In tune oder doch nicht? (Anfänger)

Begonnen von knipsknirps, 08. Feb 2012, 15:53:00

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Jan

Zitat von: Floyd BlueÜbrigens ist das Tolerieren der Dissonanzen bei mir auch noch ein wenig abhängig von der Tagesform.

Das hast du schön formuliert.  :mrgreen:
Unterschreibe ich sofort.

Kristof-HI

Ok, dann muss ich es mir wohl zurechthören - und noch mal ein paar weitere Ukulelen testen. Ich werdemich auch noch ins Thema Saitenlage einlesen. Ich glaube, die ist recht hoch bei meiner.

Da ich fast täglich und zum Teil sechs bis acht Stunden singe/probe, ist mein Gehör ganz gut entwickelt. Tagesformabhängige Intonation kann ich mir dabei nicht leisten :-) Schon wegen der daraus folgenden Diskussionen mit meinem Chef :-D Zur Zeit proben wir eine Oper von V. Ullmann - 20. Jahrhundert ... viel schräge Harmonien, die man manchmal nur mit absolutem Stimmgefühl und fast absolutem Gehör zu bewältigen sind.

Floyd Blue

Zitat von: Kristof-HI... viel schräge Harmonien, die man manchmal nur mit absolutem Stimmgefühl und fast absolutem Gehör zu bewältigen sind.

Dann hast Du aber bestimmt schon jahrelange Übung. Als professioneller Sänger bist Du natürlich auf ein geschultes Ohr angewiesen. Viel Erfolg mit der Oper!

Zur Saitenlage nochmal: Wenn sie zu hoch ist, musst die Seite mehr gedehnt werden, was über die höhere Spannung natürlich auch zu einem höheren Ton führt. Daraus resultieren auch viele Intonationsprobleme.

Kristof-HI

Zitat von: Floyd Blue
Zitat von: Kristof-HI... viel schräge Harmonien, die man manchmal nur mit absolutem Stimmgefühl und fast absolutem Gehör zu bewältigen sind.

Dann hast Du aber bestimmt schon jahrelange Übung. Als professioneller Sänger bist Du natürlich auf ein geschultes Ohr angewiesen.

Sechs Jahre Studium,inzwischen sechs Jahre im festen Engagement ... und in der Zeit des Festvertrags jetzt gerade das 26. Stück.

Ich glaube, ich muss wirklich an die Saitenlage ran, nachdem, was ich bis jetzt so gelesen habe. Morgen Abend habe ich probenfrei, da wird die Feile rausgeholt! :-)

faltukulele

Zitat von: JanAuch wenn vermutlich gleich das Gegenteil behauptet wird ...
Stets bemüht, meinen Ruf als langatmigem Besserwisser gerecht zu werden:
Zitat von: Floyd BlueUnd sowieso können bundierte Instrumente niemals richtige stimmen, weil sie ein Kompromiss zwischen reinern und temperierter Stimmung sind.
Stimmt so nicht ganz: Durch die \"Zwangsanpassung\" der Töne an die heutige \"temperierte\" Stimmung gibt es nur noch ein reines Intervall - die Oktave.
Alle Halbtöne dazwischen haben den gleichen geometrischen Abstand voneinander, und die daraus gebildeten Intervalle sind niemals ganz rein.
Sie weichen aber von den reinen Intervallen unterschiedlich stark ab, und so kommt es, daß manche Intervalle ganz ordentlich klingen, andere für ein empfindsames Gemüt nur schwer zu ertragen sind. Das hat aber weder mit der Tonart noch mit dem Instrument zu tun.
Zitat von: JanIch vermute also, dass die Sensibilität der Ukulele mit der Minimensur zusammenhängt. Und mit der geringen Saitenspannung...
Das stimmt leider beides ganz und gar.
1. Denke Dir der Einfachheit halber eine Ukulele mit perfektem Griffbrett und perfekter Kompensation: Die Erhöhung des Tones durch das Dehnen der Saite beim Greifen (bis sie eben am Bundstäbchen anliegt) wird durch die Überlänge der Mensur genau ausgeglichen. Durch ein wenig mehr Druck (zusätzliche Verformung zwischen zwei Bundstäbchen) kannst Du die Saite aber noch höher \"stimmen\", und das kann niemand kompensieren. Zwar bleibt die Tonerhöhung proprtional zur Dehnung, aber mit dem Dehnen hast Du es bei einer Ukulele deutlich leichter als z. B. bei einer doppelt stahlbesaiteten Mandoline.

2. Denke Dir eine perfekt kompensierte Ukulele mit nicht ganz so perfektem Griffbrett. Einen Bundschlitz, der nicht genau sitzt, leider noch viel häufiger: ein im ersten Bund zu kurzes Griffbrett. Eine absolut sehr kleine Toleranz fällt bei der kurzen Mensur der Ukulele glatt doppelt so ins Gewicht wie z. B. bei der Gitarre.

3. Zuguterletzt hast Du noch unterschiedlich starke Saiten, ausgerechnet solche aus Plastik, das sich schon unter Gebrauchslast bis nahe an die Streckgrenze dehnt und also nicht einmal einen konstanten E-Modul aufweist. Selbst wenn die Saiten aus identischem Material und (bezogen auf den Querschnitt) gleich stark belastet wären (wovon sie weit entfernt sind :mrgreen:), sind dickere Saiten steifer und brauchen daher eine höhere Kompensation. Am Steg ist das noch vergleichsweise einfach, den kannst Du jedenfalls in der Höhe und in der Länge \"verstellen\". Am Sattel (wo ein paar mm-Bruchteile mehr ausmachen), kannst Du nur die Höhe einstellen (was bei der Ukulele immerhin ein Argument gegen den Nullbund ist).

Zugegeben: \"Perfekte\" Intonation ist, streng genommen, bei der Ukulele kaum zu erreichen. Wenn Du weißt, mit welchen Saiten Du glücklich bist, kannst Du dem Ziel aber so nahe kommen, daß Mühe und Aufwand mehr als gerechtfertigt sind. Speziell im Fall der Kala würde ich mir aber vorher die Höhe der Bundstäbchen sehr gründlich anschauen ...

Viel Erfolg!

Christoph

Floyd Blue

Zitat von: faltukuleleStets bemüht, meinen Ruf als langatmigem Besserwisser gerecht zu werden:
Zitat von: Floyd BlueUnd sowieso können bundierte Instrumente niemals richtige stimmen, weil sie ein Kompromiss zwischen reinern und temperierter Stimmung sind.
Stimmt so nicht ganz: Durch die \"Zwangsanpassung\" der Töne an die heutige \"temperierte\" Stimmung gibt es nur noch ein reines Intervall - die Oktave.
Alle Halbtöne dazwischen haben den gleichen geometrischen Abstand voneinander, und die daraus gebildeten Intervalle sind niemals ganz rein.
Sie weichen aber von den reinen Intervallen unterschiedlich stark ab, und so kommt es, daß manche Intervalle ganz ordentlich klingen, andere für ein empfindsames Gemüt nur schwer zu ertragen sind. Das hat aber weder mit der Tonart noch mit dem Instrument zu tun.
...

Also stimmt es doch, was ich geschrieben habe. Danke für die detailliertere Erklärung und Ergänzung.

Mit der Tonart hat es tatsächlich nichts zu tun, davon war auch nie die Rede. Aber womit hat es sonst zu tun außer dem Instrument? Genau darum geht es doch.

wwelti

Hallo zusammen!

Jaja, die Ukulelen und die Intonation...

Prinzipiell stimme ich allem zu was bisher gesagt wurde :mrgreen: ... aber folgende Beobachtungen möchte ich noch einfließen lassen:

Als ich zuletzt im Musikgeschäft vorbeigeschaut habe, ist mir wieder mal aufgefallen, wie stark die Serienstreuung zum Teil ist. Wenn man zwei Ukulelen gleichen Typs nebeneinanderhält, und die Position der Brücke unterschiedet sich um fast 2 mm, dann sagt das schon einiges aus. Man sollte also schon beim Kauf darauf achten, kein Montagsmodell zu erwischen, sonst nützt alles Feilen nix. Die Position der Brücke zu korrigieren ist meiner Meinung nach ein bisschen viel zugemutet... Auf jeden Fall hilfreich ist, den Unterschied zwischen Flageolett-Ton und gegriffenem Ton im 12. Bund zu überprüfen. Das sagt schon einiges aus, man sollte es aber bei allen 4 Saiten machen, denn...

... Streuung gibt es eben auch bei den Saiten, und zwar nicht zu knapp. Ja, im Normalfall klingt die dicke C-Saite eher etwas zu hoch im 12. Bund als die anderen, dünneren Saiten. Aber das macht gar nicht mal soo viel aus. Was oft wesentlich stärker zu Buche schlägt, sind die Ungenauigkeiten der Saiten an sich. Es ist völlig normal daß jede Saite ihre eigenen kleinen Abweichungen hat, und die sind durchaus groß genug, um sich hörbar auszuwirken. Wenn man Pech hat, ist eine Saite deutlich genug daneben, daß man sie besser tauschen sollte.

Mir persönlich ist es schon wichtig daß eine Ukulele nicht völlig schepp klingt. Und das muß auch nicht sein. Letztendlich kommt es aber immer mehr darauf an, wie es klingt, als was das Stimmgerät anzeigt ;)

Ich wünsche allen noch ein frohes Ukeln!

Viele Grüße
  Wilfried

Kristof-HI

#22
Na, da hab ich mich ja auf was eingelassen :-D


Edit: Hab jetzt mal den Steg etwas abgefeilt und siehe da: Die Intonation ist besser geworden. Allerdings klingt sie jetzt etwas matter - habe ich das Gefühl. Ich wollte aber eh mal nach anderen Saiten schauen.