Seydel Big Six - Ich hatte einen Kameraden

Begonnen von ukeman1, 06. Apr 2012, 17:10:41

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ukeman1

Hallo!

Ich habe mal wieder etwas auf der Harp Seydel Big Six \"Blues\" geübt und habe dann \"Ich hatte einen Kameraden\" mit Einzeltönen gespielt. Leider hab ich zwei Stolperer drin aber ich übe ja noch......  :roll:

http://www.youtube.com/watch?v=1umEvhdcXBY&feature=share

Gruss Sascha
Musik muss nicht perfekt aber echt sein.....

HEiDi

#1
Jetzt möchte ich doch mal was dazu fragen...
Ist dieses Lied in deiner Gegend so... gebräuchlich, dass man es ganz harmlos als Soundbeispiel nutzt?
Bei uns beharren zwar ein paar ewig Gestrige darauf, dass es am Volkstrauertag auf dem Soldatenfriedhof
auf der Trompete gespielt wird, aber das führt auch jedesmal zu Diskussionen.
Bei Wikipedia heißt es so passend: \"Beschönigung und Verklärung des Kriegsopfers und Heldentods\".
Mir geht diese Melodie auch ohne Text derart gegen den Strich, dass ich nicht auf die Idee käme, sie auf
irgendeinem Instrument zu üben.
Nichts für ungut - es interessiert mich einfach, wie man auf diese Idee kommt.
HEiDi mit MAjA, UkuLily & wir_holen_den_cup

Dieter

Also mit ewig gestrigen hat das zwar auch zu tun, aber nur am Rande.
Leider ist es so, dass das Lied scheinbar nur mit der NS-Zeit in Verbindung gebracht wird, was ja nicht stimmt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Der_gute_Kamerad

Da müsste man auch noch viele andere Lieder nicht mehr spielen.. Auch die, von denen man den Text nicht kennt, die aber, weil einem die Melodie gefällt, trotzdem gespielt werden.
Gruss Dieter

UliS

#3
Ich kenne dies Stück als \"Beerdigungslied\", das ich bei einigen Beisetzungen gehört habe.
Wegen dieser Verwendung würde *ich* es nicht als Soundbeispiel für meine Übungskünste
benutzen, dazu ist es bei mir zu traurig besetzt.

Aber wie der Link von Dieter zeigt, hat dieses Lied von  1809(!) keine NS-Konnotation.

Es wird (u.a.) im dt. Bundestag und bei der österreichischen Polizei verwendet und
wenn Marcel Reich-Ranitzki als ehemaliger KZ-Häftling es zum Kanon deutscher Literatur
zählt, so ist es sicherlich nicht mit NS-Ideologie besetzt.

skiffle

Mal abgesehen davon, dass ich auch nicht auf die Idee käme dieses Lied in mein persönliches Liedgut zu absorbieren,
las ich hier bei der TAZ noch was zum Thema: http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2001/11/10/a0204

Tiki


ukeman1

Upps !

Sorry das ich da wohl für einige das falsche Lied herausgekramt habe.....

Aber ich war sechs Jahr Zeitsoldat und dort wurde das Lied bei jeder Beerdigung eines irgendwie verstorbenen Kameraden auf der Beerdigung gespielt.
Dadurch ist mir dieses Lied natürlich sehr geläufig. Ich würde aber nie auf die Idee kommen dieses Lied der NS Zeit zuzuordnen, habe auch sonst keinen Bezug zur \"rechten Scene\"......

Falls es Euch sehr stören sollte kann ich dieses Lied entfernen....

Gruss Sascha
Musik muss nicht perfekt aber echt sein.....

Dieter

Gruss Dieter

Bauschi

Zitat von: ukemanUpps !

Sorry das ich da wohl für einige das falsche Lied herausgekramt habe.....

Aber ich war sechs Jahr Zeitsoldat und dort wurde das Lied bei jeder Beerdigung eines irgendwie verstorbenen Kameraden auf der Beerdigung gespielt.
Dadurch ist mir dieses Lied natürlich sehr geläufig. Ich würde aber nie auf die Idee kommen dieses Lied der NS Zeit zuzuordnen, habe auch sonst keinen Bezug zur \"rechten Scene\"......

Falls es Euch sehr stören sollte kann ich dieses Lied entfernen....

Gruss Sascha

Ich finde wir sollten endlich mal aufhören uns für etwas zu entschuldigen, das andere Personen mit einer Zeit in Verbindung bringen für die von uns wohl keiner etwas kann (mein Geburtsjahr ist 1953). Mal abgesehen davon ob es \"der\" Zeit zugerechnet ist oder nicht.

Sorry auch wenn es hier nicht passt musste ich es loswerden, ohne dabei den Wunsch zu verspüren hier einen Thread aus dem Boden zu stampfen. :\'(

Dieter

du sprichst mir aus der seele bauschi.. deswegen mein link zu wikipedia..

aber deswegen bitte kein böses blut, war nicht gegen dich gerichtet, heidi, gell  :)
Gruss Dieter

Shantyman

Moin,

selbst wenn Liedgut der NS-Zeit zugeordnet wird, lohnt sich manchmal ein historischer Blick. Ich bin zum Beispiel als Kind und junger Jugendlicher in den 50er und Anfang der 60er Jahre in der Bündischen Jugendbewegung aktiv gewesen und dort auch stark geprägt worden. Die Bündischen Jugendorganisationen wurden 1933 und spätestens wenig später verboten und aufgelöst.
Lied- und Kulturgut (Fahrten, Lager, Wandern, etc.) wurden mangels eigener kultureller Identität und Geschichte weitgehend von der Hitlerjugend übernommen.

Nach Kriegsende waren diese Lieder weitgehend verbrannt und desavouiert und der richtige Genickschlag kam denn von einigen 68-ern, die dann bündisches Liedgut in gute und schlechte sprich chauvinistische Folklore unterteilten.
 
Dabei gehört dieses Liedgut eben zum Bestandteil der bürgerlichen, wenn auch romantischen Jugendbewegung in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts.

Mit Gruß
Shantyman

Bauschi

Zitat von: Dieterdu sprichst mir aus der seele bauschi.. deswegen mein link zu wikipedia..

aber deswegen bitte kein böses blut, war nicht gegen dich gerichtet, heidi, gell  :)

dem kann ich nur beipflichten.

gerald

(OT, sofern sich diese Diskussion nicht sowieso schon von dem ursprünglichen Thema weg entwickelt hat...)

Wenn ich das richtig lese, hat Heidi gar keinen Bezug zu den National Sozialisten hergestellt...

Heidi zitiert aber den gleichen Wikipedia-Artikel, den Dieter dann verlinkt hat. Das was Heidi
stört an dem Lied (so wie ich ihren Beitrag verstehe)
Zitat von: HEiDiBei Wikipedia heißt es so passend: \"Beschönigung und Verklärung des Kriegsopfers und Heldentods\".

Aus diesem Grund wird das Lied in Deutschland eigentlich ohne Text üblicherweise nur rein instrumental
gespielt. Dieter hat über Wikipedia ja den Titel genannt, ukeman die erste Liedzeile. Da kann man
durchaus unsicher sein, ob dies nicht eine Anspielung auf den Text ist.
Zudem ist es eben wie UliS geschrieben hat ein Beerdigungslied.

Beides sind Dinge, die letztlich für ein \"harmloses\" Übungsstück eher ungewöhnlich sind. Das kann
ukeman gern so handhaben, jedoch finde ich da solche Rückfragen nicht sehr verwunderlich.

Das Lied ist auch laut Wikipedia von vielen Gruppen im Laufe der Geschichte intrumentalisiert worden.
Die politische Ausrichtung war unterschiedlich, aber alle haben Gewalt als legitimes Mittel akzeptiert;
dieses Lied hatte dann jeweils die Aufgabe, auch auf Verluste in den Reihen der eigenen Kameraden
vorzubereiten.

Letztlich zeigt dies meiner Meinung nach, dass in dem Lied/Text zumindest ein entsprechendes
Potential vorhanden ist.
Das trifft auch auf andere Lieder zu. Bei dem von Shantyman angemahnten \"historischen Blick\"
sollte man dies nicht ausser Acht lassen. Die National Sozialisten haben ganz bestimmt nicht
wahlfrei Lieder übernommen, weil sie keine eigenen hatten.
Im Gegenteil, die haben sehr genau darauf geschaut, dass sich die Lieder für ihre Zwecke
instrumentalisieren lassen, haben vorhandene Lieder genau nach diesen Gesichtspunkten ausgesucht,
teilweise umgedichtet oder eben doch durch eigene Lieder ersetzt.
Entsprechend genau wurde auch darauf geschaut, dass diese Lieder als Ritual mitgesungen wurden
und ggf. Maßnahmen ergriffen.

Solche Lieder haben dann ihre Unschuld - sofern sie denn jemals so unschuldig  waren - verloren und
es ist dann heutzutage problematisch sie zu singen.

Ich bin auch nach wie vor entsetzt darüber, dass ich noch im letzten Jahr bei einer Weihnachtsfeier
an einer Grundschule das Lied \"Morgen kommt der Weihnachtsmann\" mit Originaltext gehört habe. Es
ist egal, dass das Lied bereits älter ist, meiner Meinung nach gehören Gewehr und Kriegesheer nicht an
die Grundschulen.
Und Leute die dies mit \"historischem Blick auf bürgerliche Verhältnisse des letzten Jahrhunderts\" anders
sehen möchten, zählen für mich zu den \"ewig Gestrigen\".

Dieter

Gerald, ich bin nicht deiner meinung. es kommt darauf an, was man in dem lied sieht, nicht was andere hineindeuten. wie man sieht bringst du es ja durchaus mit dunkler vergangenheit in verbindung.

ich bin auch gegen gewalt und waffen und kriege, aber deswegen will ich trotzdem nicht zu den ewig gestrigen gezählt werden, bloß weil ich ein altes lied achten kann, das die leute ehrt die für ihr land gestorben sind.  auch und vor allem polizisten usw..

an die ns-zeit hatte damals keiner gedacht.
Gruss Dieter

skiffle

#14
@Gemeinde  
ZitatIch habe mal wieder etwas auf der Harp Seydel Big Six \"Blues\" geübt und habe dann \"Ich hatte einen Kameraden\" mit Einzeltönen gespielt. Leider hab ich zwei Stolperer drin aber ich übe ja noch......

Unschuldige Zeilen treffen auf unschuldige Dichtkunstzeilen.
Ein Kennzeichen von Kunst ist auch ein hoher Abstraktionsgrad, der uns allzeit erlaubt unserer Weltanschauung Raum zu geben. Die Zeilen aus der Romatik lesen sich nach  beinahe 200 Jahre eben u.U. anders, und das bei Jedem und Jeder, als zu Lebzeiten der Autoren. Siehe obigen TAZ-link.  

Da hätte es z.B. ein aktueller Gewerkschaftssong mit politisch/ideologischer Ansage u.U. im Jetzt freilich leichter in seiner Eindeutigkeit zu polarisieren.  ;)  Wäre aber dann möglicherweise kaum zeitlos im seiner Anlage/Aussage.

Dabei kann selbst der fleißige Harp-Seydel-Big-Six-Übende keine Textzitate oder gar Verse mit dem Instrument intonieren. Was er ja auch nicht wollte, wie wir wissen. ;)

@ukeman
Ich hätte rein gefühlsmäßig nicht die kleine Seydel für das Stück gewählt. Probiers doch mal auf `ne größeren.
Ich mag auch die Hohner Marine Band Deluxe (z.B in F-Dur).
Da hast Du einen größeren Tonumfang, mehr Volumen und das Ding läuft wie von allein.
[size=8]Dazu müßte allerdings eines Tages eine ganze Kompanie Osterhasen antreten! ;)[/size]
Die Luftholverbesserung/Atemtechnik hab ich auch auf meiner Agenta 2012
Ich mutmaße Stichwort: Zwerchfellatmung.