Review Holz-Reso-Uke (Douglas)

Begonnen von Guchot, 23. Dez 2009, 07:45:51

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Guchot

Wieder mal das Vorwort: ich sehe mich nicht als Ukulelen-Spezialist und meine \"Reviews\" sind alle höchst subjektiv und nicht unbedingt von Fachwissen begleitet. Ich schreibe einfach nur auf was mir persönlich an den Instrumenten auffällt, gefällt oder eben nicht gefällt.

Review \"Douglas\"

Mal auf die schnelle was gefummelt, vor Weihnachten iss immer eng mit Shootings

Ich denke mal das wird eines meiner letzten Reviews sein, da ich eigentlich (EIGENTLICH) vorhabe keine weiteren Ukulelen mehr zu kaufen. Irgendwann muß ja auch mal Schluß sein... sagt mein Geldbeutel ;)

Eines meiner Problemchen in letzter Zeit war es 2 Leidenschaften unter einen Hut zu bringen: Die Bariton-Ukulele und den Sound von Resonator-Instrumenten. Wie ich schon in einem früheren Review geschrieben habe, ist das Angebot an Bariton-Ukulelen auf dem Markt wesentlich geringer als z.B. bei Sopran-Ukulelen. Das Angebot an Resonator-Ukulelen ist auch sehr gering und die Schnittmenge aus beidem... nahezu Null. Ich habe zwar zwei Hersteller gefunden die auf Anfrage eine Bariton-Resonator bauen würden, aber das zu einem Preis bei dem ich eher an die Anschaffung eines neuen Autos denken würde :mrgreen: Nichtsdestotrotz habe ich wie üblich ein wenig in eBay rumgeschnüffelt, und zwar bei ebay.co.uk. Dort ist das Angebot an ungewöhnlich Ukulelen deutlich größer als in Deutschland, vor allem Banjolelen gehen da zwar nicht im Stundentakt, aber durchaus mal eine pro Tag raus. Porto aus England ist auch nicht sooo teuer und Zoll fällt nicht an. Dort kann man also duchaus das eine oder andere Schnäppchen finden :) Also, bei der Stöberei bin ich dann auf \"Douglas\" gestoßen.  Der Beschreibung war zu entnehmen das es sich um eine Bariton-Ukulele mit 21\" Mensur handelt (also ca. 53cm und damit noch mal 3cm länger als bei einer üblichen Bariton) und sie ist für Stahlsaiten gedacht. Ebenso war zu lesen das dies die letze von 5 Ukulelen war, die der Verkäufer in Eigenregie gebaut hat und das keine weiteren folgen werden. Der Resonator ist 7\" groß und ebenfalls vom Verkäufer selbst hergestellt. Das Griffbrett hat 20 Bünde, der Übergang zum Korpus ist im 15. Bund, und hat ein aufwendiges Inlay. Hals, Sattel und Biscuit sind aus Ahorn. Der Korpus ist aus mehreren Schichten Birkenholz, mit Endblöcken aus Mahagonie. So jedenfalls laut Beschreibung. Zu sehen ist davon nichts, da die ganze Ukulele eine \"Boldly go where no man has gone before\" Lackierung hat. Jedenfalls laut Erbauer :mrgreen: Ebenfalls ist die Uke künstlich gealtert, das ließt sich im Original so: \"It has been artificially aged and has the occasional dent scratch worn paint areas ect all intentionally applied\". Ein Soundfile konnte man sich bei Interesse zukommen lassen. Ich hatte Interesse und konnte auch dabei direkt nachfragen ob der Verkäufer denn auch nach Deutschland versenden würde, weil in der Auktion stand nur UK drin. Glücklicherweise erklärte er sich dazu bereit. Die Lackierung hat mich erst ein wenig abgeschreckt, aber ich denke man kann im Zweifelsfall ja auch mal neu lackieren. Also habe ich nachgesehen wieviel denn die anderen Ukulelen aus der Baureihe so gebracht haben und dann ein Maximalgebot festgelegt das mehr als 50 Pfund über dem Höchstgebot der anderen lag. Damit fühlte ich mich absolut auf der sicheren Seite. Es hat ja auch geklappt, aber es war verdammt eng. Nur knapp 3 Pfund unter meinem Maximalgebot habe ich den Zuschlag bekommen :)

Nach dem erfoglreichen Ersteigern ging die Warterei los.... Montag ist \"Douglas\" versandt worden und ich hing jeden Tag mehrfach bei Parcelforce online um zu sehen wie weit das Paket denn schon gekommen ist. Ich hatte auf Donnerstag gehofft, aber es ist dann leider doch erst Samstag angekommen.

