Review Ibanez UEW20SG

Begonnen von Guchot, 16. Aug 2010, 08:42:00

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Guchot

Auch wenns nervt... vor dem Review mein Standardsatz:
Ich sehe mich nicht als Ukulelen-Spezialist und meine \"Reviews\" sind alle höchst subjektiv und nicht unbedingt von Fachwissen begleitet. Ich schreibe einfach nur auf was mir persönlich an den Instrumenten auffällt, gefällt oder eben nicht gefällt

Nachdem ich schon 2 Gitarren der Marke Ibanez mein Eigen nannte und von dem Preis/Leistungsverhältnis überzeugt war, habe ich aufgehorcht als die ersten Ibanez-Ukulelen angekündigt wurden. Als ich die ersten Fotos sah, war ich sofort von dem Mango-Modell fasziniert. Die Optik dieses \"Spalted Mango\" ist einfach nur sensationell! Leider sind die Mango-Ukulelen, auch wenn es nur Laminat ist, nicht ganz billig und die Ibanez mit 129,- Euro ist in der Hinsicht wirklich ein Schnäppchen.

Nachdem ich lange mit meinem Finanzminister gerungen habe, der mir mein Zwiebellederportemonnaie präsentierte und auf eine weitere Anschaffung am kommenden WE hinwies, bin ich sämtliche Hinweise ignorierend auf die Website von Thomann gegangen und wollte die Ukulele bestellen. Aber leider... zu lange gezögert, nicht mehr lieferbar :( Aber es gibt ja noch Alternativen, ich bin dann schnelll auf die Seite vom MusicStore gehüpft, dort war sie noch lieferbar und dann flugs bestellt. Was sich dann leider als Ärgernis erwies... Von Thomann bin ich es eigentlich gewohnt das ich morgens bestelle und am nächsten Tag schon meine Ware in den Händen halte. Und das von Nürnberg bis Köln. Musicstore schafft es hingegen für die Lieferung einer auf Lager vorhandenen Ware von Köln nach Köln eine ganze Woche zu brauchen. Das war definitiv das letzte Mal das ich da bestellt habe. Aber das nur mal an Rande...

Nachdem das gute Stück dann endlich angekommen und ausgepackt war, konne ich endlich die tolle Maserung begutachten. Wie schon gesagt, ist die Optik einfach spektakulär. Die Kopusform mit dem Cutaway kommt Gitarrenspielern sicherlich aus der \"Exotic Woods\" Serie bekannt vor, an welche die Ukulelen wohl auch angelehnt sind, hierzu paßt auch die Abalone-Rosette ums Schalloch. Die Kopfform empfinde ich persönlich auch als gelungen und die goldfarbenen gewinkelten Mechaniken passen ebenfalls sehr gut zum Gesamtkonzept. Natürlich fehlten wieder mal Gurtpins, aber das hatte sich schnell erledigt :mrgreen: Ich hatte noch ein paar goldfarbene Pins rumliegen die auch schnell montiert waren, wie üblich.  Von der Verarbeitung her habe ich nichts zu bemängeln gefunden, wie ich das von Ibanez eigentlich auch gewohnt bin. Im Forum kamen ja schon mal Hinweise auf Unebenheiten in der Decke auf, aber auf meinem Exemplar ist davon nichts zu finden. Obwohl ich aufgrund der Hinweise sehr genau hingeschaut habe. Die Saitenlage ist angenehm flach und der Hals (Mahagonie mit Palisander-Griffbrett) schön schlank und gut bespielbar. Auch das kennt man von den Ibanez-Gitarren so. Optik und Verarbeitung würden von mir definitiv eine postive Benotung bekommen, auch wenn das High-Gloss Finish natürlich Geschmackssache ist.

Nun zum Klang: Schon beim auspacken wußte ich, das die Originalsaiten nur eine geringe Lebensdauer haben würden. Es waren wie auch bei meinen Ortegas schwarze GHS Saiten aufgezogen und sorry, die kann ich nicht abhaben. Weder vom Spielgefühl, noch vom Klang her. Ich empfinde den Klang immer als dumpf und stumpf. Nach den ersten Spielversuchen ging dann auch direkt der Griff zum Nagelknipser... viermal \"pitsch\" und weg waren die GHS und wurden durch Martin Fluorcarbon ersetzt. Und damit begann ein einstündiges Martyrium.... *seufz* Das Aufziehen der Saiten ging natürlich problemlos, aber danach hatte ich immer ein leichtes Sirren auf der E-Saite (GCEA-Stimmung). Offen am lautesten, aber auch wenn ich die Saite gegriffen habe, war das Sirren noch da. Zwar leiser, aber definitiv vorhanden. Ich dachte erst das gibt sich wenn die Saiten sich gesetzt haben, aber auch nach mehrmaligem Ziehen und Nachstimmen der Saiten blieb das Sirren gut hörbar. Testweise habe ich die Saite auch mal auf F hoch gestimmt um zu sehen ob sich durch die höhere Spannung was tut, aber Fehlanzeige... Ich hab den Hals überprüft ob da ne Kurve drin ist, ich hab mir jedes einzelne Bundstäbchen angeschaut, aber es war alles in Ordnung, nur dieses verdammte Sirren war immer noch da. Um das Ganze nicht unötig in die Länge zu ziehen: Ich habe das Problem gefunden und es hatte nichts mit einem Fehler an der Ukulele zu tun... Ich benutzte ein Stimmgerät das man an die Kopfplatte der Ukulele anklemmen kann. Blöderweise hatte ich dieses so angesetzt das die Klammer sehr nahe an der Mechanik der 2. Saite lag. Beim Anschlagen der Saite kam diese Mechanik natürlich leicht ans vibrieren und kam dabei ganz leicht ans Stimmgerät. Nachdem ich das Gerät abgenommen hatte, war das Sirren weg und ist seitdem auch nicht wieder gekommen. Ist schon komisch, in meiner Kfz-Mechanikerausbildung vor über 20 Jahren war eines der ersten Dinge die man gelernt hat \"wenn eine Kunde sich über Geräusche im Auto beschwert, erst mal den Schirm aus dem Kofferraum nehmen und das Handschuhfach leer machen\". Läßt sich irgendwie auch auf die Ukulele anwenden. Egal, wieder ein Erfahrungswert mehr :mrgreen:

Nachdem sich die Saiten gesetzt hatten, war der Klang schon deutlich besser als mit den originalen GHS Saiten. Ich würde ihn als ausgewogen und neutral bezeichnen, weder besonders höhenlastig, noch stark baßorientiert. Man könnte auch sagen, ein wenig langweilig und es fehlt an Brillianz. Auch von der Lautstärke her gehört die Ibanez nicht zur Oberklasse. Die Vita-Uke die ich hatte war sowohl vom Klang her als auch von der Lautstärke her besser. Mir fehlen allerdings momentan auch die Vergleichsmöglichkeiten, die einzige andere Knozert die ich da habe, ist meine Banjolele. Und die ist ganz klar Lauter :mrgreen: Was mir aber aufgefallen ist: Beim Picking klingt die Ibanez deutlich lauter als beim Strumming. Das ist zwar bei anderen Ukulelen auch so, aber bei der Ibanez fällt der Unterschied extrem auf.

Fazit: Die Ibanez ist für meinen Gechmack eine fantastisch aussehende Ukulele mit sehr guter Bespielbarkeit. Klanglich rangiert sie allerdings nur im Mittelfeld. Wobei man dabei auch den relativ geringen Preis von 129,- Euro berücksichtigen muß, der bei Mango-Ukulelen konkurenzlos ist. Den direkten Vergleich mit Laminatukulelen in dieser Preisklasse muß sie sicherlich nicht scheuen, bei Massivholzinstrumenten sieht es schon anders aus. Es kommt halt auch mit drauf an wie wichtig einem die Optik bei einem Instrument ist.  Ich persönlich spiele nur Instrumente die mir von der Optik her auch zusagen. Ein Instrument das mir nicht gefällt bleibt unbespielt an der Wand hängen, egal wie gut es klingt. Wem es wirklich nur um den Klang geht, der findet sicherlich bessere Alternativen als die Ibanez. Beim herumstöbern auf diversen Internetseiten ist mir auch aufgefallen das die Korpusform mit dem Cutaway zwar bei Gitarren ziemlich einzigartig ist, es bei Ukulelen aber doch einige gibt die von der Form her der Ibanez sehr ähnlich sehen, z.B. von Ohana die CK-75CG. Deutet irgendwie darauf hin das da wieder die selben kleinen Chinesenfingerchen am Werk waren. Ich bin mit der Ibanez auf jeden Fall zufrieden für den Preis :)

P.S: Ich hatte sie ja am WE mit an der Loreley, da ist sie auch noch von anderen getestet worden, vielleicht können die sich hier auch mal zu Wort melden :)


Hier dann das Soundbeispiel :)

Floyd Blue

Vielen Dank für den ausführlichen Bericht, Guchot.

Besonders schön fand ich den Hinweis auf das \"sirrende\" Stimmgerät. Solche Dinge sind mir auch schon einige Male passiert. Dies ist ein wichtiger Hinweis, doch erst einmal nach solchen Problemen zu schauen, bevor man am Instrument herum bastelt. (Also Schirm aus dem Kofferraum der Ukulele nehmen... ;) )

Leider habe ich sie am letzten Wochenende nicht in die Hand genommen, obwohl bestimmt Gelegenheit dazu da war... :roll: Sie sieht aber wirklich hübsch aus.

War auch schön, dich mal persönlich zu treffen.

-Jens-

Wie immer ein schöner Bericht! Einige finden wohl auch das cremefarbene Binding überall an der Uke nicht so schön, um es mal vorsichtig zu formulieren. Aber ist ja Geschmacksache, wie so oft. Deine Bilder zur Uke werden sicherlich das nächste Highlight hier :)

Guchot

Zitat von: -Jens-Wie immer ein schöner Bericht! Einige finden wohl auch das cremefarbene Binding überall an der Uke nicht so schön, um es mal vorsichtig zu formulieren. Aber ist ja Geschmacksache, wie so oft. Deine Bilder zur Uke werden sicherlich das nächste Highlight hier :)

Es ist schwieirg Ukulelen überhaupt zu beurteilen. Sowohl Optik als auch Klang sind wirklich reine Geschmackssache.  Ich finde das Binding paßt ins Konzept, genau wie die Kopfplatte, die mir an anderen Ukulelen überhaupt nicht gefallen würde, die aber hier einfach paßt. Wie gesagt, alles sehr subjektiv...

sapf

Wieder mal ein gelungener Bericht! Das Mangoholz find ich auch einfach klasse!!

aGain

Danke für deine Mühe, uns von der Ukulele zu berichten :)

Gestalt

Ah, ich war ja schon sehr gespannt auf dein Review, da ich diese Ukulele auch mein Eigen nennen darf. Insgesamt deckt sich dein Fazit wohl mit meinem, wobei du eher den Klang als Schwachstelle ansprichst. In meinen Augen ist hingegen die Verarbeitungsqualität zu bemängeln. Gerade das Binding, das Jens schon angesprochen hat, ist besonders an den Ecken und Übergängen doch eher mäßig aufgebracht und vor allem mit zentnerweise Lack zugekleistert. Am Hals hätte es meiner Meinung nach auch gerne weggelassen werden können. Apropos Hals, der dürfte für meinen Geschmack ruhig etwas breiter sein, obwohl ich nicht gerade große Hände habe. Vielleicht auch eine Sache der persönlichen Preferenz. Noch kurz zum Klang, ich habe Aquila-Saiten aufgezogen und finde, dass die Ibanez damit angenehm warm und voll klingt. Von meinen Ukulelen gefällt sie mir klanglich am besten (habe noch eine Kala Giraffe und eine flache Brüko). Vielleicht liegt das aber auch am größeren Konzert-Korpus. Die lauteste ist sie allerdings in der Tat nicht, die Nachbarn werden es einem danken. Für den Preis würde ich die Ukulele auf jeden Fall wieder kaufen, schon wegen des auffallenden und ansprechenden (ab etwa 1,5 m Entfernung ;) ) Äußeren.

Guchot

@Gestalt: Hm, ist ja seltsam. Nachdem hier im Club die Verarbeitungsmängel schon angesprochen wurden, habe ich meine extra daraufhin überprüft. Ich find nix zu bemängeln.
Normalerweise bin ich kein Freund von Aquila-Saiten, aber ich hab noch nen Satz hier rumfliegen, werd ich mal ausprobieren :)

Guchot

Ich hab im Ausgangspost jetzt ein Soundbeispiel angehangen :)

Lydia

In diese Ibanez-Mango hab ich mich auch verliebt! Im Moment hab ich die Leihukulele vom Club bei mir. Ist ein wahrer Augenschmaus! Und spielt sich auch sehr schön. Über\'s Internet würde ich sie mir allerdings nicht bestellen, da die Maserung extrem unterschiedlich ausfällt. Außer es gäbe einen Shop, in dem jedes einzelne Exemplar fotografiert ist. Eigentlich finde ich es ziemlich doof, dass ich auf die Optik so großen Wert lege, weil klanglich ist es ja piepschnurzegal, wie so ein Ding aussieht. Aber mit diesem Tick bin ich ja nicht alleine, gell Guchot?!  :? Sehr beruhigend...
Wer nach allen Seiten hin offen ist, kann nicht ganz dicht sein...

Guchot

#10
Zitat von: uku-lillyEigentlich finde ich es ziemlich doof, dass ich auf die Optik so großen Wert lege, weil klanglich ist es ja piepschnurzegal, wie so ein Ding aussieht. Aber mit diesem Tick bin ich ja nicht alleine, gell Guchot?!  :? Sehr beruhigend...

Nee, damit biste nicht allein ;) Aber es macht durchaus Sinn (meiner Meinung nach) auch darauf zu achten das einem die Optik gefällt. Ein \"schönes\" (wobei Schönheit Subjektiv ist :mrgreen: ) Instrument nimmt man viel lieber und wahrscheinlich auch öfters von der Wand als eins das einem so überhaupt nicht zusagt. Mein Sohn hat z.B. mit dem Gitarre spielen auf einer normalen Westerngitarre angefangen. Die hat ihm so überhaupt nicht gefallen. Er hat sich in die Ibanez Talman verguckt, die rein akustisch gespielt sicher nicht das Beste Instrument ist. Aber seit er die hat spielt er viel öfter und macht größere Fortschritte...

cTX

Wunderschöne Maserung. Obwohl die UEW30RWE auch was hat :)

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Die UEW 30 RWE gefällt mir auch sehr gut, leider ist sie in Deutschland nicht zu haben. Schade eigentlich.

FreshAnton

#13
Finde ich auch
Nun muss ich mich halt erstmal mit dem Vorgänger befassen.
Wann kommt sie denn nach Dtld.? Weis das jemand ?