Auf der Couch - nach 33 Jahren

Begonnen von stephanHW, 13. Sep 2014, 02:31:44

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (7 Antworten, 3.762 Aufrufe)

stephanHW

Derzeit bin ich völlig begeistert von einem Instrument, das im September 1981 bei FujiGen Gakki, der berühmten japanischen Instrumentenfabrik, hergestellt wurde.
Mit der `Blazer´- Serie bemühte sich die Firma Ibanez mit eigenen Designs und kompromissloser Qualität im unteren Preissegment recht erfolgreich um Marktanteile.
Der Ibanez Blazer BL 700 NT besteht aus einem wuchtigen Esche-Korpus, einem wunderbaren einteiligen Hals aus Ahorn, einer massiven Messing-Brücke und ist mit einem Precision-PU ausgestattet, der eine recht hohe Leistung und kräftige Basswiedergabe bietet. Und das sind schon alle notwendigen Zutaten für einen hervorragenden Precision-Bass. Im Jahre 1981 war der Bass mit 600 Mark eher im `Einsteiger´- Segment angesiedelt.


An meinem Modell wurde herumgebastelt. Angesichts der einfachen Konstruktion und des geringen Preises forderten diese Instrumente Bastler und Experimentierfreudige geradezu heraus.
In meinem Fall wurde lediglich das Schlagbrett zu Gunsten einer merkwürdig maritimen Lösung verworfen, der `Ibanez´- Schriftzug von der fürchterlichen Kopfplatte gekratzt und ein Pickup-Rahmen gebastelt. In seiner Substanz ist der Bass jedoch unverändert. Nach 33 Jahren zeigt sich in den Potis nicht das leiseste Knacken oder Kratzen.


Der Korpus ist mit einer nur sehr dünnen Schicht Klarlack überzogen und hat im laufe der Jahre mehr als einen Schlag mitgenommen. Die Idee, den Lack abzuziehen und den Korpus zu ölen, verwarf ich schnell.


Ich musste den Hals einstellen, die Bünde polieren, neue Saiten aufziehen und habe endlich einen phantastischen P-Bass, der seit einiger Zeit irgendwie noch auf meiner Liste Stand.

Wozu nun ein Thema über einen Budget-Bass aus den 80ern?

Dieser Ibanez Blazer ist mein erster Bass. Es war seinerzeit das erste bezahlbare Instrument jenseits fragwürdiger Fender-Kopien. Für mich als Schüler geradezu der heilige Gral.
Trotzdem war mir bewusst, das es ein vergleichsweise billiges Instrument war und seine Qualität konnte ich als Anfänger nicht einschätzen. Sie konnte im besten Fall nur mittelmäßig sein und so verbleb er in meiner Erinnerung.
Ich spielte den Bass einige Jahre und vernachlässigte ihn völlig, nachdem ich mir einen tollen modernen ESP Horizon leisten konnte.
Der Ibanez wurde verliehen, ging durch verschiedene Hände, ich verlor ihn über viele Jahre aus den Augen (die letzten fünf Jahre verbrachte er im Koffer auf dem Kleiderschrank eines Bekannten).
Erst der Wunsch nach einem P-Bass brachte mich auf die Idee, den alten Ibanez noch mal aufzustöbern. Zunächst hatte ich angenommen, möglicherweise den Pickup oder die Brücke austauschen zu müssen, um ein halbwegs akzeptables Instrument zu bekommen, aber hier ist alles von ausgesuchter Qualität.
Besonders neugierig wurde ich auch, als ich im Netz verschiedene, ausgesprochen positive Berichte und Kommentare zu diesen Instrumenten fand.
Das war eine echte Lehrstunde zum Wesen und Anschein der Dinge.
Was mich geritten hatte, meinen damaligen Schlagzeuger, einen angehenden Werkzeugmacher, um die Anfertigung eines Messingtieres zu bitten, kann ich heute nicht beantworten, das waren die 80er.
Der arme, vernachlässigte Bass ist zurück und bekommt endlich die Anerkennung, die ihm so lange versagt wurde (man hat es manchmal aber auch schwer, mit einer so hässlichen Kopfplatte).
Das erste Instrument, dem ich sentimental einen Namen gegeben habe.

lelopa

Mit Walfisch?
Und das aus Japan?
Vielleicht Lack abziehen & mit Lebertran ölen?  :mrgreen:

allesUkeoderwas

Schick !

Rettet die Wale!

Ich denk mal, andere dürfen hier auch...  :roll:

Ich bin ja erst vor ein paar Jahren in das schwere Geschäft des Bassens eingestiegen - Peavey TKO 115 (42 Kg) Marathon Pro Serie (4,5 Kg)... Beides damals im erschwinglichen Preissegment, aber Garagenband und Open Air Großkonzerttauglich.

Der Amp kam wegen seiner besonderen Qualitäten noch vor 14 Tagen zum Einsatz, der Bass ist jedoch ausgemustert, da ich in meinem Alter vermutlich nach 1 Stunde Spiel mit Rücken zum Chiropraktiker müßte.

Schick von vorn...

Schick von hinten...

Bom\"bass\"tische Tuner...

Bom\"bass\"tische Saitenhalter mit String through...


Ästheten forderten immer ein Cover über den Saitenreitern, hab aber alles Original belassen.

Verkauf kommt leider nur vor Ort in Frage, da sich beides nur mit Spedition bewegen läßt...  :mrgreen:
Ukulelen: Nur Schrott

Tuke

Vielen Dank für die schöne Geschichte, ich lese das sehr gerne!
\'Habent sua fata libelli\', sagt der Lateiner über Bücher,
\'sie haben ihre Schicksale, die Büchlein\'
und das trifft auch auf Instrumente zu.
Gerne mehr davon...
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

lelopa

Zitat von: TukeVielen Dank für die schöne Geschichte, ich lese das sehr gerne!
\'Habent sua fata libelli\', sagt der Lateiner über Bücher,
\'sie haben ihre Schicksale, die Büchlein\'
und das trifft auch auf Instrumente zu.
Gerne mehr davon...


da schließe ich mich mal an


@ stephanHW: sooo schlimm finde ich die Kopfplatte nun nicht.
Ich fand/finde eher die \"Heavy Metal -Reverse-Hockeyschläger\" der 80\'er schlimmer
*Geschmacksache*

skiffle

Danke für die spannende Kurzgeschichte!
In manchen Weltanschauungen gibt es ja keinen Zufall. ;-)
Wie auch immer. Da hat sich zumindest n Kreis geschlossen.
Glückwunsch zum alten Brett! ;-)

kiki

Mein erster Bass war auch ein Ibanez. Ahornhals und rot lackierter Body mit weißer Platte.
Hat in den frühen 80ern auch etwa 600 Mark gekostet.
Für den habe ich meine Konzertgitarre in Zahlung gegeben :mrgreen:
Der war ganz prima, guter Sound, super zu spielen, einfach ein schöner Rockmucke-Bass.

Habe ihn damals nach ca. 2 Jahren an meinen besten Kumpel weiterverkauft, da ich einen handgefertigten Bass angeboten bekam, der so einen richtig knurrigen Ton hatte.
Und ein Ebenholz-Griffbrett, das hatte es mir angetan...aber der Kumpel, der hält den Ibanez immer noch in Ehren, spielt ihn manchmal (er ist eher der Gitarrero) und hat ihm liebevoll ein Ehrenplätzchen an der Gittenwand eingeräumt :-) Freue mich immer, wenn ich da zu Besuch bin und mein lieber alter Bass da hängt :)

Habe lange keine Ibanez-Geräte in der Hand gehabt, also keine neuen, aber in den 80ern fand ich alles, was an Bass und Gitarre von Ibanez kam, echt prima für die Preise. Meine erste Konzertgitarre war eine \"Ibanez Andorra\", da ärgere ich mich heute noch, dass ich die verkauft habe.

Den Wal finde ich prima. Der hat was.

Guchot

Ich hatte 2 bzw. habe immer noch einen eBass von Ibanez aus der halbwegs aktuellen Fertigung. Beides Hollow Bodies. Ich war und bin mit beiden sehr zufrieden, lediglich der Entschluß aufgrund des rückenfreundlicheren Gewichts komplett auf Minibässe umzusteigen, hat mich dazu bewogen den Fullbody Ibanez zu verkaufen. Bei dem Thinline konnte ich mich dazu bisher ebensowenig durchrringen wie bei meinem Fender Squier Jaguar. Wer weiß was die Medizin noch für Wunder vollbringt, vielleicht hab ich ja irgendwann nen Rücken wie Schwarzenegger :mrgreen: Kurz und Grün: Sowohl die Ibanez-Gitarren als auch die Bässe können mich auch heutzutage noch überzeugen. Die Ukulelen leider nicht so :(