Nach dem Empfang ging es sofort ans auspacken. Meine Herren, der Kollege hat es aber gut gemeint... bis ich die ganze Verpackung entfernt hatte, hat es ganz schön gedauert und mir stand der Schweiß auf der Stirn :mrgreen: Aber nach ner knappen halben Stunde hatte ich dann alles entfernt was nicht zur Uke gehört. So, jetzt aber.... Disziplin, Herr Guchot.... also erstmal die Überreste der Verpackung eingesammelt und entsorgt. Ich kenn mich, das wäre sonst bis Montag morgen noch liegen geblieben und der Kater hätte es durch die ganze Wohnung verteilt :mrgreen: Danach noch Sohnemann mit Essen versorgt, mit den Hunden rausgegangen, denen und dem Kater was zu fressen hingestellt und dann endlich Muße mich mit \"Douglas\" auf die Couch zu verziehen. \"Douglas\" hat seinen Namen übrigens dem guten FloydBlue zu verdanken, der bei den ersten von mir geposteten Bildern geschrieben hat die Lackierung sähe aus als hätte jemand \"das Leben, das Universum und der ganze Rest darauf gespritzt\" :mrgreen: Wie jeder weiß, ist dies ein Buch des leider viel zu früh verstorbenen Douglas Adams und so kam \"Douglas\" zu seinem Namen. Und FloydBlue ist Taufpate :mrgreen:

Nun aber mal zur Uke... Die Kopfplatte ist gerade und schmucklos gehalten, nicht unähnlich der Haley Benton Eleuke. Die Tuner sind übersetzt (logisch, bei den Stahlsaiten) in schwarz und in einem \"Art-Deko\" Style. So wie ich das sehe sind die von Wilkinson. Das Griffbrett ist leicht gerundet und wie in der Beschreibung zu lesen war, mit Einlegearbeiten verziert. Diese Einlegearbeiten waren wohl auch der Grund warum der Verkäufer die Ukulele verkauft hat. Das wilde Styling hat ihn beim Spielen irritiert und wenn man auf Bundmarkierungen auf dem Griffbrett angewiesen ist, dann ist das wirklich etwas verwirrend... Der Hals an sich ist ziemlich \"stabil\", also dick geraten. Da er keinen Stahlstab zur Verstärkung hat, ist dies wahrscheinlich auch den verwendeten Stahlsaiten geschuldet. Ich bin von der Clearwater und auch der Ortega-Bariton einen etwas schlankeren Hals gewöhnt, aber ich denke da kann ich mich dran gewöhnen. Unterhalb des 15. Bundes sieht es so aus als wäre an einigen Stellen etwas Staub von den Einlegearbeiten hängengeblieben. Fällt nicht so arg auf, stört mich auch nicht sonderlich. Zum einen spiele ich eh kaum in dem Bereich und zum anderen fühlt man es auch so gut wie gar nicht. Nun zum Body... von der Größe her ist er in etwa so groß wie der von der Ortega-Bariton, nur an der \"Taille\" nicht ganz so stark eingeschnürt. Im oberen Bereich befinden sich 2 kleine Schallöcher, darunter folgt die Resonatorabdeckung, inklusive Biscuit-Abdeckung und Saitenhalter. Da setzt dann auch mein erster Kritikpunkt an. Die Resonatorabdeckung ist ein simples Lochblech, ebenso wie die Biscuitabdeckung. Die Biscuitabdeckung und der Saitenhalter sind einfach nur mit Poppnieten auf der Resonatorabdeckung befestigt. Das wirkt ein wenig lieblos, zumal sich der Saitenhalter als einfaches Stück Flacheisen entpuppt. Die Lackierung ist natürlich Geschmackssache, aber in real zum Glück nicht so schreiend wie auf den Fotos, die Farben sind eher gedämpft. Was mir allerdings überhaupt nicht gefällt ist die künstliche Alterung. Das scheint zwar momentan in Mode zu sein, aber meins ist das nicht. Weder bei Hosen, noch bei Darts und schon gar nicht bei Instrumenten. Beim letzten Dartturnier bin ich gefragt worden wo man denn diese \"Aged Darts\" bekommt. Die bekommt man neu in jedem guten Sportgeschäft, meine sind \"Aged\" weil ich damit seit über 20 Jahren spiele. So sehe ich das auch bei Instrumenten. Im Laufe der Zeit kriegen die genug Dings und Dongs ab, da brauche ich nicht anfangen künstlich Farbe abzuschleifen.  Zum Gewicht: \"Douglas\" ist natürlich etwas schwerer als eine normale Bariton, aber doch nicht so schwer wie ich erwartet hatte. Meine Harley-Benton Reso und auch die Johnson Reso-Uke hatten mich da mehr erwarten lassen. Aber OK, \"Douglas\" hat einen Holzbody, die beiden anderen genannten waren Metallbodies. Trotzdem ist \"Douglas\" mir zu schwer um im stehen damit spielen zu können, also hab ich sofort mal die Bohrmaschine geschnappt und ihm 2 Pins verpaßt :)

