiol in Spanien, als Friscalettu in Italien, als Tinwhistle in Irland, als Mey in der Türkei und so weiter und so fort.