Gibt es zur Stimmlage passende Tonarten?

Begonnen von torstenohneh, 19. Sep 2012, 14:42:01

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torstenohneh

Die Überschrift sagt es ja eigentlich schon aus?

Meine Stimme hat ja einen Gewissen Umfang. Wenn ich den Umfang nun wüsste, könnte man dann sagen, dass es Tonarten gibt, die besonders gut dazu passen?

Gibt es z.B. Tonarten die bevorzugt für Frauenstimmen bzw. Männerstimmen geeignet sind?
Oder ist das einfach völliger Humbug und Egal?

Freue mich schon mal auf eure Antworten

Torsten
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Kai

#1
Interessante Frage (hab\' selber keinen Input, sorry). Bin aber ebenfalls auf die Antworten gespannt  :)

kk

Hi Torsten,

Hast Du Zugriff auf ein Kla4 oder ein anderes Instrument mit einem etwas größeren Tonumfang?

Schlag oder zupf einen Ton an und versuch diesen nachzusingen.  Aaaahhhh oder wie auch immer.

Dann bewege dich mit den Tönen auf dem Instrument und deiner Stimme nach oben und untern bis es für dich schwierig wird diese Töne einigermaßen klar und ohne \"Ziehen und Drücken\" nachzu singen.

Dann hast Du deinen Stimmunfang in etwa festgelegt.

Wenn Du jetzt eine Musikstück spielen willst schaust Du einfach ob die Melodie noch in diesem Tonumfang liegt. Bei den meisten Liedern ist das nicht besonders viel.

Liegt der höchste Ton über deinem oberen Stimmumfang helfen oft schon 4 Halbtöne nach unten, um das Stück für dich singbar zu machen. Jetzt also einfach die Akkorde und die Melodie 4 Halbtöne nach unten transponieren. Also z.B. Original F-Dur dann transponiert Cis-Dur. Wenn das dann ein ausgesprochen Krampftonart ist, dann eben noch einen Halbton mehr auf C-Dur.

moskeeto

Soweit ich weiß ist die Tonart erstmal egal. Entscheidend ist nur der Tonumfang des Liedes.

Songs von den Red Hot Chili Peppers, den Beatles oder Oasis transponiere ich mir gerne eine Quarte oder Quinte herab, da die Sänger jeweils Tenöre waren/sind und ich Bass bin.

Bei Liedern mit geringem Tonumfang kann man teilweise auch dann eine Oktave höher oder tiefer singen ohne die Tonart zu verändern.

HEiDi

Zitat von: moskeetoSoweit ich weiß ist die Tonart erstmal egal. Entscheidend ist nur der Tonumfang des Liedes.

Seh ich auch so.
Innerhalb einer Tonart kann der Tonumfang ja sehr unterschiedlich sein - und durch den sind die Grenzen gesetzt.
HEiDi mit MAjA, UkuLily & wir_holen_den_cup

torstenohneh

ZitatSoweit ich weiß ist die Tonart erstmal egal. Entscheidend ist nur der Tonumfang des Liedes.
Eigentlich logisch wenn man mal ein bisschen drüber hirnt!
Danke euch allen!
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

LokeLani

#6
Achte einmal darauf, welche Tonarten bestimmte Sänger bevorzugen, jene mit hohen Stimmlagen und jene mit tiefen Stimmen (Lehonard Cohen).

Es gibt eindeutig für die Stimmlagen (Sopran/Alt/ Tenor/Bass) günstige Tonarten, die meistens passen und andere, die ungünstig sind

D-Dur, F-Dur und G-Dur sind für Kinderstimmen und Frauenstimmen oft gut, C-Dur jedoch meistens zu tief,
d-Moll, e-Moll, meistens besser als a-Moll.

Wobei der tiefste Ton eines Liedes entscheidend ist , höher geht es irgendwie immer, aber tiefer nicht.

torstenohneh

@LokeLani
Hmmm, könntest du dann noch explizit bitte auflisten was du für \"gute\" Tonarten für einen Tenor hältst?
Danke
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

TERMInator

Zitat von: LokeLanid-Moll, e-Moll, meistens besser als a-Moll.
Dm geht meist auch bis zum C runter, daher ist für unsere Sängerin idR Am oder Em die bessere Wahl

Octopussy

Zitat von: torstenohneh@LokeLani
Hmmm, könntest du dann noch explizit bitte auflisten was du für \"gute\" Tonarten für einen Tenor hältst?
Danke

Ich glaube ich bin auch ein Tenor und komme mi A-Dur gut zu recht. F-Dur, D-Dur geht aber auch. C-Dur ist mir dann meist schon zu hoch. Kann aber auch sein, dass ich \"nur\" Mezzo-Tenor (oder wie das heißt) bin.