Nun zum wichtigsten: Der Klang

Aber erstmal stimmen :) Die Mechaniken laufen schön weich und lassen sich gut stimmen. Die Stahlsaiten sind im ersten Moment ungewohnt aber früher auf der Westerngitarre gings auch, werd ich mich schon wieder dran gewöhnen. Die Panzerplattenproduktion für die linke Hand ist schon angelaufen *ggg* Der Sound ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig... Im Vergleich zur Attenberger-Johnson deutlich blecherner und ich vermisse definitiv die Bässe. Vielleicht schicke ich \"Douglas\" im nächsten Jahr auch mal in fachmännische Hände :-) Ich muß allerdings sagen das der Klang sich verbessert wenn man eine Zeit lang gespielt hat. Keine Ahnung ob der Resonator sich erstmal warm spielen muß. Ich weiß auch nicht was momentan für Saiten aufgezogen sind, ich denke ich werde bei Gelegenheit mal meine von der Westerngitarre her gewöhnte Martins aufziehen. Natürlich erinnert der Klang mehr an die große sechssaitige Schwester als an eine Ukulele. Kommt aber meinem Musikgeschmack entgegen.

Einen Youtube-Link habe ich zwar unter den Membersounds schon mal gepostet, aber der Vollständigkeit halber hier auch noch mal: City of New Orleans

Mein Fazit: Ich habe \"Douglas\" zu einem für eine Resonator-Ukulele recht günstigen Preis bekommen und trotz der einen oder anderen Schwachstelle mag ich das Instrument. Ich denke das ist eine Uke an der ich noch wachsen kann und die selbst auch noch wachsen kann. Klingt arg polemisch, oder? :mrgreen: Im Klartext heißt das aber nichts anderes als das es noch viele Möglichkeiten gibt die ich noch nicht ausprobiert habe oder die ich noch nicht kann. Z.B. Slide, Bendings, OpenTuning usw... An der Ukulele sind ebenfalls noch Verbesserungen möglich, hauptsächlich optischer Natur. Das überlass ich dann aber doch glaub ich lieber dem Fachmann ;) Ich finde solche EIgenbauten immer recht spannend, meine Wim-Banjolele ist ja auch diese Richtung. Die Instrumente sind zwar in aller Regel nicht perfekt, haben aber einen ganz eigenen Charme.





uschaurischuum

Hi Guchot,

danke für diese ausführliche Review, die sich obendrein ganz unterhaltsam lesen lässt. Ich gratuliere dir zum erfolgreichen Abschluß deiner Ukulelen-Kaufphase  ;)
Ich sehe das mit künstlich gealterten Instrumenten ähnlich wie du - andererseits verständlich, wenn man siehr, wie uniform manche Konfektionsware ist - da ist \"aging\" halt noch eine Methode, etwas Individualität zu bewirken. Ich finde deinen Douglas jedenfalls irgendwie dann doch noch ganz gut gelungen, da wurde ja beim Styling so in die Vollen gelangt, dass in dieser Übertreibung schon wieder irgendwie so etwas wie feine Lebensart wahrzunehmen ist.
Wenn man die Preise für Saitenhalter bzw. Tailpieces sieht, ist übrignes nachzuvollziehen, warum der Erbauer deines Douglas auf ein selbstgemachtes Teil ausgewichen ist!

Auf alle Fälle viel Freunde mit diesem besonderen Stück :)

vinaka

Uiii ! Die ist ja ein Hingucker !
Da würde ich nichts am Styling ändern !
Du kannst sicher sein: SO EINE hast nur du.

Floyd Blue

Ich finde es fehlt noch ein wenig blau! :mrgreen:

Gefällt mir gut, Guchot! Herzlichen Glückwunsch!

Nubbi

Danke für das sehr lesenswerte Review :) . Die Optik find ich absolut najo, es schaut zumindest aus als hätte sich ne Sprayer daran vergewaltigt. Aber dir muss sie gefallen und nicht mir . ;)

ukefloh

Hallo Guchot,
danke für den ausführlichen Bericht - in der Tat kann man bei  Ebay uk Schnäppchen holen -deine scheint ja eins zu sein - Glückwunsch.
Die Farbkombination  is nicht so mein Fall - :-) vielleicht findet sich ja jemand, der sie noch optimieren kann.

-Jens-

Nett zu lesende Geschichte. In jedem Fall ist das Instrument ein Unikat und schon deshalb was besonderes. Glückwunsch Guchot, und viel Freude mit der Großen.

wwelti

#7
Hochinteressant, mal etwas vom anderen Ende der Ukulelen-Skala zu lesen, vielen Dank für den Review. Wirklich sehr schön geschrieben, und die Fotos sind auch klasse :) Vielen Dank dafür!

Viele Grüße
  Wilfried