Fichte vs. Koa - Wie ist der Unterschied

Begonnen von moskeeto, 19. Nov 2007, 23:13:23

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Ukebass

#15
Hallo zusammen,
das Holzproblem bei Instrumenten ist ein Problem und die Bauweise und Verarbeitung ein anderes. Objektive Vergleiche sind zwar möglich, aber wie Haole schon schrieb, sehr aufwendig. Die ganzen Vergleiche über Youtube und ähnlichem sind nach meiner Meinung untauglich, da einfach zu viele Faktoren eine Rolle spielen. Nehmt doch einfach mal eine beliebige Uke und spielt sie in einem Raum. Dann geht ihr in einen anderen Raum und spielt sie dort. In der Regel werdet ihr große Klangunterschiede aufgrund der Raumakustik feststellen. Wird das Instrument jetzt noch aufgenommen, spielt die gesamte Technik eine Rolle, angefangen vom Mikro bis zu den Lautsprechern. Es gibt also eine Menge von Möglichkeiten, den Klang bewußt oder unbewußt zu beeinflussen. Dazu kommt auch noch die Spielweise des Uklers. Ganz abgesehen davon, daß der Spieler das Instrument ganz anders hört, als der Zuhörer.
Nach diesem kleinen Ausflug zurück zu den Hölzern. Bei Musikern allgemein anerkannt ist, daß Fichte eines der besten Klanghölzer ist. Nicht umsonst wird sie in der Regel bei allen Streichinstrumenten, Gitarren usw. als klangwichtigstes Element, der Decke, verbaut. Zudem entwickelt sich Fichte durch das Spielen weiter. Alte Fichteninstrumente, die regelmäßig gespielt wurden, sind kanglich reifer als Neuinstrumente. Andere Holzarten verändern sich auch etwas im Laufe der Zeit, der Gewinn ist allerdings mäßig. Dann ist natürlich die Qualität des Holzes, Lagerzeit usw. ein wichtiger Faktor. Ein gutes Deckenholz kostet. Als nächstes kommt die Verarbeitung. Wie wird das Deckenholz zubereitet, welche Beleistung wird verwendet, wie fein wird die Beleistung aufbereitet usw. usw.. Und am Schluß spielen auch noch die anderen Instrumententeile eine große Rolle. Alles zusammen ergibt dann den Klang des Instrumentes.
Zum Schluß kommt dann noch ein Musiker, der seine Hörgewohnheiten und Vorlieben hat und drückt dem Instrument duch seine Spielweise noch den letzten Stempel auf. Wie soll bei so vielen Faktoren ein objektiver Vergleich zwischen Instrumenten von unterschiedlichen Hölzern, Bauweisen, Oberflächenbehandlungen, Herstellern, Vorlieben und Spielweisen zustandekommen? Hinzu kommt auch noch, daß sich der Geschmack des Spielers im Laufe der Zeit ändert. Was Heute toll klingt, ist Morgen kalter Kaffee.
Wenn heutzutage alle möglichen Hölzer für den Instrumentenbau verwendet werden, dann liegt es vielfach an der Verfügbarkeit von den Hölzern und deren Preisen. Weil eine Koa-Uke teuer ist, heißt es noch lange nicht, daß eine Koa-Uke auch gut ist. Der Endpreis wird weitgehend durch den Preis des Koaholzes bestimmt. Wírd eine wirklich gute (aber was ist das?) Koa- mit einer ebenbürtigen Fichten-Uke verglichen, dann ist die Entscheidung für das eine oder andere Instrument reine Geschmacksache.
Nach meiner Erfahrung bleibt am Schluß nur die Möglichkeit, möglichst viele Instrumente selber auszuprobieren und sich eine eigene Meinung zu bilden. Hat man dann sei \"Trauminstrument\" gefunden, darf man nicht erstaunt sein, wenn einem nach vielleicht nicht allzu langer Zeit ein noch besseres \"Trauminstrument\" über den Weg läuft.  Aber sind wir doch ehrlich, wir wollen es doch garnicht anders, denn dadurch bleibt alles spannend.
Gruß Michael

RISA

#16
Sehr schön beschrieben UKEBASS. Diese Meinung teilen sicherlich alle, die schon viele Instrumente unterschiedlicher Bauart mit unterschiedlichen Hölzern in der Hand gehabt haben. Ich möchte sogar noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass selbst zwei absolut identisch gebaute Ukulelen mit gleichen Hölzern aus dem gleichen Baum deutliche Klangunterschiede aufweisen. An manchen Tagen habe ich identische Instrumente aus einer Serie in der Hand und sie klingen nie gleich.

Ukebass

ZitatAn manchen Tagen habe ich identische Instrumente aus einer Serie in der Hand und sie klingen nie gleich.

Hallo Rigk,
deine Ergänzung kann ich nur unterstreichen. Ich habe nur irgendwann aufgehört zu schreiben, da ich nicht langweilen wollte.
Gruß Michael

Brandse

Was Ihr schreibt, trifft es ja genau. Langweilt mich zumindest nicht.
Was ich noch an Unterschied bemerke, sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Abends am Lagerfeuer ist der Klang noch OK.

Morgens aber, hört sich meine \"Unterwegs-Uke\" aber Grottenschlecht an....
OK, alles klamm, Luft zum schneiden...  ...das Ding hat dann keinerlei Klangfülle mehr.

Lag die Uke die ganze Nacht im geheizten Wohnwagen, ist alles OK. Lag sie im Auto oder Vorzelt, dann brauche ich bis Nachmittag nicht zu spielen...



Gruß,
Brandse

Ukebass

ZitatAbends am Lagerfeuer ist der Klang noch OK. Lag die Uke die ganze Nacht im geheizten Wohnwagen, ist alles OK. Lag sie im Auto oder Vorzelt, dann brauche ich bis Nachmittag nicht zu spielen...

Hallo Brandse,
viele vergessen, daß die \"vernünftigeren\" Instrumente aus dem Naturstoff Holz gebaut sind und Holz nun einmal die Eigenschaft besitzt, auch im verarbeiteten Zustand \"lebendig\" zu sein.

ZitatAbends am Lagerfeuer ist der Klang noch OK.

Das liegt am Alkohol.

ZitatMorgens aber, hört sich meine \"Unterwegs-Uke\" aber Grottenschlecht an....

Das liegt am Kater ;) .

Gruß Michael

PS. Vielleicht solltest du dir für das Freiluftleben doch mal eine bessere Uke gönnen :D .

Brandse

...ne bessere Uke, zum mitnehmen?
Oh, da habe ich etwas Schiss...

Den Solid würde ich mitnehmen, und nen Miniverstärker, finde da aber ne akustische besser.
Aber wenn da ne Macke drankommt, das Ding nass wird...  umfällt... ne, da habe ich Panik...
Meine schwarze ist auch garnicht so schlecht! Winkelmechaniken, RISA Saiten, und div. weitere Umbauten. Recht laut und voluminös, erschreckend Bundrein.

Und dann noch die ewige trocken-feucht, warm-kalt Sache... Da nehme ich lieber ne NoName Uke mit...
Die guten bleiben zu Hause...

Gruß,
Brandse

Fischkopp

Hallo zusammen,
hier mal eine Zusammenfassung der im Gitarrenbau verwendeten Hölzer und deren Eigenschaften.
Ich denke, das kann man 1: 1 auf die Uke übertragen:

Ahorn (Maple)
   
Der transparente, klare Sound des Tonholzes, mit seinen fein ausgebildeten Höhen und Bässen, macht in jedem Bereich des Instrumentenbaus eine gute Figur. Dank seiner Festigkeit ist Ahorn auch bei der Fertigung von Hälsen (und Griffbrettern) die erste Wahl. Decken aus Ahorn versorgen E-Gitarren mit dem nötigen Durchsetzungsvermögen. Im Akustikgitarren-Biz wird es gerne für die Fertigung der Decken von Flattop-Gitarren verwendet. Hier liefert es klare, präzise definierte Höhen und sanft knurrende Bässe.
Aber auch für die Fertigung von Böden und Zargen ist das bewährte Tonholz die erste Wahl.

