2 Fliegen... Brüko-Besuch und Brüko Cedar Sisters

Begonnen von Frolicks, 02. Jan 2014, 02:44:41

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Frolicks

Es war ja in letzter Zeit die Frage aufgekommen, was genau Forumsmitglieder eigentlich an der Firma Brüko und ihren Ukulelen finden.  Hier also ein (leider nicht ganz so) kleiner Erfahrungsbericht meines Besuchs bei Brüko und zwei meiner letzten Neuerwerbungen.

Wie so oft begann alles mit einem kleinen Zufall... ich suchte auf Ebay nach Brüko-Ukulelen. Was genau ich da eigentlich hoffte zu finden, weiß ich gar nicht mehr so genau. Aber ich fand ein Angebot eines wohl bekannten Forums-Mitglieds, das ich aber zunächst unter seinem Ebay-Pseudonym gar nicht identifizieren konnte. Es handelte sich um eine Brüko-Tenor-Ukulele mit Klangbeispiel. Genaueres Hinsehen ergab, dass es sich um dieses, Forumsmitgliedern wohl ebenfalls bekannte Instrument handelte:
http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=5286

Das Review und auch das Verkaufsangebot von smartin:
http://www.ukulelenboard.de/index.php?topic=5286.msg82947#msg82947

(Anm. 26.7.2015: Leider sind aus den Original-Threads nach der Umstellung der Forums-Software die Fotos verschwunden!)

...waren mir vorher schon mal auf die Mattscheibe gekommen, aber als nicht besonders auffällig erschienen. Auch das Klangbeispiel von smartin hatte mich nicht ernsthaft begeistern können. Ganz anders das Klangbeispiel von Ukuwulf: Der Klangeindruck war ausgesprochen positiv, sehr vielversprechend. Also bot ich spaßeshalber mal einen Euro mehr als das aktuellste Höchstgebot... und siehe da, schon war die Zedern-Tenor-Brüko mein. Kaum war sie hier... rückhaltlose Euphorie: So ein Wahnsinnsklang aus so einem kleinen Gerät! Mir dämmerte, dass mir da ein Riesenfang gelungen war.

Erste Praxistests mit dem neuen Gerät bestätigten dies: Akustische Jam-Sessions mit Akustikgitarristen? Kein Problem, Lautstärke-technisch und auch klanglich setzt sich die Brüko problemlos durch. Bei Licht betrachtet sind Tenor-Brükos tatsächlich Longneck Concert-Ukulelen, also Konzert-Korpus mit Tenor-Mensur. So geht dank des flachen und kleineren Korpus auch mit Low-G-Saiten der Ukulelen-typische Sound nicht verloren. Gleichzeitig besitzt er aber so viel Volumen und Durchsetzungsvermögen, dass auch eine Western-Gitarre ihn nicht überdeckt. Das war z.B. bei der Kala Travel Tenor ganz anders, v.a. mit einer Low-G-Saite klingt die für meine Ohren eher nach Gitarre als nach Ukulele. Ganz anders die Brüko. Die E-Mail-Konversation mit dem Verkäufer ergab, dass er die Uke tatsächlich verkauft hatte, weil sie ihm für die Gesangsbegleitung schon zu laut und zu präsent war. Vermutlich singe ich einfach lauter.

Nach so viel positiver Überraschung - ich find es immer noch unfassbar, dass so ein Hammerinstrument zu so einem Spottpreis zu mir gelangen konnte - wuchs bei mir der schon länger gehegte Wunsch, der Firma Brüko endlich mal einen Besuch abzustatten. Also einen Termin mit Herrn und Frau Pfeiffer ausgemacht, und eines nicht allzu schönen Oktober-Tages nach Kitzingen gefahren.

Mein Vorsatz: Eine Longneck sollte es sein. Ich besitze bereits eine, aber mir schien, dass da klanglich noch mehr gehen könnte. Und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht. Nach meiner vorherigen Ankündigung legte mir Herr Pfeiffer ausschließlich Sopran-Longnecks vor, etwa zehn, zwölf Stück, alle exakt bis ins Detail der Brücke und der Saiten 100%ig baugleich, nur aus jeweils anderem Holz. Unglaublich, was das bei diesen Instrumenten für einen Unterschied macht. Einfach komplett verschieden klingende Instrumente. Mein erster Favorit: Die Riegel-Ahorn mit Fichtendecke. Ziemlich knackig, ziemlich laut. Und optisch ein echter Hingucker. Das Muster des Ahorns ist fantastisch. Ich finde, das steht dem so hoch gehandeltem Koa in punkto Optik in nichts nach. Nach optischen Kriterien hätte die klar gewonnen, obwohl auch die Zebrano deutlich in der engeren Wahl war.

