Altes Schätzchen schnarrt.

Begonnen von allesUkeoderwas, 27. Dez 2017, 13:40:30

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allesUkeoderwas

Mein altes Schätzchen schnarrte beim Spielen...

Bisher hab ich die Ursache für das Schnarren immer bei einer sich lösenden Knochenleimstelle der Deckenbeleistung gesucht.
Sowas kannte ich bereits von einer Brüko.
War es aber nicht.
Es war diesmal die Beleistung des Bodens.
Die Deckenleisten waren alle fest.

Das ist jetzt meine 2. Oldtimerukulele mit Knochenleim, bei der ich ein derartiges Problem hatte.

1. 40jährige Palmenbrüko
2. Hübsche, fast 100jährige Regal mit Intarsienrosette.

Ich schreibe bewußt: "hatte", da ich für mich in beiden Fällen eine Lösung gefunden hab, diesen Mangel zu beseitigen.
Mag zwar für einen Instrumentenbauer pfusch sein, aber mir genügt dieser minimalinversive Eingriff...

Die sich lösende Leiste ließ sich bei beiden Ukulelen relativ leicht lokalisieren...
Mit dem Finger durch's Schalloch kräftig gegen die Leiste drücken und den Korpus abklopfen.
Die sich lösende Klebestelle war damit schnell ermittelt.
Mit etwas mehr Druck auf die Leiste löste sie sich sogar komplett.

Bei der Brüko klebte ich die Leiste anschließend wieder ein, was durch's Schalloch aber etwas fummelig ist.
Bei der Regal hab ich mir diese Fummelei erstmal gespart.

Beide Ukulelen spielen wieder absolut "snarefree"

Bei beiden Ukulelen flog übrigens lange vorher schon die Brücke ab.
An der Klebefläche konnte man damals schon erkennen, daß sich langsam der Knochenleim auflöst.
Ich vermute mal, daß sich in mehr, oder weniger ferner Zukunft weitere Klebestellen lösen werden.
Eigentlich müßte man vermutlich alles neu verleimen, aber mir reicht's erstmal so.

Meine Vermutung: Die Instrumente wurden in der Vergangenheit nicht immer optimal gelagert.
Kann aber auch sein, daß Knochenleim irgendwann mal an seine Grenzen kommt.

Man könnte die Ukulelen natürlich auch zerlegen und neu verleimen...
Wäre vermutlich die fachgerechte Lösung...
Stellt sich allerdings die Frage der Wirtschaftlichkeit.

Falls sich eine Stelle im Innern des Korpus nur teilweise löst, kann man das auch mit dünnflüssigem Kleber in einer Einmalspritze mit Schlauch kleben. Ist auch Pfusch, erfüllt aber den Zweck. Hab ich bereits bei einer Gitarre erprobt.

Dieser Beitrag soll nur eine Denkanregung sein.
Wie Ihr derartige Mängel beseitigt, sei euch überlassen!  ;)




Ukulelen: Nur Schrott

Knasterbax

#1
Lieber Jogi,

Danke für Deine sachdienlichen Hinweise. Ich hab auch grade eine Konzert-Uke, die schnarrt und bei der ich schon an der Lokalisation des Schnarrens scheitere. Alle sonstig möglichen Schnarr-Ursachen konnte ich ausschließen (Mechaniken, Sattelschlitze, hochstehende Bünde, Gurtpin etc.). Was da im Korpus-Inneren schnarrt, konnte ich aber bisher nicht ermitteln.

Du schreibst:
ZitatMit dem Finger durch's Schallloch kräftig gegen die Leiste drücken und den Korpus abklopfen. Die sich lösende Klebestelle war damit schnell ermittelt.
Dit vasteh'ck nich: Wie provozierst Du das Schnarren bei gelösten Saiten (sonst kommt man ja nicht ins Schalloch) - durch Korpus-Abklopfen?

Schönen Gruß,
Matthias
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

allesUkeoderwas

#2
Dazu braucht man keine Saiten.

Wenn man den Korpus (mit oder ohne Saiten) mit der fleischigen Fingerkuppe des Zeigefingers abklopft, muß ein absolut sauberer "Trommelton" entstehen. Ist dieser Ton an irgendeiner Stelle unrein (das hört man), lokalisiert man die genaue Stelle, indem man mit dem Zeigefinger der anderen Hand den verdächtigen Balken, unter Spannung setzt. Ändert sich dann was, hat man den Übeltäter gefunden.

Ist wie bei Rosenthal, wenn die Verkäuferin gegen eine Porzellanschale klopft, um versteckte Mängel zu erkennen.

Kann man auch bei Hals und Kopfplatte machen. So hab ich bei Gitarre und Bass auch schon defekte geschlossene Mechaniken und lose Unterlegscheiben der Mechanik aufgespürt.

Schade, daß ich das nicht aufgenommen hab.
Aber ich hab da noch eine mit Schnarren behaftete "moderne" Uke, die ich mal akustisch vorführen kann...
Sollte man mit Kopfhörer höhren.
https://www.dropbox.com/s/hyns8lti4m9zadm/Schnarren.mp3?dl=0
Verursacher für das Schnarren ist hier eine lose Leiterplatte im eingebauten Preamp.

ZitatWie provozierst Du das Schnarren

Eigentlich provoziere ich ja nur die defekte Stelle, Geräusche zu machen.
Ein medizinisches Stetoskop (ca. 3 € ebay) würde beim Abklopfen auch gute Dienste leisten.

Möglicher Störquellen:

- Lang überstehende, Saitenenden.
- Lose Schrauben, Unterlegscheiben und Wirbelköpfe (Pegs)
- Defekte Mechaniken
- Lose Kabel, klappernder Preamp.
- Geräusche im Sattel (Sattelkerben)
- Krummer Hals, schlecht eingeschlagenes Bundstäbchen
- Auflagefläche Saite auf Stegeinlage (Sitarähnlich) und Auflagefläche Stegeinlage in Brücke
- Lose Brücke
- Lose Beleistung
- Ablösung Decke, oder Boden
- Trockenrisse
- Fremdkörper im Korpus
- Resonanzen durch defekte Saite
- Resonanzen im Raum (Omas Sammeltasse klirrt auf dem Untersetzer)
- Hemdknopp des Ärmels auf der Decke

Mehr fällt mir nicht ein.
Ukulelen: Nur Schrott

allesUkeoderwas

Schade, wenn auf derartige Abhandlungen kein réponse kommt.
Über schnarrende Instrumente list man hier ja ziemlich häufig.
Fragt man sich natürlich, ob man sich die Arbeit für derartige Tipps nicht besser spart.  ::)
Ukulelen: Nur Schrott

uhol

Ich finde das super. Allerdings schnarrt bei meinen Ukulelen noch nix, aber wenn, weiß ich ja jetzt wo ich gucken muss.

Viele Grüße
Uwe
Und wenn Du denkst Du brauchst nix mehr, kommt irgendwo ´ne Brüko her...

Knasterbax

#5
Lieber Jogi,

tut mir leid, dass ich doch nicht zum Antworten kam. Aber manchmal schieben sich dringende Dinge vor das Hobby...

Ich hatte meine Schnarr-Uke resigniert weggepackt, und als ich sie jetzt wieder rausgekramt habe, schnarrte da nix mehr! Insofern steht die Umsetzung Deines Klopf-Tipps erstmal noch aus.

Wieso es jetzt nicht mehr schnarrt - darüber kann man natürlich auch wieder fröhlich spekulieren: Die Uke war  noch relativ neu; hat sich da im Zuge der Akklimatisierung was zurechrgebogen? Fragen über Fragen...

Guten Rutsch!
Matthias
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

allesUkeoderwas

Hi Matthias,

das mit dem réponse war jetzt nicht auf Dich persönlich gemünzt, mir fiel nur in letzter Zeit immer häufiger auf, das Beiträge zwar sehr häufig gelesen werden, aber keine Rückmeldungen kommen. Und ein lebendiges Forum lebt ja nunmal von Austausch und Diskussion.

Zitat von: Knasterbax am 30. Dez 2017, 09:25:53
Ich hatte meine Schnarr-Uke resigniert weggepackt, und als ich sie jetzt wieder rausgekramt habe, schnarrte da nix mehr!

Sich selbst reparierende Mängel sind immer die besten.  :D
Kann aber auch klimatisch bedingt sein.
Spannungsrisse und fehlerhafte Leimstellen, die unter Spannung stehen melden sich nur sporadisch.

Gruß, Jogi
Ukulelen: Nur Schrott

Frolicks

#7
Gerad zwischeen diesen ganzen Jahresendfesten ist ja immer ein bisschen was los... Und wenn nichts los ist, dann kommt so ein kompetenter Paketlieferdienst wie der DPD und sorgt für Ärger... Fahrer unfähig, die Haustür zu finden, Straße ist nämlich für Autos gesperrt, da müsste man ca. 20m laufen. Haben die Fahrer aber meist keinen Bock drauf. Also liest er auch nicht den Zettel, dass er beim Nachbar klingeln soll. Und findet auch nicht den Briefkasten, wo hinein er den Zettel legen könnte, dass ich das Paket am nächsten Tag im Paketshop abholen könnte...

Statt dessen nimmer das Paket einfach wieder mit zurück ins Paketzentrum...
...also liegt die hübsche Uke aus hawaiianischem Koa jetzt wieder in irgendeinem unterkühlten Paketzentrum, und wie es aussieht, wird sie da bis nächstes Jahr liegen... ich könnte kotzen...

Sorry fürs OT.

aber zu deinem Beitrag: Ich möchte zur Klarstellung noch mal anmerken, dass es sich bei meiner Uke weniger um ein Schnarren handelt, als vielmehr einen eingebauten Verzerrereffekt, der alle Saiten und Töne gleichermaßen betrifft. Egal wie und was cih drauf spiele. Das spricht aber in der Tat für das von Jogi beschriebene Problem mit einer sich lösenden Beleistung. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen, dass bei meiner Brüko mal zu überprüfen. Ich versuche das baldest möglich nachzuholen. dann gebe ich gern noch mal eine Rückmeldung.
I plink, therefore I am.

Ukehauer

#8
Ein paar Anmerkungen zum Thema Schnarren:

Wer Englisch kann, dem empfehle ich die Seite Frets.com - Buzz Diagnostics. Da werden verschiedenste Ursachen und Lösungen vorgestellt.

Aus eigenen Erfahrungen mit unseren (selbstgebauten) Instrumenten habe ich einige zum Teil erstaunliche Punkte entdeckt, die für Schnarr-, Summ- und sonstige ungewollte Geräusche verantwortlich waren.

Nr. 1 in meiner Liste sind die Mechaniken - sind alle Schrauben noch fest (Korpusverbundschrauben und Flügelschrauben)? Ich habe schon mal eine Stegeinlage stundenlang bearbeitet, weil ich ganz deutlich das Schnarren vom Steg her gehört habe - half alles nichts, dann habe ich zufällig gesehen, dass eine der Flügelschrauben nicht mehr fest zugeschraubt war.... das war das erste Mal. Lesson learned.

Mit Abstand danach kommen: Sattel, Stegeinlage und Bünde prüfen.

Bei unserer allerersten selbst gebastelten Ukulele hatten wir tatsächlich mal eine Leiste, die sich an einem Ende von der Decke abgelöst hatte - da haben wir Hautleim über einen kleinen Schlauch eingeführt und dann mit Magneten die Stelle wieder zusammengezogen. Ich wundere mich aber, dass das bei euch so oft vorkommt. Eigentlich heißt es, dass das Holz eher reißen wird als der Leim, zumindest bei Hautleim unter normalen Bedingungen. Unser Fall damals schreibe ich eher der Unerfahrenheit zu - ob am Anrühren des Leims, Leimtemperatur korrekt einstellen, Holz- und Umgebungstemperatur während des Klebens usw. usf.



Hummel

Naja, die alten Schätzchen kommen ja oft auf verschlungenen Wegen zu ihren Besitzern. Da passsieren wohl Dinge die von uns keiner seiner Uke antun würde.

allesUkeoderwas

Alte Schätzchen haben ja schon so einige Jahre auf dem Buckel...
Damit verbunden u.U. auch die Lagerung auf dem Dachboden, oder im Keller.
Hinzu kommt, daß sie mit Knochenleim (Glutenleim) geklebt wurden.
Alter Knochenleim ist aber nicht so haltbar wie moderner, modifizierter Knochenleim.
Er ist anfällig  gegen  holzschädigende  Organismen.
Bakterien und Pilzbefall (die fressen die organischen Substanzen) ist keine Seltenheit.
Tierische  Leime  sind  nicht Wasser- und Hitzebeständig,  schwinden  stark  und  werden  spröde.
Ihre  Klebekraft  verringert sich mit zunehmenden Alter.

Ich hab noch eine Brüko Guitarlele aus den 60ern, bei der sich trotz sachgemäßer Lagerung die Verleimung löst.
Eine Otwin Jazzgitarre aus den 20ern ließ sich ohne großen Aufwand fast komplett zerlegen.
Bei meinem alten Jugendstilschreibtisch aus den 20ern das gleiche.

Die englischsprachige Seite ist sehr schön und ausführlich.
Bestätigt auch meine kurze Liste möglicher Ursachen.
Leider gibt sie jedoch keine Tipps, wie man diese unerwünschten Störgeräusche genau lokalisieren kann.
Das Orten mit bloßem Ohr ist meist schwierig, bis unmöglich, da das Geräusch von überall zu kommen scheint.

Das Verkleben mit Schlauch hatte ich ja auch schon beschrieben...

ZitatFalls sich eine Stelle im Innern des Korpus nur teilweise löst, kann man das auch mit dünnflüssigem Kleber in einer Einmalspritze mit Schlauch kleben.

Hilft schnell, ist allerdings Pfusch, da selbst dünnflüssiger Kleber nicht überall hinfließt und die Klebestelle auch nicht vorher gesäubert wurde.
Für eine sachgerechte, dauerhafte Restaurierung würde ich sowas nicht empfehlen.

Mein bisher nervigstes Störgeräusch war ein winzigkleiner abgescherter Knoten von einer Saite in meiner Reso.

Ukulelen: Nur Schrott