Vollholz Gitarre/Ukulele, Preisunterschied gerechtfertigt?

Begonnen von Tschebberwooky, 04. Mai 2012, 14:49:38

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Tschebberwooky

Warum ist eine Vollholz-Gitarre um soviel günstiger als eine Vollholz-Ukulele mit gleichem/ähnlichem Material?

Beispiel:
Fichtendecke, Ahorn Zarge

http://www.thomann.de/at/thomann_classica_s.htm
http://www.thomann.de/at/lanikai_maple_tenor_ukulele.htm

Ist es nur die Marktwirtschaft die Angebot/Nachfrage folgt?
Ist es die verwendete Holzqualität?

Ich finde das auf jeden Fall unfair!

faltukulele

Zitat von: TschebberwookyIst es nur die Marktwirtschaft die Angebot/Nachfrage folgt?
Ist es die verwendete Holzqualität?

Ersteres, fürchte ich 8) .

Ich will die T-Gitarre nicht schlecht- und die Lanikai nicht schönreden, aber auch wenn sie immerhin aus Holz ist - eine Gitarre mit Buchengriffbrett wolltest Du nicht haben, und den nußbaumgefärbten Ahorn möchtest Du nicht ungefärbt sehen. Von der Lanikai kannst Du immerhin annehmen, daß sie halbwegs ordentlich verarbeitet ist - aber da sind wohl auch nur Decke und Steg massiv. Im Gitarresektor (und der ist nicht nur von den Stückzahlen her um ein vielfaches größer als der Ukulelenmarkt, sondern auch vom Durchschnittspreis) ist eine Sperrholzdecke (nicht immer, aber meistens zu recht) absolut low level. Daher findest Du auch ein paar billige Vollholz-Gitarren - ob die besser klingen als eine Sperrholz-Gitarre, sei mal dahingestellt. Bei den Ukulelen ist die Vollholzdecke schon \"was besseres\", und entsprechend soll der Kunde auch bezahlen. Rundum massive Ukulelen kosten etwa soviel wie gleichwertige Gitarren - DAS :shock: ist allerdings wirklich ungerecht, denn das Material für die Ukulele ist bei gleicher Qualität doch einfach deutlich weniger, und ein bißchen weniger Arbeit macht sie auch.

Liebäugelst Du mit der Lanikai Tenor?

Viele Grüße

Christoph

der Neue

#2
Der Vergleich ist nicht in jedem Fall repräsentativ. Du hättest auch eine Ukulele von HB vorstellen können, und dagegen von mir aus eine in Spanien hergestellte Konzertgitarre. Dann könnte man fragen: Ist es gerecht, dass die Gitarre 30 mal so viel kostet wie eine Ukulele?  Die Markengitarre wäre sicherlich auch noch um ein vielfaches teurer als die Lanikai Ukulele ;)

Edit: Vielleicht war der erste Teil meines Beitrages ein wenig zu heftig, \'tschuldigung!
ich will halt sagen, dass eine wirklich befriedigende Konzertgitarre nicht für unter 100.- Euro zu bekommen ist, aber es gibt sicherlich viele Einsteigerinstrumente unter 300.-, an denen man auch nach ein paar Jahren Freude haben kann. Die edleren Sachen kosten aber mehr, damit meine ich, nur mal als Beispiel, eine wie die hier: http://www.thomann.de/at/la_mancha_ambar_flamenco.htm

...und das ist auch immer noch eher der untere Rand  :roll:
In der Preisklasse bekommst du dann auf jeden Fall eine ganz schöne Menge Ukulele, oder nicht?

-Jens-

Auch gute Blockflöten können durchaus teuer sein. Ich finde derartige Vergleiche an den Haaren herbeigezogen. Für ein ordentliches Instrument muss man eben bezahlen. Oder warum bekommt man einen VW Golf nicht zum Preis eines Dacia?

Saitensprung

#4
Na ja, du kannst eine Thomann-Gitarre eben nicht mit einem Markeninstrument wie dem von Lanikai vergleichen.
Thomann lässt unter diesem Namen und auch unter der Marke Harley Benton allergünstigst in China herstellen. Da werden auch günstigste Preise für günstigste Materialien ausgehandelt.
Lanikai lässt zwar auch in China produzieren, aber hat doch einen gewissen Ruf zu verteidigen und wird zumindest darauf achten, dass die Verarbeitung und die Qualität etwas gehobener sind, als bei Thomann- oder No-Name-Produkten.

Dazu nehme ich an, dass der Absatz an Gitarren immer noch größer ist als der von Ukulelen. Und die Nachfrage bestimmt dann auch wieder den Preis. \"Viel\" lässt sich halt günstiger herstellen, als \"wenig\".