In diese Richtung gingen meine Überlegungen nach der ersten halben Stunde des Ausprobierens. Dann meinte Herr Pfeiffer, er habe hier noch ein besonders rares Stückchen, eine Longneck mit Zedern-Decke, Ahorn-Hals (auch geriegelt), Palisander-Griffbrett und Zarge sowie Rückseite aus Palisander. Erster Eindruck: Die Zedern-Decke nett, aber unspektakulär. Das Korpus aber spektakulär gemustert, mit schwarzen Schlieren auf dem grau-braunen Grund des Holzes, der Rücken in bookmatched-Optik. Der Hals auch wiederum aus fantastisch gemustertem Riegel-Ahorn, ebenso die Kopfplatte. Alles in allem, optisch schön anzuschauen, wenn auch nicht so spektakulär wie die Ahorn-Fichten-Uke. Aber der Sound...! Voll, laut, warm, gleichzeitig glockig hell... nahe dran an ,,perfekt", zumindest für meine Ohren. Erster Impuls: haben wollen. Zweiter Eindruck: Moment, da ist aber ein genau so spektakulärer Deadspot auf der E-Saite im 8. Bund: beim ,,b" kommt nur ein mattes ,,plong", und auch der erste Bund auf der A-saite klingt matt, wenn auch nicht ganz so flach. So krasse Deadspots, die sich auch noch jeweils bis zum nächsten Bund fortsetzen (also auch beim ,,h" noch zu hören sind, wenn auch weniger deutlich) habe ich noch nie gehört, nicht so deutlich jedenfalls. Zögern. Ist ja nicht ganz billig, das Gerät. Die dürfte zu den teuersten Brükos seit längerem gehört haben, deutlich über 300 Euro immerhin.

Lange Rede, kurzer Sinn: Nach ner Stunde Rumprobieren und ausführlich mit den anderen 8 bis 10 Langhälsen Vergleichen war dann klar, dass es doch nur diese sein konnte. Der Klang war einfach zu deutlich den anderen klar überlegen. Ein kurzer Direktvergleich mit der Standard-Konzertgröße mit Fichtendecke (also Standard-Konzertgröße für Brüko) bestätigte: Gegen die kleine Zedern-Schönheit kommt auch die größere und voluminösere Konzert-Uke nicht an, jedenfalls in klanglicher Hinsicht.

Bei diesem Besuch bekam die große Zedern-Schwester dann auch noch einen Tonabnehmer eingebaut, und die kleine Kusine, die flache Nr. 5 von Herrn Pfeiffer einen neuen Sattel. Den hatte der Vorbesitzer (wiederum jemand hier aus dem Forum, inzwischen aber nicht mehr hier Mitglied) für sonderbar dicke Saiten und exotische Stimmungsarten deutlich breiter gefräßt, so dass Standard-Saiten nun ziemlich übel schnarrten. Den neuen Sattel gabs dann gratis. Saitenlagen-Anpassungen bei Tenor, Sopran und Longneck ebenso, wie auch den Brücken-Pin für die kleine Zedern-Schwester. Soviel zum Thema ,,Kundenservice a la Brüko". Und ich habe mich auch echt von der Begeisterung des Herrn Pfeiffer für edle oder auch einfach nur schöne Hölzer anstecken lassen.

Hier also die Brüko Cedar Sisters. Zunächst die Tenor:









Und hier die Longneck, die ich inzwischen optisch noch weiter aufgehübscht habe mit Palisander-Knöpfen für die Mechaniken:







Ein Klangbeispiel gibt es bisher nur von der Longneck. Es handelt sich dabei um meinen Adventskalenderbeitrag: http://youtu.be/r4lRZqAbL8o

Und hier noch der Link zu Ukuwulfs Klangbeispiel, hatte er im inzwischen berühmten Grenosi-Brüko-Thread selbst verlinkt, deshalb hoffe ich, das ist ok. Ein eigenes Klangbeispiel werde ich in Kürze aufnehmen, ist schon in Arbeit.
http://youtu.be/CfLddI8x1Bg

Die schlechte Nachricht zum Schluss: Dies sind beides Sondermodelle, und sogar Einzelstücke. Herr Pfeiffer sagte, seine Bestände an diesem Palisander gingen zur Neige, und auch die flache Tenorform würde er inzwischen nicht mehr bauen, wg zu geringen Klangvolumen. Ich würde ihm da deutlich widersprechen.
Eins dürfte auf jeden Fall klar geworden sein: Ich steh' voll auf Zeder! Auch wenn's optisch sicher deutlich Spektakuläreres gibt, aber der Klang...! Wie ich kürzlich sah, hat Kala da inzwischen auch was zu bieten...
I plink, therefore I am.

