Wie klein sind die Hände, die Ukulelen bauen ?

Begonnen von dhenksero, 29. Jan 2015, 16:15:23

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (6 Antworten, 1.179 Aufrufe)

dhenksero

Heute habe ich meinen kürzlich vom T erhaltenen Harley-Benton Ukulelenbass zum Gitarrenservice gebracht - der Bass muss natürlich erst mal nutzbar gemacht werden, ist ja klar bei dem Preis ...

... klar bei dem Preis ist mir jetzt auch, nachdem der Gitarrenbauer dieses Thema ansprach
    (er meinte, die reinen Herstellungskosten für den Bass lägen bei ungefähr 4 Euro),
    dass da was nicht mit rechten Dingen zugehen kann.
   
Ob meiner einigen Niedrigpreis-Ukulelen macht sich jetzt ein schlechtes Gewissen in mir breit.

Weiß jemand was über die Herstellungsbedingungen bei unseren einschlägigen Freunden (HB, Lanikai usw.) ?

Die Krux ist ja immer die Frage: wenn ich nix billiges kaufe, ham die gar keine Arbeit mehr, aber das ist wohl mehr eine innere Entschuldigung für die Ausnutzung Wehrloser.

Mist, demnächst muss ich wohl doch die hochpreisigen Geräte kaufen, oder geht's da genauso zu ?

Unser Gitarrenservice vor Ort nimmt übrigens keine China-etc-Ware mehr ins Programm, seit er Details über die Kinderarbeit erfahren hat. Daher nehme ich ihm seinen Hinweise ab.

UkeDude

Da HB die Thomann Hausmarke ist, kann Dir nur Thomann sagen wie die Fertigungsbedingungen sind.  Frag mal an, würde mich interesieren, was sie dazu sagen.

Bebopalula

Es macht sicher Sinn, über die Produktionsbedingungen in den Fertigungsländern nachzudenken. Dies gilt für Kinderarbeit ebenso wie für Erwachsenenarbeit z.B. in extrem gesundheitsgefährdenden Bereichen. Und es gilt für unser gesamtes Konsumentenleben, da unsere Jeans, Hemden, T-Shirts, Schuhe, Möbel, das Kinderspielzeug und unsere elektronischen Geräte ebenfalls weitgehend aus Ländern stammen, in denen entweder hohe Arbeitslosigkeit herrscht oder – wie in China, bei niedriger Arbeitslosigkeit eine hohe Arbeitskräftenachfrage herrscht, die dazu führt, dass Menschen aus den armen ländlichen Regionen in die prosperierenden städtischen Gebiete ziehen bzw. ihre Kinder dort hin schicken, um durch Arbeit ihre Familien unterstützen zu können. Unerträgliche Verhältnisse finden wir aber auch vor der eigenen Haustüre, schauen wir uns zum Beispiel den Umgang mit ausländischen Arbeitern in der deutschen Fleischproduktion an. Und das im Wissen als Konsumenten, dass unsere günstigen Fleischpreise irgendwie damit zusammenhängen müssen...

Aus meiner Sicht macht es keinen Sinn, mit einem permanent schlechten Gewissen herumzulaufen und unsere Ukulelen ungern in die Hand zu nehmen. Natürlich sollten wir in allen Lebens- und Konsumbereichen darauf achten, dass die Waren, die wir nutzen, möglichst unter Bedingungen des Gesundheitsschutzes und der Sicherheit sowie des Kinderarbeitsverbots produziert werden. Dies erfordert aber einen hohen Aufmerksamkeitsaufwand, den nicht jeder leisten kann oder will bzw. in einer globalisierten Welt sich unserer direkten Einflussnahme entzieht. Und es bleibt bei der von @dhenksero anfangs gestellten Frage, was denn wäre, wenn die beschäftigten Kinder oder Erwachsenen keine Arbeit hätten....

Übrigens haben die Pfeiffers normal große Hände...
___________________________________________
https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

Frolicks

Zitat von: Bebopalula am 29. Jan 2015, 19:08:13
Übrigens haben die Pfeiffers normal große Hände...


Und da kann sich auch jeder genauestens über die Produktionsverhältnisse informieren, und bei Interesse jeden Schritt verfolgen oder sich zumindest genau erklären lassen, denn Herr Pfeiffer ist ja auch immer auskunftswillig, wenns um seine Arbeit geht.

Wäre ja schön, wenn das bei allen Dingen des täglichen Lebens so problemlos möglich wäre. Aber ist ja auch immer eine Zeitfrage.

Aber um auf dhenkseros Frage zurückzukommen... natürlich wird ein Arbeiter in der Fabrik von Kala oder Lanika (wer weiß, vielleicht ist das ja sogar die selbe Fabrik...) weniger verdienen als Herr Pfeiffer... aber ob das Kinder sind... ich hab da Zweifel. Denn eine gewisse Erfahrung im Anfertigen von Instrumenten brauchts ja schon, um so ein einigermaßen spielbares Teil hinzubekommen.
Vielleicht ist Rigk Sauer da auskunftsfreudiger, der hat ja für seine Kokio-Reihe jetzt auch eine chinesische Fabrik an der Hand.
I plink, therefore I am.

TERMInator

#4
Es gab mal einen Fernsehbericht über Jeansproduktion in einem asiatischen Land.
Dort wurden die Jeans für kik und Konsorten (VK 10-30 Euro) von denselben Arbeitern unter denselben Bedingungen etc. hergestellt wie die Edelmarkenjeans (VK 150-300 Euro), lediglich der Stoff kam von einer anderen Rolle und ggf. wichen Schnitt und ein paar "Applikationen" ab, darum Herstellungskosten einmal 50 Cent (kik) und einmal 1 Euro (Luxusmarke).
Will sagen: Auch teure Artikel können unter miserabelsten Bedingungen entstehen.

Ist natürlich bei einer Made in Germnay Uke was anderes, wobei es grundsätzlich - eher nicht bei deutschen Ukulelen - aber auch in Deutschland/Europa schlechte Arbeitsbedingungen und Ausbeutung geben kann.

Achso: China ist inzwischen einigen Unternehmen schon "zu teuer". Vietnam, Bangladesch und Co. sind ja noch günstiger.

dhenksero

Schon heute kam die Antwort auf meine mail zu diesem Thema an Thomann.

Glaubhaft und vorbildlich ist die dargestellte Vorgehensweise vom T, was Umwelt und Arbeitsbedingungen angeht.

Man möchte es dort nicht so plakatieren, um Hinweise auf diese Vorbildlichkeit nicht als Reklame verstanden zu wissen, aber wer fragt, bekommt eine ausführliche Schilderung hierzu.

Mein Gewissen ist also erst mal bereinigt. Nächstes wird dann wohl die Harley Benton Akustikbassgitarre sein.

Der HB Ukubass ist mit Amp zwar ok, aber unplugged zu leise und die dicke E kann man dabei sowieso vergessen. Vielleicht biete ich ihn hier nach Erwerb der Bassgitarre an.

Andreas Fischer

Na was hat THomann denn geschrieben? Würde mich auch interessieren.
Andreas Fischer
"Niveau ist keine Creme"