Hauoli&Haole - Kasha vs. spanische Beleistung

Begonnen von Doc Aloha, 18. Jul 2008, 16:58:06

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Doc Aloha

Aloha Kakou,

sagt nicht, Ihr wärt nicht gewarnt worden.   ;)

Als ich meine Mango Tenor Ukulele vorgestellt hatte, habe ich bereits angekündigt, dass wir noch zwei Prototypen bauen wollten.
Grund hierzu war die von Dr. Kasha entwickelte Beleistungstechnik, mit der die Klangausbeute erhöht werden sollte.
Von der Energie, mit der Ihr in die Saiten haut oder zupft, werden angeblich nur vier Prozent zu Schall - eine Glühbirne hat mit ungefähr sieben Prozent Lichtausbeute im Verhältnis zur durchfliessenden elektrischen Energie einen um 75 Prozent höheheren Wirkungsgrad.
Dr. Kasha behauptet, mit seiner Belesitungstechnik würden circa sieben Prozent Wrkungsgrad mehr erzielt werden können.

Ob das so stimmt, gilt es herauszufinden - also müssen zwei Vergleichsinstrumente her.

Sie werden in der gleichen Art und Weise wie meine Mango-Ukulele gebaut.
Das Holz für beide Instrumente stammt aus dem gleichen Block.
Es handelt sich um geflammtes Koa-Holz der höchsten Qualitätsstufe - was man halt \"Master Grade\" nennt.

Mittlerweile sind Böden und Decken fertig - der Meister ist für ein paar Wochen im Urlaub - und ruhen bis zur weiteren Verarbeitung.
Parallel dazu wird Maiks Konzertukulele gebaut.

Hier die Bilder mit kurzen Erläuterungen:



Modifizierte spanische Beleistung



Beleistung nach Dr. Kasha - sieht etwas komplizierter aus und ist es auch.
Die ünterschiedlich langen Leisten sollen die Töne entsprechend ihrer Tonhöhe dort akzentuiert schwingen lassen, wo sie entstehen.
Längere Leisten liegen unter den tieferen Saiten, kürzere Leisten unter den hohen Saiten.



Hier die beleisteten Decken zum direkten Vergleich. Maiks Decke hat sich dazugesellt.



Die Kehrseiten der Medaillen.
Schalllochrosetten sind eingepasst und auf Niveau geschliffen.



Die Beleistung der Böden ist identisch.
Kasha hat hierzu keine Modifikationen vorgesehen.



Die drei Ukulelen hängen in der Werkstatt ab.
Ganz links das nächste Projekt: Eine Curly Koa Tenor Ukulele.

Vom weiteren Fortschritt werde ich berichten.

Kanikapila!
Haole

gallier

Zitat von: Haole in einem anderen ThreatMein Traum ist, herauszufuinden, was sich handwerklich machen lässt.
Ich hatte ja schon einmal geschrieben:
\"...wird noch die Versuchsserie mit zwei verschiedenen Beleistungstypen gebaut: Die oben abgebildete Fächerbeleistung im Vergleich zu einer Beleistung nach Dr. Kasha.

Was besser klingt, wird dann die Vorlage zu Maiks Ukulele.\"

Darauf bin ich so richtig gespannt!

Zitat

Hier die beleisteten Decken zum direkten Vergleich. Maiks Decke hat sich dazugesellt.

Heisst das jetzt das die Beleistung von Dr. Kasha doch nicht so gut ist und eigentlich so klingt wie sie aussieht?  :)

Doc Aloha

#2
Aloha Gallier,

Nein - wir hatten zwischenzeitig umgeplant.
Maik hatte sich, nachdem er meine Mango Ukulele gesehen, gehört und gespielt hatte, für Meister Hegewalds Beleistung entschieden.
Den Klangvergleich konnten wir ja noch nicht durchführen - die Instrumente sind ja noch nicht fertig.

Es ist ohnehin die Frage, ob man - selbst wenn der gleiche Instrumentenbauer versucht, identische Instrument herzustellen - wirklich einen Klangvergleich anstellen kann.

rigk - der wohl die meisten Instrumente hier im Forum hat bauen lassen - hat ja schon beschrieben, dass zwei \"gleiche\" Ukulelen durchaus verschieden klingen können.

Mal sehen oder hören - ich bin jedenfalls immer noch gespannt. So 7-8 Wochen wird es noch dauern.

