Ein Test in DD und eine unerwartetet Begegnung ohne Ukulele

Begonnen von skiffle, 01. Okt 2012, 15:34:27

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skiffle

Die Dresdener Strassenbahn feierte am Wochenende ihr 140 jähriges Bestehen.
Ich durfte mit der Rostocker Band ,,The Marching Saints" dort 2 Tage musizieren.
Wieder ein Gelegenheit meine Banjo-Ukulele von Ashbury einem absoluten Härtetest zu unterziehen.
6 x 1 Stunde Dauerbetrieb. Davon 4 in der eigens dafür bereitgestellten Dixistrassenbahn. Rappelvoll.

Dresden eine Hochburg des Dixiland. Enge und Hitze im modernen Strassenbahnzug.
Wird der Winzling akustisch dort eine Chance haben? Leichte Unruhe im Gemüt.
Man will sich ja nicht blamieren.
Die Kollegen mit Trompete, Posaune und Tuba blasen volles Rohr. Schon aus Gewohnheit.
Hoffentlich verstimmt sich das Ukulelenbanjo nicht in dieser Hitze bei der wirklich sehr kräftigen und hohen Schlagfrequenz?
Ich bin froh, dass ich nicht als Aquila-Saite geboren wurde. Auah!

Ich bin nun erleichtert!
Auch unter diesen Bedingungen hat sich die Ashbury von mir mit Aquila-Saiten bespannt bewährt.
Die Brücke hatte ich diesmal mit Mini-Power-Klebeband und winzigen Holzfurnierstücken
auf dem Fell dicht an präzise und unverrückbar an winzigen Punkten fixiert,
denn kleinste Wanderungen bei den Vibrationen des Fells bringen peinlichste Verstimmungen
die live kaum stressfrei zu beseitigen sind, wenn man noch keine Idee bzw. Erfahrung damit hat.

Auch die Frage des Plektrums konnte ich nun für mich klären. All zu hart bringt nix.
Ein gewisse Portion Weichmacher sollte in den Plastikplektren sein.
Die von mir an anderer Stelle gepriesenen DUNLOP ULTEX .73 sind nach kurzer Zeit
in den Spitzen gerissen und schließlich gänzlich durchgebrochen.

Während hier im Forum verscHENKt-Dichter mit Sopraninos gekürt wurden,
konnte ich mich am Sonnabend in der Dresdener Tonne (Jazzclub) kulturell trösten. Und wie!
Das ,,Panzerballet" aus München begeisterte mich mindestens so wie einst
die sensationelle Musike eines Frank Zappa.
http://www.panzerballett.de/
Wer da ein Konzert besucht, wird berauscht werden von deren Virtuosität, Können und irrem Sound!
Ein MUSS!
Meine Kollegen, die am Tage den prima Ukulelenstimmungssound meiner Banjolele auf Bühne,
im Gelände und in der Dixistrassenbahn wertschätzend anerkannten,
witzelten nun, ich könne dort ja mit meiner kleinen Holzukulele,
die ich natürlich im Hotel gelassen hatte, mitmachen.
Freilich bei so gewaltiger Musik und solch extrem guten sehr jungen Musikern ein recht fader Witz.
Fazit: Ukulelenfreie Musik kann auch gut sein,  ;-)
aber ein Wochenende ohne Ukulele(-nbanjo) kaum.

Zum Thema sei noch gesagt: Wer also mit Bläsern musizieren will,
muß nicht zwingend auf ein Tenorbanjo umsteigen!
Die Ashbury ist sehr stabil und solide gebaut, um gut besaitet
Bläsern auch mit Aquila-Saiten ohne Mikrophonierung kontra zu bieten.
Man muß halt nur schnell, sehr kräftig und dauerhaft schrammeln. ;-)
Eher sind die Plektren verschlissen, als die Aquilasaiten.
Eine beruhigende Erkenntnis

[size=8]Bald folgen hier noch Beweisfotos![/size]

skiffle

#1
Wie angekündigt hier die tonlosen Beweisfotos von meinem Ersatzeinsatz bei den Marching Saints aus HRO.
Wirklich gute Bläsersätze spielen die Jungs. Ich mußte höllisch aufpassen,
dass ich denen nicht nur gänsehäutig zu hörte und ich wollte die Banjo Ukulele
(und meine Vertretungsqualität) unter Dauerbelastung testen.

 

Wir bliesen und schrammelten einladend. Die erste Tour war maßvoll voll.



Die letze der 4 Touren, hier leider nicht dokumentiert, war rappelvoll.
Es hatte sich schnell herumgesprochen.
Die Rostocker \"Jazzer\" The Marching Saints in der sächsischen Dixilandhochburg!



Am Ende des Sonntages noch abschließendes Posen für die Strassenbahnfans.
Ein sehr spezielles Wochenende.
Wir teilten uns die Künstlergaderobe mit \"Cora\".
Ein weiblicher und einen eierschalenfarbenen Porsche fahrender Schlagerstern.
Sie hatte wohl mal einen Hit in dem das Wort Amsterdam vorkommt.
Nun etwas speziell eben. Für jeden was dabei.

Doch in der Strassenbahn ging die Post ab!
Ich hatte beinahe vergessen, wie es in der \"Branche\" der Kleinkunst zu geht.
 







Mir gefielen die zahlreichen liebevoll und aufwändig restaurierten Strassenbahnzüge
des Vereins in Dresden und die dazu gehörigen Freaks, die alles diesbezüglich gierig aufsogen.
Allein diese technischen kleinen mobilen Denkmale waren die Reise wert.
Und viele staunende ungläubige Blicke, was so aus dem kleinen
(Ukulelen- ) Banjo an lauten Tönen so heraus quillt.
Leider hatte Siggi, Archivar der Dresdener Strassenbahn und Hobbyfotograf,  
\"nur\" eine klassische Digitalkammera ohne Micro.
So bleibe ich den akustischen Beweis des Durchsetzungsvermögens der kleinen Ashbury Banjolele
vorerst noch schuldig.
Vielleicht hört man ein par Töne, wenn man Siggi´s Fotos anschaut?
Vielleicht saß gar ein Ukulelenclubmitglied in der Dixistrassenbahn?

allesUkeoderwas

Glückwunsch Skiffle, zu diesem schönen Event !!! Man kann die tolle Musik förmlich sehen.
Ukulelen: Nur Schrott

ronniebass

Es freut mich, das es nach langer Vorbereitungszeit jetzt gut anläuft, mit den Banjolele Gigs.
Schön auch, das Dresden noch ein Herz für Oldtime Jazz hat. Generell ist doch ein zunehmendes Desinteresse an Dixieland und Oldtime zu beobachten.
Meine Band hat ca.50% weniger Gigs, als noch vor 5-10 Jahren. Das Durchschnittsalter der meisten Bands liegt zwischen 60 und 70 Jahren, ebenso das des Publikums.
Jüngere Musiker sind eher wenig interessiert, so ist zu befürchten das diese Musik mal in der Versenkung verschwindet.
Dabei bräuchte man ja nicht nur auf die sogenannten Bierjazztitel zurückgreifen, sondern kann als Band aus einem riesigem, historischem Kontext schöpfen, der
vom New Orleans Ragtime zu Beginn des 20ten Jahrhunderts, bis zum British Revival der 50er und 60er Jahre reicht.

skiffle

#4
Da sagste was ronniebass.
Danke Euch [size=8](+allesUkeoderwas)[/size] für die Anteilnahme an meiner späten Gelegenheitskariere. ;-)
Ich vermute beinahe der Jazz, zumindest der der mich in seiner Vielfalt erreicht, hat es immer schwerer.
Darum bin ich froh z.B. an selbigem WE in DD die Band \"Panzerballet\" gehört zu haben.
Edit: http://www.panzerballett.de/tour.html  In Kürze z.B. auch in Hamburg und Bremen!
Kostprobe gefällig? Laut aufdrehen oder Kopfhörer benutzen!
http://www.youtube.com/watch?v=0CgKzkriPQk&feature=player_embedded#!
Ich glaube das funktioniert nur live!

Irgendwer Bedeutendes meinte über diese Band,
sie führe den Jazz als einzige Band ins 21. Jhh.
Ich bin bereit das zu glauben und zu bezeugen!

Das Publikum in der \"Tonne\" (Jazzclub in DD) war wohl ein repräsentativer Querschnitt
von Verbrauchern des Jazz. Wir zwischen 40 und 60 machten immerhin ca. 15% des Publikums aus.
Der Großteil war natürlich im Alter der Band und eben etwas älter als die Musiker
Das fand ich toll. Und deren Mugge war sehr vielschichtig und musikalisch eine echte Herausforderung.
Echt! Wer kann muß die gehört haben.
Ich garantiere mindestens 1x Gänsehaut, wenn man sich darauf einläßt.
Es war/ist eine Form des Jazz, bei der sich bis auf das nicht anwesende
\"Cora\"Schlagersternchen-Publikum* alle irgendwie gut fühlten.
Null Langweile = Spannung bis ins kleinste Häärchen.
Sowas hatte ich lange nicht gehört!

Erstaunlich ist dennoch welche Anziehungskraft auch noch OldtimeJazzMusik hat,
findet sie live überraschend z.B. auf der Strasse statt. Das Publikum war in DD
aus diversen Gründen durchwachsen,
so kann ich nicht objektiv miturteilen zumal ich ja der AZUBI dieser Band bin.
Aber soweit ich weiß, sind die Auftraggeber dieser Musik auch eher weit über 40/50 Jahre alt.
Immerhin Fakt ist, kaum jemand ging, wenn er nicht gleich stehen blieb,
vorüber ohne ein Lächeln im Gesicht.
Ich bin zwar nicht hauptsächlich mit dieser Mugge zu gange, die anderen übrigens auch nicht,
aber Spaß macht es ungemein, wenn es denn erstmal grooved.
Und da ist ja beinahe wurscht bzw. banane wie die Mugge heißt und wo sie herkommt.
Das habe ich dort wieder gespürt.
Traurig ist nur zu beobachten, wieviel saudumme Mugge so sonst gern in Massen
gemeinschaftlich absorbiert wird.
Diese kleine verbale Überheblichkeit gönne ich mir da abschließend gern,
zumal ich \"zur Strafe\" schon vorab dort Ekelschauer tolerant über mich ergehen ließ.
Da brauchts koi Wiesn, um Massen im Takt dumpfer beats zu vereinen.
Naja das war wohl schon immer so und wird....
Wie wollen sonst seit Jahrtausenden Kriege gewonnen werden?

Dennoch schwöre ich optimistisch auf gemeinschaftliches musizieren, singen und feiern.
Notfalls auch mit Schlagermugge, wenn sie denn Chuzpe,
Schmäh oder sonst irgendwie intelligenten Witz hat.

Es lebe die Ukulele (nebst Banjolele) als Schlüssel zu jeglicher Musik!
happy strumming skiffle


Edit:Nachtrag zum besseren Verständnis. Wer verdammt noch mal ist/war CORA?

 *
[size=8]früher: https://www.youtube.com/watch?v=E56b3Q4nF9M
Für die die nicht genug davon kriegen können etwas ausführlicher vorgestellt:
https://www.youtube.com/watch?v=jSWpYlt-B9o&feature=related
heute: https://www.youtube.com/watch?v=qWZuJ-2JJq8
Live in DD. Ok wir hatten allerdings nicht so viel Publikum vormittags um 11 Uhr auf der selben Bühne.
Aber so ein richtiger Neidfaktor kommt dennoch nicht auf. ;-)
Immerhin haben wir auf selben Platz ohne jedwede Technik
die da noch recht übersichtliche Schar der Frühaufsteher unterhalten.
Ohne Rosen und Schlüpfer![/size]

torstenohneh

Ein sehr schönes Konzept. Musik in der Straßenbahn!
Live und ohne Verstärkung. Und ohne Bühne. Direkter kann man das Publikum nicht erreichen!
Hat sicherlich viel Spaß gemacht!
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Juttalele

#6
Zitat von: skiffleEdit:Nachtrag zum besseren Verständnis. Wer verdammt noch mal ist/war CORA?

 *
früher: https://www.youtube.com/watch?v=E56b3Q4nF9M

Hey, der Welti als Moderator ... und Wolfi, wenn du ein wenig übst, den Hals deines Banjos auf dem Back-Beat mitsamt Schulter nach vorne zu schmeißen, dann treten wir beide zusammen auf, das Zeug zur Schlagersängerin hab ich. Und Welti wird als unser Agent engagiert.  :mrgreen:

Meg


L'Ukuliste

Klasse Skiffle, darf man fragen wie viel du für dein Schätzchen berappen musstest? Sehr schöne fotos, muss spaß machen im Tram zu spieln, kriegen wir in Bremen hoffentlich auch noch hin :)
aber - gibts denn auch tonaufnahmen von eurer Fahrt????

cheers aus Schweden
Jean

skiffle

#9
moin, moin @ L\'Ukuliste in Sverige!
Habt Ihr noch Licht oder schwermütelt es schon nahe Polarkreis?

Ich hab es in HH nagelneu für 350 Euro gekauft. Soviel kostet es auch in GB inkl. Porto.
War mein Verhandlungsargument vor einem 3/4 Jahr beim Händler.
Ist wirklich ein solides Teil.
Original waren allerdings beschissene Saiten drauf.
Man kennt das ja.
Einem Tipp von Fischkopp folgend hab ich dann Aquilas drauf gezogen.
Ich werde demnächst dem Tipp von Kurt folgen und
Thomastik steel für Konzertgitarre drauf testen.
Mal hören, ob es da noch eine klangliche brilliantere Steigerung gibt,
die weniger kraftvolle Schläge erlaubt.
Leider gibt es wie immer, wenn ich dabei bin, keine Tonaufnahme.
Doch immerhin meine erste Mugge in dieser Crew ohne Regen!
Ich mutmaßte schon einen Fluch.
@ Meg hat also in jeder Beziehung recht, wenn sie von Glück bei der Wetterauswahl schreibt. ;-)
Wir alle wissen, Regen ist für vieles Gut, aber nicht für Mugge im Freien.

Und ja  @ torstenohneh.
Fakt ist, nix ist lebendiger und unmittelbarer, als Mugge direkt im VOLKe abzuliefern.
Ok, die Mitreisenden in der Tram hatten, nachdem sie 2 € Eintritt gezahlt hatten,
die ganze Fahrt über keine Chance auszusteigen.
Erst nach einer vollen Linienrundfahrt gingen die Türen auf!
Man war uns praktisch ausgeliefert. ;-)