Uralte Banjolele: Luxor Supreme by Horenstein

Begonnen von Tuke, 10. Dez 2011, 16:26:33

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (11 Antworten, 13.495 Aufrufe)

Tuke

Eine wunderbare uralte Ukulele ist, nach einigen Schwierigkeiten (s. ,,Aus der Bucht gefischt" # 540), bei mir gelandet:
Eine Luxor Supreme Banjolele von Horenstein, New York, ca. 1926.



Die Horenstein Company New York stellte keine Instrumente her, sie war nur der Händler. Luxor war der Banjo-Markenname dieser Firma.



So sieht sie von vorne aus:



und so von hinten:



Ein paar Infos:
Erst um ca. 1915 war die Ukulele von Hawaii auf das Festland gekommen.

Sie war auch damals schon (kommt uns das nicht bekannt vor?) für viele Einsätze einfach nicht laut genug, deshalb verpasste man ihr ein Banjo-Fell.
Um 1918 ließ sich ein gewisser Alvin D. Keech die ,,Banjulele" patentieren. Um 1920 begannen die großen Firmen mit der Herstellung der Ukulele-Banjos, oder Banjolelen. Der Name Banjulele war ja geschützt.
Die Uke wurde also LAUT!

Sie musste, um die riesige Nachfrage billig zu befriedigen, in Massenproduktion hergestellt werden, das war neu.

Ein einfacher, gedrehter Holzring, relativ grober Hals, Fell, Metall-Spannring, fertig.
Der Ring dieser Banjolele ist noch mit einem einfachen Furnier umlegt.



Dafür brauchte man kein hochwertiges Holz und keine kunstfertigen Instrumentenbauer, sondern einfache Materialien, Maschinen und normale Handwerker.

Diese ersten Banjolelen wurden auch ,,California Style" genannt. Manche hatten einen gewölbten Rücken mit zwei f-Löchern, oder ein mittiges Loch, andere waren schlicht offen.
Vertrieben wurden sie unter Namen, wie: Rolando, Mele, Luxor, Luxor Prince, Luxor Supreme, Winner, B&J, Tonk Bros. Chicago, Bell Brand.  La Pacific etc.



Es war offenbar ähnlich, wie heute: Eine überschaubare Zahl von Herstellern, aber viele Label...

Bespannt waren sie mit Nylonsaiten, gespielt wurden sie hauptsächlich mit Zeigefinger und Daumen.
Sie war überall im Land zu finden, es gibt Bilder von Kindern mit Uke im Maisfeld und sie tauchte auch ganz mondän in Spielfilmen auf:



Das Besondere an dieser speziellen Uke ist natürlich die Bemalung des Fells!

Ist das Mädel nicht umwerfend?





Spielkartensymbole und das Mädchen aus einer Flüsterkneipe, ein ,,Speakeasy Girl", oder ,,Flapper" deuten den Wirkungsort dieses Instrumentes an.

Ein solches Mädchen ist in dem oft zur Ukulele gesungenen Song ,,FIVE FOOT TWO" verewigt: ,,Flapper? Yes Sir, one of those..."

1926: In den Speakeasys, ca. 30tausend schätzt man in dem Jahr alleine in New York!, wurde der illegale Alkohol ausgeschenkt.
Al Capone wurde durch dieses Geschäftsfeld in Chicago groß.
Louis Armstrong ,,erfand" mit Heebie Jeebies mit seinen Hot Five den Scatt-Gesang.

Aus dieser Zeit stammt die alte Uke. Man nennt die Jahre bei uns die ,,Goldenen 20er", in den USA heißen sie die Roaring Twenties.
Brausend, tobend, laut.

Da muss die kleine Uke sich aber ziemlich anstrengen... :mrgreen:
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

UkeDude

Sehr schön vorallem mit dem Hintergrund, danke dafür.

skiffle

Da hat sie es nun doch noch  über´n Teich geschafft die tätowierte Schönheit (Uke).
Dann hau mal rein ins museale Glückssymbolbanjoleleinstrument aus Übersee.

jazzjaponique

#3
Schön das sie endlich doch noch bei dir angelandet ist. Schönes Bild. Gratulation

losguidos


Dieter

Gruss Dieter

skiffle

#6
,,FIVE FOOT TWO" Ich hoffe wir lernen die Lady persönlich kennen und können mit ihr
in knapp 5 Wochen auf Tuch(Kalbfell?)fühlung gehen?
Ein weiterer versteckter Titelvorschlag für das nächste HH-Treffen?
Welche Tonart? Vielleicht noch die Harmonien dazu?
Vielleicht mit diesen Akkorden?
http://www.youtube.com/watch?v=tLr861VlcAM&feature=related
Ich wäre dabei!
Hier zur Einstimmung von alt und jung Beispielhaftes:
http://www.youtube.com/watch?v=uEmF93ggNQg&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=_c-AD8_nwPY&feature=related

ukeman1

Hallo !

