Die Kleine vom großen T. - BJU 10

Begonnen von stephanHW, 24. Jan 2015, 00:14:11

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stephanHW

Heute brachte mir Termi netterweise die BJU 10 vorbei. Ich hatte schon lange den Wunsch nach einer Sopran-Banjolele mit einem sechs-Zoll Kessel.
Es war natürlich Liebe auf den ersten Blick.


Die Verarbeitung ist recht sauber, kleine Rauigkeiten im matt-schwarzen Lack finden sich an der dem Spieler zugewandten Seite des Halses nahe am Kessel, einer Stelle, die ich spielenderweise unmöglich erreichen könnte. Das Holz des Halses wurde nicht mit Porenfüller behandelt, so das man die Holzstruktur sehen und spüren kann. Die Qualität  der Lackarbeit ist leidlich gut, für diese Preiskategorie völlig in Ordnung.
Die Beschläge sind von anderen Banjolelen aus Fernost bekannt, das Fell ist ein 6-Zoll Banjolelenfell von Remo.

Das Banjo ist ordentlich schwer, leider kann ich es nicht wiegen. Der Kessel hat eine Wandstärke von 8mm. Auch der geschraubte Hals ist sehr dick mit einem leichten V-Profil, liegt jedoch sehr angenehm in der Hand. Die Abmessungen des Griffbrettes entsprechen in etwa dem, was man von Sopranukulelen so gewohnt ist, 35mm am Sattel und 42mm am 12.Bund.


Natürlich kratzen die Bundenden, natürlich ist der Sattel etwas hoch. Die Saitenlage ist jedoch dank des korrekten Winkels zwischen Hals und Kessel gut und die Banjolele lässt sich out of the box gut spielen. Das String-Spacing ist für mich etwas schmal, den Steg könnte man jedoch noch mal neu kerben. Nach etwas erhöhter Fellspannung gefällt mir der Klang selbst mit Werkssaiten richtig gut. Ich mag die Banjolele nicht zu trocken und sie beschert trotz des kleinen Felles ein schönes Sustain. Bedauerlich nur, das kein Stimmschlüssel mitgeliefert wurde, da war man seinerzeit bei der Tenayo-Banjolele aufmerksamer.

Also den Steg positionieren und losspielen. Klingt noch ein bisschen schief - nachgestimmt und weitergespielt. Wieder etwas schief - nachgestimmt und weitergespielt. Wieder schief! Besonders deutlich zu hören auf der C-Saite, die ersten Töne sind viel zu hoch bei guter Saitenlage - nachgemessen und verglichen:

Da sitzt der Sattel leider Falsch, je nach Seite 1-1,5mm zu weit kopfwärts.

Auf diesem Bild müsste man erkennen können, das der Sattel auch nicht parallel zum ersten Bund liegt.


Grmpf! Basteln oder schicken?

Andreas Fischer

Ich würde basteln, so gewinnt man neue Instrumente doch gleich noch lieber ;-)

Aber, davon abgesehen, es wundert mich dass der Sattel an der falschen stelle sitzt. Ich dachte, heute werden die alle am Computer designed und mit Computergesteuerten Maschienen die Einzelteile hergestellt ... ich gehe also davon aus das bei allen dieses Typs der Sattel so sitzt.

Ich dachte bisher aber das so etwas heute nicht mehr (unbeabsichtigt) passiert. Das war auch einer meiner (Pro)Gründe für günstige Instrumente.

Kann es sein dass du die Bundreinheit durch ändern der Saitenlage so verbesserrn kannst dass keine schiefen Akkorde mehr erklingen? Denn ich möchte eigentlich immer noch davon ausgehen dass der Sattel absichtlich da sitzt wo er sitzt. Am Computer so geplant, von der CN FRäse so gefräst und dann eben so zusammengesetzt.
Andreas Fischer
"Niveau ist keine Creme"

allesUkeoderwas

#2
Booaa, ein kompensierter Sattel!  ;)
Das haben sonst nur ganz edle Geräte...
https://www.martinguitar.com/model/item/142-dcpa1.html

Ähnliches hab ich in echt Vintage. Der Hals scheint sogar verstellbar.
Der matte Farbkleister erinnert mich an Stagg US10.

Ukulelen: Nur Schrott

Anke

Zitat von: stephanHW am 24. Jan 2015, 00:14:11
Grmpf! Basteln oder schicken?

