Review Ibanez Bass AFB200

Begonnen von Guchot, 29. Nov 2013, 10:26:50

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Guchot

Fiel mir grad so bei einem Kommentar zu Jogis Beitrag in den \"Membersounds\" ein... Hab ja noch gar nix zu meinem Bass geschrieben :mrgreen:

Aber auch hier erstmal mein Standardsatz:
Ich sehe mich nicht als Bass-Spezialist und meine \"Reviews\" sind alle höchst subjektiv und nicht unbedingt von Fachwissen begleitet. Ich schreibe einfach nur auf was mir persönlich an den Instrumenten auffällt, gefällt oder eben nicht gefällt

Hier geht es um den Ibanez AFB200


Vor einiger Zeit stand ich vor einem größeren Problem... Ich spiele mittlerweile sowohl bei den Ukulelis als auch bei den Boppin Ukes, beide aus Köln, den Bass. Obwohl Ukulele und Bass ja nun außer den 4 Saiten nicht so schrecklich viel miteinander zu tun haben, wollte ich doch einen Bass der optisch halbwegs dazu paßt. Also keinen reinen E-Bass mit den doch teilweise recht fantasievollen Formen. Zuerst hatte ich einen Stagg Akustikbass (stimmt gar nicht, den hab ich immer noch), aber der war mir von der Optik her zu langweilig. Dann hatte ich einen Ortega D-Walker (gerade bei eBay), da war mir die Mensur zu kurz und ich habe keine Saiten dafür gefunden die mir gefielen. Es mußte was neues her...

Zwei Probleme:
a) Spiele ich Shortscale, was die Auswahl bei den akustischen Bässen schon stark einschränkt
b) Muß ich immer Instrumente haben die mir optisch gut gefallen. Die Akustibässe ähneln meinem Stagg alle mehr oder weniger, würden mich also auch schnell langweilen.

An dieser Stelle stand ich ziemlich belämmert da, muß ich zugeben. Sowohl für E- wie auch für A-Bässe gab es KO-Kriterien... Zum Glück bin ich dann auf eine Gruppe von Bässen gestolpert die ich eigentlich von Anfang an als \"Nicht Fleisch, nicht Fisch\" ausgeschlossen hatte. Nämlich die Halbresonanzbässe. Das sind eigentlich Bässe die dafür gedacht sind verstärkt gespielt zu werden, die aber trotzdem über einen Resonanzkörper verfügen. Die \"nicht Fleisch, nicht Fisch\" Abneigung hat sich aber mittlerweile gelegt und ist einer \"Best of both Worlds\" Einstellung gewichen :)

Die Auswahl ist da zwar auch relativ klein, war aber nicht so schlimm, da ich mich direkt in den Ibanez verliebt habe :)



Die Fakten:

    dreiteiliger Mahagoni/Ahornhals mit Rosewoodgriffbrett (22 Medium-Bünde)
    Decke, Boden und Zargen aus Ahorn
    klassische Holzbrücke
    FBT40 Tailpiece
    30\" Mensur
    2 x Ibanez-Pickup mit vergoldeten Kappen
    Farbe: Brown Sunburst

Zum Thema \"Mensur\" komme ich später noch...

Der Bass ist Ibanez-typisch sehr sauber verarbeitet, keine Leimreste, keine überstehenden Bundstäbchen, kein ausgefranztes Holz. Alles sehr sauber, so wie es sein soll. Optisch ist das Teil für einen alten Vintage-Freak wie mich eh ein Highlight  :) Die Pickups lassen sich mit einem 3 Wege Schalter, na was wohl,... schalten :mrgreen: Nur Halstonabnehmer, nur Stegtonabnehmer oder beide zusammen. Einen großen Unterschied macht das allerdings nicht... Ich hab immer beide Tonabnehmer an, so klingt es am rundesten. Weiter gibt es noch einen Lautstärke- und einen Tonregler. Beide verrichten ihren Dienst wie vorgesehen. Allerdings sehen die Knöppe etwas billig aus. Die werd ich irgendwann mal ersetzen.

Nach dem ersten Auspacken und Stimmen ist der Bass klanglich erstmal total daneben, was daran liegt das die Floating-Bridge erst nochmal richtig justiert werden will. Dazu müßen die Saiten komplett entspannt werden, was aber eh anfällt, da sich zwischen Brücke und Korpus ein Schaumstoffstreifen befindet. Wohl um Transportschäden zu vermeiden. Das Positionieren der Brücke ist dann mit Hilfe eines Stimmgerätes in kurzer Zeit erledigt :)

Von der Handhabung her liegt mir persönlich der Bass sehr gut. Er liegt satt auf dem Bein auf und alles ist gut erreichbar :) Die Mechaniken verrichten ihren Job beim Stimmen erwartungsgemäß gut, allerdings ist es wie immer etwas schwierig die E-Saite in Form zu bringen. Viele Stimmgeräte erkennen die tiefe E-Saite gar nicht erst und wenn sie sie erkennen, sorgt schon eine minmale Veränderung der Saitenspannung für erhebliche Tonunterschiede. Das ist allerdings kein Problem das nur der Ibanez hat.
Der Klang mit den serienmäßigen Daddario Saiten ist ganz OK, reißt mich aber nicht so ganz vom Hocker. Ich spiele auf meinen Bässen eigentlich ausschließlich Faltwounds, da mir die Roundwounds immer etwas zu harsch und drahtig klingen. Auf einen Halbresonanzbass, wie es auch der berühmte Höfner-Bass von Sir Paul ist, gehören für mich zwingend Flatwounds um den typischen, wummrigen, Vintagesound zu kriegen. Apropos Sound... Allzuviel sollte man sich von dem akustischen Sound nicht erwarten. Er ist lauter als ein E-Bass und auch lauter als mein Harley Benton BeatBass, aber doch deutlich leiser als der Stagg. Zum Üben zuhause mehr als ausreichend, zum unverstärkt gegen Ukulelen anzuspielen ungenügend. Das ist auch der Grund warum ich den Stagg behalte ;)

Die Saitenlage ist soweit OK, allerdings etwas auf der hohen Seite. Macht nichts, beim Bass habe ich persönlich das gerne so. Wäre ansonsten aber auch kein Problem da sich die Brücke über zwei Rändelschrauben leicht verstellen läßt. Die G-Saite scheppert bei sehr hartem Anschlag ganz leicht in den ersten 3 Bünden. Das ließe sich leicht mit ner Drehung am Halsstab beheben. Habe ich aber nicht gemacht, da ich andere Saiten aufziehen wollte und die Einstellungen dann eh neu gemacht werden müssen.

Zum Thema Saiten... da hab ich mich dann doch etwas drüber geärgert... Ich wollte auf den Ibanez meine favorisierten Pyramid Gold Flatwounds aufziehen, die auch prompt beim großen T. bestellt wurden. Beim Aufziehen stellte ich dann aber überrascht fest: Die Dinger sind zu kurz!  :shock: Nach dem Aufziehen ragt ein knapper Zentimeter des stoffumwickelten Teils oben an den Saiten auf das Griffbrett. So kann das natürlich nicht gut klingen! Aber woran liegt es? Bass = Shortscale, Saiten = Shortscale, sollte passen, oder?
Zum einen liegt es daran das der Ibanez nicht wie herkömmliche Bässe eine Bridge hat an der die Saiten direkt aufgehängt werden. Nein, bei ihm laufen die Saiten über die Bridge und werden von einem Tailpiece gehalten. Da geht also schon mal was an nutzbarer Saitenlänge verloren. Das ist bei dem BeatBass aber auch so, da passen die Saiten. Es muß also an noch etwa anderem liegen... Der Ursache kommt man auf der Ibanez-Homepage auf die Spur. Während der Bass überall als Shortscale mit 30\" Mensur angeboten wird, steht auf der Ibanez-Seite 30,3\" (warum man das auch immer machen mag...). Ist nicht viel, oder? Aber diese 0,3 Zoll entsprechen knapp 8mm und das entspricht ziemlich genau dem, um was meine Saiten zu kurz waren. Mir blieb also nichts anderes übrig als bei Pyramid anzurufen und einen Custom-Satz der Pyramid Gold zu bestellen. Das ging sehr flott und lag preislich im Rahmen (\"Normale\" Golds = 38,-€, die Sonderanfertigung 49,-€). OK, für Ukulelenverhältnisse ist das viel, aber Bass-Saiten sind nunmal teurer. Dafür halten die aber auch ewig, vor allem die Flats.

Nach dem Aufziehen der Saiten mußte ich dann noch den Hals etwas nachjustieren und die Saitenlage an der Brücke wieder etwas hoch schrauben. Seitdem bin ich aber mit dem Ibanez sowohl klanglich als auch von der Handhabung und Bespielbarkeit 100%ig zufrieden und habe auch keinen anderen Bass mehr angepackt. Den Stagg behalte ich trotzdem um mal unverstärkt irgendwo spielen zu können und den BeatBass aus Nostalgiegründen ;-) Ansonsten brauch ich aber nix anderes mehr :)

