sopran stimmung

Begonnen von sockenkarl, 16. Aug 2009, 18:10:05

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sockenkarl

hallo zusammen,


warum gibt es (wenn nicht sogar mehr) 2 stimmungen,
wo liegen die vor- und nachteile, ist es \"nur die saitenspannung ?
die tonabstände sind ja gleich.
für aufklärung wäre ich dankbar.
mit sicherheit ist die frage schon gestellt worden. vielleicht kann man mich auch auf einen link verweisen.

grüße
frank

RISA

#1
Ursprünglich standen die vier Größen auch für vier Stimmungen:

Sopran = D-Stimmung ADF#H
Concert = C-Stimmung GCEA
Tenor = A-Stimmung EAC#F#
Bariton = G-Stimmung DGHE

Genau genommen macht alles andere auch keinen Sinn. Ein Ensemble, welches mit verschiedenen Stimmlagen spielt, kann nur so das Spektrum der Größen voll zur Geltung bringen. Ähnlich ist es auch bei den meisten anderen Instrumenten z. B. ist ein Sopran-Saxophon eine Oktave höher gestimmt als ein Tenor-Saxophon.

Eigenartiger Weise behaupten immer mehr Amerikaner, dass schon immer die Sopran-, Concert- und Tenor-Ukulelen alle in C-Stimmung gewesen seien, wie man in einigen Foren lesen kann. Das ist jedoch Quatsch. Es handelt sich um eine Vereinfachung, um alle Größen mit einer Stimmung spielen zu können. Darauf weist einmal hin, dass ältere Ukulelen-Virtuosen wie Lyle Ritz z. B. die Tenor-Ukulele noch immer in A-Stimmung spielen. Zum Anderen sind die alten Darmsaiten nicht ohne weiteres in der Lage gewesen alle Größen in einer Stimmung spielen zu können.

Vom Sound her klingt eine Sopran in der Originalstimmung ADF#H durch die höhere Saitenspannung aggressiver und bissiger. Ich bevorzuge auf der Sopran immer diese D-Stimmung. Dennoch empfehle ich Anfängern in GCEA zu beginnen, weil es hierzu mehr internationale Literatur gibt und weil der C-Akkord am einfachsten zu greifen ist und sich die Harmonien für Anfänge leichter erklären lassen.

sockenkarl

vielen dank.
das war eine mehr als ausführliche erklärung.

freundliche grüße

frank

Ukuleo

so etwa hatte ich mir das schon gedacht.
danke. :)

jazzjaponique

Danke Rigk für den Hinweis mit der Tenor Stimmung.
Hört sich für meinen Geschmack viel besser an.

Poltergeist

Du magst ja durchaus Recht haben, Rigk. Aber die Argumente finde ich etwas dünn.

Zum einen ist Lyle Ritz einige Jahrzehnte jünger als die Ukulele, und insofern als Zeitzeuge nicht wirklich brauchbar. Zum anderen könnte man bei ihm die tiefere Stimmung durchaus auch darauf zurückführen, dass sie sich für seinen coolen Jazzstil besser geeignet hat als eine höhere, schärfere Stimmung.

Und was die Darmsaiten angeht, habe ich auch so meine Zweifel. Sicher hätte man nicht gleich dicken Darm für alle Ukulelen benutzen können. Aber warum hätte man das auch tun wollen? Da nimmt man dann halt für Tenorukulelen in GCEA-Stimmung dünneren Darm als für Sopranukulelen in GCEA-Stimmung. Und wenn man überlegt, dass auf einer historischen Laute die höchste Saite ebenfalls ein a\' war (und das bei einer viel längeren Mensur als bei einer Tenorukulele), dann sollte nichts dagegen sprechen, dass man auch mit Darmsaiten auf einer Tenorukulele eine GCEA-Stimmung erreichen konnte.

Schlüssiger fände ich es, über die Namensgebung zu argumentieren: Tenor klingt tiefer als Sopran. Warum sonst hätte man das Instrument sonst \"Tenor\" nennen sollen?

RISA

@kāne ipu san: Dein letzteres Argument habe ich versucht mit dem Saxophon-Beispiel zum Ausdruck zu bringen. Das ist natürlich richtig und auch das stärkste Argument.

Dennoch halte ich Lyle Ritz für einen der besten Zeitzeugen. Die Ukulele ist zwar älter und ihre Geburt wird so gerne auf 1879 mit der Ankunft der Ravenscrag datiert. Manuel Nunes hatte dann den ersten \"Luthier-Shop\" (sehr kleine Stückzahlen) ab 1880. Alle Manuel Nunes Ukulelen, die ich bisher gesehen habe, haben jedoch Sopran-Mensur. Erst mit der beginnenden Serienfertigung 1916 durch Manuel Kamaka kamen überhaupt langsam Stückzahlen in den Markt. Andere Größen und Formen kamen erst in den 20er Jahren z. B. die Pineapple-Form wurde erst von Kamaka 1928 patentiert. Meines Wissens wurden (zumindest in nennenswerten Stückzahlen) Tenor-Ukulelen erst von Martin ab 1928 mit dem Modell 1T gebaut. Wenn Ihr mal nach vintage Tenor-Ukulelen sucht, dann steht da meist \"ca. 1930\". Insofern halte ich Lyle Ritz (geb. Januar 1930) schon für einen Zeitzeugen. Er hat mir mal erzählt, dass er als Teenager in einem Musikgeschäft gejobt hat und in dieser Zeit, immer wenn nichts zu tun war, eine Martin-Tenor gespielt hätte. Die Tenor-Ukulelen wären damals alle in A-Stimmung gewesen. Er sei nur bei dieser Stimmung geblieben, weil er sich daran gewöhnt hätte. Wenn Lyle Ritz das selbst sagt, glaube ich das gerne.

Der Darm für Darmsaiten ist übrigens immer etwa gleich dick. Um dickere Saiten zu bekommen werden entsprechend mehr Darmstränge verwunden. Ich wollte auch nicht zum Ausdruck bringen, dass es nicht möglich ist mit Darmsaiten alle Mensuren in C-Stimmung zu spielen. Es erfordert jedoch für jede Mensur individuelle Saitensätze, während man immer den gleichen Saitensatz nehmen kann, wenn die Stimmung mit zunehmender Mensurlänge entsprechend tiefer wird. Das macht es viel einfacher, denn damals gab es auch keine Saitenindustrie wie heute, sondern nur ein paar Freaks, die die Kunst der Darmsaitenherstellung beherrschten.

Zusammenfassend ist meine Meinung, dass während der ersten großen Erfolgswelle der Ukulele in den 20er bis 50er Jahren die individuellen Stimmungen für die einzelnen Mensuren verbreiteter waren und erst mit der zweiten heutigen Erfolgswelle der Ukulele die einheitliche C-Stimmung sich für die Mensuren Sopran, Concert und Tenor durchgesetzt hat.

DerZopf

Wieder was gelernt...

vor allem die alte Tenor Stimmung in A war mir noch neu...

Wäre es nicht logischer, für die tiefen Saiten Dickdarm und die hohen Dünndarm zu nehmen?

:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Floyd Blue

Warum heißt die Concert-Ukulele eigentlich nicht Alt-Ukulele?

wwelti

#9
Weil die Altflöte nicht Concert-Flöte heißt :mrgreen:

Der Aquila Genuine Gut Satz ist übrigens für C-Stimmung ausgelegt.

Floyd Blue

Zitat von: wweltiWeil die Altflöte nicht Concert-Flöte heißt :mrgreen:

???

Poltergeist

Zitat von: Floyd BlueWarum heißt die Concert-Ukulele eigentlich nicht Alt-Ukulele?

Die Frage ist gut! Im Umkehrschluss zur Benennung der Tenor-Ukulele würde ich sagen: Weil sie die gleiche Stimmung hat(te) wie eine Sopran-Ukulele!

Ich habe heute morgen noch einmal ein Dutzend alte Ukulelenschulen aus der Zeit von etwa 1915 bis 1935 gewälzt, um der Frage mit den Stimmungen mal nachzugehen. Zusammengefasst:

1. Keine der Schulen erwähnt eine Bariton- oder Tenor-Ukulele. Das ist auch kein Wunder, da die Bariton-Ukulele meines Wissens erst in den Fünfzigern für Arthur Godfrey hergestellt und durch ihn populär gemacht wurde. Und die Tenor-Ukulele entstand nach Rigks Angaben ja auch erst in den Dreißigern.
2. GCEA- und ADFisH-Stimmung werden beide verwendet. Ich hab jetzt keine Strichliste gemacht, welche davon wie oft, aber offensichtlich waren beide Stimmungen üblich.
3. Keine der Schulen erwähnt namentlich Konzert-Ukulelen oder Sopran-Ukulelen, oder dass es überhaupt unterschiedlich große Ukulelen gibt.
4. Keine der Schulen erwähnt, dass zwei (GCEA und ADFisH) Stimmungen für Ukulelen üblich sind, sondern erwähnt lediglich die eine, die in dieser Schule benutzt wird.

Ich vermute daher folgendes:
Ukulelen wurden schon immer in leicht unterschiedlichen Mensuren hergestellt, etwa zwischen Sopran und Konzert schwankend, da es mit Sicherheit einige Jahre oder Jahrzehnte gebraucht hat, bis sich eine Standard-Mensur herauskristallisiert hat. Solisten, die Konzerte gegeben haben, haben größere Ukulelen bevorzugt, da diese einen lauteren Klang haben. Daher der Name Konzert-Ukulele, der sich irgendwann etabliert hat, um größere, lautere Instrumente zu kennzeichnen. Konzert-Ukulelen wurden trotzdem in der gleichen Stimmung verwendet wie Sopran-Ukulelen, da keine der mir bekannten Schulen eine andere Stimmung für größere Ukulelen vorschlägt. Außerdem ist es problemlos möglich, auf Sopran- und Konzert-Ukulelen die gleichen Saiten für die gleiche Stimmung zu verwenden.
Irgendwann kamen dann größere Ukulelen auf. Warum? Spannende Frage! Ich habe keine Ahnung. Vielleicht weil der Bedarf nach tieferen Instrumenten da war? Entweder weil Tenor-Ukulelen von Anfang an dazu konzipiert waren, tiefer zu klingen, oder weil die Verwendung der selben Saiten wie für kleinere Ukulelen das erzwungen hat, aus einem dieser Gründe wurden diese größeren Ukulelen dann tiefer gestimmt als die kleinen und erhielten dann den Namen Tenor, während man von da an die kleinen Sopran nannte. Ab dieser Zeit (Dreißiger und Vierziger) gab es dann möglicherweise zwei unterschiedliche Stimmungen für Ukulelen: die für Tenor und die für Sopran/Konzert. Mit der Bariton-Ukulele kam dann in den Fünfzigern zusätzlich die DGHE-Stimmung auf, die für Gitarristen natürlich sehr interessant war. Eventuell hat dadurch die Tenorukulele je nach Präferenz des Spielers die Stimmung der Sopran oder Bariton adaptiert, was mit den neuen Nylon-Saiten (ab 1947) problemlos möglich war, und es den Ukulelenspielern erspart hat, drei unterschiedliche Stimmungen benutzen zu müssen.

Wie gesagt: Vermutung, aber begründet.

Kay

Hat zufällig jemand eine Akkordtabelle für die \"Tenor-Stimmung\" rumliegen?

wwelti

Hab mal den Akkordtabellen-Generator n bissl überarbeitet.

Unter anderem werden die 9er-Akkorde nun so gesetzt, wie es allgemein üblicher zu sein scheint.

Ein paar \"merkwürdige\" Stimmungen sind auch dabei. Und jetzt auch EACisFis:

http://www.box.net/shared/693r1onubr

Gruß
  Wilfried

RISA

Die Erklärung von kāne ipu san bzgl. des Namens der Concert-Ukulele klingt recht interessant und schlüssig. Allgemein ist bekannt, dass die Mensuren und Größen von Martin durch ihre erfolgreiche Produktion in den 1920ern als Standard noch immer Verwendung finden:

      Total        Body       Body       Scale
Style           Length       Length     Width      Length
Soprano         21\"          9 7/16\"    6 3/8\"     13 5/8\"
Concert         23 1/4\"      11\"        7 5/8\"     14 3/4\"
Tenor           26 1/4\"      12 1/16\"   8 15/16\"   17\"
Baritone        30 11/16\"    14\"        10\"        20 1/8\"

Das unterstützt die Theorie noch, denn bevor Martin diesen Standard geprägt hat, gab es offensichtlich nicht einmal die Bezeichnungen, die wahrscheinlich auch von Martin stammen.

Noch interessanter finde ich, wie wichtig das alles für uns zu sein scheint. Denn der sogenannte große Ukulelenboom der 20er war ein Fünkchen im Vergleich zum heutigen Ukulelenfeuer. Ich will damit sagen, dass wir heute die Geschichte der Ukulele vielleicht viel mehr prägen, als das bisschen Ukulelenfieber vor 100 Jahren. Der mit Abstand größte damalige Ukulelenhersteller Martin hat im Boomjahr 1920 nicht einmal 3.000 Ukulelen hergestellt und hat damit doppelt so viele Ukulelen wie Gitarren produziert. Heute produzieren einzelne Chinesische Werke weit über 10.000 Ukulelen pro Monat und es gibt weltweit geschätzte 500 Ukulelenproduzenten.