Birke (Birch)   
Birke findet im zeitgenössischen Gitarrenbau eher selten Verwendung. Anfang des letzten Jahrhunderts war das anders. Damals nutzten Gitarrenbauer das Holz als Basis für die Fertigung von Böden-, und Zargen akustischer Gitarren.

Cocobolo   
Das Holz ist eine Palisanderart und stammt aus Mittelamerika. Da es im Klang dem legendären Rio-Palisander ähnelt erfreut es sich im Gitarrenbau einer stetig wachsenden Beliebtheit.

Ebenholz (Ebony)   
Genau wie Palisander, zeichnet sich auch dieses Tropenholz durch eine überdurchschnittliche Dichte und Festigkeit aus. Das sehr teure Holz kommt hauptsächlich auf Instrumenten zum Einsatz, bei denen der Preis von vornherein keine Rolle mehr spielt. Bei Gitarren/Bässen wird das harte Holz gerne zur Fertigung der Griffbretter verwendet. Teurere Akustik- und Jazz-Gitarren kommen häufig mit Bridges aus dem dunklen Edelholz.

Eiche   
Eiche findet im zeitgenössischen Gitarrenbau eher selten Verwendung. Anfang des letzten Jahrhunderts war das anders. Damals nutzten Gitarrenbauer das stabile Holz zur Fertigung von Böden-, und Zargen akustischer Gitarren.

Fichte (Spruce)   
Gerade bei der Fertigung der Decken von Akustik-Gitarren ist Fichte die erste Wahl. Das Holz liefert einen warmen, offenen, durchsetzungsstarken Ton und wird in unterschiedlichen Güteklassen verarbeitet. Bekannteste Unterarten sind: Sitka-Fichte, Engelmannfichte, Adirondackfichte (Appalchenfichte). Das Holz der Fichte (Hochgebirge) ist im Gegensatz zum Zedernholz härter.

Interessant für Meistergitarren: Die Fichtendecke für eine Meistergitarre sollte möglichst feinjährig und gleichmäßig (enge Jahresringe) sein oder gar den begehrten Wimmerwuchs der Haselfichte aufweisen. Ihr Klangverhalten ist anfangs recht gedämpft, bedingt durch die Harzstruktur und die Holzfeuchtigkeit. Sie muß lange (manchmal über Jahre) in allen Tonarten eingespielt werden. Gut beratene Anfänger, die in den Besitz einer sehr guten Meistergitarre mit Fichtendecke gekommen sind, sollten diese von einem erfahrenen Gitarristen über einige Monate einspielen lassen. Denn nur wenn die Gitarre richtig eingespielt wird, kann sich das gesamte Obertonspektrum entfalten. Ihr Kangverhalten ist weich und fein. Man sagt ihr einen seelischen Klang nach. D. b., dass der Einzelton deutlich Umriß aufweist. Somit sind ihre Entwicklungsmöglichkeiten ausserordentlich. Hinzu kommt noch, dass der geübte Spieler seinen Ton auf solch einem Instrument mitentwickeln kann. Die tonliche Lebensdauer einer Fichtendeckengitarre erstreckt sich über weit mehr als hundert Jahre.
Ein alternatives Material für die Fichtendecke bei Meistergitarren ist das Zedernholz. Die klanglichen Unterschiede zwischen beiden Instrumenten können durch konstruktive Details sowie durch Lack- und Holzwahl für Boden, Zargen und Hals verwischt werden. Dennoch lässt sich abschließend sagen, dass die voluminöse, brillante Power-Gitarre zumeist mit einer Zederndecke ausgestattet ist und die besinnlich, tragfähig, tonschöne Gitarre eine Fichtendecke hat.
 