Auch ich würde basteln, denn es ist zu befürchten, dass die nächste auch diesen Fehler hat und dabei vielleicht einen Tick schlechter verarbeitet ist etc... vom Regen in die Traufe oder so. Daher, wenn Du ansonsten zufrieden bist und Dir vorstellen kannst die Banjolele zu behalten, dann würde ich den Bastelversuch wagen.

stephanHW

#4
@Andreas:
Zu lang ist zu lang, da nutzt die schönste Saitenlage leider nichts. Man kann das mit dem Fret-Calculator überprüfen.
Lustigerweise fand ich nach der Kontrolle heraus, das der erste Bund der Moana, mit der ich zunächst verglichen hatte, etwas zu kurz war!
Das fiel mir akustisch nie wirklich auf :-[. Identisch sind bei beiden Instrumenten die Abstände der Bünde selbst. Eine andere Moana, die ich regelmäßig spiele, ist richtig dimensioniert und bietet eine gute Vergleichsmöglichkeit.
Die Mensur sollte ohne Kompensation ziemlich genau 34,7cm betragen, woraus sich für den ersten Bund etwa 19,5mm ergeben, bei der Banjolele misst man etwa 20,5mm.
Ist möglicherweise an machen Stellen doch noch Handarbeit notwendig.

@Jogi:
Da wird man neidisch, was?
Der schwarze Farbauftrag ist bei näherer Betrachtung wahrlich weder edel noch elegant.
Ich bin jedoch überzeugt, das es keine klanglichen Unterschiede zwischen den Kala/Anuenue-Modellen und der BJU 10 gibt.
Für einen wesentlich höheren Preis bekäme man vermutlich lediglich ggf. sauber abgerichtete Bünde, ein korrekt dimensioniertes Griffbrett und ein ansprechenderes Finish. Möglicherweise noch eine schöne Tasche und einen Stimmschlüssel Was haben die Römer jemals für uns getan?

@Anke:
In diese Richtung gehen auch meine Gedanken. Wäre ein neue Aufgabe ;)
Ich werde T. trotzdem mal kontaktieren, die Kleine hat ein besseres Stimmchen verdient.

Nachtrag:
Die Kleine geht zurück, ich bin neugierig, ob es ein Einzelfall oder ein Merkmal der Serie ist.

Anke

#5
Zitat von: stephanHW am 24. Jan 2015, 10:18:35
Nachtrag:
Die Kleine geht zurück, ich bin neugierig, ob es ein Einzelfall oder ein Merkmal der Serie ist.

Oha, da bin ich aber auch mal gespannt! Bitte informieren  :D

Zitat von: stephanHW am 24. Jan 2015, 10:18:35
...und einen Stimmschlüssel

Damit könnte ich Dir ggf. aushelfen. Ich habe irgendwo einen überschüssigen rumliegen (gab´s mal (oder gibt es noch) bei der Bucht als China-Ware). Nichts besonderes, aber erfüllt den Zweck. Müsste man nur schauen, ob die Größe passt. Würde ich Dir dann in nem Brief senden, wenn Du magst.

allesUkeoderwas

Neid???
'N bischen vielleicht, aber ich bin aktuell etwas Ukulelenmüde.
So ein schönes Griffbrett und 'n Remofell hat meine alte Vintage Banjolele leider nicht!
Das Ding macht eigentlich mechanisch 'n ganz guten Eindruck.

Ich vermute mal, daß die meisten Käufer diesen Fehler garnicht bemerken. Und wenn doch, werd ich mir so ein Teil demnächst als Dekoinstrument für 15 Euronen beim Großen T oder aus der Bay an Land ziehen -  Dann kommt 'se vielleicht wieder zurück nach Berlin.

Der Fehler ließe sich ja leicht korrigieren.
Bischen feilen und einen Fournierstreifen hinter den Sattel...
Und bei der Optik hilft schmirgeln mit 300er und Autopolitur, dann sieht 'se aus wie Brüko No.1.
Und dann evtl. noch 'n paar Edding-Stammtischautogramme auf dem Fell.
Ukulelen: Nur Schrott

stephanHW

Zitat von: Anke am 24. Jan 2015, 12:27:44
Damit könnte ich Dir ggf. aushelfen. Ich habe irgendwo einen überschüssigen rumliegen (gab´s mal (oder gibt es noch) bei der Bucht als China-Ware). Nichts besonderes, aber erfüllt den Zweck. Müsste man nur schauen, ob die Größe passt. Würde ich Dir dann in nem Brief senden, wenn Du magst.
Vielen lieben Dank, aber ich habe glücklicherweise einen Schlüssel mit meiner Tenayo-Banjolele bekommen. Die Hardware ist identisch.
Es ist nur etwas ärgerlich für Käufer, die eben keinen besitzen, der gehört nach meiner Überzeugung zum Instrument.

@Jogi
Klar, die Reparatur wäre überschaubar aufwändig. Es interessiert mich halt, wie ein anderes Instrument aussieht. Der Service-Mitarbeiter bei Thomann war der Meinung, keine Rückläufer, kein Problem. Die Logik scheint mir ein wenig zu schlicht.

