Saitenbefestigung bei verschiedenen Brücken/Steg-Konstruktionen bei Ukulelen - Unterschiede ?

Begonnen von Al Barrett, 15. Jul 2012, 01:03:09

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Al Barrett

Hi,

aus aktuellem Anlass (Die Brücke meiner ersten Eigenbau-Uke ist fast fertig) eine Frage:

Es gibt ja prinzipiell 2 Arten der Saitenbefestigung an der Brücke:

1) Brücke wie bei der Klassikgitarre, also ein Loch durch eine Art \"Balken\" und die Saite wird quasi um den Balken gewickelt und verklemmt

2) In dem \"Brückenbalken\" sind schlitze, ans Ende der Saite kommt ein Achterknoten und der wird in den Schlitz quasi eingehängt und die Saite durch den Schlitz geführt.

Theoretisch wäre ja auch noch folgendes denkbar (und hatte ich eigentlich vor):

3) Brücke wie bei 1, also Loch durch und man macht auch hier einen Achterknoten an die Saite und steckt sie einfach durch das Loch. Durch den Knoten rutscht sie dann nicht durch.


Jetzt die Frage: Gibt es außer der Optik da irgendwelche Unterschiede ? Klang, Stimmstabilität, Handling, Stabilität der Brücke, etc. ?

LG,

Al

Rav

4. Brücke mit Pins

Schlitzen find ich ganz bequem, stabil ist aber i-wie anders...

Al Barrett

Stimmt, Pins ginge auch noch. Schlitz ist glaub ich die einfachste Variante, aber ich find sie irgendwie nicht wirklich schön...

faltukulele

Grundsätzlich gibt es eigentlich nur a) Geigen- oder Banjostege, bei denen der Saitenzug über den Saitenhalter direkt in Zarge und Unterklotz bzw. in den Kessel eingeleitet wird und die Schwingungsübertragung von der Saite über den Steg auf die Decke nur durch Druckkräfte erfolgt und b) den Gitarren- oder eben Ukulelensteg.

Physikalisch gibt es unter b) eigentlich überhaupt keine Unterschiede :roll: . Der Steg (und die Verbindung desselben mit der Decke) muß sowohl den Saitenzug aufnehmen können (hier ist eine gewisse Reserve sinnvoll) wie auch geeignet sein, die Schwingungen der Saite möglichst ungebremst auf die Decke zu übertragen. Der Hebelarm, mit dem die Saite die Decke verformt, ist bei allen Konstruktionen der Abstand von der Oberkante der Stegeinlage bis zur Mitte der Deckenstärke, die Zugkraft hängt allein von der Saite ab.

Nach der Kraftübertragung kannst Du unterscheiden 1. Stege, bei denen die Saiten oberhalb der Decke enden (hier überträgt allein die Verleimung des Steges die Kräfte auf die Decke) und 2. Stege mit durchgesteckten Saiten, die die Leimfuge weniger belasten, weil die Zugkraft hauptsächlich an der Innenseite der Decke angreift. Diese Variante erfordert eine ausreichend harte Unterlage unter dem Steg, damit sich die Enden der Saiten nicht in das weichere Deckenholz eindrücken. Wenn Du möchtest, kannst Du hier noch unterscheiden zwischen der Variante mit einfachen Bohrungen in Saitenstärke (leichter, aber fummliger) und dem Knöpfchensteg (praktischer, aber schwerer). Der Knöpfchensteg braucht eigentlich neben den Knöpfchen auch die passende konische Reibahle.

Willst Du die Saiten nicht durch die Decke führen (eine gute Verleimung hält auch den Zug von 8 Ukulelensaiten problemlos aus), kannst Du die Saiten entweder durch Bohrungen oder durch Schlitze führen. Bei einer Ukulele ist das (von der Optik abgesehen) wirklich völlig egal. Für kurzfaserige Hölzer (die Du sowieso nicht wählen wirst) wären Bohrungen weniger kritisch, und Du kannst Bohrungen in verschiedenen Stärken vermutlich leichter herstellen. Machst Du 100 Stege, wirst Du lieber sägen - und so ab 1000 Stege :mrgreen: fällt auch die Anschaffung von verschieden starken Sägeblättern nicht mehr so ins Gewicht.

Um die Knoten \"verschwinden\" zu lassen, gibt es für gebohrte wie für geschlitzte Stege diverse Varianten - Nuten, Kehlen, Hinterschneidungen, Bohrungen längs und quer zur Saite.
Aber jeder Knoten - egal, ob das ein einfacher \"halber Schlag\" oder ein \"Achtknoten\" ist, vermindert die Bruchlast des Saite um gut 50 % :shock: . Knoten in dünnen Fluorcarbonsaiten neigen zum Durchrutschen, und Knoten in Darmsaiten brauchen mehr als ein paar Minuten. Diese Probleme umgehst Du mit dem Knüpfsteg (Gitarrensteg), der je nach Anzahl der Törns für jedes Saitenmaterial eine Lösung bietet.

Umsponnene Saiten mögen nicht einmal den einen 180°-Knick, den die Knüpfung mit sich bringt. Tenorukulelen, bei denen Du mit mindestens einer umsponnenen Saite rechnen mußt, haben daher meist statt des Knüpfsteges einen Knöpfchensteg (und ein Ball-end an der Saite). Ansonsten ist der \"typische\" Ukulelensteg der eingesägte (Martin-Steg) mit oder ohne versteckte Knoten und leider meist ohne die gitarrentypische seitliche Verlängerung (was bei Vollholz-Decken oft genug mit Längsrissen rechts und links des Steges endet.

Viel Spaß bei der Qual der Wahl

Christoph

EDIT: Dreckfuhler

lelopa

Zitat von: faltukulele.....Tenorukulelen, bei denen Du mit mindestens einer umsponnenen Saite rechnen mußt.......

Christoph

 :shock:
Ich kenne genug Tenoruken und deren Saiten, wo nix umsponnen ist!
Bei  Baritons schon eher....

lelopa

:shock:  :shock:  :shock:
wo ist mein Avatar-Bildchen hin??!!? :roll:

Al Barrett

Hi faltukulele,

das nenne ich mal erschöpfende Beantwortung meiner Frage. Mit Knüofsteg meinst du sowas hier, oder ?

http://www.lanikai-ukulelen.de/uploads/pics/E66C4C140E3B3B59C12576EB002CD825_S-B_Steg.jpg

Holz meines Steges ist übrigens Walnuss. Und ich denke ich werde die Lochvariante mit wie auch immer kaschiertem Knoten wählen, da der Steg ja vom Aufbau identisch mit einem Knüpfsteg ist und ich so je nach Saitenart im Zweifel immer noch 2 Möglichkeiten habe.

faltukulele

Yep, das ist ein Knüpfsteg, formal die typische Gitarrenvariante, hier mit opulenten seitlichen Verlängerungen.
Walnuß ist nicht soo hart. Wenn es unbedingt Walnuß sein muß, besorge Dir jedenfalls eine richtig harte Stegeinlage.

@ Lucky L\'Uke: Danke für die Nachhilfe :mrgreen:. Natürlich gibt es heute vermutlich viel mehr Tenorukulelen mit blanken Saiten, inzwischen gibt es ja sogar für low G schon eine kleine Auswahl.
Trotzdem würde ich mir bei einer Tenor die Möglichkeit, ein oder zwei umsponnene Saiten aufzuziehen, nicht gerade unnötig erschweren.

EDIT: Als Ergänzung zum Saitentröt: Wenn Du die Worth-Saiten ein bißchen knapp abschneidest, reicht ein Päckchen sogar für drei Sopranukulelen - das ist natürlich ein klares Argument gegen den Knüpfsteg ...

Viele Grüße

Christoph

Al Barrett

Der Steg ist schon fertig, bis auf die Löcher/Schlitze. Deshalb muss es leider tatsächlich Nuss sein ;) Einlage wird aber aus Knochen gemacht, in sofern...

Und zu den Worths: Sind bestellt, da meine Uke allerdings ne Konzertmensur hat, hat sich das Thema mit den 3 Saitensätzen ohnehin erledigt ;)

faltukulele

Na ja, vielleicht reicht der Rest noch für die nächste Sopranino ;). Good luck, bin schon neugierig auf die Bilder ...

Al Barrett

Bilder kannst du (solltest du da angemeldet sein) im gearbuilder-forum angucken. Da gibts nen Bauthread dazu ;)