Subjektives Fazit: Für rund 500,-€ liefert Ibanez einen meiner Meinung nach wunderschönen Bass ab, der klanglich mit anderen Bässen aus dem Vintagebereich absolut mithalten kann. Natürlich kann man von ihm keine extrem harten und knackigen Bässe erwarten, das ist auch nicht sein Metier. Der Ibanez liefert, wie auch der Höfner und seine diversen Nachbauten, einen tief wummernden \"Klangteppich\" der prima zu Country, Swing, Jazz und auch Rock paßt. Zu Heavy Metal halt eher nicht :mrgreen: Die erforderlichen Einstellarbeiten halten sich durchaus im Rahmen und sind bei Instrumenten mit Halsstab und verschiebbarer Brücke eigentlich normal. Sie lassen sich mit ein wenig Geschick gut selbst durchführen. Ansonsten halt beim Musikhändler des Vertrauens kaufen und da ggf. nachjustieren lassen.
Das einzige Manko ist die Mensur. Ich weiß nicht wie es mit Saiten anderer Hersteller aussieht, aber die Pyramid Gold haben halt auf die etwas längere Mensur nicht gepaßt. Darauf sollte meiner Meinung nach hingewiesen werden. Man kann für einen Satz Bass-Saiten ohne weiteres mal eben 50,-€ ausgeben. Wenn man dann zuhause feststellen muß das die zu kurz sind, ist das schon sehr ärgerlich  :\'(

howein

#1
Bass ist für mich eine völlig fremde Wellt ... aber trotzdem interessant zu lesen, zumal es gut und verständlich geschrieben ist!
Aber was mir auch sofort  aufgefallen ist ... das Teil ist wirklich wunderschön, genau mein Geschmack! Genau so ein Modell von der Optik her aber als Gitarre hab ich mal  lange gesucht (hab früher auch mal E-Gitarre in einer kleinen Tanzkapelle gespielt), aber damals leider nie gefunden, zumindest nicht in den für mich machbaren preislichen Regionen ...

Jan

Könnte mir auch gefallen.... viel Spaß mit dem Tieftöner!

robertschult

Sieht sehr gut aus das Teil - viel Freude damit !   :)

Jan

Ein Nachtrag zu den Saiten noch: da ich ebenfalls Flats für meinen kurzen Danelectro gesucht habe, bin ich über \"Medium Scale\" Saiten gestolpert. Gibt es zwar nicht von Pyramid aber D\'Addario und Ernie Ball haben welche - zumindest die D\'Addarios sind recht beliebt und preislich eine Alternative zu Custom Pyramid Gold.

allesUkeoderwas

#5
Eigentlich ist ja bei modernen Tunern die Scale-Angabe überflüssig. Macht doch nix, wenn man das dünne Ende wegknipst - Ist doch nur für Bässe mit \"Gitarrentunern\" wie z.B. dem alten Höfner wichtig. Ein .045 bis .100 Satz ist ein .045 bis .100 Satz, egal ob Long- oder Shortscale -Hauptsache, die Saiten sind lang genug - Leider fehlt meist eine Längenangabe auf den Packungen.

Für meinen Resobass mit Gitarrenmensur hab ich mühselig einen Longscalesatz am unteren Ende gekürzt, weil ich die ursprünglichen Tuner nicht austauschen wollte. Den Tipp hatte ich von einem Höfnereigner, der auf diese Weise jeden X-Beliebigen Saitensatz auf seinem Bass spielen kann. Irgendwo hab ich diese Prozedur mal im Basteltröt beschrieben...

Flat\'s sind im Übrigen sehr unterschiedlich. Hab mir grad \'n Fender 9050L Satz für meinen \"Beatles Bass\" zu Weihnachten geschenkt. Haben so einen leicht \"mupfeligen\" 60er Jahre Sound und sind zudem wohl das preiswerteste auf dem Markt (was ja nicht gleich schlecht bedeutet) - Aber andererseits vermutlich nicht Jedermanns Sache.
Ukulelen: Nur Schrott

stephanHW

Wenn denn doch mal etwas seidiger Glanz in die Klanghütte einziehen darf:

D´Addario bietet `Half Round´ - Saiten an, die mir klanglich sehr gut gefallen. Ich bin auch kein Freund von rundgewickelten Saiten auf Höfner & Co, aber diese angeschliffenen Saiten bieten sprichwörtlich `das Beste aus beiden Welten´.
Besseres Sustain und eine wesentlich besser artikulierte E-Saite sind neben dem wunderbaren seidigen Glanz, den der Klang bekommt, die Vorzüge.
Ich hatte sie anfangs auf dem Höfner Club mal probiert, danach verworfen, da mir die Oberfläche haptisch nicht so recht gefiel.
Kürzlich zog ich sie für Aufnahmen wieder auf und werde sie belassen, an das Anfassgefühl konnte ich mich letztlich doch schnell gewöhnen (ist ja kein Dichtungsgummi).

ukelmann

Guido, Guido, das sieht aus, als ob du da jemanden im Arm hast.

Nid dat do noh Problemme met deiner Lievste kreegst ;-)
Plinke-ti plinke-ti plinke-ti PLING

Guchot

Die hab ich öfters im Arm als den Bass, da mach ich nur nicht so oft Fotos von :mrgreen: