Melodiespiel: p-i-m-a vs. nur Daumentechnik

Begonnen von LokeLani, 18. Sep 2010, 08:34:03

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LokeLani

Viele gute Ukulelnspieler, wie z.B.  Aldrine Guerrero spielen die Melodiepassagen nur mit dem Daumen.
Von der Gitarre herkommend habe ich gelernt, alle Finger (ausser dem Kleinen) bei der Zupftechnik anzuwenden.

Mich würde interessieren, welche Spieltechniken ihr bevorzugt und weshalb.

Uhu

#1
Da ich sowohl Gitarre als auch Mandoline spiele, wechsle ich munter sämtliche Techniken, die mir in den Sinn kommen. Jetzt, da ich darüber nachdenke, fällt mir auf, dass es bei mir davon abhängt, welchen Fingersatz ich für die linke Hand verwende: Gitarristische Zupftechniken setze ich ein, wenn ich wie bei der Gitarre pro Bund einen Finger aufsetze, also nach 4 Bünden die Saite bzw. die Lage wechseln muss, andere Techniken (Plektrum, lange Passagen mit Daumen) setze ich eher ein, wenn ich den breiteren Fingersatz der Mandoline/Violine übernehme.

Dass viele Ukulelenspieler den Daumen für Melodien bevorzugen, scheint mir eine Frage der Haltung zu sein: Meist ist die rechte Hand im Vergleich zum recht hohen Handgelenk der klassischen Gitarristen näher am Instrument, nach rechts gekippt und trägt mit dazu bei, dass die Ukulele nicht wegrutscht, vor allem, wenn im Stehen ohne Gurt gespielt wird. Im Grunde entspricht dies der alten Lautenspieltechnik. Damit ist der Daumen freier einsetzbar als Zeige-, Mittel- und Ringfinger. Grenzwertig wird\'s bei sehr schnellen Passagen ...

Gruß vom Uhu

-Jens-

Als Ex-Gitarrist und Neu-Ukelist habe ich mich diese Frage auch so einige Male gestellt. Die Basis-Philosophie der Ukulele sagt mir: Mach es, wie es dir gefällt bis du selbst mit dem Ergebnis zufrieden bist. Ich meine, beides sind technische Varianten, die jeweils ihre Vor- und Nachteile haben, und deshalb nach Bedarf angewendet werden.

Zum Beispiel, bei gemischtem Spiel von Akkorden und Melodie hat das Daumenspiel aufgrund der Kraft des Daumens den Vorteil, das die Melodie als Einzelton genauso gut oder besser zu hören ist als die Begleitakkorde, sprich die Lautstärke der Daumen-Melodie passt dynamisch besser zum Song. So wie beispielsweise bei WS64.

Beim reinem picking bevorzuge ich naturgemäß die Finger, die Melodie lässt sich dort durch angelegten Anschlag gut hervorheben. Ein weiteres Argument für die Finger ist die Geschwindigkeit, zwei (oder drei) Finger im Wechselschlag sind bedeutend schneller als der Daumen.

Mein Fazit: Man kann es machen, wie es einem besser liegt, je nach Spielsituation <=> daraus folgt, man sollte am besten beides können wollen und üben :)

bruderflo

Da ich oft auch nur mit meinem Daumen schrammel (klingt in meinen Ohren einfach schöner, und das zählt) picke ich naturgemäß auch sehr viel mit dem Daumen. Mir gefallen in die Regel die Töne die dabei herauskommen besser ;)

jetpack

Ein richtig schnelles Picking über alle vier Saiten kannst Du nur mit p.i.m.a. erreichen (also Picking mit allen Fingern außer dem kleinen)! Die Daumen-Technik benutze ich fast nur, wenn ich aus dem Schrammeln einige Passagen auf ner einzelnen Saite betonen will!  :)

Kay

Ich mach keines durchgängig, ich wechsel da auch ab. Aber ohne Begründung, sondern nach Gefühl ^^

Floyd Blue

Ich wechsle zwischen verschiedensten Spieltechniken hin und her, manchmal auch mitten im Stück. Das hängt oft davon ab, welchen Sound ich erreichen will. Dabei wechsle ich oft auch die Spielposition. Ich schrecke auch nicht vor Plektrumspiel oder dem Spiel mit Daumenpick zurück. Nur mit Fingepicks habe ich Probleme. Ansonsten experimentiere ich ab und zu auch noch mit anderen Techniken und Hilfsmitteln, wie z. B. einem Drumstick oder Geigenbogen.