Juttalele

#10
Also ich habe eindeutig eine bestimmte Vorliebe für gewisse Tonarten und andere benutze ich (als Grundtonart) so gut wie nie (wenn ich die Wahl habe). Meine Stimmlage bewegt sich zwischen dem tiefen c und dem hohen c\" -- also noch etwas tiefer als Alt, wobei die tiefen und hohen Töne dabei nur \"am Rande\" vorkommen dürfen ... damit ich mich noch wohl fühle beim Singen bzw. damit die Töne noch voll klingen.

Entsprechend liebe ich a-Moll -- da habe ich dann noch Platz nach unten und noch mehr nach oben. Bei F-Dur würde es schon schwieriger. Dann wird man zum Oktav-Springen genötigt ... also wenn man die Töne oben nicht mehr bekommt, eine Oktave tiefer zu singen -- oder umgekehrt in der Tiefe eine Oktave höher ... was ich nur praktiziere in Kursen/Gruppen, wo es nicht um mein Singen geht, sondern gemeinschaftliches Tun bzw. das Vermitteln von Akkorden usw. ...

Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder so seine/ihre Lieblingstonarten hat ... bzw. finden würde. Das macht es ja auch so schwierig, sich in größeren Gruppen auf eine gemeinsame gut singbare Tonart zu einigen.

gerald

Zitat von: torstenohneh
ZitatSoweit ich weiß ist die Tonart erstmal egal. Entscheidend ist nur der Tonumfang des Liedes.
Eigentlich logisch wenn man mal ein bisschen drüber hirnt!
Danke euch allen!
Ich denke, dass nicht allein der Tonumfang entscheidend ist, sondern letztlich wo der höchste
und wo der tiefste Ton liegt, bzw. ob diese wie gut diese zu singen sind.
Das ist auch von der Tonart abhängig, sonst würde es ja keinen Sinn machen, ein Lied zu
transponieren, um es besser/einfacher singen zu können.

Zitat von: torstenohneh@LokeLani
Hmmm, könntest du dann noch explizit bitte auflisten was du für \"gute\" Tonarten für einen Tenor hältst?
Danke
Lokelani hat sich dazu leider nicht mehr gemeldet.
Aber ich denke, dass eine allgemeine Aussage auch nicht möglich ist, eher nur eine Tendenz.
Also ein Hinweis wie, bei einem einfachen Lied, wie einem typischen Kinderlied, ist wohl auch
für Tenor D-Dur oftmals eine recht gute Tonart.
So ein Hinweis gilt aber ganz schnell nicht mehr, z.B. wenn der Tenor zusammen mit Sänger(inne)n
anderer Stimmlagen mehrstimmig singen möchte.

Ein Beispiel, wo ich selbst meine Probleme hatte: Ich wollte das Schlaflied \"Der Mond ist aufgegangen\"
singen, hatte Noten in F-Dur. Ich hatte im Hinterkopf, dass Achim Reichel dies Lied auf seiner CD
Volxlieder in G-Dur singt, daher dachte ich, dass es F-Dur passen müsste... Nachdem ich das nach
C-Dur transponiert habe, habe ich mich gefragt, was dieser Achim Reichel wohl für eine seltsame
Stimme hat... hat er nicht, er hat die Melodie bei genauerem Hinhören doch recht stark verändert.

Mjchael

#12
Noch eine verspätete Anmerkung:
Nein! Es gibt keine Tonart, die besonders für eine Tonlage geeignet ist.
Es gibt für jede Stimme (Sopran, Alt, Tenor, Bass, Kinderstimmen)  Stücke in allen Tonlagen.
Es gibt für einen vierstimmigen Chor, in dem ja alle Stimmlagen vertreten sind, Partituren in allen (!) Tonlagen.

Hier mal ein Quodlibet, von Bach wo mehrere Stimmlagen in jeweils einer Tonart singen
https://www.youtube.com/watch?v=Qs9-LFQuGNc

Das Lied \" Die Zauberflöte - Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen\" ist für Sopran und steht in F
Klavier mit Noten bei Youtube
http://www.youtube.com/watch?v=RwEOStXY498
Mozart - Die zauberflöte - \"Der Hölle Rache\" gesungen von Diana Damrau
http://www.youtube.com/watch?v=dCvLD4xAdtM

Das Lied \"Im tiefen Keller sitz ich hier\" steht auch in F ist aber für Bass.
Notenversion
http://www.lieder-archiv.de/im_kuehlen_keller_sitz_ich_hier-notenblatt_502280.html
gesungen von Ivan Rebroff
http://www.youtube.com/watch?v=EflJjuy_DkQ


Auch für nur eine Stimmlage gibt es Noten in allen Tonlagen.
Die Toten Hosen singen ein Lied durch alle Tonarten:
https://www.youtube.com/watch?v=UmPgLCezAGw



Gesetz den Fall, man hätte (wegen dem Stimmbruch oder so) nur einen begrenztes Tonspektrum von einer einer Oktave, (z.B. C bis C)
Dann könntest du beispielsweise \"alle Vögel sind schon da\" in C-Dur singen.
Das Lied beginnt mit dem Grundton C.