UkuWulf

Sehr schöner Beitrag, schöne Fotos, tolle Instrumente!
Habe ich die Brüko doch in die genau richtigen Hände gelegt, wenn auch zum \"Spottpreis\".
Geld ist halt nicht alles ;)
Gratuliere zu diesem wunderbaren Trio!
Das Letzte auf YouTube
Review APC-Thin-Sopran

LokeLani

Ein schöner und interessanter Bericht, danke

und weiterhin viel Freude mit den Instrumenten!  :P

Inge

Toller Bericht, vielen Dank.
Vielleicht bekomme ich Deine Brükos mal in die Hand.  :D

matzee

Vielen Dank für die schöne Geschichte und die ausführliche Vorstellung deiner neuen Ukulelen!
Ich lese so etwas immer sehr gerne!

Beides sind schöne Schmuckstücke und klingen wirklich toll!
Mit dem Rio-Palisander natürlich eine sensationelle und seltene Kombination!
Zeder und Zebrano sind auch meine Favoriten bei den Sondermodellen von Brüko.
Viel Spaß mit den Ukulelen. So schöne Stücke gibt man nie wieder her!

torstenohneh

Schöne Teile.
Schön, dass die flache im Forum geblieben ist.

Hat die Longneck einen gewölbten Boden? Ist auf den Bildern nicht so gut zu erkennen.
Die Klangbeispiele sind aber schon mal schön.

Viel Spaß damit
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

zebulon67

Zitat von: MatthiasVielen Dank für die schöne Geschichte und die ausführliche Vorstellung deiner neuen Ukulelen!
Ich lese so etwas immer sehr gerne!

Dem schließe ich mich 100% an - es ist toll solche \"Insider\" Berichte zu lesen...

Frolicks

Vielen Dank, ihr Lieben, für die freundlichen Worte. Schön, dass ich euch mit meiner Begeisterung für diese hübschen Geräte ein bisschen anstecken konnte. Zukünftige Klangbeispiele und eine Menge Spaß sind auf jeden Fall garantiert. Also zumindest für mich. ;)

@UkuWulf: Da habe ich mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt: Ich wollte sagen, dass ich den Preis für die Klangqualität ziemlich günstig finde, oder auch, dass man für nen vergleichbaren Klang für ein neues Gerät wohl deutlich mehr hinlegen müsste. Und dass ich immer noch über mein seltenes Glück erstaunt bin, dass dieses Instrument offensichtlich so unattraktiv für andere war. Neu war sie ja auch deutlich teurer, wenn ich smartins Verkaufsthread richtig deute.
ABer für meine derzeitige finanzielle Situation (und die war vor vier, fünf Monaten auch nicht besser, im Gegenteil...) wars doch schon ein hübscher Batzen. Hat auch ordentlich Stress mit der Regierung hier zuhause gegeben...

@Inge: Du kennst die beiden doch schon, hatte ich doch im Oktober schon mit zum Workshop! Aber wie es aussieht wirds in 14 Tagen beim Neujahrs-Stammtisch die nächste Gelegenheit geben.

@tornstenohneh: Die Longneck hat in der Tat einen gewölbten Rücken, aber ich gebe zu, die Fotos sind da nicht ganz eindeutig. Und die Flache... ja, die wird so schnell auch das Forum nicht mehr verlassen. War die eigentlich nichts für dich, als alter Brüko-Fan? Ich mein, ich bin ja froh, dass es so ist bzw nicht ist, sonst hätte ich sie ja jetzt nicht... ;)
I plink, therefore I am.

torstenohneh

#8
@frolicks: leider kann ich nicht allen herrenlosen Brükos ein Zuhause bieten (so sehr ich das auch möchte). Aber die Auktion wurde durchaus von mir beobachtet und ein oder zweimal hat es mich schon gejuckt!
Ich glaube zu besagter Zeit waren bei mir noch andere teure Instrumente unterwegs (die Stimme der Vernunft siegte).
Der Neubeschaffung sind ja bekanntlich durch die Kapazität des Geldbeutels natürliche Grenzen gesetzt.
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist