Von der „Müll“-US10 Titeuf zur Silent–uKUHlele

Begonnen von Anke, 16. Sep 2012, 12:38:46

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (14 Antworten, 2.512 Aufrufe)

Anke

Vor wenigen Tagen konnte ich in der Bucht dies liebliche Objekt für wenig Geld ersteigern  :lol: :

   

Deklariert als Ersatzteil/defekt und mit dem Hinweis versehen, ,,dass es sich bei dem hier angebotenen Artikel (zu 100%) um einen Dekoartikel handelt, der zum normalen Gebrauch nicht mehr geeignet ist" war ich doch sehr gespannt, was mir für 2 € zzgl. Porto ins Haus geliefert wird.

Zugegeben, der wunderschöne dicke rote Lack hatte einige Macken, der Hals ist nicht gerade/mittig angeleimt bzw. nicht richtig positioniert, siehe hier


und zum Klang (selbst mit gebrauchten Martin-Saiten) möchte ich mich gar nicht erst näher äußern.

Allerdings tun die Mechaniken ganz anständig ihren Dienst und halten die Stimmung, die Bundstäbchen sind solala abgerichtet (aber brauchbar) und ich hab nicht schlecht gestaunt  :shock: : sie ist trotz falsch positioniertem Hals bis auf minimalste Abweichung bundrein bis in den 10. Bund. Diese  Abweichungen habe ich durch umgehendes ,,tieferlegen" an Sattel und Steg nochmals reduzieren können.

Also habe ich die Ukulele trotz o.g. Warnhinweis für bespielbar befunden, zumindest als für meine Zwecke ausreichend spielbar. Vom miserablen Klang lasse ich mich nicht abschrecken und setze kurzerhand meinen Plan für den Umbau in eine Silent-Ukulele fürs Büro um.

Frau nehme hierfür:
- die ersteigerte Billigstsegment-Ukulele
- viel Schmirgelpapier
- etwas Lack-/Holzlasurreste aus dem Keller
- Zeitungspapier
- etwas Kuhfellimitat
- viel Klebstoff
- ,,gebrauchte" Martin Flourcarbon
- und ein wenig Zeit...

Hals und Griffbrett wurden abgeschliffen und neu lackiert bzw. lasiert. Ebenso der quietsche rote Steg.
Die Ukulele selbst habe ich schön prall mit Zeitungspapier ausgestopft (danke auch den Tippgebern in einem anderen Thread  :D ).

Um mir Schleifarbeit und weiteren Dreck zu ersparen habe ich entschieden, den Korpus nicht zu bemalen, sondern zu bekleben (was bei dem ohnehin bescheidenen Klang des Instrumentes und dem Ziel einer Silent-Ukulele keine allzu große Rolle spielen sollte).

Und hier ist sie: meine neue Silent - uKUHlele

    
                                                                           
Die Saitenwahl fiel kostengünstig auf hier noch herumliegende, nur wenige Wochen benutze Martin-Saiten (ich hatte im Experimentierfieber gerade erst einige meiner Ukulelen mit neuen Saiten ausgestattet, die gebrauchten aber vorsichtshalber aufbewahrt).

Im Ergebnis darf ich für summa summarum  knappe 10 € (inkl. aller Roh- und Werkstoffe sowie Zubehör und Porto) eine, wie ich finde, außergewöhnliche, schöne und in Teilen kuschelige uKUHlele mein Eigen nennen.
Und sie ist ausschließlich silent – für den Tonabnehmer, den ich im Büro sowieso nicht nutzen kann, war ich zu geizig. Aber zum etwas üben in der Mittagspause reicht es auch so.

Und jetzt bin ich gespannt, wie lange sie hält  8) und auch wenn manch erfahrener Ukulelenbauer hier im Forum sicherlich schmunzeln wird, aber ich bin tierisch stolz auf meinen ersten \"Eigen-Umbau\"!   :mrgreen:

Und p.s. sie ist empfunden nicht ganz so silent wie meine Eleuke Peanut, aber ich hoffe es wird gehen, ohne dass sich Beschwerden von den Kollegen im Büro ergeben.

ukeman1

Hallo !

Sehr cool und aussergewöhnlich !

Viel Spass mit der silent UKUHlele!

Gruss Sascha
Musik muss nicht perfekt aber echt sein.....

Kai


Tuke

Zitataber ich bin tierisch stolz auf meinen ersten \"Eigen-Umbau\"!  

Kannst Du auch sein!
Ich find\' sie klasse!
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

Floyd Blue

Sehr schön und willkommen bei den Bastlern!

Jetzt will ich aber auch hören wie sie klingt (oder besser gesagt nicht klingt).

lelopa

Eine kleine Sopran, die noch grün hinter den Ohren ist, nennt man U-Kalb-lele!  :mrgreen:

allesUkeoderwas

Die Mu(..)he hat sich gelohnt !!!

Auch von mir ein Willkommen bei den Bastlern.
Ukulelen: Nur Schrott

skiffle

#7
Da wünsche auch ich weiteren \"Muh...\"t
zur Vergrößerung der eigenen Herde.
Möge der Ertrag reichlich sein, Cowgirl. ;)


Rita

Kuuuhl und kuschelig...  toll, was du aus diesem unbrauchbaren Teil gezaubert hast!

Anke

Vielen lieben Dank für all die schönen Rückmeldungen  :D Das gibt Ansporn für weitere Basteleien  8)

Ein Soundbeispiel werde ich nachreichen, sobald die nötige Hardware dazu eingetroffen ist, versprochen.

Sie ist tatsächlich spielbar, bis auf die C-Saite (im 12. Bund wenige Cent Abweichung lt. Stimmgerät, aber für mich nicht wirklich hörbar)  habe ich keine Abweichungen mehr. Gut so. Hätte ich Anfangs nicht gedacht, dass tatsächlich etwas brauchbares dabei herauskommt.

Pippinne


artlis

hallo Anke,
Deine Arbeit finde ich wirklich richtig klasse! Ist das wunderschöne Teil jetzt tatsächlich ganz leise?
... und darf ich Dich fragen was für einen Klebstoff Du benutzt hast und ob Du mit der Haltbarkeit an den Kanten zufrieden bist?

Anke

Hallo Elisabeth,

zunächst danke für das Kompliment  :D
Ja, sie ist in etwa so leise wie eine Solidbody-Eleuke (vielleicht einen klitzekleinen Tick lauter, da der Korpus ja nicht massiv ist, sondern nur \"vollgestopft\", und Zeitungspapier hat, auch bei festem stopfen, eben nicht die selbe Dichte wie Holz). Das Schalloch habe ich zudem zugeklebt, zum einen um eine ebene Fläche für den Kuhfellbezug zu haben, zum anderen als zusätzliche Dämmung.
Man hört im Grunde nur noch die Saitenschwingung, d.h. die Töne hört man schon, dass man für sich in Ruhe spielen kann, aber z.B. im Nachbarzimmer niemanden mehr stört.

Für die Flächen habe ich Sprühkleber genommen, hält bisher bombenfest .Sprühkleber auf den Korpus dünn und gleichmäßig aufsprühen, kurz antrocknen lassen und dann den Stoff passgenau aufbringen. Hält sofort bombenfest, eine Korrektur ist kaum noch möglich, also sorgfältig arbeiten. Für die Kanten selbst hab ich dann spezielles Doppelseitiges Klebeband genommen (bis ca. 20 kg Haltekraft), und die Streifen für die Zargen habe ich wiederum mit Sprühkleber verklebt. Hier müsste ich etwas aufpassen, dass mir der Sprühkleber nicht die bereits angebrachten Stoffteile verklebt, ich habe sie daher etwas abgedeckt und mit Krepp abgeklebt (ähnlich wie beim malen, um die Stellen zu schützen, wo keine Farbe bzw. hier Klebstoff hinkommen soll).
Insgesamt solltest Du Deine Arbeitsfläche gut mit Zeitung oder Folie großzügig abdecken, sonst klebt später alles, denn der Sprühkleber lässt sich nicht so punktgenau auftragen. Er hat aber den Vorteil, dass er, wenn dünn aufgetragen, den Farbstoff vom Korpus nicht ablöst und nicht \"durchdrückt\". Ich hatte eine kleine Teststelle mit normalem alleskleber versucht, da hat es mir dieses fiese rot-lila durch die Lösungsmittel abgelöst und durch den Stoff gedrückt, sieht nicht schön aus, Stoff wird dann auch hart, also wieder runter und den besagten Sprühkleber verwendet.

Die Kanten sind bisher noch einwandfrei. Der Stoff hält sehr gut und trotz dass ich den Stoff nur einlagig aufgebracht habe sind noch keine Kanten durchgescheuert.
Ich nutze die Ukulele ca. 3 mal die Woche für ca. eine eine halbe Stunde (sie steht bei der Arbeit und hin und wieder spiele ich ein wenig in der Mittagspause).

Frag einfach, wenn du weiteres wissen möchtest. Ansonsten hoffe ich, geholfen zu haben.

Viele Grüße,
Anke

artlis

Hallo Anke,
vielen vielen Dank für die großartigen Tipps!
Sobald mir eine geeignete Ukulele über den Weg läuft, werde ich mich an die Bastelarbeit begeben.
Zur Zeit übe ich einfach so leise wie möglich, aber ganz entspannt schallgedämpft macht natürlich mehr Spaß :-)
LG
Elisabeth