Quart-Stimmung versus Terz-Quart-Stimmung

Begonnen von blanki, 09. Nov 2014, 20:39:48

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-Jens-

Hm, ich bin ja auch traditioneller Quarten-Fingersatz Denker am Bass. Aber, ein Solo-Gitarrist kommt auf seinen unteren vier Saiten auch mit dem Terz-Sprung klar, warum also nicht auch auf dem Bass.

Einmal ganz abgesehen von Stimmungsschwankungen am klassischen Orchester-Kontrabass (siehe Wikipedia), die selbst traditionell variantenreich erscheint.

Andere (spiel-)technische Frage: Böte sich nicht gerade die kurze Mensur des Ukulelenbasses (oder auch einer \"Solo\"-Ukulele) für die Quint-Stimmung wie bei einer Violine an, auch um den Tonumfang des kleinen Basses zu erweitern?

allesUkeoderwas

Ich hatte ja meine Meinung schon im Nachbartröt kundgetan. Ich spiel den Bass zwar in EADG, hab es mir audiodidaktisch vor wenigen Jahren selbst angeeignet und nie in Frage gestellt. Würde mich selbst auch nur als gelegentlichen Freizeit- und Hobby-Bassisten bezeichnen, der auch in Intervallen nach Schema F in Grid\'s und Skalen denkt... Aber das tut ja der Lead-Gitarrist/Ukulist evtl. auch...  :roll:

Michaels Einstellung gefällt mir! Warum nicht das eingefahrene \"ist eben so\" hinterfragen und eigene Wege gehen? Zumal, wenn\'s der Sache dient ---> Bassbegleitung ohne viel lerntechnischen Aufwand.

Zitat von: Miguelito...Ich denke auch in Intervallen, die ich mir visuell so wie von Steffen beschrieben eingeprägt habe. Einmal gemerkt, kann man das Muster auf dem ganzen Griffbrett anwenden und das ist dann viel einfacher und schneller in die Praxis umzusetzen, als bei der normalen aber nicht \"linearen\" Ukulelenstimmung...

Ansichtssache: Der Leadgitarrist verschiebt seine Riffs auch über das ganze Griffbrett und findet es logisch und einfach. Mal in DGHE, mal in EADG - Er kann also beides, sowohl Ukulele, als auch Bass und ein rythmisch wiederkehrendes Riff auf EADG (GCEA)  ist nix anderes als daß, was die Bassisten als Groove bezeichnen.  ;)

Bass muß auch nicht immer Groove nach Schema F (Rythmusinstrument) sein, Bass kann auch die tiefe Melodiestimme sein - dann spielt man eben Flöte, Gesang, Cello, \"Bass\"-Ukulele, ... auf dem Bass. Altes Volkslied, oder Klassik mit Groove  oder (und) mit zweiter Melodiestimme, alles ist Bass spielen - Zu dieser Erkenntnis bin ich aber auch erst in der jetzigen Freizeitkapelle gekommen.  ;)
Ukulelen: Nur Schrott

stephanHW

#17
ZitatIch bin nur gelegentlich überrascht, dass immer die Frage auftaucht, was eigentlich das Beste ist und viele Musiker dann so sichere Antworten parat haben. Mir geht es leider so, dass ich im Laufe meines Musikerdaseins immer wieder neue Ansätze kennenlerne und entdecke und dann immer zu dem Punkt komme, dass ich eigentlich - mit jetzt über 50 Lenzen - immernoch ganz am Anfang stehe.
Bei mir führt das Spielen nach Fingesätzen - was ich ja ebenso mache wie vielleicht die meisten Bassisten  ;) - häufig dazu, dass ich das Gefühl habe, dass ich eigentlich immer dieselbe \"Schei..\" spiele.
So ähnlich hatte ich Dich verstanden und ich kann Deinen Gedanken sehr gut nachvollziehen.
Ich denke bei der Frage jedoch an die Ausgangssituation des Fragestellers. Jemand, der mit einem Instrument beginnt, hat in der Regel das Bedürfnis, ein gewisses Handwerk zu erlernen. Der Gedanke, Konventionen zu vergessen, sich einem Instrument spielerisch oder experimentell zu nähern ist toll und wichtig, es gäbe sonst keine Entwicklung (Insbesondere der E-Bass hat ja diesbezüglich eine fulminante Entwicklung genommen).

Wenn ich jedoch sehe, das jemand mit dem Instrument erste Schritte gehen, vermutlich einfache Liedbegleitungen erlernen möchte, gebe ich eine Empfehlung, die nach meiner Auffassung den Einstieg leicht macht.
So wie man einen sehr komplexen Sachverhalt zunächst mit einem stark vereinfachten Modell darstellen würde.

Sich aus Konventionen zu lösen ist wirklich eine Herausforderung, die jedoch eher ein Problem von uns alten Säcken sein dürfte. Natürlich ist es gut, frühzeitig entsprechende Strategien zu erlernen. Ich denke, Musiker, die dies im besonderen Maße geschafft haben, waren oft in der Lage, weit über den Tellerrand ihres eigenen Instrumentes zu schauen.


ZitatMichaels Einstellung gefällt mir! Warum nicht das eingefahrene \"ist eben so\" hinterfragen und eigene Wege gehen? Zumal, wenn\'s der Sache dient ---> Bassbegleitung ohne viel lerntechnischen Aufwand.
An dem oben beschriebenen Dilemma ändert sich mit einer anderen Stimmung ja nicht viel. Bewegungsabläufe müssen sich automatisieren, damit man flüssig spielen kann. Haben sie sich automatisiert, bewegt man sich in ihnen.

Benutz man eine von der Ukulele vertraute Stimmung und orientiert sich an den gewohnten Akkordschemen, muss man trotzdem fleißig lernen, man sollte dann schon genau wissen, welcher Ton aus dem Akkordschema welche Funktion hat (Ich müsste darüber bei vielen Akkorden erst mal eine Weile grübeln  :oops: ). Oder man überlässt es Gevatter Zufall.

Hinterfragen und ausprobieren darf man doch jederzeit. Es ist z.B. sehr leicht, die verschiedenen Stimmungen zunächst mal zu simulieren, ohne das Instrument wirklich umzustimmen. Das ist natürlich akustisch kein Genuss, aber man bekommt einen Eindruck von den unterschiedlichen Bewegungsabläufen, die eine Tonleiter in Quart-, Quint- oder Quart-Terz-Stimmung erfordern würde (letztere kann man ja leicht auch mit dem auf E gestimmten Instrument umsetzen, um einen Eindruck von den Bewegungsabläufen zu bekommen).
Abgesehen davon scheint mir Miguelitos Einwand, das man so ein Instrument nur begrenzt belasten kann, bedenkenswert.

allesUkeoderwas

ZitatSich aus Konventionen zu lösen ist wirklich eine Herausforderung, die jedoch eher ein Problem von uns alten Säcken sein dürfte.

Ihr jungen Hüpfer, was soll ich da sagen...   :roll:

Ohne Halsstab würde ich von Experimenten, die von der Instrumentenkonstruktion und den Saitenzügen nicht vorgesehen sind auch die Finger lassen. Ein Hals kann sich auch zur Seite verziehen, selbst mit Halsstab, wenn die Saiten einseitig ziehen. Aber wenn man unbedingt will, kann man sich ja auch bei Pyramid Saiten anfertigen lassen, die das verhindern.

Als Anfänger und \"Querkopf\" hat man es auch nicht immer leicht, da empfielt sich schon das Bewährte und zigmal Erprobte.

Zu Bass in Quintstimmung hat noch jarkeena wat jesagt, jibt\'s hier keene Cellisten?
Ukulelen: Nur Schrott

blanki

Das Thema hat ja doch mehr Fahrt aufgenommen, als ich angenommen hatte!

Da wir für unser Ukulelen-Orchester bisher niemanden gefunden haben, der den Bass spielt, habe ich diese Rolle übernommen.
Angefangen habe ich mit einer Bariton-Ukulele und den Pyramid Copperwound Saiten mit Nylonkern. Damit mir die Brücke nicht wegreißt, habe ich einen Saitenhalter angebaut, um die Brücke zu entlasten.

Da ich mich einigermaßen schnell und einfach in die Bass-Rolle einfuchsen wollte (und das anfangs auch nur als Übergangslösung gedacht war, dass ich den Basspart spiele), habe ich das Ding auf G-C-E-A gestimmt, da ich so immerhin auf Anhieb die Grundtöne benennen/greifen  konnte und die Akkorde von der Uke kannte (spiele seit ca. drei Jahren Uke und habe keine Gitarren-/Bass-/Saiten-Vorkenntnisse o.ä.).

Guchot

Wow, das ist ja alles recht tiefgreifend, fast philosophisch geworden hier ;) Natürlich kann sich jeder seine Stimmung seber zusammen suchen und wenn er damit zurecht kommt, ist ja alles gut. Das hatte ich in dem anderen Thread ja auch geschrieben. Aber es gibt ja nun nicht umsonst eine Standardstimmung für jedes Instrument und das wahrscheinlich nicht weil sich seit Jahrhunderten nur Idioten damit befassen ;) Von daher würde ICH persönlich JEDEM Anfänger auf JEDEM Instrument zuerst die Standardstimmung empfehlen. Experimentieren kann man immer noch wenn man die Grundlagen drauf hat.
Wie immer, nur meine 10cent (wird ja alles teurer :mrgreen: )