Neidich guck ........ das ist ja mal ein superinteressantes altes Instrument.

VIEL SPASS damit!!!

Gruss Sascha
Musik muss nicht perfekt aber echt sein.....

Fischkopp

;) Herzlichen Glückwunsch, Thomas,
schön dass es doch noch geklappt hat !
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  171 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 302 Videos)

Tuke

#9
Vielen Dank @alle für die freundlichen Rückmeldungen!

@skiffle: Five Foot Two finde ich in der Version von Ukulele Mike genial!
So - nur etwas einfacher, nach Dr. Uke  :roll: - spielen wir das in HH.

Edit: OT
Kann mir jemand etwas zu der Bemalung sagen?
Sparsame, skizzenhafte Striche, flächige leuchtende Farben, das Wangen-Rouge aber verlaufend.
Insgesamt wirkt das fast comichaft.


Edit 2:
Heute (11.12.2011) sehe ich ein Schwesterinstrument:
http://www.ebay.de/itm/110788497044?clk_rvr_id=294942893416
Geschlossener Rücken und Geigenwirbel als Tuner und: Eine Bemalung - offenbar - von gleicher Hand!
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

kurt

Die Zeichnung ist der Stil von Walter Trier. Wurde aber oft kopiert. stammt aus der Zwischenkriegszeit.

skiffle

#11
@kurt
Ich vermute Du vermutest.
Ich halte diese Vermutung für falsch.

Zweifellos ist das der Duktus und Zeitgeist der 20iger Jahre,
den unzählige Zeichner und deren Kopisten in dieser Zeit pflegten.

Aber das was wir hier auf dem Ukefell sehen ist wohl eher Massenware und kaum  einem Zeitgenossen von \"Bedeutung\" zu zuordnen.
Wann wer diese \"Tätotwierung\" da auf´s Fell gemarkt hat wird also, meine ich, nicht nachzuvollziehen sein.

Aber ich tippe auf eine kleine Auflage, die vielleicht ein Händler einer möglichen \"Mode\" folgend, nachträglich ausführen liess?  :)  :)
Vielleicht von einem befreundeten Malermeister aus dem benachbartem Malergeschäft, der ihm noch etwas schuldig war?
Noch heute sind viele Malermeister und -gesellen in der Freizeit bildkünstlerisch ambitioniert unterwegs.
Es wird wohl spekulativ anregend bleiben.
Ich finde sie entzückend und vermute einen Dilettanten als Autor dieser \"Nadelarbeit\"
und keinen akademisch ausgebildeten Künstler oder marktrelevantes Naturtalent der Goldenen Zwanziger.
Dieser \"comicstil\" ist auch bekannt aus amerikanischen Animationsfilmen dieser Jahrzehnte und war damals sehr populär und \"gewöhnlich\".
Hier eine Dame einsaitig unterwegs: http://www.youtube.com/watch?v=S5bYS73ZUfw&feature=related
und hier noch einige Textanregungen:

http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/20361/geister_aus_dem_giftschrank.html

Das war mein Anteil am Spekulieren. :lol:

@ Tuke bring das Teil doch mit zum HH-Treff, da können wir gern vorm Objekt und im Detail weiter rätseln.


Edit: Meine Vermutung, ähnlich der Tukes, gilt auch für die zweite Lady mit Zylinder, die wohl dem gleichen Milieu, Zeit und Autor zuzuordnen wäre. Vielleicht auch ein kleinserieller  Marketinggag aus dem Umfeld der Unterhaltungsbranche.  \"Moulin Rouge\"-bezirke gabs ja in Zeiten dosierten Alkoholkonsums in Amerika en masse. Tuke Du wirst es bestimmt bis zum 28. Januar ermittelt haben. ;)