3. Grund: massive Fichte ist nicht gleich massive Fichte! Es gibt Qualitätsunterschiede. Ein gutes Laminat ist mir ehrlich sogar noch lieber, als das billigste Massivholz. Wenn ich sehe, dass Thomann eine Gitarre aus Massivholz für 85 Euro anbietet, dann wollte ich das Ding nicht geschenkt haben. Und ich mag auch nicht wissen, wie hoch der Anteil am Preis für die Gitarrenbauer noch ist, wobei man ja oft noch der Ansicht ist, dass 85 Euro schon viel sind. Nach unten ist da ja oft noch viel Spielraum. Aldi und Lidl verkaufen schon mal Gitarren für 60,- mit DVD, Gigbag, Stimmgerät, Lernbuch, Ersatzsaiten, Gurt und einem 10 tägigen Aufenthalt am Meer.

faltukulele

#5
Oops?

Ich dachte, schon der erste Beitrag sei nicht ganz ernst gemeint - und wollte eigentlich nur andeuten, daß für die genannten Preisdifferenzen vermutlich eher die Marktsituation als sonst irgendwas verantwortlich ist.

P. S. Ich nehm die 10 Tage Seeurlaub und spende den Rest :mrgreen:

-Jens-

Zu meinem Kommentar hat mich das Wort \"unfair\" angestoßen. In der freien Marktwirtschaft gibt es keine Fairness, nur Profit. Das soziale Instrument muss noch erfunden werden (wobei ich eine Ukulele schon als sehr sozial empfinde, wenn evtl auch in anderem Wortsinn). Feuchte Fichte und Kinderarbeit vs. abgelagertem Holz und westliche Steuer/Lohnverhältnisse. Der Markt ist nicht \"fair\", der Kunde bezahlt seinen Wunsch. Ich darf meinen Gedanken garnicht weiter spinnen ...

Kurzfassung: Unsere Marktwirtschaft, die Angebot und Nachfrage folgt. Punkt.

H a n s

Zitat von: -Jens-Auch gute Blockflöten können durchaus teuer sein. Ich finde derartige Vergleiche an den Haaren herbeigezogen. Für ein ordentliches Instrument muss man eben bezahlen. Oder warum bekommt man einen VW Golf nicht zum Preis eines Dacia?

O.T. Weil der Dacia entschieden besser ist als der Golf!!

Lebe Deine Träume, als ein Leben lang nur zu träumen !!

Dieter

ich bin kein golf-fahrer aber ich hab beide gefahren.

ich möchte beide nicht: der eine zu teuer, der andere wirklich nicht mehr wert..
Gruss Dieter

LokeLani

#9
Die Frage ist doch immer dieselben: Was will der Kunde?
Leider gilt heute das Motto \"Geiz ist geil\" und der Konsument will alles möglichst billig, das beginnt bei den Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs bis hinauf zu den Luxusgütern. (Tiefe Löhne in Schwellenländern machen dies möglich.)

Bei einem Instrument handelt es sich um ein Hobby und das darf meiner Meinung nach auch etwas kosten.
Da die Auswahl an Ukulelen in vielen Musikgeschäften sehr dürftig ist, ist Kunde in diesem Bereich froh um den Versandhandel. Für Gitarren hingegen gibt es viele gute Fachgeschäfte mit Beratung, da findet auch der Einsteiger ein gutes und v.a. auch ein gut eingestelltes Instrument.

Ein \"soziales Instrument\" gibt es meiner Meinung nach schon, beim Instrumentenbauer direkt!
..Oder ein älteres, Gebrauchtes, eventuell Restauriertes.

Saitensprung

Natürlich bestimmt der Kunde, was gekauft wird. Aber wenn ein unterirdisches Angebot erst gar nicht vorhanden ist, dann kann Kunde vielleicht auch ohne viel Wissen mal etwas kaufen, das etwas taugt. Wie immer gehören auch zu einem miesen Geschäft eben zwei - die einen, die Schrott kaufen und die anderen, die ihn anbieten.
Im Prinzip ist es mir mittlerweile egal, da ich es doch nicht ändern kann - ich versuche es gelegentlich immer wieder, aber die Gegenwehr ist einfach größer.
Diesmal wollte ich eigentlich nur eine Antwort auf die Frage geben, warum scheinbar gleiche Materialien so unterschiedlich im Preis sind.

Tschebberwooky

Interessante Meinungen...Danke.

Ich tippe voll auf die Marktwirtschaft. Langsam geht mir das ganze Angebot/Nachfrage/Werbung/Profit auf den Senkel.
(Nicht dass ich selbst nicht über günstige Angebote erfreut bin.)

RuedigerS

Also ich kann dazu nur meine Erfahrungen schildern. Ich spiele selbst seit über 10 Jahren Gitarre, vor etwa 2 Jahren habe ich mit der Ukulele angefangen, und ich liebe dieses Instrument mittlerweile ;). Meiner Meinung nach kann man für 200 Euro eine wirklich gut spielbare, bundreine Gitarre bekommen, mit der man wirklich viel anfangen kann. Bei einer Ukulele wird\'s da aber schon schwieriger. Nicht, dass gar nichts für 200 Euro zu haben wäre, was was taugt, aber man muss sich schon Mühe geben, Zeit investieren, oder einfach Glück haben.
 Ich hatte vor über 2 Jahren also den Wunsch, mit eine Ukulele zu kaufen, und schon etwas \"Vernünftiges\", möglichst bundrein und mit guten Klang. Lanikai war da die Firma, auf die ich mich zunächst festlegte: Ich bestellte also in einem Online-Shop ein Modell, es war die Curly-Koa (laminat) - und prinzipiell war ich erstmal recht begeistern von dem Instrument. Es fiel mir jedoch auf, dass einige Saiten doch arg schnarrten, und ein Blick auf den Hals offenbarte einfach, dass diese Ukulele nun nicht das gelbe vom Ei war. Der Hals war wirklich krumm und schief. Also OK, ukulele zurückgeschickt, gegen eine neue Lanikai. Und was war: zwar etwas besser verarbeitet, hier und da ein kleiner Lackfehler, OK, aber auch hier war der Hals krumm und schief. Also wieder die Ukulele zurückgeschickt. Das gleiche habe ich dann noch 2 mal wiederholt, immer mit dem selben Ergebnis, und dann dachte ich mir einfach: Wo ist dieser deutsche Ukulelenbauer nochmal? Kitzingen? 3 Stunden Autofahrt, was solls. Also hatte ich dann meine erste Ukulele: Eine Brüko Sopran Longneck Mahagony. Verarbeitung 1A. Kein Schnarren und nichts. Der Klang zwar etwas eigen, aber ich mag ihn heute noch sehr gern, und möchte diese Ukulele nicht mehr missen.
Vor ein paar Wochen wollte ich dann halt doch die zweite Ukulele haben, diesmal unbedingt eine Tenor, um mehr spielen zu können. Da ich ohnehin 3 Tage in der Gegend vom Musikhaus Thomann war, dachte ich, fahr doch mal hin. Im Vergleich zu ein paar Jahren vorher ist dort das Sortiment an Ukulelen nun doch deutlich angewachsen. Also hab ich angespielt, aus dem Lager in den Laden zum Anspielen bestellt, eine Ukulele nach der anderen. Es waren mindestens 15 Tenöre dabei, eher mehr. Die ein oder andere doppelt....und warum: Gerade die Lanikai-Ukulelen, entgegen dem, was ich oft irgendwo lese, scheinen doch, um es mal ganz milde zu sagen, große Qualitätsschwankungen in der Verarbeitung zu haben. 4 Modelle der Lanikai Maple Tenor, die ich klanglich am tollsten von allen empfand, da auch viel lauter als alle anderen, hatte ich in der Hand. Immer wieder ein Vergleichsmodell zum bestellten aus dem Lager. Und es war zum verzweifeln! Alle hatten irgendwelche Mängel: Lackfehler und solche Sachen kann man ja verschmerzen, aber da, wo es an den Klang selbst geht, möchte ich bei einem Instrument um die 250 Euro nicht solche Schlampereien bezahlen! Bei beinah allen Lanikais schnarrten die Saiten, mal stärker, mal weniger stark. OK, man kann sagen, Schnarren gehört auch irgendwie dazu. Manch einer mag es mögen. Ich mag es nicht. Und wenn man genau hinsieht - es lag fast immer ganz eindeutig am schiefen Hals - merkt man, dass es eben einfach schlampige Arbeit ist. Ich hatte schon 2 Martin Ukulelen, eine Pono, sogar 2 Kamakas mal in der Hand - die waren alle einwandfrei.
Ok, man zahlt für solche Instrumente auch einiges mehr, aber ich finde es dennoch krass, dass man selbst für 250 Euro oder mehr noch, solche einen Mist, sorry, bekommt. Wie gesagt, ich hätte ohne Probleme für den Preis eine gute Gitarre kaufen können. Der Markt ist da aber halt einfach größer.
 Da ich oft sowas lese, wie: \"Nimm eine Lanikai, da kann man eigentlich nichts falsch machen\", musste ich meine Erfahrung mit diesen Instrumenten einfach mal schildern. Vielleicht hab ichs ganz ganz zufällig ja blöd erwischt, ich war aber wirklich schon erstaunt, über diese schlampig gearbeiteten Instrumente. Daher werde ich nie wieder eine Ukulele bestellen, nur noch selbst anspielen.  Geworden ist es bei mir dann eine Kala Spruce-Maple Electric - bei der hat ausnahmsweise alles gepasst. Vielleicht mach ich über die mal ein Review, wenn ich Zeit habe. Beste Grüße,
Rudi