Risa Stick stimmen

Begonnen von TLab3000, 30. Okt 2014, 22:59:15

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TLab3000

Hallo liebe E-Ukuleler und -Ukulelerinnen,

inzwischen habe ich die Risa Sopran Ukulele seit fast zwei Wochen, mir kommt es aber so vor, als wäre sie schon immer da gewesen. Ich glaube, mit dem Teil bin ich glücklich.

Naja, fast glücklich. Eins nervt mich doch: Das Stimmen. Wenn man sich die Konstruktion anschaut, ist einem schnell bewusst, dass das bei dem Instrument komplizierter ist. Hat mir da jemand einen Tipp?

Früher habe ich ab und zu den Sattel mit Graphit behandelt. Hat das hier schon jemand mit dem Steg gemacht? Da ist ja die Schwachstelle.
Besser wäre es vermutlich auch mit Klemmmechaniken. Mit Banjomechaniken kenne ich mich gar nicht aus. Gibt es da überhaupt locking tuners, außer für die fünfte Saite? Die üblichen Verdächtigen wie Schaller und Gotoh haben da nichts, oder ich habe Tomaten auf den Augen?
Andere Ideen?

Gruß und Danke

Timo

dhenksero

Also ich habe den Tenorstick und verstehe Dein Problem nicht recht - mit dem Stimmen habe ich keine Probleme, außer dass ich immer wieder erst nachsehen muss, welche Saite an welchem Wirbel hängt.

Was ist denn genau das Problem ?

vinaka

Einen Sopran- und einen Tenor- Stick habe ich. Zum stimmen setze ich eine Saitenkurbel ( ca EUR 2,00) auf den Stimm-Knopf. Das vereinfacht die Prozedur.
Ansonsten (auch ohne Hilfsmittel) kann ich kein Problem erkennen.

TLab3000

Zitat von: dhenkseroAlso ich habe den Tenorstick und verstehe Dein Problem nicht recht - mit dem Stimmen habe ich keine Probleme, außer dass ich immer wieder erst nachsehen muss, welche Saite an welchem Wirbel hängt.

Was ist denn genau das Problem ?

Das Problem ist, dass sie sich schwer stimmen lässt. Zum einen ist der Weg vom Steg zu den Mechaniken recht weit, zum anderen werden die Saiten ja fast um 180° um den Steg und die Umlenkrolle geführt, was zu einem relativ hohem Reibungswiderstand führt.

Mit anderen Worten: Ist die Saite zu tief gestimmt und man stimmt die Saite, wird zuerst das Stück zwischen Steg und Mechanik stärker gespannt. Der Mensuranteil der Saite wird erst dann stärker gespannt, wenn der Reibungswiderstand überwunden ist - und das passiert nicht ganz von alleine. Wenn ich nun also die Saite nur mit dem Wirbel stimme bis die Tonhöhe stimmt, und dann etwas an der Saite ziehe, wird der Ton noch höher.
In die andere Richtung passiert das gleiche. Drehe ich die Mechanik, um die Saite zu lockern, tut sich oft erst mal gar nichts. Ich muss wieder an der Saite ziehen, damit der Ton tiefer wird.
Wenn ich nur die Mechaniken zum Stimmen nutze und nicht an den Saiten ziehe, ist spätestens beim ersten Bending die Stimmung hinüber.
Dass die Saite dabei auch gleich zwei Auflageflächen hat, macht das Ganze noch komplizierter.
Bei neuen Saiten ist es normal, dass man die Saiten zieht. Aber nach zwei Wochen darf das nicht annähernd mehr in dem Maße vorkommen, wie es bei meiner Risa der Fall ist.