Zeder   
Als Deckenmaterial von Akustik-Gitarren sorgt das, im Vergleich zur Fichte weichere und elastischere Holz, für einen warmen, sehr sonoren Ton und eine schnelle Ansprache – ideal für klassische Gitarren und stahlbesaitete Fingerstyle- Akustikgitarren.
Da dass Holz der Zeder ein relativ weiches Holz ist, sollte man darauf achten, dass die Stärke der Decke nicht zu dünn dimensioniert ist. Sie klingt etwas härter, grober, lauter, und direkter als eine Fichtendecken-Gitarre. Im Vergleich zur Fichte braucht sie fast nicht eingespielt zu werden, d. h. nach relativ kurzer Spielphase (100 Spielstunden) ist ihr Ton voll entwickelt und ausgereift. Sie kommt dem Spieler in gewisser Weise entgegen, denn auch ohne gesteigerte Aktivität bei der richtigen Behandlung, sind sofort gute Toneigenschaften zu vernehmen. Andererseits sind ihre klanglichen Entwicklungsmöglichkeiten und ihre tonliche Lebensdauer (etwa 70 Jahre), bedingt durch die Holzstruktur, geringer.

Koa   
Das Holz stammt aus Hawaii und fasziniert mit einer sehr intensiven Maserung. Ursprünglich wurde Koa ausschließlich zur Fertigung von Ukulelen und Hawai-Gitarren verwendet. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entdecken aber immer mehr amerikanische Gitarrenhersteller die Vorzüge des außergewöhnlichen Materials. Koa liefert einen sehr klaren, transparenten Sound mit recht stark ausgeprägten Mitten/Hochmitten.

Mahagoni   
Im Gitarrenbau eines der beliebtesten und am vielseitigsten einsetzbaren Hölzer. Der gelieferte Ton ist sustainreich, warm und ausgewogen, mit dezenten Höhen und singenden Obertönen.

Nato   

Die Mahagoni-Unterart kommt mit ähnlichen Eigenschaften, wie die bekanntere ,,Verwandtschaft".

Palisander (Rosewood)   

Genau wie Ebenholz verfügt auch Palisander über eine extreme Dichte und Festigkeit. Die daraus resultierende Haltbarkeit empfiehlt das Holz besonders für die Fertigung von Griffbrettern und Brücken (z.B. bei Akustik-Gitarren). Im Akustik-Gitarrenbau sind die Klangeigenschaften von Palisander besonders begehrt. Es wird vorzugsweise für die Fertigung von Böden und Zargen verwendet und sorgt hier für drückende Bässe und brillante Obertöne.
 
INFO: Rio-Palisander - Schon vor zwanzig Jahren war das begehrte Tonholz sehr rar und teuer. Mittlerweile ist der Baum-Bestand derart zurück gegangen, dass Brazilian Rosewood im Rahmen des Artenschutz-Abkommens geschützt wird und in der Folge nicht mehr frei erhältlich ist. Lediglich das Holz von Bäumen, die vor dem Stichtag 11.07.1992 geschlagen wurden, darf exportiert bzw. verarbeitet werden. Als nahezu ebenbürtige (und wesentlich preiswertere) Alternative wird heutzutage im Normalfall Indischer Palisander verarbeitet.

Walnuss   
Walnuss erfreut sich in den letzten Jahren im Gitarrenbau einer stetig wachsenden Beliebtheit. Das Holz hat eine attraktive Farbe und liefert einen sehr ausgewogenen Ton, mit dezenten Bässen, drückenden Mitten und schmeichelnden Höhen.

Viele Grüsse
Bernd
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  171 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 305 Videos)

UkeDude

Boah, ich glaub ich steh im Wald.... :) Danke Bernd, für diese kleine Holzkunde.

Lu Honeychurch

@Fischkopp: Ganz tolle Beschreibung, vielen Dank.

Ukador

Kann evtl. noch jemand etwas zu \"Eibe\" als Tonholz sagen ? Ist ja doch irgendwie selten bei einer Ukulele zu finden ?
- Ana'ole Mango/Spruce 6 String Tenor

doctor dick

THREE FRETS ARE ENOUGH FOR A HAPPY UKULELE LIFE

Ukador

Zitat von: UkuleleDanKann evtl. noch jemand etwas zu \"Eibe\" als Tonholz sagen ? Ist ja doch irgendwie selten bei einer Ukulele zu finden ?

Jemand eine Idee ? Kann \"Eibe\" in Punkto Wärme und Tiefe z.B. mit Mahagoni konkurieren ?
- Ana'ole Mango/Spruce 6 String Tenor