E luana!
Haole

RISA

Das wäre dann also eine Low-G-Beleistung, richtig? Für mein Gefühl bei allen Abbildungen zu viele Leisten. Wobei ich natürlich nicht weiß, wie dick die Decke ist. Es gibt auch noch andere Methoden die Schwingung zu verbessern.

gallier

Eine weise Entscheidung von Maik. Wenn die beleistung von Dr. kasha etwas bringen sollte dann weiss das sicherlich auch nur er wie sie richtig angebracht wird. Ich bezweifele aber das der Arbeitsaufwand wirklich etwas bringt.

Doc Aloha

#5
Zitat von: RISADas wäre dann also eine Low-G-Beleistung, richtig? Für mein Gefühl bei allen Abbildungen zu viele Leisten. Wobei ich natürlich nicht weiß, wie dick die Decke ist. Es gibt auch noch andere Methoden die Schwingung zu verbessern.
Aloha Rigk,

Yep - eine High-G-Beleistung ist dem Grunde nach denkbar, aber - vermutlich - würden Interferenzen den gedachten Vorteil nivellieren.
Hoch-mittel-tief-hoch auf der Decke eines so relativ kleinen Instrumentes durch träge Impedanz in umschriebene Bereiche einzuteilen?
Ich bin da skeptisch.
Sämtliche mathematischen Versuche, Klangausbreitung in einem Instrument zu simulieren, scheitern bereits bei Akkorden von mehr als 2 (!!!) Tönen.
Das Chaos im Raum ist mathematisch nicht erfassbar und daher nicht simulierbar.

Die Decken sind zum Rand hin dünner geschliffen und zwischen 1,8mm und 2,1 mm stark. Sie werden einzeln abgestimmt. Gewölbte Decken sprechen in der Regel besser an als nicht gewölbte - weniger Nulldurchgänge, die Energie verpuffen lassen.
Somit scheitert die Theorie einer Membran als Decke auch an den Kräften, die berücksichtigt werden müssen: Verwindung am Steg, Zugkraft der Saiten etc.
Ob es von Vorteil ist, schwingendes Material zu entfernen (Um träge Masse zu reduzieren in der Hoffnung, mehr Klangvolumen zu erreichen), bezweifle ich.
Im Sustain gibt es dann Einbußen.

Zitat von: gallierEine weise Entscheidung von Maik. Wenn die beleistung von Dr. kasha etwas bringen sollte dann weiss das sicherlich auch nur er wie sie richtig angebracht wird. Ich bezweifele aber das der Arbeitsaufwand wirklich etwas bringt.
Aloha Gallier,

Das klingt mir nun sehr spekulativ. Mir wäre es auch lieber, wenn die Fächerbeleistung das Rennen macht - der Arbeitsaufwand für die Kasha-Beleistung und die damit verbundenen Kosten sind erheblich höher. Kashas Originalarbeiten sind lesbar und verständlich, aber aus den oben genannten Gründen sind die Theorien nicht auf Akkorde anwendbar.
Wir kennen wahrscheinlich alle Instrumente, die auf einer Saite hübsch klingen, beim Schlagen von Akkorden aber regelrecht dicht machen.
Ob Maiks Entscheidung nun weise war, werden wir dann sehen, wenn gelegte Eier begackert werden können.

E kala mai!
Haole

charangohabsburg

Zitat von: RISAEs gibt auch noch andere Methoden die Schwingung zu verbessern.
Klar. Deine Lösung gleicht ja ein bisschen der Smallman - Beleistung, bloss, dass das Gitter nicht aufgeklebt, sondern stehengelassen wird. Das ist wegen der Miniaturisierung an der Ukulele sicher die technisch einfacher zu realisierende \"Gitter-Beleistung\". Anderseits können G******* - Decken mit einer Gitterbeleistung aus Balsa/Carbonfiber - Compound dünner als 1.5mm (an der dicksten Stelle) werden (klick).
Leider habe ich keine Ahnung, wie man so ein Compound-Material herstellt, bzw. mit welchem Aufwand und Schwierigkeiten dabei zu rechnen ist.