Aber auch das Lied \"Ich geh mit meiner Laterne\" hat den selben Tonumfang, steht aber in F-Dur
Das Lied beginnt mit einem Auftakt auf der Qarte unter dem Grunton (was viele Lieder machen)

Das Kirchenlied \"O Haupt voll Blut und Wunden\" passt ebenfalls in die Oktave zwischen C und C.
Doch es muss in Gm gesungen werden (Tonvorrat der Bb-Dur-Tonleiter)

Das Weihnachtslied \"Nun singet und seid froh\" passt ebenfalls genau in die Oktave zwischen C und C,
aber es muss dann in Eb-Dur gesungen werden.

Bei den meisten Menschen ist die Stimme wenigstens 1 1/2 Oktaven. Aber die meisten, die ein wenig geübt sind schaffen 2 Oktaven. Damit lassen sich Lieder, die nicht größer sind als eine Oktave in alle Tonarten realisieren. Es mag halt nur eben sein, dass man in einigen Tonlagen besser klar kommt.

Wie du siehst, hat die Tonart selbst gar nichts mit der Stimmlage zu tun. Es kommt alleine auf den Tonumfang des Liedes an.

Wichtig für die Wahl der richtigen Tonart sind mehrere Faktoren:
*Was ist der höchste und der tiefste Ton des Musikstückes.
*Was ist der höchste, und der tiefste Ton den ich singen kann.
*In welchem Tonspektrum klinge ich am besten?
* Mit welchem Instrument werde ich begleitet (und wie ist es am einfachsten für das Instrument)

Ob ich das Lied \"Kommet ihr Hirten\" nun in Eb, E oder F singe hängt eher davon ab, mit wem ich singe.
Für Blechblasinstrumente, die auf Bb gestimmt sind, mag die Tonart Eb leicht zu spielen sein. Für den Gitarristen ist die Tonart Eb wegen den vielen Barrés eher unbeliebt. F geht da noch, aber für die Tonart E werden gar keine Barré-Akkorde gebraucht. Blechblasinstrumente mögen Tonarten mit vielen Kreuzen eher weniger. Wenn ich aber mit einem Flötenspieler zusammen spiele, benutze ich einen Capo im ersten Bund, und spiele es auf F-Dur, da es für die Blockflöte (deutsche Griffweise) leichter ist in F-Dur zu spielen. E-Dur oder Eb-Dur lassen sich da kaum bewältigen.

Die Wahl einer bestimmten Tonart hängt viel mehr vom Tonumfang eines Liedes ab, und wie ich es bewältigen kann.

Beim Lied Walking in Memphis singt Marc Cohen das Stück in G-Dur. Das ist für mich in der Tonlage nicht zu bewältigen.
Ich bekomme die Töne zwar gesungen, aber so tief hört es sich bei mir einfach lasch an, und wirkt nicht. Cohen ist Bass, und muss mehr Druck auf die Stimmbänder geben, um überhaupt so hoch singen zu können, wie ich normalerweise singe.
http://www.youtube.com/watch?v=KK5YGWS5H84

Cher dagegen singt da Lied in A-Dur. Sie singt Alt, und das kommt meiner Barriton-Stimme ziemlich entgegen.
http://www.youtube.com/watch?v=U0mL2gzy8dE

Ich singe es allerdings in G-Dur, einfach weil mir die Akkorde, die ich brauche (C D Em G) besser für Gitarre ohne Capo gefallen.

Beim Uke-Spieler kommt es mehr auf die Stimmung seiner Uke an, ob die eine oder andere Tonart einfacher ist.

Entscheidender für mich ist der Fingersatz, mit dem ich Stücke auf der Gitarre begleite, welche Tonart ich verwende.
Das Lied \"Kommet ihr Hirten\" (Offtoppic: man merkt, wir haben bald wieder Weihnachten) spiele ich gerne In E-Dur. Aber beim Melodiepicking lieber in F-Dur, weil jede andere Tonart viel umständlicher wäre.

Die Wahl der geeigneten Lieder hängt also ausschließlich von deren höchsten und tiefsten Ton ab, und in welchem Bereich ich am besten singen kann. Die Tonart ist da zweitrangig. Sie hängt mehr davon ab, wie einfach sich die Begleitung umsetzen lässt. Ist der Fingersatz zu schwer (egal, für welches Instrument) suche ich mir die einfachste Tonart raus, die in der Nähe ist, und die ich noch bewältigen kann.

Gruß Mjchael

torstenohneh

Mein Gott Mjchael, da hast aber ausführlich und detailliert geantwortet.
Vielen Dank dafür

Gruß
Torsten
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Mjchael

Das Thema hat mich selbst interessiert, und vielleicht verhackstücke ich diesen Post noch einmal für die Wikibooks (Musiklehre).