Aquila Qualität weisse / braune Packung - ein Erfahrungsbericht

Begonnen von Ukusoph, 12. Feb 2013, 19:04:46

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Ukusoph

Meinen 100sten Beitrag im Forum feiere am heutigen Faschingsdienstag 2013 mit der Eröffnung dieses Themas:

In einem anderen Thread http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?post=240866#post240866 habe ich schon mal was zu dem Thema angedeutet:

ZitatGespielt habe ich es auf einer Koaloha Tenor Ukulele in C-Tuning mit High-G. Die Saiten sind neu, ich bin jedoch mit der Qualität der Aquilas in der braunen Packung nicht (mehr) zufrieden. Die C- und die E-Saite intonieren leicht zu hoch.

Was bisher geschah: ich hatte bisher immer Aquilas auf meinen Uken. Ein kleiner Vorrat war auch immer da und ich war zufrieden, wie schön. Irgendwann hat die Fa. Aquila die Produktion der Saiten in den weissen Päckchen (oder auch vielleicht auch nur das weisse Layout) eingestellt. Ich dachten mir Nylgut ist Nylgut und habe dann bei Schneider einen Satz der braunen Tenorsaiten bestellt. Ich hatte da noch die weissen auf beiden Uken. Jetzt riss mir die A-Saite. Ich habe dann bei meinem Gitarrenladen  einen Satz der braunen Aquilas gekauft, damit ich weiter ukeln konnte. Das Päckchen von Schneider kam zeitgleich an. Ich erwähne dies nur damit klar wird dass es nicht am Lieferanten liegt.

Also hurra, neue Saiten drauf und was hört mein geplagtes Ohr? Ein komisches Flirren bei der E-Saite und der Aussschlag des Stimmgeräts schwankt plötzlich merkwürdig hin und her. Beim Beobachten der Schwingung der Saite konnte ich entdecken, dass die Schwingung im zeitlichen Verlauf sehr unregelmäßig war - ebenso wie die Anzeige beim Stimmgerät. Dann stellte ich zudem fest, dass die Saite zu hoch intoniert. Das G am 3.Bd und die 4. Saite stimmten nicht überein. Beim Flageolett am 12.Bd war der gegriffene 12.Bd 10ct (!) zu hoch.

Bei der C-Saite was es ähnlich, ich hatte vorher eine umsponnene C drauf und war sehr zufrieden mit Intonation und Stimmstabilität. Nach kurzer Eindehnphase stimmte ich kaum nach und die Saite hat fast 3 Monate überlebt. Mit der neuen nicht umsponnenen C-Saite ein ähnliches Phänomen wie bei der E-Saite. Ich beschreibe das deshalb so genau, weil sich nach Wechsel  der A und der G Saiten optimale Verhältnisse eingestellt haben.

Komisch, A und G gut - C und E stimmen nicht. Der Sound der Uke war im übrigen völlig unausgewogen. Nicht mal satte Powerchords wie 3300 oder 5320 klangen mehr rund. What the hell..?!?  Ich hatte ja noch das andere Päckchen braune Aquilas. Nach dem neuerlichen Wechsel der C u. E Saite konnte ich eine leichte Verbesserung bei der C-Saite und KEINE Verbesserung der klang- und intonations- Eigenschaften der E-Saite feststellen.

Dann habe ich am vergangenen Sonntag diese Aufnahme gemacht: http://www.youtube.com/watch?v=vVkeltSsUJM Die Saiten sind eingedehnt, stimmstabil und eine Woche alt. man hört deutlich, das die Saiten nicht richtig intonieren.

Am Sonntagabend habe ich dann beim Ukulädle Martin M620 und testhalber Worth Clear High-G bestellt. Heute morgen kam die Bestellung an (echt fix, Respekt). Ich habe sofort die Martin C und E Saite aufgezogen und dehne sie momentan ein. Schon beim Auffädeln stellte ich fest, dass die Martins etwas weniger Drall entwickeln und weicher sind als die Aquilas.