LokeLani

Das sind ganz interessante und aufschlussreiche Antworten.
Bei meinen Schülern merke ich, dass diese mehrheitlich den Daumen bevorzugen, das scheint einfacher zu sein.
Es erfordert für die Schüler ein gewisses Mass an Selbstdisziplin, die Picking-Aufgaben zu üben, aber ich bin auch der Meinung, dass beides gelernt werden soll, um auch flexibel zu bleiben für verschiedene Musikrichtungen.

Als ich dann jedoch nach guten Video-Beispielen suchte, fand ich v.a. Beispiele von klassischen Stücken (welche bei meinen Kids nicht so Anklang finden) und  eine gute Picking-Studie von Jens. Im Popbereich jedoch werden offenbar viele Meldodiepassagen mit Daumen gespielt.

-Jens-

... weil dort die Melodie am ehesten dem Gesang entspricht bzw. diesen nachahmt, und dieser meist betont und eher langsam und anhaltend ist ;)

wwelti

Aldrine benutzt durchaus auch die anderen Finger. Von den wirklich guten Ukulelenspielern kenne ich auf Anhieb nur zwei, die Melodiespiel (fast) nur mit dem Daumen machen: WS64 und Herb Otha.

Der Daumen bietet sich bei der Ukulele natürlich besonders an, da man den auch benutzen kann, wenn man die Uke mit der rechten Hand noch ein bisschen festhält.

Ich finde es allerdings unvorteilhaft, sich so auf eine Technik zu beschränken. Außerdem kann der Daumen zwar vieles, aber nicht alles... Es gibt eine Menge interessanter und sinnvoller Picking-Techniken, welche die anderen Finger benötigen.

Für den Anfang ist es sicher nicht schlecht, den Daumen einzusetzen, da hat man relativ schnell Erfolgserlebnisse. Bekanntlich ist der Einstieg beim Wechselschlag (Das Abwechseln von Zeige- und Mittelfinger beim Melodiespiel) nicht ganz so einfach... Ob man diese Technik irgendwann \"benötigt\" oder nicht, hängt wohl von den Ambitionen an. Wenn ja, sollte man es jedoch nicht gar zu lang hinauszögern...

losguidos

Ich würde es so machen, wie es Dir am ehesten liegt, bzw. was Deinem Spielstil und der Musik entgegenkommt. Mir ist aufgefallen, daß die p.i.m.a. Technik häufig in der Klassik und der \'klassischen\' spanischen Gitarrentechnik verwendet wird:

http://www.youtube.com/watch?v=To09Km0y8ic&feature=related

In anderen Bereichen spielt man auch häufig nur mit dem Daumen (bei der Gitarre mit Plektron). Der theoretische Geschwindigkeitsvorteil der p.i.m.a. Technik ist wohl praktisch selten von Nutzen. Jazzer spielen oft nur mit Daumen/Plaktrum und kann man nicht gerade behaupten, daß sie damit nicht schnell genug wären:

http://www.youtube.com/watch?v=wXhynVqy9_I

Genauso gibt es aber andere (wie Thommy Emmanuel), die Daumen und Finger benutzen um zusätzlich zur Melodie eine Bassbegleitung zu spielen.  Bei einer Low-G Uke macht diese Technik noch Sinn (siehe Gensblue), bei einer High-G eher nicht.

Mit anderen Worten: Mach doch was Du willst!  :mrgreen:

VG

Ole Lele

Äääähm, Plektrum ist natürlich doppelt so schnell wie der Daumen allein (ohne i-Stütze). Und gerade im Jazz spielt man auch gerne mal Oktavparallelen und braucht dann einen weiteren agilen Finger (meist a bei den Plektroniken).
Bei allem \"mach es so, wie es sich für Dich gut anfühlt\" sollte man bitte nicht vergessen, dass man manchmal ein bisschen investieren, \"sich quäääälen\" muss, um sich neue Möglichkeiten zu erschließen, und sich von der Abwesenheit eines Hangs zur Schulmäßigkeit nicht im Sinne eines Durchwurschtel-Ideals verführen lassen.

@Annette: Mir fällt da sofort das wohl bekannteste Ukulelenvideo der Welt ein, wo Jake p, i & m spielt.

Viele Grüße
Ole