Die Ukulele und die Pressefreiheit

Begonnen von Klangohr, 25. Mär 2011, 00:00:29

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (4 Antworten, 1.955 Aufrufe)

Klangohr

Als ich Ende letzten Jahres in der Zeitung las: \"The United Kingdom Ukulele Orchestra\" kommt nach Mannheim, da muss ich aber total gepennt haben. Dachte ich doch tatsächlich, es ginge um das UOGB, das \"Ukulele Orchestra of Great Britain\". Ich dachte an das tolle Interview Ende 2007 und dass es vielleicht mal Zeit für ein neues Interview wäre.
Dass ich das UOGB mit dem TUKUO verwechselt hatte wurde mir erst klar, als ich bei der Agentur (Yellowconcerts) um einen Interviewtermin nach dem Konzert in Mannheim angefragt hatte. Da teilte man mir mit, dass das TUKUO mit dem UOGB ,,nicht das Geringste zu tun hat".
Ach was, macht nichts, dachte ich mir, ein neues Ukulele-Orchester, warum nicht. Das gibt sicher wieder ein schönes Interview und meine nächste Ukulele-Sendung kommt bestimmt. (www.klangohr.de/ukuleleimradio.html)
Gelernt hatte ich immerhin schon mal dies: Konzertankündigungen sollte man vielleicht doch etwas genauer anschauen. Die Zusage für Pressekarten kam prompt. Nach der Anfrage für ein Künstler-Interview dann aber dieses Erlebnis der ganz besonderen Art. Interview ja aber: \"Eine Tonaufnahme ist einfach rechtlich nur dann möglich, wenn wir sie vor der Sendung hören können und unsere Zustimmung geben. Außerdem ist sie dann ausschließlich in einer Sendung im Deutschland Radio Kultur von uns genehmigt und nicht für andere Zwecke, für andere Sender oder im Internet.\" Das teilte mir die Konzertagentur kurz vor dem Konzert mit.

Das hatte ich dann aber so doch noch nicht erlebt. Dieser unverhohlene Versuch direkt auf journalistische Berichterstattung Einfluss zu nehmen überraschte mich dann doch erheblich. Für einen Hörfunkbeitrag vor der Sendung die Zustimmung einer Agentur einzuholen, das roch dann doch sehr nach Zensur. Ich teilte der Agentur mit, dass dieses Verlangen mit den journalistischen Grundsätzen freier Berichterstattung nicht kompatibel sei, dass einmal gesendete Beiträge jederzeit auch in anderen Programmen im Rahmen des ARD-Programmaustausches gesendet werden könnten und stellte Fragen.
Ich fragte:  Was befürchten die Künstler? Was gibt es zu verbergen? Hat das vielleicht mit der Konkurrenzsituation zum UOGB zu tun?

Fragen ohne Antworten aber die Mitteilung, dass man unter diesen Voraussetzungen von einem Interview Abstand nehmen werde. Letztendlich bekam ich die Akkreditierung für die Veranstaltung entzogen. Ich hätte mich im Ton vergriffen.

Schade eigentlich, das TUKUO Projekt ,,Ukulele for Peace" hätte mich durchaus interessiert. Und mich hätte auch interessiert, wie das Engagement für den Frieden mit der Behinderung freier Berichterstattung, wie wir sie eher aus Libyen kennen, zusammenpasst?
Schade eigentlich auch, dass wahrscheinlich die Künstler von all dem gar nichts erfahren werden. Schließlich bin ich ja mit meinem Interviewwunsch weit vor der Künstlergarderobe bei der Agentur hängen geblieben. Und schade eigentlich auch, dass ich so nicht erfahren werde, ob es sich beim TUKUO wirklich  nur um eine Kopie des UOGB handelt.

Habt ihr auch Fragen?
Oder Erfahrungen mit dem TUKUO bzw. seiner Agentur?
Ich bin sehr neugierig geworden.

Floyd Blue

Zitat von: Klangohr...
Schade eigentlich, das TUKUO Projekt ,,Ukulele for Peace" hätte mich durchaus interessiert. Und mich hätte auch interessiert, wie das Engagement für den Frieden mit der Behinderung freier Berichterstattung, wie wir sie eher aus Libyen kennen, zusammenpasst?
...

Bei dem \"Ukuleles for Peace\" Projekt handelt es sich nicht um ein TUKUO-Projekt: http://www.ukulelesforpeace.com/

Uketeufel

Das ist ja vielleicht ein Verein! So was ist mir in meinen 18 Jahren Print- und Radio-Pressearbeit auch noch nicht untergekommen. Aber das von Misstrauen bestimmte Gebaren dieser Agentur passt natürlich zu diesem Kopie-Trittbrettfahrer-Orchestra. An anderer Stelle wurde hier schon vorm schlechten Plagiat gewarnt. Da liegt der Verdacht böser Absicht nahe: Der Normal-Ukulelenmusikfreund schaut nicht so genau hin und bucht das The United Kingdom Ukulele Orchestra, wo er eigentlich das Ukulele Orchestra of Great Britain gemeint hat, das ihm wärmstens empfohlen wurde.

Da kann man wohl auch nichts machen - die Musikanten können sich so ähnlich nennen, wie sie wollen. Aber berichten MUSS man zum Glück nicht darüber. Davor warnen kann man hier.
Ich bin ein Prootcher!

http://www.prootchers.de
www.facebook.com/Prootchers

robertschult

High Klangohr,

vielen Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen - das ist eben das kommerzielle Musikbusiness . . .

Schade eigentlich, aber es liegt schon auch mit an den Künstlern, wie und von wem sie sich vertreten lassen und was ihnen wichtig ist.

Ich hake so etwas inzwischen sehr schnell ab (bestimmte Verhaltensweisen möchte ich nicht unterstützen) und widme mich der (meist ausreichend vorhandenen) Konkurrenz - in diesem Fall das UOGB.

Gruß Robert

Ole Lele

Interessant ist doch wohl vor allem die Vorgeschichte des TUKUO,
http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=7118

Viele Gruesse
Ole