Ich möchte eine neue Diskussion anzetteln.
Wir hatten hier schon öfter threads was für ein Instrument denn das sei und wie man Mischformen bezeichnen könnte.
Ich habe letzte Woche für einen Freund seine Mandoline auf Ukulele umgestimmt (mit Sopran-Stahlsaiten ! :mrgreen: )
Und er ist jetzt ganz stolz eine \"Ukulele\" zu besitzen !
Also nach welchen Maßstäben verurteilen wir ein unglückliches Instrument zu \"Tenorgitarrre\", \"Oktavgitarre\", \"Waldzither\" oder \"Mandoline\" ?
Bevor wir ihm eine Existenz als Ukulele gewähren
Bauweise, Stimmung oder momentaner Lust ? :mrgreen:
Ich würde sagen Saitenanzahl, Mensur und Stimmung.
deswegen bezeichne ich mein dghe gestimmtes Tenor Banjo nicht als bariton Ukenbanjo, weil die Mensur ungefähr 10cm länger ist, als bei der Bariton Ukulele
Zitat von: Benutzernamedeswegen bezeichne ich mein dghe gestimmtes Tenor Banjo nicht als bariton Ukenbanjo
Banjos würde ich sowieso ganz anders betrachten.
Ausser dem 5-saitigen Banjo kenne ich keins, das ich als eigenes Instrument bezeichnen würde, sondern als Bauform für ein anderes Instrument, zB Ukulelen-Banjo, Gitarrenbanjo, Tenorgitarrenbanjo (das ist das normale Tenorbanjo), Mandolinen-Banjo usw.
Neben den von Benutzernamen genannten Saitenanzahl, Mensur und Stimmung würde ich noch die Art der Saiten (Stahl vs Nylon (worunter ich jetzt auch Darm und Fluorirgendwas zählen würde)) aufzählen.
Man findet aber auch bei den Ukulelen umwickelte Saiten. Wenn sie aussen aus Stahl und innen aus Nylon sind, gelten sie dann als Stahl oder Nylon Saiten?
Bei dem Beispiel mit dem Tenorbanjo wollte ich nur darauf hinaus, dass es wie eine Bariton ukulele gestimmt ist, aber eben eine zu lange Mensur für eine Bariton uke hat und deswegen ein dghe gestimmtes Tenor Banjo ist und Keine Bariton Banjo Ukulele.
Die saiten sind zwar auch wichtig, wenn bei einer Sopran Ukulele Stahlsaiten drauf sind und die Stimmung GCEA oder ADFisH ist, bleibt das Instrument trotzdem eine Sopran Ukulele, sie hat dann hald Stahlsaiten.
Ein Tenor Banjo mit dgbe Stimmung spielen eigentlich nur abtrünnige Gitarristen. (Chicago Stimmung)
Die Standard Stimmung ist eigentlich c g d\' a
Und dann gibt es noch das typische für Irish Folk gestimmte Tenorbanjo in G d a e\'
Das 4 saitige Banjo ist eigentlich die Urform des Banjo und wurde in der traditionellen irischen
Musik schon lange vor dem 5-saitigen oder BlueGrass Banjo gespielt.
Die Stimmung verwende ich nur, damit ich es mit den Akkorden einfacher habe.
Das mit der Gitarre habe ich schon vor einiger Zeit aufgegeben. 6 saiten und 4 Fingher zum Greifen ergibt für mich einfach keinen Sinn mehr.
Zitat von: WS64Zitat von: Benutzernamedeswegen bezeichne ich mein dghe gestimmtes Tenor Banjo nicht als bariton Ukenbanjo
Banjos würde ich sowieso ganz anders betrachten.
Ausser dem 5-saitigen Banjo kenne ich keins, das ich als eigenes Instrument bezeichnen würde, sondern als Bauform für ein anderes Instrument, zB Ukulelen-Banjo, Gitarrenbanjo, Tenorgitarrenbanjo (das ist das normale Tenorbanjo), Mandolinen-Banjo usw.
Das ist aber aus der historischen Entwicklung her teilweise falsch. So wurde die Tenorgitarre entwickelt, um Spielern des Tenorbanjos ein nach Gitarre klingendes Instrument in die Hand zu geben, und nicht anders rum. Außerdem ist es mehr als seltsam, ein Instrument eher nach seiner Spieltechnik einzusortieren, als nach seinem Klang. Ein Mandolinenbanjo ist schlicht und ergreifend
beides: Mandoline
und Banjo.
Zitat von: WS64Neben den von Benutzernamen genannten Saitenanzahl, Mensur und Stimmung würde ich noch die Art der Saiten (Stahl vs Nylon (worunter ich jetzt auch Darm und Fluorirgendwas zählen würde)) aufzählen.