Mike von D

Oh Man, wenn die doch nur schon fertig wäre!!! :shock:

Genau über das Thema \"Beleistung\" gibt es die unterschiedlichsten Meinungen und nahezu jeder Luthier hat da seine eigene \"perfekte\" Lösung.
Nun hatte ich ja als einer der wenigen schon 3 Hauoli-Haole Ukulelen in der Hand die alle 3 phantastisch waren.
Was Haole erreichen will ist eben das best mögliche aus seinen Ukulelen, die er ja später auch vertreiben will heraus zu holen, daher die Experimente mit Kasha und Fächer Beleistung!
Ich bin sogar der überzeugung das verschiedene Hölzer unterschiedliche Beleitungen brauchen!

Es gibt da noch einige andere wie man an Rigks Beispiel sehen kann, und G-String kommt z.B. bei der Konzert mit nur einer Leiste in der Mitte aus!

Letztendlich zählt das Ergebnis und ob genau das auch dem der sie spielen will gefällt.
10 Leute werden auch hier ein und die selbe Ukulele niemals alle gleich bewerten.

Und mir hat die Hauoli-Haole eben so gut gefallen das mir der Preis völlig egal ist.
Leider wird sie nicht wie gehofft bis Gross Umstadt fertig so das ich sie hätte zeigen können, aber es gibt ja immer mal wieder treffen wo sie sich dann auch dem Vergleich mit anderen guten Ukulelen stellen muß und wird  :mrgreen:

Da ich ja auch ganz bald anfangen werde Ukulelen zu bauen interessieren mich diese Themen natürlich besonders, und die ersten werden definitiv alles Experimentier Modelle werden.

Gruß
Maik

charangohabsburg

Zitat von: Mike von D[...]  Ich bin sogar der Überzeugung das verschiedene Hölzer unterschiedliche Beleistungen brauchen! [...]
Da bin ich mir auch sicher. Es gibt ja auch Instrumentenbauer (z.B. Daniel Friederich), die messen die Steifigkeit jeder Resonanzdecke bei jeweils gleicher Dicke, bevor sie sich daran machen sie auf die definitive Dicke zu hobeln und die Beleistung aufzukleben, und dies sogar wenn es sich um die gleiche Holzart handelt. Bei einer neuen Holzart kann dementsprechend der Instrumentenbauer aufgrund schon gemachter Erfahrungen die Decke weiterverarbeiten.

So hat z.B. Daniel Friederich die Steifigkeit der Resonanzdecken-Hälften gemessen:


Das ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn man von (eigenen oder fremden) Erfahrungswerten profitieren kann, bzw. solche sammeln will.

Doc Aloha

Aloha Charangohabsburg,

interessant - und danke für das historische Bild.
Meister Hegewald stimmt die Decke durch entsprechende Reduktion der Stärke, d. h. er feilt, klopft, feilt, klopft solange, bis der gewünschte Grundton erreicht wird.
Dann wird beleistet und die Leisten werden dann mit einem kleinen Geigenbauerhobel so lange bearbeitet, bis alles stimmt.

Klar: Das geht nicht in der Serienproduktion, und das geht nur mit der entsprechenden Erfahrung, die nur ein Mensch haben kann.
CNC-Fräsen sind halt anders programmiert...

Schade, dass ich in Groß-Umstadt nicht dabei sein kann.
Ich fliege genau an dem letzten Tag des Festivals zurück nach Deutschland.

A hui hou!
Haole

gallier

ZitatDas klingt mir nun sehr spekulativ. Mir wäre es auch lieber, wenn die Fächerbeleistung das Rennen macht...

Ob Maiks Entscheidung nun weise war, werden wir dann sehen, wenn gelegte Eier begackert werden können.

Das ist sicher spekulativ von mir, vielleicht ist die Beleistung von Dr. Kasha ja doch besser aber dann eher durch Zufall. Ich denke so etwas  zu entwerfen ist auch sehr spekulativ. Wie kommt er auf die Idde das ein gebogenes Hölzchen an den Stellen wo er sie hinsetzt etwas bewirken könnte? Hat er das nach Gehör gemacht oder mit Hilfe von irgendwelchen Maschinen? Ich frage mich ob es nicht ein Fehler ist (ich lass´mich natürlich gerne vom Gegenteil überzeugen) ob es nicht ein Fehler ist , eine Beleistung die für Gitarre gedacht ist einfach auf die Ukulele zu übertragen. Die Fläche ist doch viel kleiner. Firmen wie Koaloha , G-String usw.haben ja bewiesen das es mit sehr viel weniger geht. Und Risa fräst ja sogar weg anstatt etwas draufzukleben.

