Testbericht: Brüko-Custom-Tenor (genauer hingesehen)

Begonnen von smartin, 25. Aug 2009, 14:20:35

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smartin

Ich hatte ja schoneinmal Testberichte zu meiner Brüko 6 und Ohana CK-35G verfasst, die für ordentlich Empörung, Diskussion aber auch Anerkennung sorgten da ich die Instrumente äußerst penibel unter die Lupe nahm und mich nicht vom Euphorismus einer schönen Neuanschaffung blenden ließ.....auf der ewigen Suche nach einem bezahlbaren Qualitätsinstrument.

Nun also der 3. Teil zu meiner neuen Ukulele....

Zunächst muss ich hier ersteinmal die Optionen meiner Custom-Brüko beschreiben. Inspiriert, von einigen Sondermodellen von Forum-Kollegen entschied ich mich also für folgende:

Bauart:   Tenor - flach
Korpus:   Palisander
Decke:   Zeder
Hals:    Mahagoni mit Ahornfeder - Herzchenende
Griffbrett:   Palisander
Kopfplatte:   Palisander Funier
Steg:   Palisander mit Kunststoffeinlage
Binding:  Nur Oben - Kunststoff Schwarz-Weiß-Schwarz
Schalllochumrandung:   Kunststoff Schwarz-Weiß-Schwarz
Mechaniken:   Schaller-Mini

Bilder:




Die Bestellung/Service:
Sehr viel Verständnis und Geduld bekam ich für meine Unentschlossenheit zu vielen Punkten. Schließlich bekamen wir dann aber in einem Telefonat die passenden Optionen zusammen. Ursprünglich wollte ich den Mahagoni-Hals mit Palisander-Feder....Herr Pfeiffer sagte mir allerdings, dass das länger dauern würde als der Standart-Hals, daher entschied ich mich für den Standart. Bezahlt wird bei Brüko nach Erhalt der Ware und damit natürlich auch nach Qualitätsprüfung. Ich bin zufrieden, daher bezahle ich auch ;)  

Der erste Eindruck:
Ein paar Wochen später kam das Paket. Gut verpackt holte ich das Instrument aus der mitgelieferten Tasche (großes PLUS) und war direkt überwältigt von der kleinen Schönheit. Das gute Stück übertrifft in Ausführung und Aussehen schon einiges, was ich bisher gesehen habe. Die Palisanderfeder im Hals ist inzwischen vergessen - Ahorn hat hier eine super Optik.

Genauer hingesehen:
In meinem letzten Brüko-Test bemängelte ich die Hals-Korpus-Verbindung. Das war also natürlich mein erster Anlaufpunkt. Hier wurde allerdings diesmal äußerst schön gearbeitet. Nichts zu finden. Außerdem bemerkte ich damals bei der Nr. 6 leichte Biegefalten in den Zargen. Auch hier ist alles Spitze. Da Brüko generell keinen dicken Glanzlack verwendet, kann ich auch nicht das Lackproblem der Ohana wiederfinden.

Tatsächlich musste ich wirklich eine Weile suchen, bis ich Kritik-Punkte fand. Das zeugt von einer absolut hochwertigen Verarbeitung. Generelle Problemzonen sind jedoch Klebestellen - und hier wurde ich auch diesmal fündig. Das Kopfplattenfunier ist auf einer Seite am Sattel für ca. 3mm nicht ganz bündig mit der Kopfplatte verklebt und bildet einen ca. 0,1-0,2mm dicken Spalt.



Außerdem ist durch einen leichten, sehr schmalen Klebespalt zu erkennen, dass die Platte aus zwei Teilen zusammengesetzt wurde.

Das Binding ist im Außenberreich nicht zu 100% schwarz - gelegentlich schimmern hellere Stellen durch, die an einen leichten Marmor-Effekt erinnern. Das Weiß des Bindings ist etwas gelblicher als das Weiß der Schalllochumrandung, allerdings kann man das sogar als recht angenehm empfinden, da das Binding so auf der Zederndecke nicht allzu penetrant hervorsticht.

Das war eigendlich auch schon alles, was man mit höchster Penibilität anmerken, aber nicht wirklich kritisieren könnte.

Bespielbarkeit:
Sie ist zwar ordentlich Kopflastig, aber ich denke, das habe ich mir mit der Verwendung von Schaller-Minis und dem Flachen Korpus so ausgesucht und das nehme ich so auch in Kauf für Stimmstabilität.
Das Griffbrett ist angenehm groß für meine Bassistenfinger (dafür verzichtete ich allerdings auf ein paar Bünde durch Wahl des Tenormodells mit nur 12 Bünden) und die Finger gleiten nur so dahin, allerdings könnte die Saitenlage im 10. Bund gut einen Millimeter flacher sein.
Spielerisch macht sich der flache Korpus gut, da die Korpuskanten nun nicht mehr unangenehm drücken können, wenn man mal nicht in vorbildlicher Haltung spielt.

Klang:
Zunächst einmal das geeichte Zeigerstimmgerät herausgeholt und Bundreinheit überprüft. Hier konnte das Standart-Modell der Brüko 6 damals nicht ganz überzeugen - obwohl ich bis heute denke, dass das vor allem mit dem Verhältnis aus Mensur und Saitenhöhe zu tun hatte. Anders hier mein Sondermodell - Bundrein bis aufs Cent und in den höchsten Lagen. Einwandfrei.....