Dann der Aha Moment - nach dem Hochstimmen kann ich sagen, die Aquilas waren definitiv defekt. Meine Koaloha klingt jetzt wieder wie es sich gebührt und die Chords sind sauber. Die gegriffenen Töne sind nicht mehr zu hoch und der Griff und Klang ist wirklich angenehm. Da ich ja jetzt eine \"Mischbesaitung\" auf der Uke habe, kann ich auch sehr gut die unterschiedlichen Klangeigenschaften der Martin und der Aquilas beurteilen. Die Aquilas klingen sehr hell - ein fast metallischer Oberklang und sehr durchsetzungsfähig. Die Martin Saiten klingen sehr warm mit weniger ausgeprägt \"metallischem\" Obertonspektrum, jedoch mit immer noch genug Höhenanteil.

Ich schreib Euch dies, weil ich denke, dass manche von Euch bewusst oder auch unbewusst bereits ähnliche Erfahrungen gemacht haben und aus diesem Vergleich Nutzen ziehen können. Es gibt immer Aussreisser in der Produktion von Saiten, bestimmt auch bei anderen Herstellern. Aber die Aquila Saiten waren aus unterschiedlichen Läden und, ich vermute, auch aus einer anderen Charge. Zieht Eure Schlüsse daraus - ich ziehe meinen und spiele die Hymne nochmal mit den aktuellen Saiten ein, sobald meine Webcam da ist. Dann wird man meine Beobachtungen (hoffentlich) hören können.

Viele Grüße

Der, der das Gras wachsen hört :mrgreen:

Meg


wwelti

#2
Hallo Ukosoph!

Danke für den Bericht. Unregelmäßigkeiten mit Aquilas hatte ich auch immer mal wieder, und ja, manchmal intoniert eine Saite einfach nicht richtig oder klingt sogar insgesamt etwas eirig. Letzteres ist aber zum Glück eher selten.
Bei einer in den hohen Bünden zu hoch intonierenden Saite kann es u.U. etwas bringen, wenn man sie umdreht. Probier\'s einfach mal, kostet ja nix... ;) Mir hat das schon ein paar Mal geholfen (allerdings nicht jedesmal).

Allerdings hatte ich auch schon mit anderen Saitentypen gelegentlich mal Probleme. Eigentlich kann ich keinem Saitenhersteller, den ich bis jetzt probiert habe, Absolution erteilen. Es ist sogar so, daß eigentlich grundsätzlich _jede einzelne Saite_ anders intoniert. Meist sind die Unterschiede gering und somit tolerierbar, manchmal jedoch etwas größer... Aber wenn man eine wirklich genau intonierende Ukulele will, müsste man eigentlich für jeden neuen Saitensatz für jede Saite die Einzelsaitenkompensation neu einstellen. Und damit leben, daß ein einzelner Saitensatz eben nicht immer für einen erfolgreichen Saitenwechsel ausreicht...

Wie gesagt, ich habe schon mit verschiedensten Saitentypen auch völlig unbrauchbare Saiten gehabt... es ist wohl immer etwas Glückssache, und manchmal hat man halt auch Glücks- oder Pechsträhnen... ;)

Viele Grüße
  Wilfried

GeKa

Ach so ! Du meintest weiße Aquilas in brauner Verpackung !
Ich benutze meist die braunen Aquilas (Aurora). Bei denen ist mir das noch nie aufgefallen.
Die weißen Aquilas mag ich in der Berührung am Finger nicht sehr gern.
 :?

stephanHW

Zitat von: wweltiAber wenn man eine wirklich genau intonierende Ukulele will, müsste man eigentlich für jeden neuen Saitensatz für jede Saite die Einzelsaitenkompensation neu einstellen.
Da schaust du tatsächlich sehr genau hin ;) !

Interessant fand ich in diesem Zusammenhang die Aussage Gordon Mayers von MyaMoe, das die ideale Längenzugabe (Kompensation) ihrer Ukulelen unabhängig von dem verwendeten Saitenmaterial ermittelt wurde. Oder anders ausgedrückt, sie kamen zum gleichen Ergebnis, ob nun Nylgut, Fluorcarbon oder Nylonsaiten verwendet wurden. Größere Auswirkung auf die Intonation habe die Höhe der Stegeinlage bzw. Saitenlage.

In diesem Fall setzen wir natürlich intakte Saiten voraus.


@Ukusoph
Ich kenne dieses gelegentliche Problem mit Aquilas auch und es ist wichtig zu wissen, das an Intonationsproblemen auch in hohem Maße die Saiten beteiligt sein können.

Wie auch immer deine Schlüsse letztendlich ausgefallen sind,
ich habe Ukulelen, die klingen mit Aquilas am besten.
Manche sind schöner mit Martins, manche wollen aber einfach Aquilas. Und die sollen sie bekommen. Wenn ich noch ein altes Päckchen auftreiben kann, um so besser. Mir gefielen sie klanglich und haptisch besser, als `New Nylgut´.

allesUkeoderwas

Zitat von: GeKaAch so ! Du meintest weiße Aquilas in brauner Verpackung !

Ahh, jetzt versteh ich !!!

Leider sind die letzten weißen in der weißen Packung ja auch schon \"New Nylgut\" gewesen. Ich hatte zwar noch keine defekten, aber ich hab festgestellt, daß die Sopransaiten nicht für jede Sopran geeignet sind, die C-Saite \"eiert\" für meine Ohren ziemlich deutlich - Am Tuner kann man das sogar als Zappeln erkennen. Ein Zeichen von zu wenig Saitenzug. Abstellen läßt sich das, indem man Concertsaiten drauf macht. Entgegen physikalischer Gesetzmäßigkeit sind die seltsamerweise dicker. Mit der Intonation in Abhängigkeit von Aquila hatte ich bei meinen kurzen Mensuren (Sopran und Concert) noch keine Probleme.

Haptisch und vom Klang gefielen mir die ganz alten weißen am besten, damit konnte man so schön schwächelnde Ukulelen aufpeppen.
Ukulelen: Nur Schrott

der Neue

Für meine Tenor Ukulele mochte ich die alten Tenor Saiten nach einer Weile überhaupt nicht mehr, die waren mir viel zu kräftig. Nicht, dass es spieltechnisch schwierig geworden wäre, vielmehr wurde der Klang der Pono Mango innerlich abgewürgt. Ich dachte schon, dass Thema Aquila hätte sich für mich ganz erledigt. Unlängst probierte ich die New Nylgut für Concert Uke aus, und siehe da, zu meinem Instrument passen die recht gut..ich glaube, bei der Sorte bleibe ich bis auf Weiteres.

TERMInator

Zitat von: allesUkeoderwasHaptisch und vom Klang gefielen mir die ganz alten weißen am besten
Mir auch - zum Glück hab ich noch 3 oder 4 Sätze davon im Schreibtisch.
Unverständlich, warum immer wieder Produkte die sich jahrelang bewährt haben verschlimmbessert werden von Herstellern. Wenn man eine neue andersartige Saite anbieten will kann man das ja zusätzlich tun.

Benutzername

Man hätte die beiden Produkte vielleicht eine Weile lang parallel anbieten sollen, dann hätte der Kunde entscheiden können. Ich finde die Neuen weder besser noch schlechter, ich finde sie anders. Vorteilhaft finde ich auf jeden Fall, dass es bei den Neuen weniger Geräusche beim Greifen gibt.

Ukusoph

Danke zunächst für die aufschlussreichen Antworten. Gut dass ich nicht der Einzige bin der von den Serienstreuung der Saiten-Hersteller betroffen ist. Ich bin kein Werkstoffwissenschaftler, daher weiss ich nicht was bei der Herstellung dieses \"monofilaments\" Nylon so alles schief gehen kann. Nylgut scheint ja auch nochmal ein veränderter Werkstoff zu sein. Vielleicht hat es mit den Temperaturen beim Herstellungsprozess zu tun. Wenn da etwas nicht ganz stimmt sieht man es dem Produkt ggf. in der Endkontrolle nicht an, aber es hat vielleicht nicht die optimale Beschaffenheit. Keine Ahnung nur Mutmassungen.

Was ich in meinem Gitarrenladen gehört habe ist die Info, dass durch starke Nachfrage der Aquilas die Produktion von Italien nach China verlagert worden ist. Ggf. ist dies der Grund für Qualitätsmängel. :roll:

@wwelti
ZitatBei einer in den hohen Bünden zu hoch intonierenden Saite kann es u.U. etwas bringen, wenn man sie umdreht. Probier\'s einfach mal, kostet ja nix... ;)

Danke für den Tipp, das probiere ich aus und berichte dann.  :lol:

ZitatUnd damit leben, daß ein einzelner Saitensatz eben nicht immer für einen erfolgreichen Saitenwechsel ausreicht...

Ziemlich blöd ist es auch, dass man bei keinem Hersteller Einzelsaiten bekommt. Ausnahme umsponnene Aquilas. Oder hat schon mal wer eine A-Saite einzeln gekauft?

@GeKa
ZitatAch so ! Du meintest weiße Aquilas in brauner Verpackung !

Ja, das war etwas mißverständlich ausgedrückt. Ich meinte die Packungsfarbe.

@stephanHW
Zitat@Ukusoph
Ich kenne dieses gelegentliche Problem mit Aquilas auch und es ist wichtig zu wissen, das an Intonationsproblemen auch in hohem Maße die Saiten beteiligt sein können.

Wie auch immer deine Schlüsse letztendlich ausgefallen sind,
ich habe Ukulelen, die klingen mit Aquilas am besten.
Manche sind schöner mit Martins, manche wollen aber einfach Aquilas. Und die sollen sie bekommen. Wenn ich noch ein altes Päckchen auftreiben kann, um so besser. Mir gefielen sie klanglich und haptisch besser, als `New Nylgut.

Ich war/bin mir dem Sound der Aquilas immer zufrieden. Die Geräusche beim Umgreifen sind zwar etwas mehr hörbar, aber dafür strahlen sie bei \"warm\" klingenden Uken (Koa, Mahagoni) um so mehr. Leider bin ich drch die Erfahrungen jetzt etwas hin und her gerissen.

Ich habe auch einen Satz Worth bestellt. In einem alten Gitarren-Thread im Saiten Forum habe ich die folgende Info gefunden:
ZitatHallo
Polyamid ist ein Kunststoffname der in den großen Bereich der Nylon Saiten gehört. z.B. PE 6 oder PE 6.6.
Die qualitativ besten Polyamid Saiten kommen aus Japan, denn die haben ein in der Welt einzigartiges Rohmaterial(Monofilamente) die nur in Japan produziert werden und auch nur in Japan verarbeitet werden dürfen.
(Die Entwicklung dieser Monofilamente wurde durch das Midi (Entwicklungsministerium) gefördert, deshalb diese Vorschrift)
Die KB Longlife ist jedoch eine Polyetherether Saite die (wie Luxilon) im Bereich Polyester angesiedelt ist. Jedoch ist die LongLife gegenüber der SuperSmash durch bestimmte Zusätze so verändert, daß ihre Spieleigenschaften sich deutlich zu den \"normalen\" Polyester Saiten unterscheiden.
Winner
Da die Worth in Japan hergestellt werden http://www.worthc.to/W-Strings-e.html, bin ich der in der Hoffnung mit dieser Marke eine bessere Qualität gekauft zu haben. Da bin ich schon gespannt auf den nächsten Saitenwechsel. Ich werde berichten. :o

Ein Info zu einem Workaround ist vielleicht noch interessant: der Gitarrenbauer meines Vertrauens hat mir den Tipp gegeben, die Saiten zu erwärmen wenn sie nicht richtig intonieren. Also mit zwei Fingern die Saite reiben. Das Problem das sich dabei stellt ist der Umstand dass die Finger sehr heiss werden - hier also Vorsicht! Wenn es jemand nachmachen möchte Finger unbedingt mit Leder oä. und die Augen schützen.

Zunächst das warum, also die Theorie. Die Saite die nicht richtig intoniert tut das weil die Massenverteilung innerhalb des Filaments nicht an allen Stellen gleich ist. Die eine Seite der Saite ist also schwerer. Mit der Reibung verschiebt man quasi Massen von der einen auf die andere Seite der Saite. Vorgehensweise: einige Male reiben, dann das Material abkühlen lassen (ca. 1 min). Auf Stimmung bringen und Intonation erneut checken. Die Wahrscheinlichkeit ist groß dass man den Arbeitsgang öfter wiederholen muß.

Praxis:

Intonationscheck an Bd. 12 .> gegriffener Ton zu hoch? Die Saite ist links zu schwer -> Masse muss nach rechts, also links vom 12.Bd. in Richtung Schalloch reiben.
Intonationscheck an Bd. 12 .> gegriffener Ton zu tief? Die Saite ist rechts zu schwer -> Masse muss nach links, also rechts vom 12.Bd. in Richtung Kopfplatte reiben.

Alle Angaben wie immer ohne Gewähr und auf eigene Gefahr. Der Aufsichtsbeamte hat sich vor diesem Post nicht von der Richtigkeit dieser Angaben überzeugt. :twisted: