Nullbund?

Begonnen von Jutta, 03. Apr 2012, 21:28:49

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (14 Antworten, 3.034 Aufrufe)

Jutta

In einem anderen Thread (Alma-Banjo-Ukulele), las ich etwas von Nullbund. Vorher nie gehört oder gesehen.
Meine Frage: Wozu dient der Nullbund? Welche Vorteile bringt er? Gibt es Nachteile? Welche Ukulelen haben einen Nullbund?

LG Jutta :)

Knasterbax

Das wüsste ich auch alles gerne!
LG Matthias :)
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

stephanHW

#2
Da rackern wir uns mal nicht ab, es steht doch alles schön aufbereitet bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Nullbund
Ein weiterer Nachteil:
Dünne Stahlsaiten können sich im laufe der Jahre eine Kerbe in den Nullbund schneiden, in der die Saite gerne festklemmt und nach einem Bending nicht wieder in die Ausgangslage zurückgleitet. Die Gitarre verstimmt sich so beim Spiel sehr schnell.

skiffle

#3
Als Betroffener darf ich berichten. Da der Bunddraht kurz vor dem Stattel liegt und etwas höher als der nächste Bunddraht steht,
braucht man die \"Rillen\" im Sattel nur zur Führung der Saite.
Die Saiten liegen also auf dem Nullbund direkt auf und dieser wird somit quasi \"Sattel\".
Hat den Vorzug, man braucht niemals bei unterschiedlichen Saiten (bei Saitenwechsel und - qualität Dicke ect.)
Sattel rumfeilen, weil die Saiten ja da ja nur durchlaufen.

-Jens-

#4
Hat den Vorteil, daß die Saitenlage (und damit auch die Intonation - siehe Wikipedia-Artikel) immer optimal ist. Bb-Dur wird leicht :) Offene Saiten klingen eher wie gegriffene. Flea/Flukes haben sowas, Mohri Ukulelen auch, und diese Brüko. Ich liebe es :)

Knasterbax

DAS...
ZitatOffene Saiten klingen eher wie gegriffene.
...finde ich einen interessanten Aspekt!

Ansonsten passe ich Sattelkerben einmal an, wenn ich die passenden Saiten zur Uke gefunden habe, und gut is.
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

Fischkopp

Die alten Ami-Plastikuken aus den 50ern haben auch den Nullbund.
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Ärztelieder, gemeinfreie Lieder usw.  176 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 356 Videos)

Jutta

Dankeschön an Alle! Den Wiki-Artikel hatte vorher schon gelesen, fand ihn aber nicht so gut.


LG Jutta

der Neue

Bei Steelstrings hat der Nullbund durchaus Vorteile - weil ungegriffen angespielte Saiten (,,Leersaiten") genauso wie gegriffene Saiten klingen - wie es ja im Wikipedia Artikel geschrieben steht. Ich neige sogar ein wenig dazu, den Verzicht auf den Nullbund als eine Einsparungsmaßnahme zu betrachten, wohlgemerkt bei Saiteninstrumenten mit Stahlbesaitung. Bei Verzicht auf den Nullbund sollte eigentlich durch die Wahl besonders guten Materials für den Sattel entgegengesteuert werden, und dies ist leider oft nicht der Fall.

Bei Ukulelen sehe ich das nicht so tragisch, auch auf Konzertgitarren hat der Nullbund nichts verloren.

Ich habe zwei ältere Instrumente mit Nullbund, das Framus Banjo Bj. 1971 und die Gitarrenlaute aus Markneukirchen Bj. 1981. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Leute wie C.F. Martin den Nullbund von Markneukirchen über den großen Teich mit in die USA gebracht haben. Evtl. auch den Steg mit Bridgepins!

Für Selmer Nachbauten ist der Nullbund obligatorisch, ohne Nullbund keine Selmer Copy!

Dieter

#9
Zitat von: FischkoppDie alten Ami-Plastikuken aus den 50ern haben auch den Nullbund.

meine alten martins leider nicht.

meine mohri ja und ich finds klasse. sollte an allen so sein.
Gruss Dieter

Frolicks

#10
Zitat von: JuttaDankeschön an Alle! Den Wiki-Artikel hatte vorher schon gelesen, fand ihn aber nicht so gut.

Das sehe ich auch so. Zwar werden einige (aber auch nicht alle) Vorteile des Nullbundes beschrieben. Aber daraus ergibt sich ja die Frage, warum der dann nicht viel häufiger angebracht wird. Aber die Nachteile, die für diesen Umstand sorgen, werden eben nicht erwähnt.

Vor allem der, dass sich der Nullbund insbesondere bei Stahlsaiten sehr schnell abnutzt, und sich darauf Rillen bilden können. Das sollte allerdings bei Ukulelen-Nylonsaiten keine große Rolle spielen.

Und daher kann auch ich nur Jens voll und ganz Recht geben: Meine Nullbundinstrumente (Fleas und Flukes) spielen sich deutlich angenehmer als die Nullbund-freien Brüko oder Kala.
I plink, therefore I am.

skiffle

#11
Selbst mit Stahlsaiten muß man eine Abnutzung der Bundstäbchen erstmal schaffen! ;)
Und selbst wenn es dann doch geschafft ist, läßt sich ein Bunddraht ja austauschen. Was bei einem abgeriebenen \"eingedellten\" Griffbrett schon problematischer sein wird.
Solche kleinen \"Täler\" zwischen den Bünden schaffen gelegentlich über die Jahre auch
Kunststoffsaiten mit Fingerkuppenangstschweiß und ausreichend Druck!
Und auch das will erstmal erarbeitet sein! :D

Jan

Risa Solids haben übrigens auch einen, zwangsläufig gewissermaßen.

Auf einem anderen Portal wurde kürzlich über die Höhe des Nullbundes diskutiert und die These aufgestellt, dass dieser durchaus nicht höher als die anderen Bünde sein muss. Das hat mich zunächst gewundert, denn alle Nullbundinstrumente, die ich bisher gesehen habe, hatten einen dickeren Draht verbaut.
Die Argumentation war: wenn man einen Kapo (egal wo) anbringt, ergibt sich auch ein Nullbundeffekt - mit gleich hohem Bunddraht. Warum trotzdem ein dickerer Bundstab üblich ist, konnte dann jedenfalls nicht geklärt werden... vermutlich gehen die Instrumentenbauer auf Nummer sicher und beugen Saitenschnarren leer gespielter Saiten vor (was bei exakt abgerichteten Bünden sowieso kein Thema sein sollte).

stephanHW

#13
Zitat von: Janvermutlich gehen die Instrumentenbauer auf Nummer sicher und beugen Saitenschnarren leer gespielter Saiten vor (was bei exakt abgerichteten Bünden sowieso kein Thema sein sollte).
Genau das ist u.a. die Aussage des Wiki-Artikels.
Dort wird auch beschrieben, das der erhöhte Nullbund die Intonationsvorteile einbüßt und das der echte Nullbund tendenziell eine höhere Saitenlage am Steg erfordert.

Ich stimme da mit Ukie-Wookiee voll überein in der Annahme, es handle sich bei Ukulelen um zu vernachlässigende Probleme. Sauber abgerichtete Bünde und ein sehr gut gekerbter Sattel sollten zu ähnlichen Ergebnissen führen, wie eine Ukulele mit erhöhtem Nullbund.

@Oskar und Onkel Ed: Ein Bild eines entsprechend belasteten Nullbundes. Das Problem ist nicht allein Bewegung (Reibung), sondern auch der dauerhafte Druck der dünnen Stahlsaiten gegen den Nullbund. Ich bin kein Materialkundler, doch Stahl sollte härter sein als Messing oder Neusilber.
Wer das je mit Nylon schafft, hat zu viel Kraft.

Diese Framus Les Paul aus dem Jahre 1971 wurde ca. 1995 neu bundiert. Der Einschnitt unter der H-Saite war wesentlich ausgeprägter und führte zu regelmäßigen Stimmproblemen. Auch jetzt deutet sich das Problem erneut an. Natürlich kein Ukulelenthema.

allesUkeoderwas

Jetzt auch noch mein Senf...

Als Eigner verschiedener Framus und eines Höfner Violin-Basses bin ich natürlich auch ein Freund des deutschen Fret\'s, aber es geht genauso ohne.
Was Stephan sagt, kann ich nur voll unterstreichen.

Im Neuzustand haben diese Instrumente die Eigenschaft, daß sie sich wie Butter spielen lassen.
Das trifft aber auch für ein Instrument ohne Nullbund mit perfekten Sattelschlitzen zu.

Und dann ist da noch die Kostenfrage, die bisher noch keiner angesprochen hat.
Ein Nullbund erhöht natürlich den Fertigungsaufwand, dessen Kosten dann an den Kunden weitergegeben werden.
Ein Plastiksattel, der vor dem Verkauf noch nicht mal bearbeitet wird, ist da um einiges billiger.

Nachteilig:

Wer es gewohnt ist, mit mehr Schmackes oder dickeren Saiten zu spielen, muß beim Nullbund die Saitenlage erheblich an der Bridge erhöhen, sonst scheppert\'s.
Ohne Nullbund reicht meist schon ein neuer Sattel für 2 EUR mit nicht so tiefen Sattelkerben und minimale Korrektur an der Bridge.

Bei Stephans Bild fällt mir ein, daß ich mal eine Framus Parlor hatte, bei der die Saite nach einem Bending jeweils mit einem Pling antwortete  :mrgreen:
Ukulelen: Nur Schrott