Klangbeispiel:
Klangbeispiel (mit Plektrum gespielt)

Klanglich sind meine Optionen nicht ganz so voll wie meine Ohana CK-35G....logisch, anderes Holz, flache Bauart. Der Flache Korpus ist allerdings tatsächlich direkter (wie von Hubert Pfeiffer am Telefon beschrieben) und im Ton auch sauberer als die Ohana, die durch eine sehr dünne Decke stark auf Berührung reagiert. Der Ton breitet sich nicht lang im Korpus aus und ist vom Anschlag bis zum Ausklang absolut 100%ig Tonhaltig. Das ist wohl einer der größten Voteile der flachen Bauart. Ich werde demnächst noch die recht harten Martin-Flourcarbon-Seiten aufziehen, mit denen man gut 1 bis 2 Töne tiefer stimmen kann als die klassische G C E A und dadurch an Klangfülle gewinnt. Nötig ist das nicht, aber ich mag es bauchig. Erstaunlicherweise ist die Charakteristig der Zederndecke wirklich schön hörbar. Kräftig und laut ist der Klang des Instrumentes allemal und von daher bleibt mir nur das Fazit um meine neue Errungenschaft zu beschreiben....

Fazit:
Meine Liste aus \"Die besten Instrumente, die ich je in der Hand hielt\" ist mit dem heutigen Tag um ein Exemplar reicher geworden. Tatsächlich kann man an diesem Instrument nur minimale Details anmerken und ich würde jedem Empfehlen, der eine schöne, qualitative Ukulele will, sich einfach eine bauen zu lassen. ICh werde in Zukunft auf jedenfall nicht mehr das Risiko eingehen, mich auf andere Marken mit gleichem Preis einzulassen und bin schon am Überlegen, wie die nächste Custom-Brüko sein soll.

Endlich mal Qualität...

PS: Zusätzlicher großer Vorteil....die Brüko-Tenor passt sogar in die überall erhältlichen (und leider oft völlig überteuerten) Ukulelenkoffer für Konzert-Ukulelen. Nur im Brüko-Shop habe ich diesen Koffer bisher zu einem angemessenen Preis gesehen - leider aber nur für Sopranukulelen.

wwelti

Danke für den schönen und ausführlichen Bericht. Machst Du auch noch ein paar Bilder? :)

moskeeto

schöner Bericht :D

Glückwunsch zur Neuen! Ich habe auch eine Custom Brüko (Sopran) und bin sehr zufrieden (wobei meine ab dem 10. Bund leider nicht mehr so bundrein ist).

Über Fotos und ein Klangbeispiel würde ich mich auch freuen...!

wwelti

#3
@moskeeto: Wenn Du noch eine andere, bundreine Brüko zur Hand hast, solltest Du mal die Griffbretter nebeneinander halten. Eine Abweichung, die groß genug ist, merkbare Intonationsprobleme zu erzeugen, ist auf _jeden Fall_ sichtbar! Im Bereich des 12. Bundes entspricht eine Ungenauigkeit von ungefähr 1 mm einer Abweichung von 10 Cent.

Wahrscheinlich ist jedoch, daß die Probleme mit der Saitenlage -- oder auch mit den Saiten selbst -- zusammenhängen.

Edit: @smartin: Danke für die schönen Bilder. Seeehr schönes Instrument :) -- aber Du spielst doch nicht mit Plek?  :shock:  :mrgreen:

Gruß
  Wilfried

smartin

#4
Bilder hinzugefügt :)

@Moskeeto
Ich denke auch, dass das nicht an der Verarbeitung, sondern an der Saitenhöhe liegt. Die kann man zwar ändern, aber ich würd einfach damit leben.

jazzjaponique

#5
Wunderschöne Ukulele. Herzlichen Glückwunsch.
Ein Klangbeispiel wäre schon sehr spannend.

smartin

#6
@wwelti

doch, manche Sachen schon.....


das Klangbeispiel zum Beispiel, was ich unter \"klang\" hinzugefügt habe.

jazzjaponique

Danke hat ich übersehen oder es war beim ersten Lesen als noch keine Bilder dabei waren noch net dabei.

ukemouse

was für Martin Flourcarbon Saiten meinst du? Gitarrensaiten? Die Ukulelesaiten sind ja nicht hart, die sind eher light und ziemlich dünn und ja für Sopran/Concert gedacht.

Kay

Funktionieren aber auf Tenor auch sehr gut.

@smartin: Willkommen im Club der Brüko-Custom-Tenor-Flachukler ;)

smartin

@ukemouse

Wie auch immer ;) - ich empfinde sie jedenfalls als härter, als die Werkssaiten von Brüko und stimme damit generell einen ganzton tiefer.

@Kay

Ich glaub du warst einer der Inspiratöre :mrgreen:

smartin

man könnte über die Saitenlage nochmal nachdenken....sie beträgt im höchsten Bund gute 3mm, was höher ist als bei meinen E-Bässen. Das müsste nicht unbedingt sein denke ich.

kurt

Danke lieber smartin !
Wie schon deine vohergehenden Testberichte finde ich auch diesem äußerst fundiert, objektiv und gut formuliert !

Bitte mach weiter !

smartin

Naja....ist nur ne Frage der Finanzen ;). So wie ich das sehe werde ich wohl nichts mehr unter 200 Euro kaufen. Es sei denn ich kann mal irgendwo eine in der Hand halten die mich auch so überzeugt. Leider muss ich aber in der Regel auf Online-Shops zurückgreifen.

moskeeto

so, hab jetzt auch das Klangbeispiel bewundert - echt schön! Klar, für eine Tenor hat sie relativ wenig Sustain - aber der Klang ist sehr voll und \"ukulelig\" :D
Und trotz Plektrum ist der Klang gar nicht so kantig - das liegt bestimmt an der Zedern-Decke.