Doc Aloha

#11
Aloha Gallier,

Michael Kasha ist eigentlich ein Chemiker und in den Staaten ein recht angesehener Forscher.
Ob er noch lebt, weiss ich nicht - er wäre heute 89 Jahre alt.
Etwas über seinen Werdegang kann man hier recht anschaulich lesen.
Er hat - halt so aus Spaß - Computersimulationen entwickelt und berechnet, die sich mit der Schallentwicklung in Zupfinstrumenten (Große 6Saiter...) beschäftigten.
Er hat dann halt an den Parametern der Beleistung geschraubt und das war sein Ergebnis. Also keine reine Phantasterei.
Nur - wie ich vorher schon sagte - lehnen sich diese Modelle an EINE gezupfte Saite an.
Es gibt nach Auskunft von Meister Hegewald Simulationen mit zweisaitigen Akkorden, danach ist die Grenze der Berechenbarkeit erreicht.

Lehnen wir uns also zurück und warten ab, was in der Werkstatt entsteht.
Und was sich so bei renommierten Instrumentenbauern durchsetzt....

Panta rei....
Haole

RISA

Ich sehe das ähnlich wie der Gallier. Ich habe bei meinen Forschungen und Versuchen oft Dinge von anderen Saiteninstrumenten übernommen und das Ergebnis war irgendwie immer unerwartet, ob Stimmstock wie bei der Geige oder was auch immer. Auch festzustehen scheint, dass Kasha nie an Ukulelen geforscht hat. Die Übertragbarkeit seiner Ergebnisse bleibt also zu beweisen. Dass ein Hochhaus einer anderen Statik unterliegt, als ein Einfamilienhaus ist für mich genauso klar, wie der Unterschied der Beleistung von Gitarre und Ukulele. Speziell bei der Beleistung habe ich die Erfahrung gemacht, dass weniger mehr ist. Genau so wenig, dass gerade noch die Stabilität gewährleistet ist. Wo das Wenige dann sitzt, um den Klang optimal zu beeinflussen, das ist allerdings eine schwierige Angelegenheit. Nicht zu widerlegen ist jedoch, dass jede Leiste erst einmal die Schwingung hemmt und Lautstärke und Klangvolumen negativ beeinflusst.

Doc Aloha

#13
Zitat von: RISA....und das Ergebnis war irgendwie immer unerwartet, ob Stimmstock wie bei der Geige oder was auch immer. Auch festzustehen scheint, dass Kasha nie an Ukulelen geforscht hat. Die Übertragbarkeit seiner Ergebnisse bleibt also zu beweisen.
Aloha Rigk - absolut korrekt! Kashas Modelle sind für die sechssaitigen Kisten berechnet.
Aber einen Versuch scheint es mir wert...
Versuch macht kluch ;)

Zitat von: RISANicht zu widerlegen ist jedoch, dass jede Leiste erst einmal die Schwingung hemmt und Lautstärke und Klangvolumen negativ beeinflusst.
Primär jein : Die höhere Masse absorbiert zunächst Energie und reduziert die Amplitude. Das reduziert die Lautstärke.
Aber : wir können nicht nur das neue Instrument betrachten, das gerade erst ein paar Stunden die Saitenspannung aushält und deren Decke -noch- nicht eingesunken ist.
Bei der spanischen Beleistung sind die Leisten leicht gewölbt und stabilieren so auch die Wölbung der Decke.
Eine gewölbte Decke hat im Zusammenspiel mit einem gewölbten Boden in der Regel eine bessere Projektion.
Das wirkt sich günstig auf Volumen und Transparenz aus.
Bei Sopranukulelen ist das wegen der geringen Verwindung wahrscheinlich weniger bedeutsam (Hochhaus - Bungalow), bei den größeren Mensuren aber schon.
Und dann bleibt ja am Ende oft die Überraschung, das Ergebnisse anders aussehen oder klingen als das, was geplant war..

Kanikapila!
Haole

Jeanette Bos

Fuer wen interessiert ist: auf FleaMarketMusic Bulletin Board hat\'s ueber Kasha Bracing ziemlich ausfuerhrliche Diskussionen gegeben zwischen grossen Ukulelenbauer wie Duane Heilman, John Mayes, Rick Turner, Dave Means und anderen. Meistens sind sie mild-skeptisch. Der \"Suche-Funktion\" auf FMM funktioniert wieder gut, also wer Lust hat...