Ich versuch mal aufzuzählen:
- Lust und Laune des Herstellers und des Besitzers
- Art der Saiten: Metall oder Darm(ersatz) oder etwas ganz anderes, etwa Seide
- Saitenspannung, für die das Instrument ausgelegt ist
- Anzahl der Chöre (eine 12-saitige Gitarre hat 6 Chöre zu je 2 Saiten)
- Anzahl der Saiten pro Chor
- Mensur der Saiten
- Stimmung der Saiten (hauptsächlich in Quinten, hauptsächlich in Quarten oder offene Stimmung als Akkord)
- Vorhandensein oder Fehlen von Bünden
- Holzdecke oder Decke aus einer Art Fell wie bei Banjo und Shamisen
- Form des Korpus: Acht oder tropfenförmig oder dreieckig oder sonstwas
- Flacher Boden oder gewölbter Boden, Zargen oder keine Zargen
- untere Befestigung der Saiten: am Steg oder am Ende des Korpus
- Art der Wirbel: Ohren oder keine Ohren
Wobei der letzte Punkt sich vielleicht lustig anhört, aber einen ernsten Hintergrund hat: Curt Sachs, der Oberguru der Musikinstrumentenkunde hat die Art der Wirbel tatsächlich als entscheidendes Kriterium betrachtet, um Entwicklungsgeschichten von Saiteninstrumenten zu rekonstruieren.
Zitat von: BenutzernameMan findet aber auch bei den Ukulelen umwickelte Saiten. Wenn sie aussen aus Stahl und innen aus Nylon sind, gelten sie dann als Stahl oder Nylon Saiten?
Umwickelte Saiten mit Nylonkern sind Nylonsaiten keine Stahlsaiten.
Zitat- Form des Korpus: Acht oder tropfenförmig oder dreieckig oder sonstwas
Ukulelen gibt es auch mit allen möglichen Korpusformen.
Zitat- Art der Wirbel: Ohren oder keine Ohren
Gibts bei Ukulelen auch beides.
Ich glaube, diese Diskussion kommt vorran, wenn erst mal geklärt werden kann, ab wann man ein Instrument als Ukulele bezeichnen kann. Das hängt für mich eindeutig nur mit Mensur, Besaitung und Stimmung zusammen. Allerdings ist eine anders gestimmte Ukulele immernoch eine Ukulele, wenn auch eine falsch gestimmte.
Ich teile die Meinung des verehrten Melonenmannes im ersten von ihm erwähnten Punkt.
Lust und Laune des Herstellers und Besitzers
Ich nenne es Ukulele , also ist es eine ! 8)
Zu allen anderen Punkten kann ich leider keine fotografischen Präzedenzfälle einstellen, weil mir die nötige Ausrüstung dafür fehlt.
Ich besitze zB eine Gitarre mit Geigenwirbeln, 3 Banjos mit unterschiedlichsten Mensuren, Gitarre mit gewölbter Decke und Rücken usw.
PS : Hauptsächlich bin ich stolz einen Mandolinenspieler zur Uke veführt zu haben ! :mrgreen:
Recht hast du! Ich hab das aber auch etwas genereller gesehen, nicht nur in Bezug auf Ukulelen. Was unterscheidet eine dreisaitige Domra von einer Balalaika? Nicht viel, höchstens die Korpusform. Und ein achtförmiger Korpus ist zumindest ein Hinweis darauf, dass ein Instrument eher eine Ukulele oder ein Cavaquinho als eine Mandoline ist.
Das Cavaquinho andererseits hat meistens \"seitenständige\" Wirbel wie eine Gitarre, während Ukulelen eher \"hinterständige\" Wirbel haben, egal ob jetzt mit gewinkelten Mechaniken oder nicht. Sprich: die Saiten werden bei der Ukulele um einen Stift gewickelt, der die Kopfplatte von hinten durchstößt, beim Cavaquinho werden die Saiten auf einen Stift gewickelt, der die Kopfplatte von der Seite aus durchstößt. Ich hoffe, ich hab das verständlich genug ausgedrückt. Hier (http://www.archive.org/stream/unseremusikinst00schlgoog/unseremusikinst00schlgoog_djvu.txt) ist der Volltext von Curt Sachs\' \"Unsere Musikinstrumente\". Einfach mal in die Suche \"Wirbel\" eingeben.
Zitat von: kurtIch besitze zB eine Gitarre mit Geigenwirbeln, 3 Banjos mit unterschiedlichsten Mensuren, Gitarre mit gewölbter Decke und Rücken usw.
