Soundcheck: Einsteigerukulelen im Strumming-Vergleich

Begonnen von knipsknirps, 29. Mär 2013, 23:22:44

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knipsknirps

Ich habe gerade vier Ukulelen hier bei mir, unter anderem die Brüko Nr. 4 als Club-Leihukulele. Ich (Anfänger-Level) habe einmal versucht, die Ukulelen im direkten Soundvergleich nebeneinander zu stellen. Leider habe ich nur ein Billig-Mikro für den PC, aber egal. Die Bedingungen waren für alle vier Ukulelen gleich. Im Video ist die Akkordfolge C,Am,F,Dm,G7 zu hören.  

http://www.youtube.com/watch?v=c0HfA6-ToPM

Die Ukukelen:
Brüko Nr. 4 mit Martin M600
Stagg US-60S mit Aquila Nylgut
Kala KA-S mit Aquila Nylgut
Lanikai LU-21C mit Martin M600

Drei Sopran und die Lanikai in Concert-Größe.

Eine Unterschiedlichkeit des Sounds kann man wohl hören. Das Ergebnis der Aufnahme meines laienhaften Spiels und mein subjektives Empfinden beim Spiel gehen allerdings etwas auseinander:

- Die Kala klingt im Video am vollsten, in Realität finde ich die starke Dominanz der C-Saite und des Basses etwas zu heftig.

- Die Brüko klingt hier etwas dünn, ist sie auch, dafür aber klar, \"ehrlich\" und präzise. Und man kann auch Lautstärke aus ihr herausholen.

- Die Stagg kann in echt am lautesten sein, dafür finde ich persönlich den Sound immer etwas \"verzogen\" im Ausklang, lautmalerisch würde ich das als \"Bööaaaaieeeng\" bezeichnen.

- Die Lanikai kling im echten Leben für mich am schönsten, die Aufnahme wird dem nicht so gerecht.

vinaka

Danke - schön gemachter Vergleich.
Fazit für mich: Es ist doch die persönliche Vorliebe, für welche man sich entscheidet.

Floyd Blue

Interessanter Vergleich. Danke!

Die Kala klingt für mich fast schon wie eine Gitarre.

stephanHW

Zitat von: knipsknirps- Die Kala klingt im Video am vollsten, in Realität finde ich die starke Dominanz der C-Saite und des Basses etwas zu heftig.

- Die Brüko klingt hier etwas dünn, ist sie auch, dafür aber klar, \"ehrlich\" und präzise. Und man kann auch Lautstärke aus ihr herausholen.

- Die Stagg kann in echt am lautesten sein, dafür finde ich persönlich den Sound immer etwas \"verzogen\" im Ausklang, lautmalerisch würde ich das als \"Bööaaaaieeeng\" bezeichnen.

- Die Lanikai kling im echten Leben für mich am schönsten, die Aufnahme wird dem nicht so gerecht.
Da hast du bereits als Anfänger die entscheidende Erfahrung gemacht, das ein Youtube-Video und das echte Leben zwei völlig verschiedene Dinge sind.
Damit hast du vielen erfahreneren Ukulelisten was voraus, es werden immer wieder ernsthaft und beharrlich die
Klänge von Ukulelen auf der Grundlage von mehr oder minder guten Aufnahmen debattiert, nicht jedoch der Klang einer Aufnahme.

Möglicherweise bin ich da etwas pingelig, aber du hast dir den Unterschied ja selbst wunderbar vor Ohren geführt.
Es sind nun mal zwei verschiedene Dinge.
Ich finde es ja durchaus gut, Klangbeispiele zu posten. Aber besonders wertvoll (und eigentlich notwendig) finde ich ergänzend dazu die Einschätzung des persönlichen Klangeindruckes, genau so, wie du es beschrieben hast.

knipsknirps

Danke euch für den Zuspruch.

@stephanHW: stimmt, da teile ich deine Einschätzung voll und ganz. Durch den Selbstversuch sehe ich, wie schwierig es ist, \"Klang\" objektiv und bewertbar aufzunehmen und wiederzugeben. Eigentlich müsste man immer eine Referenz mitliefern. Wenn ich mehr Soundbeispiele liefern sollte, würde ich als Referenz immer eine Akkordfolge meiner Lanikai mitliefern, so hätte man einen gleichbleibenden Maßstab, unabhängig von der Aufnahmesituation.

Noch etwas zu den Ukulelen:
Die Stagg würde ich gerne mehr mögen, sie war meine erste Ukulele. Leider nicht bei Hans bestellt. Da ich hier schon länger mitgelesen hatte, fühlte ich mich schon nach wenigen Tagen dazu berufen, selbst Hand an Saiten, Steg und Sattel anzulegen. So lernt man dann schnell kreative Wege, eine zu tief abgeschliffene Stegeinlage zu unterfüttern...
Wahrscheinlich habe ich die Kerben im Sattel nicht im richtigen Winkel angeschliffen, die Töne klingen in den ersten Bünden schon messbar zu hoch. Aber egal, die Stagg hat mich zum Hobby gebracht. Und der Sound hat etwas eigenständiges, mangelnden Charakter kann man ihr nicht vorwerfen. Die Verarbeitungsqualität finde ich sehr gut. Für das Material der Decke finde ich sowohl die Angaben Zedern- als auch Fichtenholz. Nach der sehr hellen Farbe würde ich auf Fichte tippen. Gegenüber den Laminat-Ukulelen finde ich die Deckenstärke eher schon dick. Bei sehr kräftigem Strumming wird sie tatsächlich lauter, nicht \"matschiger\". Anfangs fand ich sie toll, später, als ich andere Ukulelen im Vergleich dazu gehört hatte, dann nicht mehr. Aber ich kann verstehen, dass diese Ukulele ihre Fans hat.

Die Lanikai-Concert war die Nachfolgerin der Stagg. Hier in Köln gibt es einen kleinen Gitarrenladen bei mir im Viertel (\"Ulis Musikkiste\"), der auch ein bisschen Ukulelen-\"Stangenware\" führt, Mahalo und Lanikai. Dort habe ich die Lanikai LU-21C angespielt. Der Klang gefiel mir sofort, die Concert-Größe fand ich prima, die etwas größeren Bundabstände kamen mir sehr gelegen. Aber mit meinen ersten Erfahrungen konnte ich bereits beurteilen, dass da manche Saiten in manchen Bünden schnarrten. Und das bei allen im Laden ausgestellten Exemplaren dieses Instruments, aber bei allen unterschiedlich. Der Laden ließ weitere Exemplare vom Großhändler kommen, bei denen war dann eines dabei, das wirklich sauber intonierte, kein Schnarren, bundrein. Die wurde dann meine. Die spiele ich immer noch am liebsten. Aus der lässt sich zwar viel weniger Lautstärke herausholen, aber der klang ist weicher, runder, in den Höhen klarer.
Die kleinen Sopran-Ukulelen haben den Knuffigkeits- und Originalitäsfaktor klar auf ihrer Seite, aber mir fällt das präzise Spiel auf der Konzertmensur wesentlich leichter.
Kein Licht ohne Schatten: das F (E-Saite erster Bund, C-Saite 5. Bund) scheint so etwas wie ein \"Dead Spot\" zu sein, das F kling sehr wenig nach und ein bisschen wie \"Plopp\".

Die Kala kam dann noch als Sopran-Ergänzung, weil die Stagg mittlerweile kaum noch von mir gespielt wurde. Eigentlich hätte ich die zurückschicken sollen, die C-Saite schepperte in den mittleren Bünden, der 12. Bund stand zu hoch, die Saitenlage am Sattel war wirklich ziemlich hoch. Aber auch hier meinte ich, ich kann das alles selbst richten. Na ja. mittlerweile passt es auch, bis es soweit war, hat es aber gedauert. Die offene C-Saite hat hier einen erstaunlichen \"Wumms\", der aber bei gegriffener C-Saite merklich nachlässt. Instesamt sehr warmer, tiefer Charakter. Auch nicht soo laut, wenn man zu fest strummt, fängt sie an matschig zu klingen. Ich hatte Martins, Worth und Aquila-Saiten aufgezogen, aktuell wieder die Aquila, die klingen hier für meinen Geschmack am ausgewogensten.


Die Brüko Nr. 4 ist eine der Leih-Ukulelen des Clubs. Die wurde wohl schon viel gespielt, der Lack in den obersten Bünden ist schon durchgespielt. Macht aber nichts. Meine erste Brüko-Erfahrung. Heller Klang, Stagg und Brüko sind sich da nicht unähnlich, aber die Brüko hat nicht das \"Boooääääiiieeeng\" der Stagg. Der haptische Eindruck von der Brüko ist, dass man mit der wohl auch einen Nagel in die Wand bekommen würde. Aber sie ist nicht schwer, eher leicht. Und mit der Brüko machte ich auch meine erste Erfahrung mit direkten Mechaniken. Und dann noch den \"alten\", wohl gefürchteten Brüko-Mechaniken: Alles halb so wild. Auch Anfänger können damit Saiten richtig stimmen. Klar muss man da ein bisschen \"feinfühliger\" zur Sache gehen. Ist aber keine Hexerei. Nach dieser Erfahrung wäre es für mich kein kaufentscheidendes Kriterium mehr, ob eine Ukulele direkte oder übersetzte Mechaniken hat.
Was mir auffiel: Der Saitenabstand am Sattel ist bei der Brüko mit 28mm spürbar breiter als beispielsweise bei der Kala mit 26,5mm. Zahlenmäßig scheint das wenig, aber auf der Brüko ist spürbar mehr Platz auf den ersten Bünden. Ich mag das. Meine Lanikai mit Konzert-Mensur hat da oben auch 28mm.

Mein Fazit: Bei den preiswerteren Instrumenten von der Stange ist die Serienstreuung offenbar wirklich sehr hoch. Also: Per Fernabsatz bestellen und bei Nichtgefallen zurückschicken. Oder, wenn möglich, im Laden durchprobieren, bis man ein gutes Exemplar gefunden hat. Toll ist es, wenn ein Laden die Ukulelen tatsächlich einstellt. So wie Hans. Oder UkuMele, die damit ebenfalls werben.
Und: möglichst viele Ukulelen live hören und ausprobieren! Es gibt so viel zu entdecken, da draußen...

Benutzername

Deine Stagg braucht doch nur einen neuen Sattel und eine neue Stegeinlage. Es ist ja eine super Ukulele, es wäre schade wenn sie so bliebe.

knipsknirps

@Benutzername: Soo schlimm ist sie auch nicht \'dran. Vielleicht bekomme ich die Saitenschlitze noch etwas steiler gefeilt, ein bisschen \"Luft\" ist noch. Sonst müsste tatsächlich ein neuer Sattel \'rein. Das wäre eine neue Herausforderung für mich. Der Steg passt gerade eigentlich gut, mit der \"flachgeschliffener Zahnstocher\"-Unterfütterung sitzt die Stegeinlage jetzt wieder auf der richtigen Höhe.