Die Stimmstabiliät hat viele Feinde. Über die Qualität der Mechaniken und den Hals brauchen wir hier gar nicht zu sprechen - das ist alles top bei der Risa.
Die zwei anderen Feinde sind eben die Reibung und unnötige, inaktive Saitenabschnitte.
Bei Gitarren kann man den Sattel mit Graphit schmieren, um die Reibung zu reduzieren. Außerdem verwendet man Materialien, auf denen die Saiten besser gleiten, wie zum Beispiel Brücken und Sättel aus Teflon oder Graphit. Der Sattel der Risa lässt die Saiten nicht besonders gut gleiten.
Unnötige, inaktive Saitenabschnitte sind nicht nur lange Wege zwischen Sattel und Mechanik oder Brücke und Saitenaufhängung, sondern auch zu große Knoten beim Saitenhalter oder viele Wicklungen beim Stimmwirbel. Das sind alles Stellen, an denen die Saite zusätzlich nachgeben kann. Das Problem mit den Stimmwirbeln kann man mildern, indem man die Seite schon von Hand oder gar mit einer Zange richtig spannt, nachdem man die Saite eingefädelt hat, und dann erst den Wirbel dreht. Noch besser sind Klemmmechaniken. Da wird die Saite im Wirbel so festgeklemmt, dass man zum Stimmen manchmal (je nach Instrument, Vorspannung und Saiten) sogar weniger als eine ganze Drehung des Wirbels braucht.

Ich kann mir vorstellen, dass sich das beim Tenor-Stick weniger auswirkt, bzw. weniger auffällt. Ich habe keine Tenor-Uke. Ist da die Saitenspannung niedriger? Das würde einiges erklären. Sind die Mechaniken bei größerer Mensur gleich weit vom Steg entfernt? Das würde sich auch positiv auswirken.
Mein Sopran-Stick ist momentan aber das am schwersten zu stimmende Saiteninstrument, das ich habe. Als ich gerade neue Saiten auf die Plastik-Korala gezogen habe, habe ich richtig genossen, dass das Stimmen im Vergleich zur Risa richtig schön flutscht.

Einige haben hier schon geschrieben, dass die Risa sich schlecht stimmen lässt, aber dafür wenigstens relativ stimmstabil bleiben soll. Ich bin also nicht alleine mit dieser Erfahrung und hatte die Hoffnung, dass inzwischen jemand einen Weg gefunden hat, wie es besser geht.

Wie könnte Risa das Problem lösen, ohne die Bauform zu ändern? Steg und Umlenkrolle aus besser gleitenden Materialien und Klemmmechaniken.
Das Versetzen der Umlenkrolle würde vermutlich nichts bringen, das haben die Jungs vermutlich perfekt ausgearbeitet.
ULR Richtung Hals verschieben -> kürzere passive Saitenlänge, weniger Auflagefläche, dafür leider steilerer Winkel beim Steg, der ist kritisch.
ULR Richtung Popo verschieben -> stumpferer Winkel am Steg, dafür leider längere passive Saitenlänge und mehr Auflagefläche.
Das einzige wirklich bessere System, dass ich kenne, ist das von den Steinberger Bässen. Das wäre auch bei der Risa Bauform perfekt. Leider bräuchte man dazu spezielle Saiten (double ball ends), die Worth vermutlich nicht extra dafür herstellen würde - und wenn doch, dann wären sie sicher viel teurer. (Mir wäre es das übrigens wert, hatte früher ja auch eine Steinberger Gitarre.) Außerdem lassen wir uns nicht gerne die Wahl der Saiten nehmen. Oder haben wir eh alle Worth Saiten auf den Sticks? Und ob das ganze auch mit Fluorocarbon oder Nylon überhaupt funktionieren kann? Keine Ahnung.
Oder ein Klemmmechanismus mit Feinstimmer an der ULR? Ich glaube, ich habe da eine Idee, wie das tatsächlich funktionieren könnte...

Aber vielleicht sollte ich einfach mal aufhören rumzuspinnen, und stattdessen ins Bett gehen ;)


@vinaka: Die Saitenkurbel ist sicher ein guter Tipp, aber eher fürs Grobe gedacht. Mir geht es schon speziell um die Feinstimmung.

Liebe Grüße und gut\'s Nächtle

Timo

stephanHW

Zitat von: TLab3000Mit anderen Worten: Ist die Saite zu tief gestimmt und man stimmt die Saite, wird zuerst das Stück zwischen Steg und Mechanik stärker gespannt. Der Mensuranteil der Saite wird erst dann stärker gespannt, wenn der Reibungswiderstand überwunden ist - und das passiert nicht ganz von alleine. Wenn ich nun also die Saite nur mit dem Wirbel stimme bis die Tonhöhe stimmt, und dann etwas an der Saite ziehe, wird der Ton noch höher.
In die andere Richtung passiert das gleiche. Drehe ich die Mechanik, um die Saite zu lockern, tut sich oft erst mal gar nichts. Ich muss wieder an der Saite ziehen, damit der Ton tiefer wird.
Wenn ich nur die Mechaniken zum Stimmen nutze und nicht an den Saiten ziehe, ist spätestens beim ersten Bending die Stimmung hinüber.
Dass die Saite dabei auch gleich zwei Auflageflächen hat, macht das Ganze noch komplizierter.
Bei neuen Saiten ist es normal, dass man die Saiten zieht. Aber nach zwei Wochen darf das nicht annähernd mehr in dem Maße vorkommen, wie es bei meiner Risa der Fall ist.
Besser kann man das Problem kaum beschreiben. Aber warum sollte sich an den neuralgischen `Reibungspunkten´ nach einer gewissen Zeit eine Besserung einstellen? Die Reibung bleibt bestehen, auch wenn sich die Saiten gesetzt haben (so wie die berüchtigten Saitenniederhalter bei der Strat oder eine leichte Kerbe in einem alternden Nullbund immer wieder für chronische Verstimmung sorgen wird. Der Van Halen Eddie hatte auf seinem legendären Eigenbau kaum Anpressdruck auf dem Sattel, damit sich bei den Tremoloeskapaden die Stimmung halbwegs halten konnte. Beim Hipshot D-Tuner wird mit der Mechanik einige Cent zu tief gestimmt, dann wird mit Betätigung des Hebels das Spannungsungleichgewicht ausgeglichen und der Ton sollte stimmen. Auch das ein Prozess von Versuch und Irrtum  ;)  )

Vermutlich wirst Du bei deiner Spielweise (die den Stick möglicherweise an seine Grenzen führt) das System aus stimmen mit der Mechanik und anschließendem manuellem Spannungsausgleich zwischen Mensurabschnit und inaktivem Saitenabschnitt perfektionieren müssen. Ich würde zusätzlich einen Versuch mit klaren Fluorcarbon-Saiten machen. Entweder die üblichen Martins oder z.B. die sehr dünnen ukuMele-Saiten könnten evtl. etwas weniger Reibung verursachen. Zusätzlich würde ich einen Versuch mit einem Schmiermittel auf der Umlenkrolle machen.
Das ganze wird vermutlich ein Kompromiss bleiben.
Behält man die grundsätzliche Konstruktion des Sticks bei, könnten möglicherweise individuelle Rollen für jede Saite an der Umlenkrolle das Problem etwas mildern. Unser Mitglied Dieter hatte mal einen Bass auf der Konstruktionsgrundlage des Risa-Sticks gebaut. Wenn ich mich recht erinnere, hatte er diese Lösung gewählt.

dhenksero

Frag\' doch mal Steven Strauss - der spielt den Sopranstick und hat auf der U-Röhre jede Menge Videos mit I.O.O.P.N.P.R.L.

Dieter

ich hab die umlenkflächen mit teflonspray bzw armor-all aus dem autozubehör behandelt, das wirkt!
Gruss Dieter

Iso

Das Problem hab ich auch. Immer mal hinter der Umlenkrolle die Saite vorsichtig drücken und wieder ziehen. Gefummel.

phrunk

Hallo,

ich war gerade hier im Forum unterwegs um nach Erfahrungen mit dem RISA Stick zu forschen. Bin dienstlich viel unterwegs und könnte so meiner Sucht frönen.

Zu dem Thema \"schmieren\" habe ich ein ähnliches Problem mit meiner Ortega Sopran. Ich bin Uker mit Immatrikulationshintergrund (also handwerklich absolut unterbelichtet) und an das Sattelkerbenbreiterfeilen traue ich mich nicht ran. Was mir absolut geholfen hat ist das \"GEWA Micro Teflon\". Stinkt nicht (wie Schmierfett), verflüchtigt sich nicht so schnell (wie Öle) und ist super dosierbar. Allerdings mit 7,20 € beim großen T auch nicht ganz billig. Vielleicht kann man damit ja die Umlenkrolle präparieren.

Wie ist der Stick sonst so ?

Liebe Grüße,

phrunk

TLab3000

Zitat von: phrunkZu dem Thema \"schmieren\" habe ich ein ähnliches Problem mit meiner Ortega Sopran. Ich bin Uker mit Immatrikulationshintergrund (also handwerklich absolut unterbelichtet) und an das Sattelkerbenbreiterfeilen traue ich mich nicht ran. Was mir absolut geholfen hat ist das \"GEWA Micro Teflon\". Stinkt nicht (wie Schmierfett), verflüchtigt sich nicht so schnell (wie Öle) und ist super dosierbar. Allerdings mit 7,20 € beim großen T auch nicht ganz billig. Vielleicht kann man damit ja die Umlenkrolle präparieren.

Wie ist der Stick sonst so ?

Wenn es funktioniert, wäre es mir den Preis wert.

Der Stick ist klasse. Wie dhenksero schon schrieb: Am besten mal bei YouTube nach I.O.O.P.N.P.R.L. suchen und genießen. Könnte ein bestehendes UAS allerdings noch verstärken.

Der Hals ist recht dick - mit kommt das sehr entgegen. Bei meinen Gitarren hatt ich auch am liebsten halbe Baseballschläger dran. Die Technik (Saitenlage, Oktavreinheit, Tonabnehmer und so weiter) ist durchgehend sehr gut.

Der Klang (Piezo) ist Geschmackssache und hängt natürlich auch vom Verstärker ab. Bauartbedingt nimmt der Piezo viel weniger Poltergeräusche auf als bei einer \"richtigen\" Ukulele. Obwohl der Stick auch unverstärkt zum Üben laut genug ist, nutzen hier viele den Vox Amplug Acoustic, wie ich auch. Allerdings ist der Amplug Sound IMHO eher bescheiden. Der einzige Vorteil liegt darin, dass man einen MP3- oder CD-Player anschließen kann und zu Musik oder einer Lehrbuch-CD spielen kann.

Einen extra Gurt würde ich dazubestellen, da der mitgeliefte erstens gleichzeitig der Haltegurt der Tasche und zweitens nicht sonderlich bequem ist. Mit Gurt hängt der Stick bei mir besser als die normalen Ukulelen. Auch das trägt zur guten Bespielbarkeit bei.

Abgesehen vom Stimmen habe ich bisher nur einen Nachteil entdeckt: Wenn ich etwas auf dem Stick spielen kann, kann ich das nicht unbedingt auf der normalen Uke spielen. Gerade Barrégriffe fallen mir auf diesem Instrument so leicht, dass es etwas enttäuschend sein kann, entsprechende Stücke dann auf anderen Ukulelen zu spielen. (Bsp. Super Mario Bros. - einfach auf dem Stick, aber bei meinen Pukanalas klingen die Barrés nicht so, dass man vor anderen spielen möchte. Da muss ich dann noch nacharbeiten.)

Ich bin auf jeden Fall vom Stick begeistert und würde ihn mir wieder kaufen. Wenn ich zwei Wünsche frei hätte: leichtere Stimmbarkeit und ein 15. Bundstäbchen (wobei 14 Bünde kein Nachteil, sondern bei der Sopran eher ein Vorteil sind!).

Es gibt viele neutralere und ausführlichere Reviews von Leuten, die mehr Ahnung als ich haben. Bitte vertraue nicht (nur) auf mein Wort.

Gruß

Timo

phrunk

Lieber Timo,

das war mal ausführlich und hat mich eher bestärkt. Mit einer Ausnahme: An meiner Kala Tenor Jazz liebe ich gerade den im Vergleich zu anderen Ukulelen super schmalen Hals. Aber da ich von dem gegenüberliegenden Frequenzbereich der Viersaiter komme (Music Man StingRay ist mein Lieblingsbass seit 25 Jahren - gibt nix besseres) bin ich auch dicke Hälse gewöhnt.

Das Youtube Video werd ich bei Gelegenheit mal angucken.

Ich wohne ja in der Nähe von Groß-Umstadt - Rennradentfernung - und mach mal bei Uke Surfer einen Termin aus.

Nochmals liebe herzlichen Dank - Phrunk

phrunk

Ach noch was:

Vergiss das mit dem 15. Bund - there is no life beyond 7th fret, sprach der Bassist   :D

Grüße, Phrunk

TLab3000

@phrunk und @Dieter - vielen Dank für den Teflon-Tipp! Mit dem GEWA Micro Teflon läuft\'s jetzt viel besser. Bin gespannt, wie lange eine Schmierung hält.
Beim Einschmieren habe ich bemerkt, dass das Metall nicht so glatt wie erwartet ist. Beim nächsten Saitenwechsel werde ich es mal mit MicroMesh bearbeiten.