Ortega RUE12-FHM Review

Begonnen von Guchot, 20. Okt 2009, 07:52:42

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Guchot

Langsam gehen mir die Ukulelen für meine Reviews aus *g* Ich warte nur noch auf eine Neuanschaffung und auf meine überarbeitete Johnson, dann bin ich komplett und somit imun gegen UAS :mrgreen:

Wieder mal das Vorwort: Ich sehe mich nicht als Ukulelen-Spezialist und meine \"Reviews\" sind alle höchst subjektiv und nicht unbedingt von Fachwissen begleitet. Ich schreibe einfach nur auf was mir persönlich an den Instrumenten auffällt, gefällt oder eben nicht gefällt.

Dieses Review ist über meine Lieblingsukulele, die ORTEGA RUE12FMH, eine Tenor-Ukulele. Die meisten Sachen treffen aber auch auf die kleinere Schwester mit Concert-Mensur, die RUE11FMH zu. Diese Ukulele (also die 11er) hatte ich ca. ein halbes Jahr, bis ich gemerkt habe das Tenor doch eher meine Welt ist. OK, auf zum fröhlichen Review :)

Danke an Tina fürs Posen :)

Kleine Vorgeschichte: Bei mir gibt es immer ein Problem bei Instrumenten. Das Ding kann so gut klingen wie es will, wenn mich das optisch nicht vom Hocker reißt, dann hängt so ein Teil bei mir arbeitslos an der Wand. So geschah es z.B. mit meiner Lanikai Tenor. Klanglich und von der Bespielbarkeit war sie Top, aber ich fand sie optisch in ihrem schlichten Braun einfach langweilig. Ich will da keinem auf den Schlips treten, es gibt genug Leute denen gerade die Schlichheit eines Instrumentes gut gefällt, ich gehöre nicht dazu. \"Jede Jeck iss anders\", säht mer in Kölle, oder auf Hochdeutsch \"Die Geschmäcker sind nun mal verschieden\".

Über die Marke Ortega hatte ich im Konzertgitarrenbereich viel Gutes gehört und als die ersten Ortega-Ukulelen auf den Markt kamen, habe ich mich sehr dafür interessiert. Im Forum hatte ich dann auch Ukemouse\' Bericht über die Vorgängerserie (RU) gelesen, der auch durchweg positiv war. Was mich noch ein wenig gestört hat, waren die gerade Mechaniken. Gut, heute würde ich mir duchaus zutrauen die durch gewinkelte zu ersetzen (EARS FOR UKES, Yeah! :mrgreen:), aber zu dem Zeitpunkt hätte ich mich da nicht dran getraut. Ich bin also weiter auf der Suche gewesen, stand ein paarmal kurz davor mir die Kala Jazz zu kaufen (das hab ich dann letzte Woche getan, Review folgt :mrgreen:), eine Zeitlang wollte ich unbedingt die Oscar Schmidt Spalted Mango haben, aber so richtig entschließen konnte ich mich nie. Bis ich dann die neue Ortega-Serie gesehen hatte, die RUE. Da habe ich mich spontan verliebt (sehr zum Mißfallen meines Bankkontos) und Ruckzuck bestellt. Als erstes die Concert-Version, die ich jetzt nicht mehr habe, und dann die Tenor.

Nun aber mal die Fakten:
* geflammtes Mahagoni für Decke Boden und Zarge
* Top Binding/Rosette
* Tortoise Side/Back Binding
* Sattelbreite 36 mm
* Mensur 440 mm
* Korpustiefe 72 mm
* eingebauter Pickup
* Vintage Style Mechaniken vergoldet
* Farbe: Natur
* inkl. Ortega Deluxe Gig Bag

Bestellt hatte ich das gute Stück bei Thomann, die auch sehr schnell und vor allem Versandkostenfrei geliefert haben. Nach der Entfernung der Verpackung strahlt einen zuallererst einmal die mitgelieferte, gut gepolsterte Gigbag an... in Babyblau... Ich weiß nicht warum das so sein muß. Die Tasche ist sauber verarbeitet und macht einen sehr soliden Eindruck, aber das blau wirkt irgendwie doch leicht... Gay... Außerdem habe ich festgestellt das die Tasche sehr anfällig gegen Verschmutzung ist, und obwohl ich sie nicht oft benutzt habe, sieht sie schon ein wenig schmuddelig aus. Eine neutral schwarze Tasche wäre da sicher praktischer. Aber ich kauf mir ne Uke ja nicht wegen der Tasche :) Also aufgemacht die Tasche und ran an das Instrument :)

Im Original sieht die Ukulele noch deutlich besser aus als auf den Fotos (weiter unten). Die Maserung des geflammten (massiven) Mahagoni sieht wirklich spektakulär aus und je nach Lichteinfall hat die Uke einen wunderschön goldigen, honigfarbenen Ton. Abgerundet wird das Ganze noch durch ein sehr schönes Ropebinding auf der Vorderseite. Überhaupt ist die ganze Verarbeitung einwandfrei, wie man es von einer Firma wie Ortega wohl auch erwarten darf. Serienmäßig sind auf der Ortega schwarze GHS-Saiten aufgezogen, worauf ein Schildchen das an den Mechaniken hängt nochmal extra hinweist. Ich mag die GHS-Saiten nicht, sie sind mir zu weich, deswegen flogen die auch direkt runter (sie versehen jetzt ihren Dienst auf meiner Sponge Bob Uke :mrgreen: ) und wurden durch braune Low-G Worth Saiten ersetzt. Von Vorteil ist, das der Sattel die dicke G-Saite problemlos verträgt, am Steg ist etwas Fummelei notwendig. Hier hat Ortega irgendwie nicht zu Ende gedacht. Wenn der Sattelschlitz schon entsprechend vorbereitet ist, dann hätte man auch den Steg so machen können. Überhaupt, der Steg... Ortega hat hier nicht die übliche Saitenbefestigung genommen, wo die Saite durchgezogen und dann verkotet wird, sondern der Steg ist im unteren Bereich ausgehöhlt. Man muß einen Knoten in das Ende der Saite machen, diesen Knoten dann unter den Steg fummeln und die Saite durch den Schlitz im Steg führen. Klappt eigentlich so weit ganz gut, wenn man 2 Sachen berücksichtigt: Zum einen gibt es ein Problem bei der Low-G Saite. Wenn man da einen satten Knoten reinmacht, kriegt man den nur noch schwer unter den Steg gefummelt. Zum anderen gibt es bei der A-Saite das entgegengesetzt Problem (das dann wohl auch bei High-G Saite auftritt). Wenn man da den Knoten nicht dick genug macht, flutsch einem beim Stimmen die Saite durch den Schlitz. Man erschreckt sich dann ganz nett wenn beim Stimmen plötzlich die Saite geflogen kommt. Eine andere Eigentümlichkeit des Steges ist, das Ortega hier einen kompensierten Steg verwendet, bei dem die Auflage für die beiden äußeren und die beiden inneren Saiten (üblicherweise die Bass-Saiten) versetzt ist. Die Kompensation in der Form macht natürlich bei Low-G keinen Sinn.

Nachdem die Saiten aufgezogen sind, gehts ans Stimmen. Dank der übersetzten offenen Mechaniken natürlich überhaupt kein Thema. Im Werbetext von Thomann heißt es, das es sich dabei um vergoldete Mechaniken handelt. Hierbei habe ich allerdings meine erheblichen Zweifel. Ich bin leider Gottes jemand der mit einem relativ agressiven Schweiß \"gesegnet\" ist. Kupfer, Messing und Silber reagieren bei mir extrem schnell und auch die Mechaniken der Ortega haben schon eine leichte Patina, die bei Gold eigentlich nicht vorkommen dürfte. Von daher behaupte ich mal dass das Wort \"vergoldet\" im Werbetext wahrheitsgemäß duch ein \"goldfarben\" ersetzt werden sollte. Das Stimmen geht aber trotzdem leicht von der Hand und bald schon kann man die ersten Töne spielen. Wie immer tue ich mich schwer ein Sinnbild für den Klang zu finden... Im Vergleich zu meinen anderen Ukulelen klingt die Ortega sehr klar und rund. Die Ukulele hat einen satten Sustain und harmoniert auffallend gut mit der Low-G Saite. Bei anderen Ukuelelen hatte ich öfters das Problem das bei den braunen Worth die dicke G-Saite sehr dominant wurde. Bei meiner APC-Tenor ist das z.B. so (hoffe mit den bestellten Aquillas wird sich das ändern), aber bei der Ortega paßt die Low-G sehr schön ins gesamte Spektrum. Ob da die Gitarrenbauer durchkommen? Von der Lautstärke her gehört die Ortega ebenfalls zu der lauten Fraktion. Von meinen \"normalen\" Ukulelen (APC-Tenor, Hora-Tenor usw...) ist keine lauter. Klar, die Johnson Reso und Wims Banjolele übertreffen sie natürlich.

Die Bespielbarkeit des Instrumentes ist erwartungsgemäß einwandfrei. Die Saitenlage ist angenehm flach, ebenso der Hals, so dass schnellen Solis eigentlich nur das eigene Unvermögen im Weg steht :mrgreen: Die Ortega liegt allgemein gut in der Hand und beim Spielen im Sitzen kann man den Korpus (der übrigens auch von der Form her eher einer kleinen Gitarre ähnelt als der typischen Ukulelenform) schön auf dem Bein ablegen. Da die Uke über einen passiven Tonabnehmer mit Endpinbuchse verfügt, kann man im Stehen einen Gurt anbringen, was das Spielen auch vereinfacht. Stichwort Tonabnehmer: Ich selbst benötige zur Zeit keinen, aber als störend empfinde ich ihn nicht ;) Ich habe ihn nur einmal kurz auf Funktion getestet, aber da ich nur über einen wirklich kleinen und billigen Verstärker verfüge, kann ich über den verstärkten Klang nichts sagen. Was mir allerdings gefällt, ist das es sich eben um einen passiven Tonabnehmer handelt. Meine Lanikai hatte einen aktiven Abnehmer, was zur Folge hatte das man durch das Schalloch immer die Kabel sehen konnte, die vom Abnehmer zur Regelung gehen. Das ist rein optisch einfach ein NoGo für mich.

Da wir gerade wieder mal bei der Optik sind :mrgreen: Es gibt eine einzige Kleinigkeit die mich bei der Tenorversion optisch stört. Ortega benutzt scheinbar für alle Größen die selbe Kopfform UND -größe. Bei der Concert paßt das auch prima, bei der Tenor wirkt die Kopfplatte im Vergleich zum Korpus etwas klein und deshalb unharmonisch. Korinthus Kackus Maximus, ich weiß :mrgreen:

Wie immer gibts auch zu diesem Review ein kleines Video. Eine auf die schnelle runtergenudelte Version von \"I walk the Line\". Originalton von der Digikamera.

Persönliches Fazit: Die Ortega RUE12FMH kostet bei Thomann z.Zt. 199,- € bei kostenlosem Versand. Für dieses Geld gibt es auch noch eine stabile, wenn auch optisch fragwürde Tasche dazu. Die Ukuelele selbst ist der Hingucker schlechthin. Verarbeitung, Klang und Bespielbarkeit sind nach meinem persönlichen Empfinden einwandfrei. Dies gilt sowohl für die Tenorversion als auch für die kleinere Concert, die z.Zt. für 189,- € erhältlich ist. Preiswerter ist die RU-Serie, da gibts die Concert schon für 135,- €, aber mit einer schlichteren Optik, geraden Mechaniken und ohne Tonabnehmer. Wer eine Tenor sucht kommt allerdings um die RUE-Reihe nicht herum, die RU gibts nur als Sopran und Concert. Das Review über die RU hat Ukemouse ja auch schon geschrieben, dazu kann ich nichts zu sagen, hatte ich selber noch nicht in der Hand. Subjektiv halte ich die Ortega für ein Instrument das seinen Preis mehr als Wert ist, die lange Erfahrung von Ortega als Gitarrenbauer trägt sicher ihren Teil dazu bei das die ersten Ukulelen dieser Firma schon so ausgereift sind.  Für mich eine absolute Empfehlung!

Fragen? Fragen!

Ne schöne Jrooß
Guido

Hier das Video: I walk the Line

und auch beim Farbfilm habe ich die Ortega gespielt

Und zum Schluß noch ein paar Fotos


-Jens-

http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=4997

Gab\'s zwar im Prinzip schonmal, aber ein paar Ergänzungen aus anderer Perspektive sind bestimmt nicht verkehrt.
LG,
Jens

jazzjaponique

Hat dein Hund ne musikalische Ausbildung? :mrgreen:

ukemouse

hast du echt geglaubt, daß die Mechaniken echt vergoldet sind???  :mrgreen:  :mrgreen:

Guchot

#4
@jazzponique: Hört sich so an, oder? *ggg*

@ukemouse: Nö, nicht wirklich, aber im Werbetext stehts halt drin ;)

Edit: Ich hab mir jetzt einfach mal den Spaß erlaubt bei Thomann nachzufragen wie das denn mit den vergoldeten Mechaniken ist :mrgreen:

Guchot

So, ich habe heute mal folgende eMail an Thomann geschrieben:

Sehr geehrte Damen und Herren,  
vor kurzen habe ich bei Ihnen eine ORTEGA RUE12FMH UKULELE TENOR gekauft. Laut ihres Werbetextes ist diese mit \"Vintage Style Mechaniken vergoldet\" ausgerüstet. Obwohl ich diese Ukulele erst relativ kurz habe, zeigt sich an den Mechaniken schon eine gewisse Patina, die bei Gold eigentlich nicht auftreten dürfte. Kann es sein das Sie \"goldfarben\" anstatt \"vergoldet\" meinen?  
Mit freundlichen Grüßen


Überraschend prompt kam die Antwort von Thomann:

Hallo,
danke für das Feedback,
 
wir haben den Hersteller/Vertrieb damit konfrontiert, da wir den Text von dort übernommen haben.
Als Antwort haben wir heute bekommen.
\"wir haben die Mechaniken überprüft und jetzt auch festgestellt das diese nicht vergoldet sind
sondern nur goldfarben\"
Wir haben jetzt unseren Artikeltext der ganzen Reihe abgeändert
dies wird in 2-3 Tagen erst im Netz ersichtlich sein.


Man darf also nicht alles glaube was in den Werbetexten steht... auch nix neues, oder? :mrgreen:

Ändert aber nichts an meiner Zufriedenheit mit der Ukulele :)

Guchot

Zitat von: Goschi
Zitat von: GuchotLangsam gehen mir die Ukulelen für meine Reviews aus *g* ...

Wenn dir nur mal nicht die freundlichen Ukulelenhalterinnen nicht ausgehen... :D Immer wieder ein Genuss, deine Reviews anzuschauen... äh - zu lesen.

Bei ein bis zwei Shootings die Woche ist die Wahrscheinlichkeit relativ niedrig :mrgreen:

kurt

Danke lieber Guchot !
Deine und die Berichte von smartin bereichern mich immer sehr !
Ich hab nicht die Zeit mir alle diese Uken zu besorgen und zu testen , daher bin ich heilfroh über so solide Tests!

Natürlich sind deine Artikel auch optisch eine Augenweide. 8)