Andreas Fischer

Sehr interessant das Ganze.
Ich gehe davon aus dass du es sowieso kontrolliert hast frage aber trotzdem;
Wie lang ist denn die Mensur? Vieleicht passt die ja und die Bünde sitzen an der falschen stelle? Also der erste zu lang und der letzte dafür zu kurz?
Ich frage weil ich nach Gründen suche, in diesem Fall wäre das zb, das Griffbrett wurde nicht passgenau in die Maschiene gelegt welche die Bundschlitze sägt.

Oh mann ich seh mich schon bei all meinen Saiteninstrumenten die Mensur nachmessen.
Andreas Fischer
"Niveau ist keine Creme"

stephanHW

Es ist lt. Thomann eine 346mm Mensurlänge, die Abstände der Bundstäbchen zueinander passt auch dazu genau.
Nur der erste Bund ist eben zu lang, das Griffbrett wurde also nicht an der richtigen Stelle abgeschnitten und der Sattel falsch gesetzt. Das kommt ab und zu mal vor und ist eine weitere kleine Herausforderung bei der Fehlersuche. Alle gespielten Töne sind dann natürlich zu hoch, ohne das die Saitenlage irgendeinen Einfluss darauf hätte.
Bei diesem Exemplar ergibt sich eine Mensurlänge von ca. 349mm, zu der die Abstände der Bundstäbchen untereinander nicht passen würden.
Allein der leicht schief gesetzte Sattel deutet für mich darauf hin, das an dieser Stelle keine CNC-Fräse am Werke war.

Das Messen hat sich übrigens ergeben, weil etwas akustisch nicht stimmte. Ich mache das nicht zum Selbstzweck. Wenn bei einem Instrument gefühlsmäßig alles stimmt, ist alles schön.

Andreas Fischer

Zitat von: stephanHW am 24. Jan 2015, 18:56:43... Nur der erste Bund ist eben zu lang, das Griffbrett wurde also nicht an der richtigen Stelle abgeschnitten und der Sattel falsch gesetzt. Das kommt ab und zu mal vor und ist eine weitere kleine Herausforderung bei der Fehlersuche...
Ohne diesen Thread wäre ich nicht auf die Idee gekommen das sowetwas vorkommt, gut zu wissen das es doch aquch eine mögliche Fehlerquelle ist.

Zitat von: stephanHW am 24. Jan 2015, 18:56:43
.... Ich mache das nicht zum Selbstzweck. Wenn bei einem Instrument gefühlsmäßig alles stimmt, ist alles schön.
schon klar
Andreas Fischer
"Niveau ist keine Creme"

Frolicks

Ich find das auch spannend. Noch ein Detail mehr, an dem man sieht, wie leicht es ist, so ein Instrument zu vermurksen. Oder besser: wieviele Details es zu beachten gilt um ein gutes Instrument richtig hin zu kriegen.

Nach meinem Exemplar aus der größeren Reihe zu urteilen, scheint es kein Serienfehler zu sein. Jedenfalls ist die absolut in Ordnung, zumindest was die Abstände der Bünde angeht. Hier mal noch etwas ausführlicher das größere Modell:

http://www.ukulelenboard.de/index.php?topic=18967.new#new

Kurzfazit: Bin sehr angetan.
I plink, therefore I am.

Knasterbax

Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

stephanHW

Die Kleine von Termi ging also zurück, meine ist heute angekommen.
Ausgepackt, kurz angeschaut, Hals schief am Kessel, eingepackt und zurück geht die Reise.
Die Lackierung ist sehr ungleichmäßig, der erste Bund hat die korrekte länge.
Wenn ich mich jetzt also fragen sollte, worin eigentlich der Unterschied zwischen dem Kala-Modell für 250,- Euro und dem Thomann-Modell für 89,- Euro bestehen könnte (die etwas besseren Stimmwirbel können es ja kaum sein) wäre eine adäquate Qualitätsvorgabe und Endkontrolle eine mögliche Antwort, neben der Überlegung, das man seitens Kala den entsprechenden Preis möglicherweise einfordert, weil man kann.

Von zwei Instrumenten waren zwei mit Mängeln behaftet. Bisher leider bescheiden, die Bilanz.
Tauschen-bis-es passt mag also beginnen. Habe ich bisher immer vermieden, werde ich in diesem Fall mal durchziehen.
Wenn es passt, ist es eine tolle Banjolele

allesUkeoderwas

Haha, meine Hoffnung steigt, mal eine Defekte für max. 10 Evro aus der T-Mann Schrottkiste zu ziehen!
Hab ja Zeit...
Hoffentlich stellt 'se T-Mann nicht bei E-Bay ein, denn dann geht 'se vamutlich für 150 wech.  :D

Rein interessehalber:

Ist das Teil mit dem 6" Fell bei korrekt eingestelltem Fell Sozialwohnungsbauverträglich?
Ich mein jetzt im Vergleich mit Konzertgröße und 8, oder 10", oder empfielt sich dennoch 'n Paradekissen im Kessel?
Ukulelen: Nur Schrott