Ich schätze aber mal, dass der Boden deiner Gitarre nicht mit dem einer italienischen Mandoline vergleichbar ist. ;) Präziser hätte ich vielleicht sagen sollen:
weitgehend flacher Boden.
Ich denke, dass man für eine Ukulele zu jedem dieser Punkte etwas angeben könnte. Und wenn dann für ein bestimmtes Instrument ein Großteil dieser Punkte erfüllt ist, kann man sagen, dass man dieses Instrument als Ukulele bezeichnen darf. Möglicherweise erfüllt es aber trotzdem gleichzeitig genügend Punkte, um etwa auch als Mandoline durchgehen zu können. Dann heißt das, das man das Instrument
sowohl ungestraft Mandoline
als auch Ukulele nennen kann. Je nach Lust und Laune des Besitzers...
ZitatDann heißt das, das man das Instrument sowohl ungestraft Mandoline als auch Ukulele nennen kann. Je nach Lust und Laune des Besitzers...
Ein schönes Beispiel dazu ist der Risa soprano Stick. Den gibt es als Mondoline und als Ukulele, bei gleicher Optik und Mensur. Wo liegt da der Unterschied?
Der ist ein Zwitter :mrgreen:
Die meisten Mandolinen haben allerdings einen deutlich schmaleren Hals als Ukulelen. Und Doppelsaiten. (Ok, letzteres haben manche Uken auch...) Den RISA-Stick würde ich daher eher als Ukulele bezeichnen. Jede Ukulele lässt sich mit passenden Saiten auch auf Mandolinenstimmung umstimmen -- deshalb ist sie trotzdem noch keine Mandoline. Finde ich.
Edit: Haben die meisten Mandolinen nicht Stahlsaiten?
Gruß
Wilfried
Dann ist der Stick also doch eher eine Ukulele mit Mandolinenstimmung? Sie Stimmung wäre ja das einzige, was dafür spricht, dass es sich um eine Mandoline handelt.
Es spricht aber auch nicht so wahnsinnig viel dafür, dass es eine echte Ukulele ist.
Man könnte eigentlich mal überlegen, ob Instrumente, die ausschließlich elektrisch verstärkt klingen, nicht noch mal eine eigene ganz Instrumentengruppe darstellen. Genauso wie eine Banjolele vom Klang und Aufbau her eher ein Banjo ist, ist der Stick von Klang und Aufbau her für mich eigentlich eine E-Gitarre. Wobei eine E-Gitarre für mich ein anderes Instrument ist als eine Gitarre.
Kennt jemand Bela Fleck? Ein Banjovirtuose, der gerne auch mal ein E-Banjo spielt. Nur leider merkt man das nicht. Wenn man das E-Banjo hört ohne es zu sehen, nimmt man automatisch an, es wär eine E-Gitarre, an ein Banjo denkt man da nicht.
Und ich dachte es geht um die Preisfindung, weil doch oben Kassifizierung steht ;)
Eine Klassifizierung oder Systematik kann eigentlich immer nur ein Vorschlag sein. Das gilt für Botaniker und Musikwissenschaftler in ganz gleicher Weise. Für das Musizieren sind diese Systeme jedoch gänzlich irrelevant. Entscheidend ist m.E. das Umfeld in dem ein Instrument zum Einsatz kommt. Hier ein paar Beispiele:
1) Eine Dixielandband hat keinen Tenorbanjospieler, aber dafür hilft ein guter Freund mit seiner Banjolele aus. => Der Freund spielt keine Ukulele, sondern ein Banjo, und so wird es auch das unbedarfte Publikum sehen.
2) Ein Ukulelist möchte gerne einmal einen anderen Sound ausprobieren und besorgt sich eine Banjolele. => Der Ukulelist spielt kein Banjo, sondern eine Ukulele, die lediglich etwas anders klingt; er könnte ebenso eine Resonator- oder E-Ukulele spielen.
3) Ukebass stimmt seine Ukulele wie eine Mandoline (das wird nebenher gesagt auch im UOGB praktiziert). Keiner bei einem Ukulele-Hotspot wäre der Meinung, er würde eine Mandoline spielen, oder?
Bin gespannt auf Eure Reaktionen! :P Aloha! :)
Ich gehe da voll konform mit Paniolo. Es liegt oft im Auge des Betrachters... zumindest, wenn man es wirklich nicht konkret zuordnen kann.
Ich stimme meine \"große solidbody electric bass ukulele\" übrigens wie einen Kontrabass, da ich aber in einer Rock-/Blues-Band spiele, nenne ich das Teil während der Proben und Auftritte einfach elektrische Bassgitarre. Und dann hat das Ding auch noch fünf Saiten... :mrgreen: